Attentate in der Geschichte

Konradin schrieb:
1936: Edward VIII., König des U.K. und Kaiser von Indien (1936)
1970: Paul VI., Papst (1963-1978)
1981, 1995: Johannes Paul II., Papst (1978-?)

Also, hierzwischen hätte schon das Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler hineingehört. Und das nicht nur wegen des Jubiläumsjahres, sondern ganz prinzipiell. Bei den geglückten sei hier an Heydrich erinnert.
 
Fischhof schrieb:
Also, hierzwischen hätte schon das Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler hineingehört. Und das nicht nur wegen des Jubiläumsjahres, sondern ganz prinzipiell. Bei den geglückten sei hier an Heydrich erinnert.
Und wenn man scgon das Papst Attentat erwähnt, sollte man auch das fast zeitgleich stattgefundene Attentat auf Ronald Reagen nicht vergessen.
 
Fast hundert Jahre vor dem Attentat auf Hitler 1944 wurde am 26. Juli 1844 ein Attentat auf den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. unternommen. Der Attentäter, Heinrich Ludwig Tschech, Bürgermeister von Storkow. Die genauen Daten habe ich aus der Wikipedia, aber der dortige "Gassenhauer" der nach dem Attentat entstand, den kenne ich etwas anders. Die letzten beiden Strophen:

Als der König ihn erblicket,
von Gendarmen ringsumstricket,
zeigt er plötzlich viel Courage
und ruft nach der Equipage.
"Auf dem Schloßplatz halt' mal still,
weil det Volk mich sehen will."
Da stellt er sich hin und spricht:
"Leute, ik hab nischt gekricht."
Dick und fett,m es fehlt nur wenig,
Alles brüllt: "Es leb' der König!"

Doch ihr Leute hört nun mal,
von dem Liede die Moral.
Hatte je ein Mensch so'n Pech,
wie der Bürgermeister Tschech,
daß er diesen dicken Mann
auf zwei Schritt nicht treffen kann?
 
Und dann will ich noch an den Anarchisten Erich Mühsam und sein Gedicht erinnern:
"War einst ein Anarchisterich,
der hatt' den Atenttaterich,
er warf mit Bomben um sich rum,
die knallten nur bumm-bumm, bumm-bumm."

Den Rest habe ich wohl vergessen, aber Inhalt des Gedichtes war, ein politisches System mit Argumenten und nicht mit Gewalt zu bekämpfen.
 
Charlotte Corday

Nachdem Tib. Gabinius mir das Stichwort geliefert hat, will ich nun auf einen der berühmtesten Morde der Geschichte eingehen. Dem an Jean-Paul Marat. Das, was dieses Verbrechen jedoch zu einer Besonderheit macht, ist die Tatsache, dass es von einer Frau begangen wurde.

Charlotte Corday wurde am 28. Juli 1768 als Tochter eines verarmten Landjunkers geboren. Ihre Mutter starb sehr früh. Die Jungendjahre verbrachte Charlotte im Kloster Abbaye-aux-Dames, welches aufgrund der Revolution 1791 geschlossen wurde. Daraufhin fand sie bei ihrer Tante, Madame de Bretteville ein neues Zuhause.

Am Morgen des 9. Juli 1973 brach sie von dort plötzlich nach Paris auf. Vier Tage später erschien sie an der Wohnungstür von Catherine Évrard, der Lebensgefährtin Marats. Nachdem sie dort schon mehrmals abgewiesen worden war, nahm sie diesmal Bezug auf einen Brief, den sie dem Präsidenten der Jakobiner tags zuvor geschrieben hatte. In diesem hatte Charlotte Corday Marat unter dem Vorwand, ihm Namen von aufständischen Girondisten nennen zu wollen, um eine Unterredung gebeten.

Catherine Évrard, die sie trotzdem fortschicken wollte, wurde von Marat, der das Gespräch an der Tür mitverfolgt hatte, gebeten, die Besucherin einzulassen. Da das Baden für Marat aufgrund seiner Hautkrankheit – wahrscheinlich Schuppenflechte – eine Linderung darstellte, wurde Charlotte direkt zu ihm in das Badezimmer geführt. Der Revolutionsführer hatte er es sich angewohnt, in der Wanne seiner Arbeit nachzugehen.

