Untergang des römischen Reiches

Kiprian schrieb:
Die Wasserröhren der römischen Aquedukte und Bauwerke (oder das, was die Römer als Wasserröhren benutzten) wurden aus Blei hergestellt. Das hatte eine ungünstige Auswirkung auf die Gesundheit der Menschen und auf ihre Fähigkeit Kinder zu haben. Ihre Meinung?

Allerdings setzt sich durch das Wasser sehr schnell Kalk an den Rohren ab, so dass nur geringe Mengen Blei im Wasser enthalten waren. Außerdem gilt dieses Problem ja auch für andere Völker. Ähnlich wie die Theorien von Krankheitsepedemien, die haben ja auch andere Völker betroffen.

s.d.caes.
 
von der wasserohr-theorie hab ich auch gehört und im selben atemzug die anschlusstheorie, dass trinkgefäße aus blei und bronze giftig waren, da sich hier ja kein kalk ablagern kann..?! was meint ihr dazu?:fs:
 
Aber wenn eine Bleivergiftung die Römer untergehen ließ, stellt sich die Frage: Wie konnten sie dann aufsteigen??? Ich meine, den hohen Bleigehalt, der sicherlich höher war als heute, hatten sie nicht nur zur Zeit ihres Untergangs.

s.d.caes.
 
das werte ich auch als unlogisch, für mich wäre die bleitheorie höchstens eine begründung für eine leichte steigung der todesrate.:fs:
 
Wenn man jedes Symptom zur Ursache erklärt, dann verliert man den Überblick und ortet Vielschichtigkeit.

Es ist unbestritten, dass das R. Reich in der Soldatenkaiserzeit in seinen Grundfesten erschüttert wurde, die Strukturen zugrunde gingen und es sich zur Latifundienwirtschaft zurückentwickelt hatte.
Die Ursache dafür war die von den Soldatenkaisern durch massenhafte Münzprägung verursachte Inflation, die man als gallopierend bezeichen kann.

Es hat aber dann zumindest drei Reformkaiser gegeben, die versucht haben, die Infaltion wieder zu beseitigen: Aurelian, Diokletian und Konstantin den Großen.
Erst dem letzten ist das dann tatsächlich gelungen, weil er Gold und Silber der verschiedenen Tempel einfach beschlagnamte.
Konstantin wollte Alexander dem Großen nachfolgen und Persien erobern.
Dazu hat er die Hauptstadt nach Byzanz verlegt (und Konstantinopel genannt).
Dass der bevorstehende Kriegszug zuerst einmal Geld kosten wird, hat er auch gewußt und daher in Byzanz die verfügbaren Münzen versammelt.
Der Kriegszug ist dann allerdings bei der ersten Schlacht für ihn letal ausgegangen. Der Traum vom ganz großen Reich ausgeträumt.

Das verfügbare Edelmetallgeld war aber nun im Ostteil des Reiches und Byzanz blieb Hauptstadt und dort blieb nun auch das Geld.
Vermutlich war nicht mehr genug Edelmetall für das ganze Reich aufzutreiben (die Bergwerke waren erschöpft) und Kupfergeld wie unter den Soldatenkaisern wollte wohl niemand mehr nehmen.

Ohne Geld funktionierte aber die Sicherung der Grenzen im Westen dann nicht mehr und die Germanen oder wer immer hatten leichtes Spiel.
Die erwähnte Verarmung der Bürgerschicht hat dann wohl auch etwas mit Geldmangel zu tun.
 
Gerhard schrieb:
Das verfügbare Edelmetallgeld war aber nun im Ostteil des Reiches und Byzanz blieb Hauptstadt und dort blieb nun auch das Geld.

Meiner Meinung nach ist die Reichsteilung neben der Völkerwanderung an sich, als einer der Hauptgründe für den Untergang des römischen Reiches anzusehen. Aber darüber habe ich glaube ich sogar mal einen leider unbeantwortet gebliebenen Thread eröffnet.

s.d.caes.
 
