Schwedens Neutralität im 2.WK

>Krediterna ökade Sveriges export till Nazi-Tyskland vilket var betydligt viktigare för tyskarna än den omstridda permittenttrafiken. Det skriver historikern och ambassadören Krister Wahlbäck samt Bo Hammarlund, arkivarie i Regeringskansliet.
[...]
Tyskarnas krav på krediter blev en följetong under kommande år. Beslutet i april 1941 var såvitt vi vet den första bräschen som tyskarna lyckades slå i det svenska motståndet. Dock måste sägas att de önskemål som kom från tysk sida vid detta tillfälle framfördes i mjuka ordalag. Någon hotfull underton har i varje fall ingen noterat.<

Vielleicht ist das ja in Schweden unbekannt, dann wäre es eine Fundgrube für weitere Zeitungsmeldungen:

Sven Radowitz: Schweden und das "Dritte Reich" 1939-1945: Die deutsch-schwedischen Beziehungen im Schatten des Zweiten Weltkrieges.
Klaus Wittmann: Schwedens Wirtschaftsbeziehungen zum Dritten Reich 1933-1945.

Die "Musik" hängt im April 1941 nicht bei den Finanzierungen, sondern beim "Durchmarschrecht" und den Versorgungslinien für den Angriff auf die Sowjetunion. Hier wurde mit massivem Druck versucht, Schweden zum Kriegseintritt zu bewegen, da natürlich deutscherseits die Verwicklung Finnlands in den Krieg vorhersehbar war (und vorbereitet wurde).
 
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@Silesia: Die "Musik" hängt im April 1941 nicht bei den Finanzierungen, sondern beim "Durchmarschrecht" und den Versorgungslinien für den Angriff auf die Sowjetunion. Hier wurde mit massivem Druck versucht, Schweden zum Kriegseintritt zu bewegen, da natürlich deutscherseits die Verwicklung Finnlands in den Krieg vorhersehbar war (und vorbereitet wurde).

Wurde ein Durchmarsch nicht auch von britischer und französischer Seite 1939/40 angestrebt, um Finnland im Winterkrieg gegen Stalin zu unterstützen und wenn möglich, Schweden als Partner für deas Reich auszuschalten? Parallel gab es auch Planspielchen, die Erdölfelder von Baku vom Syrien (frz. Protektorat) aus zu bombardieren: Nach dem Westfeldzug wurden die erbeuteten Dokumente prompt Stalin präsentiert.
 
Wurde ein Durchmarsch nicht auch von britischer und französischer Seite 1939/40 angestrebt, um Finnland im Winterkrieg gegen Stalin zu unterstützen und wenn möglich, Schweden als Partner für deas Reich auszuschalten?

Ganz genau, es gab dazu die zitierten Planungen.

Schweden unterstützte allerdings Finnland bereits direkt durch Waffenlieferungen, ebenso Italien, um die großen Beiträge zu nennen. Das deutsche Reich sperrte die Eisenbahn-Durchgangstransporte von Italien nach Finnland.
 
Ernst Wigforss - Wikipedia, the free encyclopedia

Zu erwähnen ist, dass von deutscher Seite massiv Staatskredite gefordert wurden (Wittmann, S. 271 sowie ADAP). Wenn die schwedische Seite (der Finanzminister) hier intern gegen Widerstände gearbeitet hat, dann würde ich zunächst einmal Absichten annehmen, die in besonderem Maße lagebedingt waren.

Wigforss eine freiwillige, freihändige Unterstützung des NS-Regimes zu unterstellen, ohne Schwedens Situation 1940/1941 zu beachten, ist wohl zu kurz gesprungen. Über die SoPaDe und die europäische Sozialdemokratie dürfte er hinreichend unterrichtet gewesen sein, was läuft. Das schwedische "appeasement" auf Regierungsebene gegenüber Deutschland dürfte in diesem Zeitraum davon bestimmt gewesen sein, sich stets nur etwa 6 Wochen von einer deutschen Invasion entfernt zu befinden. Da die Aufteilung der Interessensphären SU/DEU inzwischen europaweit bekannt war und die sowjetische Linie in Finnland endete, konnte man sich leicht ausrechnen, wer da hätte helfen können: nämlich niemand.