Sogleich machte er sich daran, die Namen, die ihm die vermeintliche Verräterin nannte, zu notieren. Als er die Liste abgeschlossen hatte, verkündete er, dass auf diese Personen schon in acht Tagen die Guillotine warten würde. Plötzlich zog Charlotte Corday ein Messer hervor und konterte: „Die deinige ist bereit.“ Die Klinge durchtrennte Lungenarterie und Hauptschlagader, so dass Marat sehr schnell verblutete.

Während der Verhaftung und im Verlauf des Prozesses überraschte die Mörderin durch ihre enorme Gelassenheit. Sie legte ein Geständnis ab und beantwortete geduldig alle Fragen. Am 17. Juli 1793 wurde das Todesurteil gefällt. Ohne das geringste Anzeichen innerer Unruhe wurde Charlotte zum Place de la Concorde gekarrt, wo sie in den frühen Abendstunden guillotiniert wurde.

Es gilt als gesichert, dass Charlotte Corday für ihre Tat keinerlei Reue empfand. Der Mord an Marat war seit Frühjahr 1793 geplant. Charlotte wollte den Jakobiner für tausende Morde, für die er in ihren Augen verantwortlich war, bestrafen. Auch sah sie in ihm den Mann, der für den Untergang Frankreichs verantwortlich war und wollte durch seine Beseitigung weiteren Gräueltaten durch den Revolutionsführer vorbeugen.

Gelegentlich werden vom Mord an Marat Parallelen zur Enthauptung des Holofernes gezogen. Die Literaturwissenschaftlerin Johanna Kahr sieht diese These darin begründet, dass einigen Berichten zufolge Charlottes Tante, Madame de Bretteville, eine an eben jener Stelle aufgeschlagene Bibel im Zimmer der Mörderin gefunden haben soll. Ob sich die Corday jedoch wirklich mit der Rolle der biblischen Rächerin identifizieren konnte, ist fraglich. Fest steht jedoch, dass sie ihre Tat als gerechtfertigt ansah.
 