Ich hätte auch eine Theorie anzubieten. Sie macht sicher nicht soviel her wie alle die Dinge die hier genannt werden, aber sie erscheint mir immerhin logisch genug um als Grund zu dienen. Das Problem hat einen einfachen Namen: Gier.

Nur mal als Denkansatz: Ein römischer Legionär erwartete nach seiner Dienstzeit Land als Rente, ein Auxiliar bei "makelloser Akte" das römische Bürgerrecht. Doch woher das Land nehmen? So war doch zum Beispiel die Provinz Africa Proconsularis (ehemals Carthago) unter genau 6 senatorischen Familien als Großgrundbesitzer aufgeteilt worden. Diese mussten zudem keine Steuern zahlen. Hier hatte das Reich keinen Gewinn sondern Verluste, musste doch noch Truppen abgestellt werden um diese Provinz zu sichern und sich möglicherweise mit einem ehrgeizigen Emporkömmling der davon träumt Kaiser zu werden auseinandersetzen.

Das Land konnte vererbt werden, daher blieb immer weniger übrig für die Legionäre und irgendwann war Schluß. Jetzt mussten sie eben mit Geld entschädigt werden, aber wer wird schon wertloses Kupfergeld akzeptieren? Kaum einer. Nur wenn mein eigener Legionskommandant in der Hierarchie nach oben kommt und das schnell habe ich eine gute Chance um meine Rente zu erhalten. Das könnte ein Grund für die in der späten Kaiserzeit permanent auftretenden Aufstände und Revolten sein.

Ich habe dazu auch einen interessanten Artikel gefunden:
http://www.kriegsreisende.de/antike/rom-ende.htm

Die restlichen Probleme wie Inflation, Landflucht, Aussenhandelsdefizit und viele andere Probleme mehr würde ich getrost als Sekundärprobleme ansehen wenn man Gier als Primäres Problem ansieht.
 
Ich habe einmal einen Vortrag darüber gehalten und ich finde dass das schlimmste die riesige Verteilung der Römer war. Wie sollten so "wenige" Menschen das riesige Reich schützen. Dadurch war es ihnen nicht möglich, das Land überall vor Aufständen und Feinden zu schützen. Das Land war ihnen einfach zu groß geworden. Hingegen wenn man die Hunnen betrachtet, war ihre Strategie als Angreifer besser. Sie ließen niemanden zurück und mussten nur die Verluste durch Schlachten ertragen. Hingegen die Römer mussten einfach überall möglichst viele Römer haben, wodurch vielleicht auch das innere des römischen Reiches nicht so sicher war wie einst.
Die Römer haben sich selbst langsam unter Wasser gezogen und sind schließlich ertrunken (bitte nur symbolisch ansehen ^^)

MfG Lukas
 
Also ich glaube das war keines ihrer Probleme. Von der Gründung Roms, über die Königszeit bis zur Krise im 3. Jahrhundert hatte Rom immer mehr "Bewerbungen auf die Stelle eines Legionärs/ Auxiliars" als sie Legionen unterhalten konnten. Einer der Gründe warum das Reich so lange Bestand hatte war die gut geregelte Logistik, Nachschubswesen und Transport. Wenn sie auch irgendwo eine Schlacht verloren, oder eine Provinz geplündert/ verwüstet wurde konnten diese Verluste relativ schnell wieder wettgemacht werden. Natürlich erforderten die langen Grenzen besonders die europäischen eine starke Sicherung durch endsprechend große Verbände. Erst als diese sich selbständig machten und ihre Grenzschutzbereiche verliessen konnten Feinde eindringen und das Reichsinnere verwüsten. Doch die Eindringlinge wurden stets recht schnell gestellt, geschlagen und zum Rückzug gezwungen.
Bis halt die inneren Probleme so groß waren das dies so nicht mehr klappte.

