Wulfenkrieger schrieb:
von der wasserohr-theorie hab ich auch gehört und im selben atemzug die anschlusstheorie, dass trinkgefäße aus blei und bronze giftig waren, da sich hier ja kein kalk ablagern kann..?! was meint ihr dazu?:fs:
Es ist keine Theorie, in der Tat lagerte sich der Kalk ab und schütze das Wasser. Die Kalkschichten waren teilweise so dick das ihr Abbau im Mittelalter durch aufbrechen und auskratzen ein Privileg in Fürstenhand war und von diesem als Wirtschaftsfaktor betrieben wurde (u.a. die Eifelleitungen).
Und in der Tat bekommt man, trinkt man regelmäßig aus Bleigefäßen eine dementsprechende Bleiablagerung und kann an den Symptomen auch sterben. Dies war recht verbreitet in den Folgezeiten, wenn ich mich recht erinnere Hochmittelalter bis Rennaisance, allerdings bin ich mir da nicht sicher, nicht meine Zeit.
Nur mal als Denkansatz: Ein römischer Legionär erwartete nach seiner Dienstzeit Land als Rente, ein Auxiliar bei "makelloser Akte" das römische Bürgerrecht. Doch woher das Land nehmen? So war doch zum Beispiel die Provinz Africa Proconsularis (ehemals Carthago) unter genau 6 senatorischen Familien als Großgrundbesitzer aufgeteilt worden. Diese mussten zudem keine Steuern zahlen. Hier hatte das Reich keinen Gewinn sondern Verluste, musste doch noch Truppen abgestellt werden um diese Provinz zu sichern und sich möglicherweise mit einem ehrgeizigen Emporkömmling der davon träumt Kaiser zu werden auseinandersetzen.
Sehr logische Gedanken. :yes:
Leider muß ich den SPielverderber geben: die Landverteilung hatte sich im Laufe der Zeit anders gestaltet, schon im 3. Jh. war es eher üblich, "Wehrbauern" anzusiedeln, und zwar in den von Kämpfen ohnehin deutlich entvölkerten Gebieten, etwa Gallien.
Auch war in Africa keineswegs ein so großes Truppenkontigent, dass die von dort einfließenden Gelder dies nicht rechtfertigten, Africa war kein Verlustgeschäft.
In der Tat waren aber die immer wieder aufstrebenden Gegenkaiser ein Fiasko, insbesondere die Zeit der Soldatenkaiser ist da ein leuchtendes Beispiel, aber gleichzeitig macht uns Gallienus deutlich, dass eine Aufteilung, und sei sie nur zeitweise und eigentlich ungewollt durchaus für eine Konjunktur sorgen kann.
Erst als diese sich selbständig machten und ihre Grenzschutzbereiche verliessen konnten Feinde eindringen und das Reichsinnere verwüsten. Doch die Eindringlinge wurden stets recht schnell gestellt, geschlagen und zum Rückzug gezwungen.
Moment, das stimmt so nicht ganz. Je nach Feindeslage und Zustand der Grenzer ging das auch manchmal ganz ohne zutun eines Bürgerkrieges. Parther und Sassaniden erwiesen sich immer mal wieder als fähige Gegner, und auch die Franken und Alemannen konnten, wenn die Beute lockte, auch so die Grenzen überschreiten.
Und "schnell" wieder zum Rückzug bewegen ließen sie sich ebenfalls erst nach den spätantiken Reformen, die dem römischen Heer genug Flexibilität und Geschwindigkeit brachten, eingefallene Truppen zu stellen und zu schlagen.
Von Hannibal bis Alarich und Theoderich gibt es genug "Barbaren" die nicht Tür und Tor geöffnet bekamen und trotzdem eintraten.
Truppentechnisch, sprich Masse an Kriegern zusammenzustellen war niemals das Problem.
Auch das ist so nicht richtig.
1. Kann man nicht einfach alles nehmen was kommt. Der 50 jährige Bucklige mit nur einer Hand wird kaum diensttauglich sein, und der Knabe mit dem gewalttäigen Charakter neigt dazu seine Kameraden zu verärgern...
2. Die italischen Freiwilligen bleiben nachgewiesener Weise ebenso aus wie die griechischen. Zwei größe Töpfe aus denen man keinen Nachschub mehr bekam. Dadurch stieg der prozentuale Anteil ehemaliger "Fremdvölker" in der Truppe massiv an, und auch hier war irgendwann ein Limit erreicht.
