Warum werden eigentlich an das Verhalten Österreich-Ungarns und des Deutsche Kaiserreiches immer so gänzlich andere Maßstäbe angelegt als allgemein üblich?
Daß ein Staat sich nach einem schwerwiegenden Terroranschlag auf die Grundfesten seiner Existenz verteidigt ist doch überhaupt nicht verwerflich und wird eigentlich allgemein auch als dessen Recht anerkannt. Warum wird im Fall von Österreich-Ungarn kein Selbstverteidigungsrecht gegen den Terrorismus zugestanden?
Daß ein Staat seinem engsten Freund und langjährigen Bündnispartner seine uneingeschränkte Solidarität bekundet, wenn dieser Opfer eines schwerwiegenden Terroranschlages geworden ist, wird eigentlich auch allgemein als normal und richtig angesehen. Warum wird dem Deutschen Kaiserreich dies negativ zur Last gelegt?
Das ist so eine Sache, die ich schonmal grundsätzlich nicht verstehe, warum in diesem einen Fall allgemein anerkannte und akzeptierte Verhaltensweisen plötzlich nicht mehr anerkannt und sogar als verwerflich beurteilt werden.
Und warum wird die Bekräftigung der deutschen Solidarität gegenüber Österreich-Ungarn als ultimatives oder entscheidendes Momentum für den Ausbruch des 1. Weltkrieges beurteilt? Eigentlich hätte doch gerade das Wissen um die deutsche Solidarität gegenüber Österreich-Ungarn für Rußland eine Abschreckung sein müssen, sich eben nicht in den Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien einzumischen und einen großen Krieg mit ungewissem Ausgang zu riskieren.
Überhaupt stellt sich hier doch die Frage, warum die Solidarität des Deutschen Kaiserreiches mit Österreich-Ungarn als verwerflich bewertet wird, die Solidarität Rußlands mit Serbien hingegen nicht.
Vielleicht hätte Rußland sich auch gar nicht aktiv in den Konflikt auf dem Balkan eingemischt, weil die deutsche Solidarität gegenüber Österreich-Ungarn eine abschreckende Wirkung gehabt hätte, wenn der französische Präsident nicht in der Julikrise nach Sankt Petersburg gefahren wäre um dort widerum Rußland nochmals seine unverbrüchliche Bündnistreue zu versichern und damit zu einem Eingreifen auf dem Balkan zu bestärken.
Auch hier stellt sich wieder die Frage, warum dieses Verhalten Frankreichs wieder mit ganz anderen Maßstäben gemessen wird als das Verhalten des Deutschen Reiches.
Vielleicht wäre ohne den französischen "Blankoscheck" an Rußland überhaupt kein Weltkrieg entbrannt und es wäre bei einem bilateralen Konflikt zwischen Österreich-Ungarn und Serbien geblieben.