Truppentechnisch, sprich Masse an Kriegern zusammenzustellen war niemals das Problem. Der Status als römischer Bürger verlieh gewisse Privilegien, Rechte und Schutzmassnahmen. Wie zum Beispiel die Alimenta von Trajan oder die kostenlose Brotverteilung. Das wurde nur den römischen Bürgern gewährt aber doch keinen unterworfenen Völkern und schon gar nicht den Barbaren ausserhalb der Reichsgrenzen. Diese wurden neidisch und wollten auch gerne den Status das römischen Bürgers haben. Und die Möglichkeiten gab es. Entweder man kaufte sich das Bürgerrecht (in der republikanischen Phase während des 2. punischen Krieges kostete es glaube ich 40.000 Denare, später mit Sicherheit noch mehr) oder man ließ sich als Legionär verpflichten. Und irgendwann war die Pauperisierung der Truppe soweit fortgeschritten das der römische Bürger lieber faul auf der Straße lag und wußte er wird durch die Alimenta versorgt und die Armee zu 100% aus Barbaren bestand. Und damit gings irgendwann schief.
 
Hephaistos schrieb:
Wie sollten so "wenige" Menschen das riesige Reich schützen.
Ich habe von einer Theorie gelesen, nach der die Römer 250.000 - 300.000 Soldaten zur Verfügung hatten, um eine Grenze zu sichern, die wohl mindestens 500.000 Soldaten beansprucht hätte. In der Glanzzeit gab es nicht so viele Kriegsherde (Rhein/Donau; die Ostgrenze): Hier konnten die Grenzen durch Truppenverschiebungen gehalten werden. Als die Barbaren kamen (Völkerwanderung) fehlten die 200.000 nicht vorhandenen Soldaten, um dem entgegenzuwirken. Da ist mit Sicherheit was dran.

@Faultier: Dass die Römer sich von Niederlagen immer relativ schnell erholt haben, würde ich als einer der Gründe aufzählen, warum Rom so groß werden konnte.

Die Römer haben sich selbst langsam unter Wasser gezogen und sind schließlich ertrunken (bitte nur symbolisch ansehen ^^)

Ich stelle mir den Untergang als folgendes Bild vor: Ein riesiges Mosaik, bestehend aus größeren (Völkerwanderung, Reichsteilung) und kleineren (schwache Kaiser im Westen, schwindendes Bewusstsein, Christentum - Heiden-Konflikte) Mosaiksteinchen. Insgesamt besteht dieses Bild aus unglaublich vielen Steinchen, die den Umfang der Gründe für den Untergang klar machen. Ich meine, wir müssen auch davon ausgehen, dass der ein oder andere Grund dabei war von dem wir heute nichts wissen oder ahnen.

s.d.caes.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer eine gallopierende Inflation als sekundäres Problem ansieht, hat nichts begriffen.
Es gab nach der "Wende" von 1990 in allen Ostblockstaaten jeweils gewaltige Inflationen.
Wer damals zufällig in (Noch-)Jugoslawien Urlaub machte, wird ein Lied davon singen können, wie verheerend sich so etwas auswirkt.
Das hat aber nur kurze Zeit gedauert (und zudem den Zerfall Jugoslawiens bewirkt).
Die Soldatenkaiserzeit im Römischen Reich hat aber nahezu 100 Jahre gedauert.
Der Reformkaiser Diokletian (284 bis 305), der Gewaltiges geschaffen und die Tetrachie eingeführt hat, ist aber an der Inflationsbekämpfung gescheitert.
Er glaubte, eine Inflation durch Höchstpreise bekämpfen zu können, hat im ganzen Reich Steintafeln mit seinen verordneten Höchstpreisen für alle gängigen Leistungen aufstellen lassen (Fragmente sind erhalten geblieben), aber genutzt hat es überhaupt nichts, obwohl sogar die Todestrafe verhängt werden konnte.
Weil seine Inflationsbekämpfungsmethode nicht funktioniert hat, ist er entnervt zurückgetreten (ein einmaliges Vorkommnis im R. Reich).
Er war auch so einer, der geglaubt hat, es wäre nur die Gier der Leute, die die Inflation erzeugt.
Tatsächlich aber war es die zu stark steigenden Anzahl der (Kupfer-)Münzen, was eine Inflation erzeugen musste.
Diokletian hat leider die falsche Maßnahme gesetzt.

