Die slawischen Völker an der Ostgrenze des Frankenreichs zählten lediglich zum fränkischen Einflussgebiet, lagen im Vorfeld der Reichsgrenze und waren nicht ins Reich inkorporiert.
Das begann im Norden im heutigen Holstein/Mecklenburg mit den Obodriten und setzte sich nach Süden fort mit den Wilzen (auch Liutizen genannt), Hevellern (nach denen das Havelland benannt ist), Sorben (mit der fester strukturierten "Sorbischen Grenzmark"), Daleminziern, Böhmen (bzw. Tschechen), Mährern und Slowaken.
Ein interessanter Sonderfall ist das von Lungos angesprochene "Reich des Samo": ein im 7. Jh. lebender fränkischer (Sklaven)händler, den die Wenden und andere slawische Stämme zum König machten und der während seiner 35jährigen Herrschaft die Unabhängigkeit seines von Böhmen bis Karantanien reichenden slawischen Reiches gegenüber den Franken sicherte. Eine faszinierende und wohl einmalige Karriere!
Die Beziehungen der slawischen Stämme zum Frankenreich waren sehr unterschiedlich. So kämpften z.B. die Obodriten im Bunde mit Karl dem Großen gegen die Sachsen und empfingen dafür 804 das entvölkerte Nordalbingien zur Besiedlung. In den darauf ausbrechenden fränkisch-dänischen Auseinandersetzungen und während der sich lockernden fränkischen Herrschaft nach Karls Tod suchten sich Obodriten wiederholt mit dänischer Hilfe aus der fränkischen Abhängigkeit zu lösen.
Die Liutizen (oder Wilzen, slaw. Weletabi) und ihr Teilstamm der Heveller wurden 789 von Karl dem Großen unterworfen und zur Tributpflicht unter einer lockeren Oberherrschaft gezwungen, der sie sich im Lauf des 9. Jh. wieder entzogen. Erst der Ottone Heinrich I. unterwarf die Liutizen 928/29 gänzlich und eroberte ihren Vorort Brandenburg.
Die Sorben (mit den Teilstämmen der Daleminzier, Lusizer und Milzener) saßen im ehemaligen Gebiet der Burgunder zwischen Saale und Erzgebirge. Sie wurden etwa um 600 einer losen fränkischen Oberherrschaft unterstellt, schlossen sich nach der Schlacht bei Wogastiburg, in der Samo 631/32 die Franken unter Dagobert besiegte, dem Reich des Samo an und drangen in der Folge weiter nach Westen vor. Ein fränkischer Feldzug 806 und die Anlage der Sorbischen Mark durch Karl den Großen brachte die Sorben anfang des 10. Jh. wieder in lose Abhängigkeit vom Frankenreich. Seit den Ottonen und der Gründung der Mark Meißen erfolgte ein allmähliches Aufgehen der Sorben in den langsam nachrückenden deutschen Siedlern.