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Salvete,

Mir fällt eine weitere tragische Geschichte ein: das Attentat auf Thomas Becket, den Erzbischof von Canterbury. Deshalb tragisch, weil am Anfang eine Freundschaft steht, zwischen Heinrich II. dem König von England und Thomas Becket, und am Ende ein Mord.
Als Theobald, der Erzbischof von Canterbury 1161 starb, ignorierte Heinrich die beiden aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge, die Bischöfe Roger von York und Gilbert von Hereford, und sorgte dafür , dass sein Kanzler Thomas Becket gewählt wurde. Thomas war mehr als nur der Kanzler des Königs: er war Freund und Erzieher seines Sohnes. Er zählte zu den glanzvollsten Höflingen: Seine Prunkliebe und Freigebigkeit waren im ganzen Land berühmt. Obwohl er eine Laufbahn als Diakon von Erzbischof Theobald begonnen hatte, war er ein durch und durch weltlicher Herr. König Heinrich hatte also guten Grund anzunehmen, dass ihm Thomas als neuer Erzbischof treu ergeben dienen werde. Um so größer seine Überraschung, als sich der soeben konsekrierte Erzbischof von allen weltlichen Pflichten entbinden ließ. Als Heinrich in ihn drang, weiter die Geschäfte des Kanzlers auszuüben, entschuldigte sich Thomas Becket mit Überarbeitung. Der Konflikt ließ nicht lange auf sich warten. Neben Steuerfragen und der Rückgabe von Kirchengut ging es vor allem um die Strafgerichtsbarkeit für Geistliche. König Heinrich, ein bedeutender Gesetzgeber, wollte auch Geistliche durch königliche Gerichte aburteilen lassen. Thomas bestand aber auf der Zuständigkeit geistlicher Gerichte. Hinter dieser scheinbar zweitrangigen Frage stand der sich anbahnende Gegensatz zwischen "Common law" und "Civil law", dem nationalen Gewohnheitsrecht und dem internationalen römischen Recht - ein Gegensatz, der die angelsächsischen Staaten und die Staaten des europäischen Kontinents bis heute trennt. Der Widerwille vieler britischer Konservativer gegen die Gesetzgebung der europäischen Kommission hat hier seine Wurzel. Im Januar 1164 lud König Heinrich Bischöfe und weltliche Magnaten zu einer Konferenz auf sein Jagdschloss Clarendon ein, die das umstrittene Gewohnheitsrecht kodifizieren sollte. Die Konferenz endete mit einem Triumph des Königs, den "Konstitutionen von Clarendon". Zur heißumstrittenen Frage der Strafgerichtsbarkeit für Geistliche bestimmte das Dokument, dass die Verhandlung zwar vor einem geistlichen Gericht stattfinden sollte, jedoch im Beisein königlicher Beobachter; wurde der Angeklagte für schuldig befunden, so hatte ihn das geistliche Gericht zur Bestrafung an ein königliches zu überweisen. Thomas Becket stimmte zuerst den Konstitutionen zu, dann aber betrachtete er sein Zugeständnis für erzwungen und weigerte sich ,das Dokument zu siegeln. Heinrich war außer sich vor Zorn. Thomas floh nach Frankreich und stellte sich unter den Schutz des König Ludwig VII. Sechs Jahre dauerte sein Exil auf dem Festland. Auf die Unterstützung des Papstes konnte er nur bedingt rechnen, da Papst Alexander III. keinerlei Interesse hatte, sich neben dem Kaiser auch den französischen König zum Feind zu machen. Papst und der König v. Frankreich drängten Becket sich mit Heinrich zu arrangieren. Er lehnte ab und exkommunizierte 1166 seine Gegner.
Erst 1170 trafen Heinrich und Thomas in Freteval bei Orleans zusammen und schlossen überraschend Frieden. Heinrich gestattete seinem alten Freund die Rückkehr.
Am 1. Dezember 1170 betrat Thomas wieder englischen Boden von einer jubelnden Menge erwartet. Es warteten aber auch einige Ritter, denen Ländereien des verbannten Erzbischofs zugefallen waren. Nur die Anwesenheit königlicher Emissäre verhinderte, dass es schon damals zu einem Blutbad kam. Kaum in Canterbury angekommen, exkommunizierte Thomas die Bischöfe Gilbert von London und Jocelin von Salisbury. Die Bischöfe beschwerten sich beim König, der in der Normandie Weihnachten feierte. Heinrich bekam einen seiner gefürchteten Wutanfälle: ?Was für elende Feiglinge und Verräter habe ich in meinem Haushalt großgezogen, dass sie ihren Herrn von einem kleinen Angestellten so schamlos beleidigen lassen? Vier Barone glaubten begriffen zu haben, was der König meinte. In aller Stille brachen sie nach Canterbury auf. Am 29. Dezember drangen sie in das Schlafzimmer des Erzbischofs ein und forderten ihn auf, das Land zu verlassen. Da er sich kühl weigerte, kündigten sie an, sie würden bewaffnet zurückkommen. Die verängstigten Mönche zerrten den widerstrebenden Primas von England in die Kathedrale, wo er sein Schicksal vor einem Pfeiler im linken Seitenschiff erwartete. Der Mord erfüllte ganz Europa mit Entsetzen.
1173 wurde Thomas Becket als Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben.
 
Echnatons hervorragenden Ausführungen nur ein paar kleine Anmerkungen:

Die Namen der 4 Barone sind auch bekannt: Reginald FitzUrse, Hugh de Morville, William de Tracy und Richard le Breton. Sie wurden nach ihrer Tat jedoch nicht, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre, zum Tod verurteilt sondern lediglich zu Teilnahme an Kreuzzügen und Pilgerfahrten "verdonnert".

Wie ungeheuerlich das Attentat für die Zeitgenossen Heinrichs und Becket gewesen sein muss, zeigt sich daran, dass nicht weniger als der Erzbischof von Canterbury durch mehr oder weniger "gedungene" (sprich angestiftete) Mörder umgebracht wird. Mit dem Primas von England wird einer der höchsten Würdenträger umgebracht. Dazu kommt noch, dass der Mord auf heiligem Grund stattgefunden hat. Der Aufschrei, der durch England (und wohl ganz Europa) geht, muss wohl groß gewesen sein.
Wie explosiv das durchaus gewesen sein muss sieht man an der Rolle, die Heinrich gespielt hat. Mit der Ermordung des Primas legt er sich mit der Kirche und dem Papst an. Zwar hat er nicht direkt zum Mord aufgerufen, doch der Wutausbruch wurde von den Attentätern so interpretiert. Dies hat Heinrich auch eingeräumt, sich nach Irland zurückgezogen und den päpstlichen Bedingungen für eine Buße unterworfen.
 