Es muss doch klar sein, dass unter der Bedingung einer deutlichen Inflation keine langdienenden Legionäre angeworben werden konnten. Nur mit solchen hätte das Reich wirksam verteidigt werden können.

Gruß
Gerhard
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich stelle mir gerade die Frage:"Wie geht eigentlich so ein Weltreich unter"?
Geschieht es in einer großen und gewaltigen Aktion?
Wird es durch äußere Feinde in Bedrängnis gebracht?
Eine Inflation?
Zu wenig Sklaven?
Eine große Seuche?

Ich glaube nichts davon allein konnte den Untergang des römischen Reiches bewirken.

Wenn aber das Volk den Glauben an seine Mission, an seine Bestimmung verliert, ja dann ist das der Anfang vom Ende!!!
Wenn die Menschen nicht mehr wissen an wen oder was sie glauben sollen, dann ist es geschwächt und nicht mehr widerstandsfähig.
Der gemeinsame Glaube an eine Sache ist eine unglaubliche Kraft, mit der alle Widrigkeiten, und seien sie noch so gravierend, überstanden und bewältigt werden können. Das war doch die Stärke des römischen Volkes gegenüber den anderen Völkern.
Das ist keine plötzlich auftretende Krankheit. Das ist ein Prozess, der über viele Jahre hindurch sich schleichend in der Bevölkerung einnistet.
Beim römischen Reich hat es fast 300 Jahre gedauert.

Der Verlust der alten Götter, die das Reich eigentlich immer begleitet haben, wenn nicht sogar mit begründet.
Das in Frage stellen des eigenen tuns durch das Christentum.
Die Barbarisierung der Bevölkerung und somit auch des Militärs haben die Romanisierung zum stoppen gebracht bzw. auf ein Minimum reduziert. Was war den eigentlich in der Spätantike noch eigentlich so richtig römisch?
Kam nicht das ganze Wissen mit dem Militär in die Provinzen? Wer sollte es fortsetzen, wenn keine Legionäre mit all ihren Handwerkern, Architekten usw. vor Ort waren?
Die ganze römische Kultur wurde doch in der Spätantike nach und nach verdrängt und durch andere Sitten und Gebräuche ersetzt.

Das alles halte ich persönlich für das eigentliche Übel bzw. den Grund für den langsamen Verfall des römischen Reiches. Ein Prozess der länger gedauert hat als viele andere Reiche überhaupt existiert haben.
 
Könnte man sich dem Warum nicht leichter durch das Wie nähern? Woran zeigt sich denn der Untergang. Womit markieren wir das ende. Wenn wir konkrete Ereignisse oder Prozesse haben, ist das zuordnen von Gründen doch deutlich leichter. Ist die Barbarisierung des Heeres vielleicht keine Ursache sondern schon eine Auswirkung?
 
@Signifer: Ich glaube auch, dass das schwindende Bewusstsein ein wichtiger Punkt war. Aber insgesamt kommen da so viele Gründe für den Untergang zusammen.

Ich meine, schauen wir uns mal das römische Reich von 110 - 160 n. Chr. an. Wir sehen ein Reich auf dem absoluten Zenit seiner Macht, ein Reich wie es die Welt noch nicht gesehen hat (und auch nie wieder sehen wird - bis heute zumindest). Der Lebensstandard ist so hoch wie bis ins 19. Jahrhundert (in vielen Gebieten noch später) nicht mehr.
Doch irgendwann kommt der berühmter "schleichende Zerfall". Die große Reichskrise, die Barbarisierung der Armee, das Verlorengehen alter Kenntnisse (Architektur, etc.)
All das bringt das römische Reich zu Fall, die Machtverteilung in Richtung Konstantinopel und das Christentum zerbrechen das römische Ego "für das Imperium zu leben und zu sterben". Bereits in dieser Zeit ist der Lebensstandard nicht mehr mit dem von Zeiten eines Trajan + Nachfolger zu vergleichen. Deswegen hieß es auch, dass der Lebenstandard des römischen Reiches erst mit dem Ende des Mittelalters erreicht wurde. Dies mag beeindruckend sein, ist aber verfälscht, da das römische Reich zum Zeitpunkt des Verfalls seiner eigenen Glanzzeit stark hinterherhinkte.
Nach dem Untergang war jedes Wissen verloren. Keiner wusste mehr so recht wie eine Straße zu bauen war und die alten zerfielen. Europa verfiel in eine dunkle Zeit.

s.d.caes.
 