Ich lasse mich aber gern überzeugen, dafür wäre ich auf die Fakten gespannt.
 
Im obigen Artikel der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter wird - erneut - auf die "Fünfte Kolonne" der NSDAP verwiesen, unter Bezugnahme auf einen Fund im Bundesarchiv Berlin. Schon in der Ausgabe vom 22. Oktober 2009 wurde darüber berichtet.

Erst im Jahre 2009 wurde in Schweden durch einen Arichivfund bekannt, dass die sozialdemokratische Regierung in Schweden Hitler-Deutschland nicht nur - wie bereits bekannt - den Transfer von Truppen und Versorgungsgütern (Stahl!) aus und nach dem besetzten Norwegen gestattet hatte, sondern darüber hinaus einen beträchtlichen Kredit eingeräumt hatte. Die entsprechende Belegstelle liefere ich nach.

Norweger sollen folgende Charakteristik über sich und ihre germanischen Nachbarn erfunden haben (nur sinngemäße Wiedergabe aus dem Gedächtnis):

Zur Besetzung Norwegens brauchte Hitler-Deutschland einige Wochen, zur Besetzung Dänemarks einige Tage - und zur praktischen Besetzung Schwedens nur einen Telefonanruf.

Zum „schwedischen Wohlverhalten“ gegenüber NS-Deutschland siehe aber auch:
Rettung der dänischen Juden – Wikipedia
Dort steht folgendes:

"Duckwitz reiste heimlich ins unbesetzte Schweden, wo er dortige Regierungsstellen über die bevorstehende Massenflucht informierte, so dass diese die Möglichkeit hatten, sich durch Bereitstellung der Ferienheime auf die Situation sehr kurzfristig einzustellen. 7000 der 8000 dänischen Juden konnten damals in einer Nacht- und Nebelaktion über den Öresund, das Kattegat und die dänische Ostseeinsel Bornholm nach Schweden geschmuggelt werden".

Du solltest bei Deiner Bewertung der schwedischen Politik im 2. WK beachten, dass die Rettung der dänischen Juden nur deshalb möglich war, weil Schweden es geschafft hat - wenn auch zum Preis der von Deutschland erzwungenen "wohlwollende Neutralität" (vgl. die Hinweise von silesia) - seine Souveränität zu bewahren. Auch für eine Vielzahl von Emigranten und Flüchtlingen war Schweden eine Insel der Rettung im faschistisch oder kommunistisch beherrschten Osten Europas, z.B. für Willy Brandt, aber auch für dessen Freunde aus der norwegischen Arbeiterbewegung. Deshalb finde ich es doch sehr fraglich, Schweden bzw. die schwedische Regierung als "Fünfte Kolonne" der NSDAP zu bezeichnen. Wenn Schweden wirklich eine "Fünfte Kolonne" gewesen wäre, wären die politisch Verfolgten und Juden, die in Schweden Asyl fanden, nach Deutschland ausgeliefert worden (was zum Glück nicht geschehen ist).
 
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Ein Schlaglicht wirft auch das Telegramm der deutschen Botschaft Stockholm vom 22.6.1941 (Tag des Angriffs auf die SU):

"Für Herrn Reichsaußenminister persönlich:

Habe heute, 8.30 Uhr, ... mit Schwedischem Außenminister politische Einstellung Schwedens zu Rußlandkonflikt und deutschen militärischen Wünschen eingehend erörtet. Günther zeigte sowohl bei seiner politischen Grundeinstellung wie auch zu Gesamtheit deutscher militärischer Wünsche ausgesprochenes Verständnis. Diskussion, die um Truppentransporte und sonstige von uns gewünschte Maßnahmen geführt wurde, diente offensichtlich dazu, ihm selbst Argumente für notwendige Auseinandersetzung innerhalb schwedischen Kabinetts zu verschaffen.
...
Schwedische Presse wird von Außenminister entsprechend gesteuert werden.
..."

ADAP D, XII.2, Nr. 608.

