Was wurde im Mittelalter gegessen?

timotheus;23087 Das ist nun wiederum nicht nur ein Gerücht schrieb:
Kann ich mir schlecht vorstellen, da doch Getreidebrei für die allermeisten das Hauptnahrungsmittel war und den vom Holzbrettchen essen erscheint mir sehr unpraktisch. Die Scheibe Brot als Unterlage dagegen ist bekannt vor allem als Unterlage für Fleisch.
 
Schaut doch einfach mal in die archäologischen Befunde. Teller / Platten etc - selten, Näpfe, Schüsseln, Schalen zu hauf ... Und beim Thema Brot"teller" möchte ich zu bedenken geben, daß Brot damals alles andere als ein alltägliches Grundnahrungsmittel war. Den heutigen Umgang mit Brot kann man da nicht gleichsetzen. Brot zu backen (nicht irgendeinen Fladen auf einem heissen Stein, sondern einen Laib) erfordert eine Menge Logistik (den Bau eines Backofens etc) und viel Energie. Das war für den "Normalsterblichen" als Alltags-Grundnahrungsmittel zu aufwändig. Nicht umsonst war der Beruf des Bäckers auf einen städtischen Kontext beschränkt, Backöfen oder Backhäuser in ländlichem Kontext soweit mir bekannt immer Eigentum der Gemeinschaft und nicht eines Einzelnen.
Bye
Suedwester
 
Dem antiken Fischteller widmen sich sogar ganze Ausstellungen. Warum es keine Teller gegeben haben soll, kann ich nicht ganz nachvollziehen, da ein Teller schließlich nur eine Schale ohne den hohen oder einem anderem Rand ist.
 
So sehr ich auch archäologische Funde als Belege schätze, bin ich doch der Ansicht, dass sie nicht überbewertet werden sollten. Ich versuche mir immer ein Gesamtbild aus verschiedenen Quellen zu machen, Archäologie ist da sehr wichtig, aber nicht die einzige Komponente. Es gibt Dinge, wie Holz, die sich in der Erde nicht gut halten. Es könnte ja Holzteller gegeben haben, die inzwischen vergangen sind. Ich halte auch die archäolog. Definition von "Teller" in dieser Diskussion wichtig, ich denke nicht, dass ein Archäologe einen Teller als "eine Schale ohne den hohen oder [mit] einem anderen Rand" definieren würde (Wenn ich daran denke, wie fein säuberlich zwischen "Schüssel" und "Schale" unterschieden wird,l halte ich es auch für möglich dass ein Teller nur unter ganz bestimmten Kriterien ein Teller ist, ansonsten ein Brett oder eine Platte etc.)
Vielleicht gab es ja wirklich wenige Teller, dafür aber Platten. Und dass es Schüsseln bzw. Schalen gab wurde ja nie bestritten.
 
Es gibt Dinge, wie Holz, die sich in der Erde nicht gut halten. Es könnte ja Holzteller gegeben haben, die inzwischen vergangen sind.


Es würde mich aber wundern, wenn alle Holzteller verrottet wären, während sich die Holzlöffel haufenweise erhalten haben:

Kann ich Dir nicht sagen, zumal gerade Holzlöffel auf Ausgrabungen recht häufig gefunden wurden und werden, wenngleich für die Formgebung die Funktionalität im Vordergrund stand und nur ganz wenige Sücke verziert wurden. Es gibt ergo reichlich Fundlagen aus dem 11. bis 13. Jh.
Steht so zumindest in Gösta Ditmar-Trauth "Rüstung, Gewandung, Sachkultur des Deutschen Hochmittelalters" - Karfunkel Verlag, Wald-Michelbach 1999. Der Autor sollte mE schon wissen, worüber er spricht, denn er ist in der Archäologie des Mittelalters zuhause.
 
Kann ich mir schlecht vorstellen, da doch Getreidebrei für die allermeisten das Hauptnahrungsmittel war und den vom Holzbrettchen essen erscheint mir sehr unpraktisch. Die Scheibe Brot als Unterlage dagegen ist bekannt vor allem als Unterlage für Fleisch.

Ich vergaß hinzuzufügen, daß in dem genannten Buch Gösta Ditmar-Trauth auch noch ausführt, daß Brei durchaus auch auf einer Scheibe Brot serviert wurde.
Daß Brei - wie übrigens auch Suppe - ansonsten aus Schüsseln gegessen wurde, hatte ich bereits geschrieben (bitte noch einmal meinen Beitrag genau lesen!).
Anm.: Wie schon erwähnt weiß der Autor schon, wovon bzw. worüber er schreibt...