Wulfenkrieger schrieb:
von der wasserohr-theorie hab ich auch gehört und im selben atemzug die anschlusstheorie, dass trinkgefäße aus blei und bronze giftig waren, da sich hier ja kein kalk ablagern kann..?! was meint ihr dazu?:fs:

Es ist keine Theorie, in der Tat lagerte sich der Kalk ab und schütze das Wasser. Die Kalkschichten waren teilweise so dick das ihr Abbau im Mittelalter durch aufbrechen und auskratzen ein Privileg in Fürstenhand war und von diesem als Wirtschaftsfaktor betrieben wurde (u.a. die Eifelleitungen).

Und in der Tat bekommt man, trinkt man regelmäßig aus Bleigefäßen eine dementsprechende Bleiablagerung und kann an den Symptomen auch sterben. Dies war recht verbreitet in den Folgezeiten, wenn ich mich recht erinnere Hochmittelalter bis Rennaisance, allerdings bin ich mir da nicht sicher, nicht meine Zeit.

Nur mal als Denkansatz: Ein römischer Legionär erwartete nach seiner Dienstzeit Land als Rente, ein Auxiliar bei "makelloser Akte" das römische Bürgerrecht. Doch woher das Land nehmen? So war doch zum Beispiel die Provinz Africa Proconsularis (ehemals Carthago) unter genau 6 senatorischen Familien als Großgrundbesitzer aufgeteilt worden. Diese mussten zudem keine Steuern zahlen. Hier hatte das Reich keinen Gewinn sondern Verluste, musste doch noch Truppen abgestellt werden um diese Provinz zu sichern und sich möglicherweise mit einem ehrgeizigen Emporkömmling der davon träumt Kaiser zu werden auseinandersetzen.
Sehr logische Gedanken. :yes:
Leider muß ich den SPielverderber geben: die Landverteilung hatte sich im Laufe der Zeit anders gestaltet, schon im 3. Jh. war es eher üblich, "Wehrbauern" anzusiedeln, und zwar in den von Kämpfen ohnehin deutlich entvölkerten Gebieten, etwa Gallien.
Auch war in Africa keineswegs ein so großes Truppenkontigent, dass die von dort einfließenden Gelder dies nicht rechtfertigten, Africa war kein Verlustgeschäft.
In der Tat waren aber die immer wieder aufstrebenden Gegenkaiser ein Fiasko, insbesondere die Zeit der Soldatenkaiser ist da ein leuchtendes Beispiel, aber gleichzeitig macht uns Gallienus deutlich, dass eine Aufteilung, und sei sie nur zeitweise und eigentlich ungewollt durchaus für eine Konjunktur sorgen kann.


Erst als diese sich selbständig machten und ihre Grenzschutzbereiche verliessen konnten Feinde eindringen und das Reichsinnere verwüsten. Doch die Eindringlinge wurden stets recht schnell gestellt, geschlagen und zum Rückzug gezwungen.

Moment, das stimmt so nicht ganz. Je nach Feindeslage und Zustand der Grenzer ging das auch manchmal ganz ohne zutun eines Bürgerkrieges. Parther und Sassaniden erwiesen sich immer mal wieder als fähige Gegner, und auch die Franken und Alemannen konnten, wenn die Beute lockte, auch so die Grenzen überschreiten.
Und "schnell" wieder zum Rückzug bewegen ließen sie sich ebenfalls erst nach den spätantiken Reformen, die dem römischen Heer genug Flexibilität und Geschwindigkeit brachten, eingefallene Truppen zu stellen und zu schlagen.
Von Hannibal bis Alarich und Theoderich gibt es genug "Barbaren" die nicht Tür und Tor geöffnet bekamen und trotzdem eintraten.