Hier handelt es sich um die Wahrnehmung des deutschen Gesandten, die nicht mit den Absichten der schwedischen Regierung übereinstimmt. Das angeblich gezeigte "Verständnis" ist in den Kontext der deutschen Bedrohung und der Abhängigkeit von deutschen Kohlelieferungen zu stellen.

Im übrigen herrschte europaweit, selbst auf britischer Seite die Befürchtung, dass die Sowjetunion dem Angriff keine 3 Monate standhalten könne. Nimmt man das mit auf die Rechnung, kann man leicht antizipieren, wie die Schwedische Regierung ihre Position gegenüber dem Deutschen Reich in naher Zukunft befürchten mußte.

Umgekehrt zeigt die Notiz, mit welcher Selbstsicherheit die deutsche Diplomatie Forderungen gegen eine neutrale Macht für die Zwecke ihres Angriffskrieges formulierte. Bezüglich verweigerter "Durchmarschrechte" dürfte in Schweden das Benelux-Beispiel vom Mai 1940 und das Beispiel Belgiens vom August 1914 durchaus präsent gewesen sein.
 
Ein Schlaglicht wirft auch das Telegramm der deutschen Botschaft Stockholm vom 22.6.1941 (Tag des Angriffs auf die SU):

"Für Herrn Reichsaußenminister persönlich:

Habe heute, 8.30 Uhr, ... mit Schwedischem Außenminister politische Einstellung Schwedens zu Rußlandkonflikt und deutschen militärischen Wünschen eingehend erörtet. Günther zeigte sowohl bei seiner politischen Grundeinstellung wie auch zu Gesamtheit deutscher militärischer Wünsche ausgesprochenes Verständnis. Diskussion, die um Truppentransporte und sonstige von uns gewünschte Maßnahmen geführt wurde, diente offensichtlich dazu, ihm selbst Argumente für notwendige Auseinandersetzung innerhalb schwedischen Kabinetts zu verschaffen.
...
Schwedische Presse wird von Außenminister entsprechend gesteuert werden.
..."

ADAP D, XII.2, Nr. 608.

Hier handelt es sich um die Wahrnehmung des deutschen Gesandten, die nicht mit den Absichten der schwedischen Regierung übereinstimmt. Das angeblich gezeigte "Verständnis" ist in den Kontext der deutschen Bedrohung und der Abhängigkeit von deutschen Kohlelieferungen zu stellen.

Im übrigen herrschte europaweit, selbst auf britischer Seite die Befürchtung, dass die Sowjetunion dem Angriff keine 3 Monate standhalten könne. Nimmt man das mit auf die Rechnung, kann man leicht antizipieren, wie die Schwedische Regierung ihre Position gegenüber dem Deutschen Reich in naher Zukunft befürchten mußte.

Umgekehrt zeigt die Notiz, mit welcher Selbstsicherheit die deutsche Diplomatie Forderungen gegen eine neutrale Macht für die Zwecke ihres Angriffskrieges formulierte. Bezüglich verweigerter "Durchmarschrechte" dürfte in Schweden das Benelux-Beispiel vom Mai 1940 und das Beispiel Belgiens vom August 1914 durchaus präsent gewesen sein.
Alle müssen wohl wissen, dass Schweden seit der Ockupation auf Dänemark und Norwegen in April 1940 in einem sehr schweren Drück von Deutschland stand! Noch slimmer wurde es von juni 1941, da Schweden also wurde in allem Himmelsrichtungen von Deutschland umgeringt. Die Seefahrt nach England und Amerika wurde geschlossen, aber Schweden könnte zu einem sehr begrenzet Geleitverkehr sich verhandelt.

Schweden war, weil man in keinem Krieg seit 1814 teilgenommen hat, sehr schlecht gerüstet. Die erste Kriegsjahren hatte man nur c:a 200 Flügzeugen, beinahe alle unmoderne, und ungefär 100 leichte Panzerwagen, auch ziemlich unmoderne. Im finnischen-rüssichen Krieg bis März 1940 hatte man dennoch Waffen und Ausrüstung, u.a. ungefär 200 Pak und Flak von Bofors, nach Finnland gesandt und auch mit c:a 8000 Freivillige teilgenommen.

