"Stammvater" Europas?

@Pfeiferhans

Ich glaub, sowas kann keiner mehr nachvollziehen, weil die meisten Kirchenbücher nicht bis zurück in die Zeit Karls des Grossen führen.
Somit besteht für die meisten Leute keine Möglichkeit, alles soweit zurückzuverfolgen.
Ich beispielsweise hab mal bei der Kirche nachgefragt, und die sagten mir, dass sie sowas gar nicht machen, und wollten dann noch wissen, warum ich das zurückverfolgen wil:nono:
Konnte ja wohl kaum sagen, dass ich wissen will, ob ich von Karl dem Grossen abstamme.....dann denken die noch ich spinne total
Und ohne Kirche ist da nix zu machen....da kommt man echt nich weiter...find ich schon irgendwie ärgerlich...

Wie gross ist die WAhrscheinlichkeit denn, wenn man knapp anderthalb Autostunden von Aachen und in Nähe der anderen Pfalzen lebt?
Auf 1.200 Jahre berechnet müsste die Wahrscheinlichkeit doch dann sehr gross sein, oder lieg ich da falsch?:confused:
 
@Pfeiferhans

Ich glaub, sowas kann keiner mehr nachvollziehen, weil die meisten Kirchenbücher nicht bis zurück in die Zeit Karls des Grossen führen.
Somit besteht für die meisten Leute keine Möglichkeit, alles soweit zurückzuverfolgen.
Wenn man tatsächlich von Karl abstammt, ist die Chance vermutlich größer das nachzuvollziehen als es mit dem "Schneeballsystem" nachweisen zu wollen. Da gibt es nämlich eine nicht unerhebliche Chance, dass so etwas überliefert wird. Wenn nichts aus dieser Zeit überliefert wurde, muss man sich (meiner Meinung nach) wohl oder übel damit abfinden, zum gemeinen Volk zu gehören, von dem nichts überleifert wurde und das zumindest zu den Zeiten nicht in den Geschichtsbüchern vorkommt.

Wie gross ist die WAhrscheinlichkeit denn, wenn man knapp anderthalb Autostunden von Aachen und in Nähe der anderen Pfalzen lebt?
Auf 1.200 Jahre berechnet müsste die Wahrscheinlichkeit doch dann sehr gross sein, oder lieg ich da falsch?:confused:

Eine heutige Autostunde war damals zu Pferde und mit Tross eine große Distanz eine lange beschwerliche Reise. Hinzu kommt die soziale Distanz. Karl mag durchaus auch von Zeit zu Zeit seiner Männlichkeit freien Lauf gelassen haben und nicht immer nur standesgemäß - aber hauptsächlich hat er sich sicher mit Anderem beschäftigt.

Über die Jahrhunderte wird die Wahrscheinlichkeit der direkten Abstammung nicht größer, wenn du die Heiratspolitik des Adels und das Aussterben ganzer Linien und "Häuser" bedenkst.

Aber mit Wahrscheinlichkeiten ist dem Phänomen letztlich nicht beizukommen - wie oben schon bemerkt, ich will niemanden die (ich nenne es) Illusion nehmen, vielleicht von Karl abzustammen.
 
Das Schneeballsystem beweist hier gar nichts, weil Karl und Nachkommen sich ja nicht statistisch gleichverteilt mit den übrigen Europäern verheiratet haben.

Sondern ganz im Gegenteil: Die offiziellen Nachfahren gehörten ja allesamt automatisch zum Hochadel und heirateten nur in dieser zahlenmäßig recht kleinen Gesellschaftsschicht.

Das Ganze ist ein asymetrischer Vorgang: Man kann über (viele!) Generationen hinweg von kleine Anfängen in den Hochadel vorstoßen - aber umgekehrt ist das fast unmöglich.

Es ist daher gut möglich, daß ein Ernst-August o. ä. diverse Vorfahren hat, die zu Zeiten Karls des Großen einfache Tagelöhner waren.
Es ist aber umgekehrt nicht so wahrscheinlich, daß jemand Karl den Großen zum Vorfahren hat, heute aber nur schlichter Bürgerlicher ist.

Im wesentlichen gibt es zwei Ausnahmen:
1.) Bei der weiblichen Vorfahrenlinie kann es vorkommen, daß "nach unten" verheiratet wurde: Der Nachfahre Karls verheiratet eine Tochter einem Herzog, einige Generationen später gibt ein Herzog eine Tochter einem Grafen, und dann über kann es über den einfachen Adel zu einem reichen Bürgerlichen gehen. Wobei es bis 1918 sehr wahrscheinlich war, daß ein reicher Bürgerlicher, der in den Adel einheiratet, auch selber die Nobilitierung schafft - und schon fällt auch diese Ausnahme in die Regel zurück.

2.) Und dann haben wir natürlich die Möglichkeit von "Fehltritten" aller Art, d.h. inoffiziellen Nachfahren.
Aber auch diese Linien führen oft nicht zu Leuten, die heute als Bürgerliche leben.
Die bekannten Bastarde von Adligen bekamen häufig doch noch einen Titel - oder sie wurden ins Kloster abgeschoben.
Noch darunter haben wir dann insbesondere die Nachkommen von Prostituierten, da sind die Väter selten klar zuordenbar. Aber Kinder in dieser Gesellschaftsschicht haben unterdurchschnittliche Überlebenschancen, es wird davon einige geben, deren Linien bis heute überlebt haben, aber nicht sehr viele.

Fazit: Der etablierte Adel Europas dürfte in Mehrheit irgendeine Vorfahrenlinie zu Karl dem Großen haben.
Und es wird auch vielleicht einige tausend oder einige zehntausend Bürgerliche geben, die ihn als Vorfahren haben.

Aber dieses "zwei Drittel aller Europäer" halte ich für völlig falsch.
 
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