echnaton schrieb:
1173 wurde Thomas Becket als Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben.
Bis zur Reformation war Beckets Grab ein beliebter Wallsfahrtsort. Doch wieder sollte es ein Heinrich sein, der Becket schädigte. Heinrich VIII. liess Beckets Schrein zerstören.
"The story that Henry VIII in 1538 summoned the archbishop to stand his trial for high treason, and that when, in June, 1538, the trial had been held and the accused pronounced contumacious, the body was ordered to be disinterred and burnt, is probably apocryphal (nicht wahr)." (http://www.newadvent.org/cathen/14676a.htm)
 
Mal ein interessanter Aspekt: Für das Deutsche Reich fallen mir für die Zeit des Spätmittelalters und der beginnenden Neuzeit bis ins 19.Jahrhundert hinein nur sehr wenige politische Attentate auf bekannte Persönlichkeiten ein. Spontan komm ich jetzt (mein Hirn mag Lücken haben) nur auf 2 Attentate des Hoch- und Spätmittelalters (nach längerem Suchen), dann Wallenstein und dann eine Lücke bis zu Kotzebue. Gabs da nix mehr zwischendrin?
Irgendwie komm ich bei Frankreich auf deutlich mehr.
 
Jobst von Mähren (deutscher König 1410/11) soll im Auftrag seines Vetters Sigismund (dt. König ab 1411, Kaiser ab 1433) vergiftet worden sein.

Albrecht I. wurde durch seinen Neffen Johann aufgrund von Erbansprüchen ermordet.

Philipp I. (Sohn von Kaiser Maximilian I., Thronfolger, Herzog von Burgund, kastilischer König 1504-06, anerkannt erst ab 1506) starb unerwartet 1506, gerüchteweise durch Vergiftung im Auftrag seines Schwiegervaters Ferdinand von Spanien, der gegen die Mitherrschaft von Philipp in Spanien war.

Ladislaus postumus (Sohn von König Albrecht II.) soll gerüchteweise auch ermordet worden sein-kurz vor seiner geplanten Hochzeit. Zumindest profitierten Friedrich III. und Matthias Corvinus auffällig von seinem Tod.

Es gibt also eine ganze Reihe politischer Morde in der deutschen Geschichte dieser Zeit. Es scheint allerdings, dass man meist etwas dezenter vorging und geschickter vertuschte.:kratz:
 
Schonschon....ich konnts mir ja auch schlecht vorstellen. Und selbst bei der Aufstellung die du dankenswerterweise gemacht hast, sind einige Hypothesen dabei.
 
Arminius (Cherusker) wurde ca. 21n.Chr. angeblich von Verwandten ermordet. Diese Tat löst langjährige Kämpfe innerhalb des Stammes der Cherusker aus. Schließlich ist der Stamm so "geschwächt", daß er sich nicht mehr derer germanischer Nachbarn erwehren kann und assimiliert wird.
Auch sein Gegenspieler Germanicus wurde höchstwahrscheinlich durch seinen politischen Feind Piso vergiftet (19n.Chr.). Germanicus hatte 9Kinder. Eines davon war Caligula.
 
Eine Person die zu ihrer Zeit ein sehr beliebtes Opfer für Anschlagsversuche (geglückt ist keiner) war, fehlt hier noch. Kaiser Franz Joseph I. Hier die ersten beiden Attentatsversuche:

Kaiser Franz Joseph I. ging am 18. Februar 1853 mittags mit seinem Adjutanten Maximilian Graf O’Donall auf der Wiener Bastei spazieren. Oberhalb des Kärntnertores beugte sich Franz Joseph über die Brüstung um exerzierenden Soldaten zuzusehen. In diesem Moment stürzte der 21-jährige ungarische Schneidergeselle János Libényi von hinten mit einem Messer auf Franz Joseph zu, um es ihm ins Genick zu stoßen. Das Messer rutschte aber am steifen Uniformkragen ab und fügte Franz Joseph nur eine stark blutende Schnittwunde am Hinterkopf zu. Der zufällig vorbeikommende Fleischhauermeister Josef Ettenreich stürzte sich auf den Attentäter, der ununterbrochen „Eljen Kossuth“ (ungarischer Nationalist und Ministerpräsident während der 48er Revolution) rief und überwältigte ihn. Der Flügeladjutant versorgte unterdessen Franz Josephs Wunde, wobei ihm der wohl unter Schock stehende, damals 22-jährige Kaiser, mitteilte, dass nur seine Mutter nichts davon erfahren solle. (Sie hat es natürlich erfahren ;) ) Um den verletzten Kaiser sammelte sich schnell eine Reihe Schaulustiger, die Franz Joseph mit den Worten „beruhigt euch, es ist nichts! Ich trage nur das Schicksal meiner braven Soldaten in Mailand“, beschwichtigte. Bei dieser Aussage handelt es sich wohl um eine Anspielung auf die revolutionären Vorgänge vom 6. Februar 1853 in Mailand, bei denen 12 österreichische Soldaten getötet und 74 verletzt worden waren. Die zuständigen Behörden vermuteten ein Komplott gegen das Kaiserhaus. Umgehend zog Militär auf und besetzte die wichtigsten Punkte der Innenstadt, währenddessen die Polizei eine Reihe von Schneidermeistern und Schneidergesellen verhaftete.
Am späten Nachmittag wurden die ersten Sonderausgaben der Zeitungen verkauft. So schrieb beispielsweise die Wiener Zeitung:
Ein schändliches Attentat ist soeben auf die Person seiner k. k. Apostolischen Majestät verübt worden. Seine Majestät wurden heute um halb ein Uhr während eines Spazierganges auf der Bastei nächst dem Kärntnertore von einem Individuum meuchlerisch von rückwärts angefallen und mit einem Küchenmesser in der Gegend des Hinterhauptes verwundet. Die Wunde ist nach dem Ausspruch der Ärzte nicht gefährlich. Der Mörder wurde auf der Tat von dem seine Majestät begleitenden Flügeladjutanten (!!!) ergriffen. Für die glückliche Rettung wird heute, 6 Uhr, in der Stephanskirche ein Te Deum gehalten.
Im Rahmen der offiziellen Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich bei Libényi um einen exaltierten Einzelgänger handelte, der nur eine Aufsehen erregende Tat vollbringen wollte, indem er Ungarn von dem Tyrannen Franz Joseph befreite. Inoffiziell wurde ein anderer Grund genannt: Libényi wollte an Franz Joseph persönlich Rache wegen der Verführung seiner Schwester, der Tänzerin Mizzi Langer, üben.
Der Attentäter wurde an das Kriegsgericht überstellt, welches in einer Kundmachung nochmals den Tathergang schildert: Libényi sprang wahrhaft nach Tigerart, mit einem Satze, und das Mordwerkzeug in der rechten Hand schwingend, rücklings gegen Seine Majestät und versetzte Allerhöchst Demselben, unter Anwendung aller ihm zu Gebote stehenden Kraft, mit der Spitze des Messers einen gewaltigen Stoß gegen das Hinterhaupte, dass die Klinge an der Spitze einen Zoll lang, aufwärts schief gebogen ward…Das Gericht verurteilte Libényi zum Tod durch den Strang.
Am 26. Februar wurde Libényi vom Stabsstockhaus zur Spinnerin am Kreuz überstellt und um 8 Uhr morgens vor einer trotz des Schneesturms riesigen Menge Schaulustiger gehängt. Für die gleiche Zeit hatte die tiefgläubige Erzherzogin Sophie – die Mutter des Kaisers eine Gebetsstunde in der Hofburgkapelle für das Seelenheil des Attentäters angesetzt. Franz Joseph wollte seinen Attentäter ursprünglich begnadigen, doch Rücksichten der Staatsraison ließen die Minister unbedingt darauf beharren, dass ihm die verdiente Strafe zutheil werde. So setzte der Kaiser zumindest Libényis Mutter eine Lebenslange Pension aus.
Erzherzogin Sophie ließ zudem für die „Errettung ihres Sohnes aus der Todesgefahr“ die Wiener Votivkirche errichten. Für die Durchführung wurde Erzherzog Max, der Bruder Franz Josephs und spätere Kaiser von Mexiko, beauftragt. Mit dem Bau der Kirche wurde 1856 nach den Plänen des Architekten Heinrich Ferstl begonnen.
Bei diesem Anschlag handelte es sich um das erste Attentat auf einen regierenden Kaiser seit der Ermordung Albrecht I. im Jahr 1308.
Ein zweiter Anschlag auf Franz Joseph noch im gleichen Jahr wurde eher zufällig verhindert. Mitte September hatte der Polizeiminister Johann Freiherr von Kempen eine anonyme Morddrohung erhalten. In dieser hieß es, dass der Kaiser so sterben müsse wie einst der ungarische König bei Mohacs (er ist ertrunken). Nach dem Drohbrief sollte die kaiserliche Yacht Adler auf der Fahrt von Linz nach Wien versenkt werden. Der Polizeiminister hielt diesen Brief jedoch für unglaubwürdig und legte ihn ad acta. Am 30. September fuhr Franz Joseph tatsächlich mit der Adler von Linz nach Wien, die Yacht wurde jedoch außerplanmäßig von einem Dampfboot begleitet. Im Strudelgau schlug die Adler leck und lag so tief im Wasser, dass Franz Joseph umgehend auf das Dampfboot übersetzen musste. Erst nach Bekannt werden dieses Vorfalls in Wien erinnerte sich der Polizeiminister wieder an den anonymen Drohbrief. Für eine Ergreifung der Attentäter war es nun allerdings zu spät.
Kaiser Franz Joseph I. ist Zeit seines Lebens von Attentatsdrohungen und Mordversuchen begleitet worden, die aber alle rechtzeitig abgewendet werden konnten.