Schweden war leider gezvungen, als der Krieg in Norwegen juni 1940 var zu Ende, zu gestatten der sogenannte Transitverkehr uber schwedische Eisenbahn mit Manschaft, Waffen und übrige Ausrüstung nach Norwegen.

Die schwedische Regeirung war eine Sammlungsregierung mit representanten von allen demokratischen Partien (also ohne Kommunisten) aber mit einem sozialdemokratischen Majoritet und Premiärminister, Per-Albin Hansson.

In Juni 1941 war auch Schweden gezvungen die sogenannte Engelbrechtsdivision, ungefär 15000 Manschaften mit Materiel, von Norwegen nach Finnland über schwedischen Eisenbahn transportieren. Doch hatte man erklärt und unterstrichen, dass es ein Einmalszugeständnis war. Als die deutschen mit neuen Fordeungen für Transporten über schwedische Eisenbahn wiederkam, wurde die abgeschlagen. Die deutsche Botschaft in Stockholm hatte sich beklagt: "Man tut was man gezvungen ist, keinen Schritt ist wirklich freivillig"!

Nach der Kriegsvende 1942-43 wagte Schweden seine Politik gegen Deutschland verändert und die Transitverkehr nach Norge hatte im Sommer 1943 aufgehört. Schweden hatte da auch eine bedeutente Militärische Kraft bekommen.

Das schwedische Volk und auch die politische Leitung hatte immer während der Kriegsjahren die grösste sympatien für die Westallierte. Diese hatte auch oft ein gross Verständnis für Schwedens schwere Situation gezeigt. Schweden begann also Platz zu machen für die Westalliertes Forderungen.



(P.S! Diese ist auch eine deutsche Sprachübung.....)
 
Moment,

hier muss man unterscheiden zwischen "Winterkrieg" 39/40 und 2. Weltkrieg ab 1941.
Im Winterkrieg gab es eine ganz erhebliche Anzahl von Freiwilligen für Finnland aus allen Skandinavischen Ländern. (auf die dänischen zB setzten die Deutschen 1941 größere Hoffnungen, womit man sich aber geschnitten hatte)
Was im 2. Weltkrieg weitgehend ausblieb.


Es gab sogar ein amerikanisches Sanitärkorps, war letztens in einer Doku im Fernsehen.
 
In http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1974_4.pdf gibt es ein sehr detaillierter Artikel, HANS-JORGEN LUTZHOFT. DEUTSCHLAND UND SCHWEDEN WÄHREND DES NORWEGENFELDZUGES (9. april - 10. juni 1940).

Es handelt um die Schwierigkeiten Schweden hatte wegen der starken deutschen Presse, die Neutralitet zu bewahren.

Man muss sagen, dass die Nachgiebigkeit gering war! Die Erlaubnis für den deutschen Werkehr mit Truppen und Kriegsmateriel nach Norwegen kam also nach den Norwegern kapituliert.

Und eine Verdeutlichung zu oben schreiben: Bis die deutsche-sovjetische Kriegsausbruch juni 1941 hatte man einen sehr begrenzet Seewerkehr mit England und über Atlanten von dem finnischen Hafen Petsamo. Aber die grosse Seefahrt über Skagerack war schon april 1940 von deutschen Minen gesperrt. Erst in September 1940 konnte Schweden durch Erlaubnis von beiden kämpfenden Parten einen sehr begrenzete Geleitverkehr beginnen. Beide Parten hatte davon Interesse: Deutschland wollte die schwedische Produkten (Eisen, Maschinen u.s.w.) erhalten und England/USA wollte vorderst die schwedische Neutralitet stärken.

(P.S! Diese ist auch eine deutsche Sprachübung.....)
 
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Hierzu Literaturtipp:

Radowitz, Schweden und das Dritte Reich 1939 - 1945, in Beiträge zur Deutschen und Europäischen Geschichte.
 
