Es ist völlig irrelevant, ob nun Kurden direkt von den Medern abstammen oder nicht. Fakt ist, dass Kurden Sprecher von iranischen Sprachen sind. Und auch wenn eine Adaptierung der Sprache von anderen Gruppen erfolgt gewesen wäre, dann nicht durch Abendschulen, sondern durch Mischungen. In der Steinzeit und im Mittelalter, wobei die Kurden eigentlich bis heute noch in einem Übergang zwischen der Steinzeit und dem Mittelalter gelebt haben, war es einfach nicht möglich, allein durch das Beherrschen eines Gebietes eine Sprache aufzuzwingen. Selbst die Türkei hat es nicht schaffen können, die Kurden sprachlich zu türkisieren, und die Menschen, die heute Türkisch können, haben es durch Internate und Schulen beigebracht bekommen.
Ich kann euch ein Beispiel von unserem Dorf geben, es gab sowohl Zazaisch als auch Kurdisch-Sprecher. Und keiner von den Kurden kam je auf die Idee ihren Kindern Zazaisch beizubringen, es war immer nötig, dass zumindest ein Elternteil Zaza war, damit die Kinder auch diese Sprache nativ benutzen und ihren Nachfahren vererben. Diese Zustände sind nicht vergleichbar mit den heutigen, wo durch den Staat, durch Schulen und Medien im Leben der Immigranten sich Deutsch durchsetzt.
Die alten Meder befanden sich auf einem relativ archaischen Level, sie haben Reiche gegründet oder Fürstentümer, aber es gab kein Bestreben dazu, anderen Menschen eine iranische Sprache zu lehren. Sie haben sich einfach in die jeweiligen Urbevölkerungen eingemischt durch Eheschließungen, wodurch eine Ethnogenese zwischen den Medern und anderen Bevölkerungen durchgeführt wurde.
Nach wie vor teilen die Kurden große Ähnlichkeiten bezüglich der Ethnie als auch der Kultur mit Persern. Eine genetische Differenz zwischen Kurdengruppen und persischen Gruppen aus Zentralasien bedeutet nicht, dass Kurden weniger iranisch als Perser sind. In den letzten Jahrtausenden haben die Völker verschiedene Beimischungen abgekriegt. Deswegen ist es auch kein Wunder, wenn Perser und Kurden heute nicht mehr genetisch das ein und das Selbe sind.
Das selbe lässt sich auch auf andere Völker übertragen. Kurden sind ethnisch gemischt, ja, aber das kurdische Volk besteht auch mehrheitlich aus indoeuropäischen Unterrassen wie iranid und armenid. Deswegen ist es töricht Kurden mit Afrikanern, die Englisch sprechen, zu vergleichen.
Ich zitiere Professor Minorsky, der zu dem größten Orientalisten seiner Zeit gehörte, man nimmt ihn noch heute überall in der Wissenschaft als Referenz:
„Der einzige Weg ihre Konsistenz zu erklären, ist es - wie ich es sehe - anzunehmen, dass die kurdische Sprache ein Nachfahre der früheren medischen Sprache ist.“
Quelle: Original: The only way of explaining their consistency is, as I see it, by assuming that Kurdish speech is an offspring of the early Median language. Erschienen in: The Tribes of Western Iran von V. Minorsky. Veröffentlicht in The Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland, Vol. 75, No. 1/2 (1945), S. 73-80
Wer sind die denn, die Kurden das Iranischsein absprechen? Es handelt sich primär um Gruppen, die sogar die Existenz eines kurdischen Volkes in Frage stellen. Entweder Türken oder von Türken bezahlte Agenten wie Erich Feigl, der sogar mit Türken verschwägert war. In letzter Zeit werden auch Hennerbichler's Arbeiten von den türkischen Nationalisten missbraucht, obwohl Hennerbichler eigentlich nicht viel anders als wir denkt. Er ist der Ansicht, dass die Kurden ein ethnischer Brei zwischen verschiedenen Urbevölkerungen Mesopotamiens sind. Und zu einem der Urvölker zählen eben auch die Meder, von dem sich Kurdisch ableitet. Man muss ihn nur objektiv interpretieren, dann stellt sich heraus, dass die Kurdologen ihm gar nicht widersprechen. Jeder namhafter Kurdologe akzeptiert beispielsweise die hurritischen und semitischen Einflüsse im kurdischen Volk.
Kurdisch kann nicht von Persisch abstammen, weil es die Nordwest und Südwesttrennung schon seit den ersten Avesta-Schriften (etwa 500 BC) existiert hat. Schon damals hat sich das Altpersische von den übrigen iranischen Sprachen durch neuartige Lautverschiebungen abgegrenzt. Deswegen kann man heute auch bestens feststellen, zu welcher Untergruppe eine iranische Sprache gehört.
Kurdisch ist sprach-genetisch nordwest-iranisch zuzuordnen, Medisch auch. Woher soll Kurdisch sonst abstammen wenn nicht von Medisch? Es gab keine anderen nordwestiranischen Sprachen in der alt-iranischen Phase außer Medisch. Niemand kommt auf die Idee Paschtunen, Nordinder oder Perser als "assimilierte" darzustellen, obwohl die Kurden genetisch gesehen den europäischen Bevölkerungen näher sind. Hinter solchen Auktionen steht nur pure Politik.
Kurden sind so viel oder so wenig indoeuropäisch wie Armenier, Perser oder Albaner. Es gab Mischungen, keine völlige Assimilierung, was auch in der Frühzeit fast ausgeschlossen war. Es muss Kontakt mit Menschen gegeben haben, damit sich die Sprache auch verbreiten konnte. Und diese Menschen waren die Ur-Iraner. Schulen, Institute oder Lehrer gab es sicher auch nicht, um den Kurden Kurdisch beizubringen. Die Meder waren vornehmlich Berghirten, die kein Staatswesen besaßen wie wir es heute kennen. Damals war das Clan-Denken vorherrschend. Sie sahen es sicher nicht als vorteilhaft an, anderen Stämmen zu dienen und ihnen ihre Sprache zu lehren. Es gab keine gezielten Expansionen, wie wir es heute kennen. Völker haben gewandert und expandiert, weil sie ihre Lebensumstände ändern wollten und nicht weil sie andere Völker kulturell zu unterwandern oder vernichten versuchten.
Nur die Stärksten konnten sich vermehren, also ist es unlogisch, von einem mächtigen Volk wie die der Meder zu behaupten, sie seien genetisch untergegangen und nur ihre Sprache wäre übriggeblieben. Wie konnte eine Sprache bis heute erhalten bleiben, wenn doch die Sprecher vor 2000 Jahren angeblich ausgestorben sind? Haben die Kurden irgendwelche Avesta-Texte auswendig gelernt und so sich iranisiert?