Die Teller gab es schon. Im Gastmahl des Trimalchio werden sie erwähnt. (Im gedruckten Text ebenfalls)
http://www.brg-traun.ac.at/IAAC/tanzenberg/kochen.htm

Dem antiken Fischteller widmen sich sogar ganze Ausstellungen. Warum es keine Teller gegeben haben soll, kann ich nicht ganz nachvollziehen, da ein Teller schließlich nur eine Schale ohne den hohen oder einem anderem Rand ist.

Diese Beispiele sind ja schön und gut, aber eben nicht aus dem Mittelalter, sondern aus der Zeit des Imperium Romanum. Und daß nicht alles, was die Römer kannten, auch im (west-)europäischen Mittelalter noch bekannt geschweige denn in Gebrauch war, zeigen verschiedene andere Beispiele (Stichwort: fließendes Wasser).
 
Diese Frage kann man nicht so pauschal beantworten - Je nach Rang und Schicht, Zeit, Situation und Umfeld aß man verschiedenes.

Interessant scheint aber, und das kann man pauschal sagen, dass das Schwein Fleischlieferant Nummer 1 war. Schweine waren nicht allzu teuer und nicht kompliziert zu halten (Allesfresser). Ironisch scheint, ich hoffe ich beleidige keinen User, dass Schweine die Müllmänner des Mittelalters waren. Schweine waren generell kaum in Ställen untergebracht, sondern liefen wild freu herum, sorgten einerseits für die Müllreinigung, aber andererseits auch für hygienisches Chaos. ;-)

Dass die Nutztiere fast alle kleiner waren als ihre Vorgänger in der Antike (!!!), ist nur ein weiteres Indiz für die ziemlich karge Ernährung im Mittelalter des durchschnittlichen Volkes.
 
Was wurde im Mittelalter gegessen?
Bevor Du darauf eine vernünftige Antwort bekommst solltest Du mal folgende Parameter festlegen.
1. Den Kontinent, die soziale Schicht und den Ort. Bsp. Mongolische Generäle hatten sicher was anderes auf dem Tisch als ein spanischer Bauer. Um 1250.
2. Die Zeit, Du deckst mit Deiner Frage immerhin einen Zeitraum von c.a. 750 Jahren ab. Wenn Du kein Gefühl dafür hast was Zeit bedeutet, mal 2 Beispiele:
Die Sowjetunion hat es auf 70 Jahre gebracht, die USA auf 231, bislang.
Deine Frage sollte also in etwa wie folgt lauten, was hat ein Tiroler um 1450 auf dem Tisch gehabt. Oder ein Portugiese um 1210, von mir aus auch ein fränkischer Bauer im Jahr 977. Verstanden ?
 
Bevor Du darauf eine vernünftige Antwort bekommst solltest Du mal folgende Parameter festlegen.
Verstanden ?

Bevor du hier den Fragesteller in den Hintern trittst, rate ich mal auf das Datum zu gucken, als diese Frage gestellt wurde. Das ist nämlich auch schon Geschichte. Verstanden?
 
Zuletzt bearbeitet:
Glaubst du wirklich nach 3 Jahren schaut dieser Gast hier noch einmal hinein um seine Frage zu präzisieren?
 
Glaubst du wirklich nach 3 Jahren schaut dieser Gast hier noch einmal hinein um seine Frage zu präzisieren?

Und wenn er hier reinschauen würde, müßte er sich inzwischen ehedem registrieren bzw. registrieren, um sich äußern zu können. Insofern sind Eure diesbezüglichen Einwände durchaus berechtigt...

Aus diesem Grund schlage ich vor, wir beruhigen uns jetzt alle ein wenig, ehe wir in diesem Thread weiter diskutieren.

Allerdings möchte ich diejenigen, welche die ursprüngliche Frage erneut aufgegriffen haben, noch darauf hinweisen, daß wir in diesem Thread bis Februar 2007 bereits einiges zusammengetragen hatten, was bei der Beantwortung weiterhilft - übrigens durchaus auch mit Hinweisen auf Zeit, Ort/Region, soziale Schichten etc.
 
Arm oder Reich?

Bevor ich zum Thema komme, möchte ich kurz auf den historischen Hintergrund eingehen. Es gab die Feudalherrschaft des Adels und es gab einen deutlichen Unterschied zwischen arm und reich. Der ärmere Teil der Bevölkerung wurde mit Bauern gleichgesetzt und das war auch richtig, denn ganz ohne Landwirtschaft hätten diese Menschen nicht leben können.

Transporte waren mühselig, teuer und es bestand die Gefahr von Raubüberfällen (Raubritter nicht zu vergessen). Deshalb wurden verderbliche Lebensmittel schon mal gar nicht transportiert. Einen nennenswerten Handel gab es nur mit Salz, Gewürzen und vielleicht noch mit Wein. In einem alten Kochrezept habe ich mal folgenden Satz gelesen: “Salz, sofern man welches hat”. Für den armen Bauern war das offenbar nicht selbstverständlich.