Der Schwede,
ganz so uneigennützig waren die Engländer dann doch nicht , sie bezogen Kriegswichtige Kugellager die mit Flugzeugen wie der Moskito oder Schnellbooten aus Schweden geholt wurden .
 
Der Schwede,
ganz so uneigennützig waren die Engländer dann doch nicht , sie bezogen Kriegswichtige Kugellager die mit Flugzeugen wie der Moskito oder Schnellbooten aus Schweden geholt wurden .
Kullager und andere vichtige Waren wollte Schweden nach sowohl Deutschland als England exportieren, aber es war natürlich leicht über die Ostsee und beinahe unmöglich über die Nordsee. Der gefährliche Export mit brittische Schnellbooten, nur acht Reisen, war 1943-1944. Die meisten Kugellager bekam also natürlich Deutschland.

Schweden hatte auch Kugellagerfabriken in Schweinfurt, der die Allierte 1944 zerstörte.

Schweden bekam für seinen grossen Eisenexport und mehr nach Deutschland sehr wichtige Waren, auch eine menge Waffen für seine Verantwortung.

(P.S! Diese ist auch eine deutsche Sprachübung.....)
 
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Es gibt ja verschiedene Formen von Neutralität, das eine ist was der Volksmund unter Neutralität versteht, das andere sind die unterschiedlichen Formen der Neutralität und ihre Unterformen.

Was für eine Neutralitätspolitik betrieben denn die Schweden während des zweiten Weltkrieges?

War es eine gewöhnliche oder dauerende Neutralität?

Betrieben sie innerhalb ihrer Neutralität eine integrale, differnzielle oder eine wohlwollende Neutralität?

Damit es einfacher ist meine Frage zu beantworten, hier noch die Erklärung der Begriffe:

Gewöhnliche Neutralität
Ein Staat kann sich für einen konkreten internationalen Konflikt neutral erklären. Diese Neutralität hat keine Wirkungen in die Zukunft, sondern gilt nur für diesen einen Konflikt.

Dauerende Neutralität
Der dauernd neutrale Staat verpflichtet sich in jedem Fall von allen, auch zukünftigen Konflikten fernzuhalten. Dies kann er durch einen Vertrag oder eine einseitigen Willensbekundung tun. Diese muss dann mindestens von einem andern Staat anerkannt werden. Der dauernd Neutrale muss sich von aktuellen und zukünftigen Konflikten fernhalten. Daneben ist er verpflichtet, seine Neutralität und seine Unabhängigkeit zu verteidigen. Dies bedeutet, dass der Neutrale sich in Friedenszeiten so verhalten muss, dass er nicht in einen Krieg verwickelt werden kann. Der dauernd Neutrale ist laut Gewohnheitsrecht dazu verpflichtet, eine entsprechende Landesverteidigung aufzubauen. Deshalb spricht man auch von einer dauernd bewaffneten Neutralität.

Integrale oder absolute Neutralität
Vollumfängliche Anwendung des Neutralitätsrechts wie es sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert herausgebildet hat.

Differentielle Neutralität
Die Beteiligung eines neutralen Staates an wirtschaftlichen, jedoch nicht militärischen Sanktionen einer kollektiven Sicherheitsgemeinschaft (Völkerbund, Vereinte Nationen) gegen einen Aggressor.

Wohlwollende Neutralität
Bis 19. Jahrhundert zulässige Begünstigung einer Kriegspartei durch staatliche Kriegsmateriallieferungen, die Gewährung des militärischen Durchzugs oder das zur Verfügungsstellen von Söldnern.
 
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Schwedens Neutralität

Guten Morgen,

während dem zweiten WK verhielt sich Schweden neutral. Gleichzeitig half die Schwedische Botschaft Juden und bewahrte diese vor Schikanen und Haft durch sogenante Schutzpässe. Es gab Diplomaten wie Wallenberg, die ihr Leben aufs Spiel setzten und ihre Befugnisse dafür benutzten um jüdische Mitmenschen zu retten.

Den Nazigrößen war das bekannt, auch wurden die einzelnen Diplomaten verfolgt, dennoch blieb Schweden neutral, wie gelang dem Land diese Gratwanderung zwischen Hilfe und Neutralität?
 