Truppentechnisch, sprich Masse an Kriegern zusammenzustellen war niemals das Problem.
Auch das ist so nicht richtig.
1. Kann man nicht einfach alles nehmen was kommt. Der 50 jährige Bucklige mit nur einer Hand wird kaum diensttauglich sein, und der Knabe mit dem gewalttäigen Charakter neigt dazu seine Kameraden zu verärgern...
2. Die italischen Freiwilligen bleiben nachgewiesener Weise ebenso aus wie die griechischen. Zwei größe Töpfe aus denen man keinen Nachschub mehr bekam. Dadurch stieg der prozentuale Anteil ehemaliger "Fremdvölker" in der Truppe massiv an, und auch hier war irgendwann ein Limit erreicht.
Mitunter mußte man dann Zwangsrekrutieren (besonders in Bürgerkriegszeiten) oder den eigentlichen Gegner anwerben, bis dies in der Spätantike im großen Stil betrieben wurde und die "Auxilia" zur Palatina, zur Elite wurden.

Tiberius Caesar schrieb:
Ich habe von einer Theorie gelesen, nach der die Römer 250.000 - 300.000 Soldaten zur Verfügung hatten, um eine Grenze zu sichern, die wohl mindestens 500.000 Soldaten beansprucht hätte
Auch das ist wieder nicht richtig (sorry wenn ich hier mit dem Zeigefinger herumwedele...).
Zählt man Legionen und Hilfstruppen der frühen und mittleren Kaiserzeit zusammen kommt man bereits auf eine Mindestzahl von 300 bis 500 000 Mann, die Schätzungen schwanken hier teilweise extrem.
Zu Zeiten der Notitia Dignitatum, wir befinden uns also dabei bereits in der Spätantike, schwanken die Zahlen ohne Flottenangehörige bereits um 600 000 Mann, dezentralisiert in teilweise sehr flexiblen Verbänden die innerhalb weniger Tage von Südfrankreich an die Donau verbracht werden konnten.


Tiberius Caesar schrieb:
Ich stelle mir den Untergang als folgendes Bild vor: Ein riesiges Mosaik, bestehend aus größeren (Völkerwanderung, Reichsteilung) und kleineren (schwache Kaiser im Westen, schwindendes Bewusstsein, Christentum - Heiden-Konflikte) Mosaiksteinchen. Insgesamt besteht dieses Bild aus unglaublich vielen Steinchen, die den Umfang der Gründe für den Untergang klar machen. Ich meine, wir müssen auch davon ausgehen, dass der ein oder andere Grund dabei war von dem wir heute nichts wissen oder ahnen.
Absolut :yes:

Gerhard schrieb:
Weil seine Inflationsbekämpfungsmethode nicht funktioniert hat, ist er entnervt zurückgetreten (ein einmaliges Vorkommnis im R. Reich)
Vorsicht, Topos, das ist nicht als bare Münze anzusehen, die Einrichtung der Tetrarchie und das Verhalten seines Mitregenten entspricht dieser Behauptung nicht.

Signifer schrieb:
Der gemeinsame Glaube an eine Sache ist eine unglaubliche Kraft, mit der alle Widrigkeiten, und seien sie noch so gravierend, überstanden und bewältigt werden können. Das war doch die Stärke des römischen Volkes gegenüber den anderen Völkern.
Der Glaube an die eigene Überlegenheit und Verantwortung war den "römischen" Römern einverleibt, es ist kaum anzunehmen, dass diese Überzeugung auch dem Rest des Reiches, insbesondere dem Osten "gelehrt" wurde, somit würde er schon mit den caesarischen Expansionen seinen Niedergang eingeleitet haben.
Die Identifitkation mit dem Reich findet in der Tat erst im Laufe seiner Etablierung statt, denn zum Ende der Republik und im Laufe der frühen Kaiserzeit streben noch immer genug Gruppierungen kein oder nur das kleine, das latinische Bürgerrecht an, Ausdruck eines absolut nicht übernommenen Missionierungsgedanken, wie er noch vor 20 Jahren als selbstverständlich angenommen wurde.

