Arm oder Reich?
Bevor ich zum Thema komme, möchte ich kurz auf den historischen Hintergrund eingehen. Es gab die Feudalherrschaft des Adels und es gab einen deutlichen Unterschied zwischen arm und reich. Der ärmere Teil der Bevölkerung wurde mit Bauern gleichgesetzt und das war auch richtig, denn ganz ohne Landwirtschaft hätten diese Menschen nicht leben können.
Transporte waren mühselig, teuer und es bestand die Gefahr von Raubüberfällen (Raubritter nicht zu vergessen). Deshalb wurden verderbliche Lebensmittel schon mal gar nicht transportiert. Einen nennenswerten Handel gab es nur mit Salz, Gewürzen und vielleicht noch mit Wein. In einem alten Kochrezept habe ich mal folgenden Satz gelesen: “Salz, sofern man welches hat”. Für den armen Bauern war das offenbar nicht selbstverständlich.
Gewürze und Weine galten als Luxusartikel und wurden von den Reichen in großen Mengen konsumiert. Es wurde mehr gewürzt als heute, doch heißt das nicht, dass die Speisen einseitig scharf waren. Vielmehr wurden raffinierte Gewürzmischungen verwendet. Gern wurde das Fleisch mariniert und beliebt war de Geschmacksrichtung süß-sauer. Aus dieser Tradition heraus hat sich noch der rheinische Sauerbraten erhalten, der in etwa so schmeckt, wie ich mir ein mittelalterliches Gericht vorstelle. Wohlgemerkt - damals konnte sich nur der Adel die teuren Gewürze leisten, die für einen guten Sauerbraten notwendig sind.
Alkoholismus wurde damals anders interpretiert als heute. Einzelne Personen sollen bis zu sieben Flaschen Wein pro Tag getrunken haben. Das geht aus Erlassen der katholischen Kirche hervor, in denen Priester abgemahnt wurden. Vor der Predigt sollte eine Flasche genügen und die sechs weiteren Flaschen möge er lieber nach der Predigt trinken. Ich glaube wohl nicht, dass ein Priester nach dieser Menge noch verständliches Deutsch sprechen konnte.:winke:
Die Ernährung der Bauern war stark von der Geographie abhängig. Einige Landstriche wurden als Weideland genutzt. Dort gab es reichlich Fleisch zu essen, dafür war aber das Brot knapp und teuer. Andere Gegenden eigneten sich mehr für den Anbau von Getreide und dort gab es Fleisch nur an Feiertagen. Brot wurde eher selten gegessen. Vielmehr schrotete der Bauer das Getreide und seine Frau kochte daraus eine Grütze. Das muss wohl wie gekochtes Müsli geschmeckt haben.
Zusätzlich versorgten sich Bauern aus der freien Natur. Heute wissen die wenigsten, dass die Wurzeln des Adlerfarns essbar sind. Im Mittelalter waren gekochte Farnwurzeln eine Notlösung für arme Bauern, die sonst nichts zu essen hatten.
Zucker war übrigens auch knapp und teuer. Gesüßt wurde viel mehr mit Honig, denn damals gab es noch recht viel wildlebende Bienen, wie wir sie heute nicht mehr kennen.