Guten Morgen,

während dem zweiten WK verhielt sich Schweden neutral. Gleichzeitig half die Schwedische Botschaft Juden und bewahrte diese vor Schikanen und Haft durch sogenante Schutzpässe. Es gab Diplomaten wie Wallenberg, die ihr Leben aufs Spiel setzten und ihre Befugnisse dafür benutzten um jüdische Mitmenschen zu retten.

Den Nazigrößen war das bekannt, auch wurden die einzelnen Diplomaten verfolgt, dennoch blieb Schweden neutral, wie gelang dem Land diese Gratwanderung zwischen Hilfe und Neutralität?

Was verstehst du denn unter Neutralität? Es gibt wie ich schon geschrieben habe verschiedene Arten von Neutralität. Sprichst du nun von Neutralitätsrecht oder Neutralitätspolitik? Das musst du unterscheiden.

Schweden hat zum Beispiel Eisenerz an Deutschland geliefert. Hat aber auch Flüchtlinge aufgenommen. Durfte denn Schweden laut Neutralitätsrecht Deutschland mit Kriegsmaterial beliefern? Oder geht das dann schon in die Neutralitätspolitik hinein. Wie unterscheidest du denn das?
 
Guten Morgen,

während dem zweiten WK verhielt sich Schweden neutral. Gleichzeitig half die Schwedische Botschaft Juden und bewahrte diese vor Schikanen und Haft durch sogenante Schutzpässe. Es gab Diplomaten wie Wallenberg, die ihr Leben aufs Spiel setzten und ihre Befugnisse dafür benutzten um jüdische Mitmenschen zu retten.

Welche schwedische Botschaft meinst du denn und zu welcher Zeit?

Das war die Botschaft in Ungarn, genauer in Budapest. Raoul Wallenberg kam im Juli 1944 nach Budapest und begann mit Carl Lutz einem Schweizer Gesandten (Leiter der Schweizer Botschaft in Budapest) die Schutzpässe auszustellen. Carl Lutz machte dies bereits ab Mai 1944. Ab Juli arbeiteten die beiden dann zusammen. Da Wallenberg 1945 auf mysteriöse Weise verschwand wurde er Weltweit bekannt. Carl Lutz Tätigkeit blieb hingegen lange ungewürdigt.

Nun kann man sich die Frage stellen, hat das was mit der Neutralitätspolitik von Schweden oder der Schweiz zu tun. Kann man es da einordnen oder sind hier einfach zwei Menschen die Helfen wollten? Und dank ihrer Position dies auch tun konnten?
 
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Ich meinte Neutralität bezüglich der Tatsache, dass Schweden nicht aktiv kämpfen musste und auch nicht direkt angegriffen wurde, was in meinen Augen erstaunlich ist. Ein Angriff auf Schweden hätte ja den Verteidigungsfall bedeutet, aber Schweden hielt sich stattdessen raus, wenn man davon absieht, dass sie über Truppen verfügten. Aber Fakt ist: sie haben sie nicht benutzt, das war mit Neutralität gemeint.

Die Aufnahme von Flüchtlingen hat für mich mit Neutralität nichts zu tun, eher mit Moralvorstellungen, Schweden hat in meinen Augen seine Menschlichkeit bewahrt.

Auch wirtschaftliche Interaktion hat meiner Meinung nach nix mit dem Thema Neutralität zu tun, denn ich finde kein Land kann wirklich für sich haushalten, aber das ist nur meine Meinung.

Zu Wallenberg:
Ja ich meinte die Botschaft in Budapest.
Wallenberg wurde ja erst später ein Mitarbeiter der Botschaft, also war es ihm wohl nicht möglich dank seiner Position zu helfen, sondern er suchte diese Position gewollt aus um zu helfen, für mich ein kleiner Unterschied aber das nur am Rande.
Ich denke nicht, dass es nur bestimmte Personen waren, die helfen wollten, denn diese Schutzpässe waren ein hochoffizielles Dokumente. Wenn ich mir diese Dokumente ansehe, dann glaube ich nicht, dass diese ohne Wissen der Schwedischen Regierung entstanden sind. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass die schwedische Regierung ihr OK gegeben hat, was sie mindestens getan haben muss, wundere ich mich, dass der Zorn von Hitlers Anhängern nicht zu einer aktiven Auseinandersetzung geführt hat....
 
