Die republikfeindlichen Parteien (NSDAP, DNVP und KPD) waren von Anfang an stark vertreten.
Nein, nicht ganz korrekt! Die NSDAP hatte bei den Reichstagswahlen 1928 lediglich 2,6 Prozent und war eine marginale politische Kraft.
Die Weltwirtschaftskrise war der Katalysator, der die Wählerwanderung in Schritten, so die These von Falter und anderen auslöste und das beste "reguläre" Ergebnis im Jahr 32 mit 37 Prozent hervorbrachte, das im November 32 dann zurückging auf 33 Prozent (Falter u.a. Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik, S. 44).
Der Verlauf der der deutschnationalen, rechtsextremen DNVP war bis 28 deutlich besser wie bei der NSDAP. Ein Großteil der Wähler wanderte in den folgenden Wahlen dann zur NSDAP.
Die KPD lag zwischen 10 und ca. 15 Prozent in den zwanziger und dreißiger Jahren.
Es trifft zu, das parteipolitisch organisierte Widerstandspotential gegen die Weimarer Republik von extrem links und extrem rechts bei ca. einem Drittel zu verorten.
Unabhängig davon trifft für die politische Kultur der Weimarer Republik sicherlich auch zu, dass die republikanische politische Kultur und ihre demokratischen Spielregeln nicht fest verankert waren.
Sehr deutlich kann man das im Fall von Brüning (Memoiren 1918-1934) erkennen, der obwohl aus dem "Zentrum" kommend, auf eine Restauration der Monarchie in der Weimarer Republik hingearbeitet hatte und maßgeblich mit gewirkt hat, die SPD im Reichstag zu schwächen.
Also befürwortete die Mehrheit der Weimarer Bevölkerung die Demokratie.
Das können wir nicht sagen. Wir haben wohl das "Stresemann-Syndrom", der als "Republikaner aus Vernunft" bezein durcheichnet worden ist (vgl. H.A. Turner: Stresemann - Republikaner aus Vernunft). Allerdings gab es sicherlich auch überzeugte Demokraten, deren Bedeutung jedoch schwer zu quantifizieren ist. Dennoch waren sie mageblich an der Stabilisierung der Weimarer Republik beteiligt und bis zur Weltwirtschaftkrise hatte man eine durchaus beachtliche Agenda seit 1918 abgearbeitet.
Erst bei Eintritt der Weltwirtschaftskrise 1929 bekamen radikale Kraefte Aufwind.
An diesem Punkt und vor dem Hintergrund der bisherigen Darstellung erklärt sich der Erfolg von Hitler im Zuge der Weltwirtschaftskrise aus dem Wunsch nach einem "starken" Mann. Ein Wunsch, der durch die politische Sozialisation im Kaiserreich und durch den "Ersatz-Kaiser" Hindenburg noch latent stabilisiert worden ist.
In seiner Studie zur "Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten Reichs" zeigt Fromm das Potential auf, das viele Wähler eine Lösung der durch den Kapitalismus verursachten Wirtschaftskrise wollten. Und die schlichteste und einfachste Antwort ist normalerweise der Ruf nach dem "Retter", dem "starken Mann" (manchmal auch eine überhöhte "TinA"-Frau) oder historisch nach dem "Führer". Der sich dann ja auch sehr militant und brutal aufgedrängt und inszeniert hatte (vgl. L. Herbst: Hitlers Charisma. Die Erfindung eines deutschen Messias).
Und das radikale Kräfte an Bedeutung gewannen, war auch kein "automatischer Prozess". Diese Entwicklung resultierte u.a. auch aus zwei Veränderungen moderner Gesellschaften:
- der Möglichkeit von Massenmedien gezielt politisch zu manipulieren, Und das erfolgte durch Hugenberg und seine Presse sehr intensiv im Sinne der radiaklen deutsch-nationalen Kräfte. Von denen auch Hitler und seine NSDAP profitieren konnten.
- der zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft, die die traditionellen sozialen Kontrollen und Sicherheiten aufgehoben hatte und so das Individuum "schutzloser" machte gegenüber einer politisierten Gesellschaft und einer zunehmend "entfesselten" Wirtschaft und ihrer Krisen.