Gewürze und Weine galten als Luxusartikel und wurden von den Reichen in großen Mengen konsumiert. Es wurde mehr gewürzt als heute, doch heißt das nicht, dass die Speisen einseitig scharf waren. Vielmehr wurden raffinierte Gewürzmischungen verwendet. Gern wurde das Fleisch mariniert und beliebt war de Geschmacksrichtung süß-sauer. Aus dieser Tradition heraus hat sich noch der rheinische Sauerbraten erhalten, der in etwa so schmeckt, wie ich mir ein mittelalterliches Gericht vorstelle. Wohlgemerkt - damals konnte sich nur der Adel die teuren Gewürze leisten, die für einen guten Sauerbraten notwendig sind.

Alkoholismus wurde damals anders interpretiert als heute. Einzelne Personen sollen bis zu sieben Flaschen Wein pro Tag getrunken haben. Das geht aus Erlassen der katholischen Kirche hervor, in denen Priester abgemahnt wurden. Vor der Predigt sollte eine Flasche genügen und die sechs weiteren Flaschen möge er lieber nach der Predigt trinken. Ich glaube wohl nicht, dass ein Priester nach dieser Menge noch verständliches Deutsch sprechen konnte.:winke:

Die Ernährung der Bauern war stark von der Geographie abhängig. Einige Landstriche wurden als Weideland genutzt. Dort gab es reichlich Fleisch zu essen, dafür war aber das Brot knapp und teuer. Andere Gegenden eigneten sich mehr für den Anbau von Getreide und dort gab es Fleisch nur an Feiertagen. Brot wurde eher selten gegessen. Vielmehr schrotete der Bauer das Getreide und seine Frau kochte daraus eine Grütze. Das muss wohl wie gekochtes Müsli geschmeckt haben.

Zusätzlich versorgten sich Bauern aus der freien Natur. Heute wissen die wenigsten, dass die Wurzeln des Adlerfarns essbar sind. Im Mittelalter waren gekochte Farnwurzeln eine Notlösung für arme Bauern, die sonst nichts zu essen hatten.

Zucker war übrigens auch knapp und teuer. Gesüßt wurde viel mehr mit Honig, denn damals gab es noch recht viel wildlebende Bienen, wie wir sie heute nicht mehr kennen.
 
Wenn sich die Burgbewohnen in den bergfried zurückziehen mussten, hatten sie ja dort Essensvorräte für einige Wochen (oder Monate?). Welche Nahrung war es? Wie konservierten sie die Nahrung so lange?
 
Manche Nahrungsmittel halten sich monate- oder jahrelang. Vor Schimmel war man sicher auch nicht so fies, wie heute. Man konnte Nahrungsmittel trocknen (Dörrobst), räuchern, einlegen etc. Unsere Großmütter/Urgroßmütter kannten solche Verfahren noch.
 
Im Mittelalter standen doch relativ viele Nahrungsmittel zur Verfügung. Natürlich nicht wie heute und vermutlich auch nicht für jeden.
Ich gehe mal von dem Speiseplan benediktinischer Mönche des 11. und 12. Jh. aus:

- Fleisch nur von Tieren, die nicht vier Beine haben - also Fisch und Geflügel (galt nur für die Mönche)
- jeden Tag dicke Bohnen zur Eiweißversorgung (auch nur für Mönche zwingend)
- Kraut und Rüben
- Hülsenfrüchte und Getreide in großer Varianz
- Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Quitten, Mispeln, diverse Beeren, etc.
- Wurzelgemüse aller Art, Kürbisse, Gurken
- Feldsalat und reichlich Kräuter

Nicht zu vergessen, dass die Jahresmitteltemperatur ca. 3 °C höher lag und daher vieles an heute ungewöhnlichen Orten gewachsen ist. Wir wissen, dass es in den Tallagen des Nordschwarzwald flächigen Weinanbau gab und sogar Wassermelonen angebaut wurden. In den Quellen zum Kloster Hirsau lesen wir von einem Pfirsichbaum der im Kreuzgarten gewachsen war und reichlich Früchte trug.

Für diejenigen, die es sich leisten konnten, war die Ernährung sicherlich nicht so einseitig, wie wir uns das heute vorstellen. So mancher ernährt sich heute wesentlich schlechter. Natürlich gab es Menschen, die keinen Zugang zu diesem reichen Nahrungsangebot haben, aber die gibt es (wenn vielleicht noch nicht in so großer Zahl) heute auch wieder.

Der vollständigkeithalber die Quellen auf die ich mich beziehe:
Codex hirsaugiensis
Hirsauer Konstitutionen
Adolf Mettler "Bilder aus dem täglichen Leben der hirsauer Mönche"
Die Schriften des Abt Parsimonius

LG KeineAhnung
 
Zurück
Oben