@dido

Du machst es Deinen Mitdiskutanten sehr schwer, die Fragen die Du stellst zu versuchen zu beantworten, da Du zwischen ganz verschiedenen Ebenen agierst.

Ein Versuch.

Die Neutralität eines Staates ist zuersteinmal ein staatsrechtliches bzw. völkerrechtliches Problem. Dabei kann die Neutralität eines Staates viele Facetten aufweisen. Diese reichen von "nicht kriegsführend" bis wohlwollende Neutralität. Historische Beispiele im II. WK., "nicht kriegsführend" Spanien in Bezug auf die UdSSR, es konnten Freiwillige in den Krieg gegen die UdSSR ziehen "Blaue Division"; oder wohlwollende Neutralität der USA in Bezug auf UK bis Ende 1941.

Dabei hat der jeweils neutrale Staat immer einen Spagat hinzulegen, zwischen der machtpolitischen Gefährdungslage, den eigenen Zielen in dem Konflikt, in dem man eigentlich neutral ist, dessen Ausgang aber dennoch kalkuliert werden muß und der völkerrechtlichen Interpretation der Neutralität. Ins Kalkül muß dabei auch die innenpolitische Lage des neutralen Staates und seine Wirtschafts- und Militärkraft gezogen werden. Dabei soll gelten, je peripherer der neutrale Staat vom eigentlichen Konfliktherd ist, desto einfacher hat er es, seine Neutralität zu behaupten. In der Übertreibung liegt die Anschauung. Paraguay hatte es einfacher bis Februar 1945 seine Neutralität aufrecht zu erhalten, als der Vatikan, die Schweiz oder Schweden.

Nun zu der Individualenebene. Die Schutzpässe waren letztlich meiner beschränkten diplomatischen/konsularischen Kenntnissen nach, einfach ein Einreisevisum für Schweden. Welche Wirkung hätten sie 1942/43 gehabt (?), im August 1944 sah die Sache schon anders aus, auch dem verbohrtesten SS-Offizier stand das "vae victis" vor Augen. Das Kgr. Schweden hätte auch im August 1944 niemals den Schutz der verfolgten Juden in Ungarn realiter duchsetzen können. Vielmehr kam R. Wallenberg die besonder völkerrechtliche Situation in Ungarn entgegen, immerhin war Ungarn mit dem DR bis Dezember 1944 verbündet. Dieses schmälert natürlich nicht den individuellen Mut und die Leistung von R. Wallenberg.

Die nächste Ebene, die Zeitebene des Konfliktes. Neutralität eines Staates bedeutet m.M. auch immer ein lavieren am jeweiligen Zeitstrang des Konfliktes, in dem der Staat neutral sein möchte. Im Fall Schwedens gab es m.E. keine militärische Option gegen das DR vorzugehen. Daß dabei Kompromisse eingegangen wurden, die ex post als nicht opportun erscheinen, war m.E. faktisch unvermeidlich.

Wäre so meine Herangehensweise an Deine komplexen Fragen.

M.
 
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Ich meinte Neutralität bezüglich der Tatsache, dass Schweden nicht aktiv kämpfen musste und auch nicht direkt angegriffen wurde, was in meinen Augen erstaunlich ist. Ein Angriff auf Schweden hätte ja den Verteidigungsfall bedeutet, aber Schweden hielt sich stattdessen raus, wenn man davon absieht, dass sie über Truppen verfügten. Aber Fakt ist: sie haben sie nicht benutzt, das war mit Neutralität gemeint.

Ganz raus hielten sich auch die Schweden nicht. So konnten Wehrmachtstruppen und später die Alliierten Truppen durch Schweden marschieren. Sie lieferten Material an die Achsenmächte. Also ganz raus hielten sie sich nicht. Da gibt es parallelen zur Schweiz.