(Quellen liefere ich nach, hab den Zettel grad nicht da, auf dem ich sie notiert habe)
 
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Nachtrag

Quellen:
Klopfer, C. E.: Unser Kaiser
Wiener Zeitung, Sonderausgabe vom 18. Februar 1853
Mayr, K.: Das Tagebuch des Polizeiministers Kempen 1848-1859
 
echnaton schrieb:
Mir fällt eine weitere tragische Geschichte ein: das Attentat auf Thomas Becket, den Erzbischof von Canterbury.

Gehört nicht unbedingt zum Thema. Aber ich habe gerade zum 4. mal die letzte Seite von Kenn Follets, Säulen der Erde- zugeschlagen. Die Ermordung Beckets war im letzten Kapitel ein wichtiger Bestandteil. Obwohl Becket in Follets Buch von englischen Rittern, statt von französischen ermordet wurde.
Übrigens wird im Jahr 2007 eine Fortsetzung dieses Romans erscheinen.
 
Adenauer

Am 27. März 1952 explodiert im Kellerraum K 001 im Münchner Polizeipräsidium ein an Kanzler Adenauer adressiertes Paket. Der Sprengmeister, der es vorschriftswidrig vor der Öffnung nicht durchleuchten lässt, kommt dabei ums Leben. Die Sache erregt Aufsehen, eine Kommission aus bayerischem LKA, BKA, der neuen Sicherungsgruppe Bonn nimmt die Ermittlungen auf. Kurz darauf werden zwei weitere Briefbomben, adressiert an die deutsche Delegation bei den Wiedergutmachungsverhandlungen mit Israel im Haag, rechtzeitig entdeckt und entschärft. Eine „Organisation jüdischer Partisanen“ erklärt in ihrem Bekennerschreiben: „Die Welt soll wissen, dass das jüdische Volk niemals die Rückkehr der Deutschen in die Gemeinschaft der Völker zulassen kann.“ Damit enden die veröffentlichten Informationen schon. Fortan wird von deutscher Staatsseite ein Mantel des Schweigens über die Vorgänge und Ermittlungen geworfen.

Adenauer
 
Konradin schrieb:
1900: Wilhelm II., Deutscher Kaiser und König von Preußen (1888-1918)

Welches meinst du da? Vielleicht ein Irrtum im Jahr? Ich kenne dies hier:

06.03.1901 Kaiser Wilhelm II. (27.01.1859-04.06.1941) wird in Bremen bei einem Attentat leicht verletzt, als ein psychisch gestörter Schlosser ein Eisenteil gegen den kaiserlichen Wagen wirft.
 
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