Mitunter mußte man dann Zwangsrekrutieren (besonders in Bürgerkriegszeiten) oder den eigentlichen Gegner anwerben, bis dies in der Spätantike im großen Stil betrieben wurde und die "Auxilia" zur Palatina, zur Elite wurden.
Tiberius Caesar schrieb:
Ich habe von einer Theorie gelesen, nach der die Römer 250.000 - 300.000 Soldaten zur Verfügung hatten, um eine Grenze zu sichern, die wohl mindestens 500.000 Soldaten beansprucht hätte
Auch das ist wieder nicht richtig (sorry wenn ich hier mit dem Zeigefinger herumwedele...).
Zählt man Legionen und Hilfstruppen der frühen und mittleren Kaiserzeit zusammen kommt man bereits auf eine Mindestzahl von 300 bis 500 000 Mann, die Schätzungen schwanken hier teilweise extrem.
Zu Zeiten der Notitia Dignitatum, wir befinden uns also dabei bereits in der Spätantike, schwanken die Zahlen ohne Flottenangehörige bereits um 600 000 Mann, dezentralisiert in teilweise sehr flexiblen Verbänden die innerhalb weniger Tage von Südfrankreich an die Donau verbracht werden konnten.
Tiberius Caesar schrieb:
Ich stelle mir den Untergang als folgendes Bild vor: Ein riesiges Mosaik, bestehend aus größeren (Völkerwanderung, Reichsteilung) und kleineren (schwache Kaiser im Westen, schwindendes Bewusstsein, Christentum - Heiden-Konflikte) Mosaiksteinchen. Insgesamt besteht dieses Bild aus unglaublich vielen Steinchen, die den Umfang der Gründe für den Untergang klar machen. Ich meine, wir müssen auch davon ausgehen, dass der ein oder andere Grund dabei war von dem wir heute nichts wissen oder ahnen.
Absolut :yes:
Gerhard schrieb:
Weil seine Inflationsbekämpfungsmethode nicht funktioniert hat, ist er entnervt zurückgetreten (ein einmaliges Vorkommnis im R. Reich)
Vorsicht, Topos, das ist nicht als bare Münze anzusehen, die Einrichtung der Tetrarchie und das Verhalten seines Mitregenten entspricht dieser Behauptung nicht.
Signifer schrieb:
Der gemeinsame Glaube an eine Sache ist eine unglaubliche Kraft, mit der alle Widrigkeiten, und seien sie noch so gravierend, überstanden und bewältigt werden können. Das war doch die Stärke des römischen Volkes gegenüber den anderen Völkern.
Der Glaube an die eigene Überlegenheit und Verantwortung war den "römischen" Römern einverleibt, es ist kaum anzunehmen, dass diese Überzeugung auch dem Rest des Reiches, insbesondere dem Osten "gelehrt" wurde, somit würde er schon mit den caesarischen Expansionen seinen Niedergang eingeleitet haben.
Die Identifitkation mit dem Reich findet in der Tat erst im Laufe seiner Etablierung statt, denn zum Ende der Republik und im Laufe der frühen Kaiserzeit streben noch immer genug Gruppierungen kein oder nur das kleine, das latinische Bürgerrecht an, Ausdruck eines absolut nicht übernommenen Missionierungsgedanken, wie er noch vor 20 Jahren als selbstverständlich angenommen wurde.
Der Verlust der alten Götter, die das Reich eigentlich immer begleitet haben, wenn nicht sogar mit begründet.
Das in Frage stellen des eigenen tuns durch das Christentum.
Das Christentum ersetzte und vertauschte nur die Fronten, wenn dann war auch damals bereits das Christentum ein stark auf Expansion und Missionierung bedachtes Element Roms, dass sich allerdings aufgrund seiner nach innen gerichteten Probleme wie etwa die vielen Häresie Vorwürfe in seiner Energie stark aufbrauchte.
Die ganze römische Kultur wurde doch in der Spätantike nach und nach verdrängt und durch andere Sitten und Gebräuche ersetzt.
Du hast zwar recht wenn du sagst das es eine Veränderung gab, aber diese war bereits kontinuierlich seit den ersten Eroberungen der winzigen Stadt Rom ein Jahrtausend vorher.
Kontinuierlicher Wandel war ja bislang immer die Stärke gewesen.
Mir fehlt bisher das Augenmerk auf diejenigen, die letztlich Rom zu Fall brachten.
Statt Rom einen absoluten Nullpunkt nachzutragen wäre vielleicht eine starke Verbesserung bei den Germanen und ihrer Verwandten ein wenig mehr zu beachten.