Die Aufnahme von Flüchtlingen hat für mich mit Neutralität nichts zu tun, eher mit Moralvorstellungen, Schweden hat in meinen Augen seine Menschlichkeit bewahrt.

Schweden bemühte sich um wirtschaftspolitische Balance zwischen den Interessen des Deutschen Reiches und denn der Alliierten. Sie mussten dem Deutschen Reich politische Zugeständnisse machen um seine Unabhängigkeit zu behaupten. Schweden war ein Exil- und Asylland, hier muss man vor allem die Rettung der Juden aus Dänemark und Norwegen hervorheben.
Gegen Ende des Krieges übernahm Schweden eine wichtige Rolle in bei humanitären Hilfsaktionen.

Hier musst du eben die Situation anschauen. 1944 war die politische und militärische Lage anders, als 1940. Das spielt eine enorme Rolle.

Auch wirtschaftliche Interaktion hat meiner Meinung nach nix mit dem Thema Neutralität zu tun, denn ich finde kein Land kann wirklich für sich haushalten, aber das ist nur meine Meinung.

Natürlich hat das mit Neutralität zu tun. Dazu gibt die Rechte und Pflichten der neutralen Länder. Haagner Abkommen von 18. Oktober 1907. Und Neutralitätspolitik die jedes neutrale Land für sich definiert. Schweden exportierte wichtige Rohstoffe (Eisenerz, Holz) Lebensmittel und Industriegeräte ins Deutsche Reich. Es gibt da eben ganz viele Faktoren die man berücksichtigen muss.



Zu Wallenberg:
Ja ich meinte die Botschaft in Budapest.
Wallenberg wurde ja erst später ein Mitarbeiter der Botschaft, also war es ihm wohl nicht möglich dank seiner Position zu helfen, sondern er suchte diese Position gewollt aus um zu helfen, für mich ein kleiner Unterschied aber das nur am Rande.
Ich denke nicht, dass es nur bestimmte Personen waren, die helfen wollten, denn diese Schutzpässe waren ein hochoffizielles Dokumente. Wenn ich mir diese Dokumente ansehe, dann glaube ich nicht, dass diese ohne Wissen der Schwedischen Regierung entstanden sind. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass die schwedische Regierung ihr OK gegeben hat, was sie mindestens getan haben muss, wundere ich mich, dass der Zorn von Hitlers Anhängern nicht zu einer aktiven Auseinandersetzung geführt hat....

In wie weit die Schwedische Regierung etwas über die Schutzpässe wusste muss ich nachschauen. Die Schweizer Regierung zum Beispiel war nicht informiert über die Schutzpässe die Carl Lutz ausstellte.


1944 konnte die Wehrmacht nicht mehr in Schweden einmarschieren, wenn du darauf hinauswillst. Und Wallenberg war ja gefärdet, hatte aber Hilfe der ungarischen Polizei die ihn von den Pfeilkreuzer schützte.
 
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Nun zu der Individualenebene. Die Schutzpässe waren letztlich meiner beschränkten diplomatischen/konsularischen Kenntnissen nach, einfach ein Einreisevisum für Schweden.

Der Schutzpass ist eine Bestätigung, dass der Inhaber in das Schutzland einreisen wird. Hier eben nach Schweden. Der Inhaber und seine Wohnung wird unter den Schutz der ausstellenden Gesandtschaft gestellt. Deshalb miete ja Raoul Wallenberg sog. Schweden Häuser. Damit die Budapester Juden dort einziehen konnten.

Es war aber wie ich ja schon geschrieben habe nicht nur Wallenberg alleine der solche Pässe ausstellte. Hier mal eine Auflistung derer die 1944 solche Pässe ausstellten.

Salvadorianische Konsulatssekretär George Mandel-Mantello
Die Schweizer Diplomaten Carl Lutz, Harald Feller und Friedrich Born
Der Apostolische Nunitus Angelo Rotta

Bis Ende 1944 waren 33 000 Budapester Juden unter dem diplomatischen Schutz neutraler Staaten und des IKRK. Die Rote Armee marschierte dann am 18. Jan. 1945 in Budapest ein.
 
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