Der Verlust der alten Götter, die das Reich eigentlich immer begleitet haben, wenn nicht sogar mit begründet.
Das in Frage stellen des eigenen tuns durch das Christentum.
Das Christentum ersetzte und vertauschte nur die Fronten, wenn dann war auch damals bereits das Christentum ein stark auf Expansion und Missionierung bedachtes Element Roms, dass sich allerdings aufgrund seiner nach innen gerichteten Probleme wie etwa die vielen Häresie Vorwürfe in seiner Energie stark aufbrauchte.

Die ganze römische Kultur wurde doch in der Spätantike nach und nach verdrängt und durch andere Sitten und Gebräuche ersetzt.
Du hast zwar recht wenn du sagst das es eine Veränderung gab, aber diese war bereits kontinuierlich seit den ersten Eroberungen der winzigen Stadt Rom ein Jahrtausend vorher.
Kontinuierlicher Wandel war ja bislang immer die Stärke gewesen.

Mir fehlt bisher das Augenmerk auf diejenigen, die letztlich Rom zu Fall brachten.
Statt Rom einen absoluten Nullpunkt nachzutragen wäre vielleicht eine starke Verbesserung bei den Germanen und ihrer Verwandten ein wenig mehr zu beachten.
 
Hl. Martin

Ralf&Lena schrieb:
Typisch auch das Leben des "Heiligen" Martin:
Der "Arme" war offenbar ein arbeitsfaehiger Mann.
Es hat den Martin aber mitnichten interesiert, weshalb der Arme arm war.
Sonst haette er Nationaloekonomie studiert und waere nicht Bischof geworden.
Das hast Du sehr schön gesagt :)
Thorwald
 
Wulfenkrieger schrieb:
von der wasserohr-theorie hab ich auch gehört und im selben atemzug die anschlusstheorie, dass trinkgefäße aus blei und bronze giftig waren, da sich hier ja kein kalk ablagern kann..?! was meint ihr dazu?:fs:

Dazu ein schönes Zitat:
"Dass Blei eine giftige Substanz ist, war den Römern zwar durchaus nicht unbekannt, doch ließen sie sich davon nicht abhalten, es in recht bedenklicher Weise in der Küche einzusetzen, ein für das menschliche Verhalten ausgesprochen charakteristischer Mangel an Konsequenz"

(Günther E. Thüry, Bauern, Gift und Parasiten. Zur Hygiene römischer Landwirtschaftsprodukte, in: Historicum, 1996)
 
Ich weiß nicht ,ob es schon geschrieben wurde(habe heute nicht viel zeit zum lesen):
Die Verlagerung der Kulturen durch die Hunnen ist sicher ein Grund.Als diese kamen , sind die "Barbaren" vor ihen geflohen und da Europa nicht alzuviel Platz bietet,sind sie in Rom eingefallen.
Auch die Faulheit der Römer und die Größe des Reiches waren ein Problem.
 
Der Sohn von Markus Aurelius hat auch dazu beigetragen,weil er den östlichen Provinzen hohe Steuern auferlegt hat,sodass diese rebellierten.

Es war nicht ein Ereignis,dass zum Untergang geführt hat.Interessant ist,dass das Reich so lange gebraucht hat um unterzugehen,wie ander Reiche überhaupt existiert haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
soulpain schrieb:
Ich weiß nicht ,ob es schon geschrieben wurde(habe heute nicht viel zeit zum lesen):
Die Verlagerung der Kulturen durch die Hunnen ist sicher ein Grund.Als diese kamen , sind die "Barbaren" vor ihen geflohen und da Europa nicht alzuviel Platz bietet,sind sie in Rom eingefallen.
Auch die Faulheit der Römer und die Größe des Reiches waren ein Problem.

A propos Faulheit: Du hättest ja wenigstens die allererste Antwort lesen können:

Antwort von Heinz :

Am eigenen Chaos und den Germanen, welche angestoßen durch die Hunnen sich über über das weströmiche Reich ergossen.

Für die, die wenig Zeit zum Lesen haben, gibt es die Suchfunktion "Thema durchsuchen".
 
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