Mittelalter-Bedeutung von Farben beim Frauenkleid

Vielleicht hilft es ja auch weiter: http://www.geschichtsforum.de/f51/mittelalter-bedeutung-von-farben-beim-frauenkleid-23158/

Nachtrag(EDIT): Der Betreffende hatte in der geschilderten Situation da zudem wohl etwas mit den sogenannten Schandfarben verwechselt. Wie schief er dabei allerdings lag, läßt sich bspw. hier oder hier nachlesen...
Ich hab letztens gehört, dass mancherorts Prostituierte einen breiten, gelben Streifen am Kleid tragen mussten, damit sich jeder "anständige" Bürger fernhalten und z.B. die Straßenseite wechseln konnte.
 
[...]damit sich jeder "anständige" Bürger fernhalten und z.B. die Straßenseite wechseln konnte.
:D Wohl eher, damit man wusste, wen man nach dem Preis fragen konnte, ohne eine gescheuert zu kriegen.
Wenn es wirklich so untragbar unanständig gewesen wäre, hätte man das Gewerbe doch schlicht verbieten können.

Wenn es - ohne nähere Angabe von Details - nur um die Bedeutung der Farbe "Lila" geht (ein sehr dehnbarer Begriff, nicht nur für Künstler), dann disqualifiziert sich der beschriebene Kritiker durch diese naive Verallgemeinerung selbst.

Gegenmittel ist einfach:
Druck z.b. dieses Bild http://www.adveniat.de/uploads/pics/071202Messe_8701_wr_01.jpg, jenes Bild Die Farbe Lila - BILD der FRAU oder irgendein anderes der vielen ähnlichen Bilder aus, nimm es mit, und frag den nächsten diesbezüglich belehrenden Herrn, womit die gezeigten Herren offenbar ihr Geld verdienen...
 
:D Wohl eher, damit man wusste, wen man nach dem Preis fragen konnte, ohne eine gescheuert zu kriegen.
Wenn es wirklich so untragbar unanständig gewesen wäre, hätte man das Gewerbe doch schlicht verbieten können.

Wenn es - ohne nähere Angabe von Details - nur um die Bedeutung der Farbe "Lila" geht (ein sehr dehnbarer Begriff, nicht nur für Künstler), dann disqualifiziert sich der beschriebene Kritiker durch diese naive Verallgemeinerung selbst.
Vielleicht hatte er schlichtweg Angst, weil er sich vor einer Hexe oder Zauberin wähnte? Man bezeichnete Violett auch als Farbe der Magie. Farbe Eigenschaft und Wirkung Franz Immoos
 
Violett ist wohl kaum eine schändliche Farbe!Wie bereits gesagt, war Violett im Mittelalter extrem teuer,da man zur Herstellung der Farbe die Purpurschnecke braucht,die selten ist und nur sehr wenig des Farbstoffs enthält.Ausserdem war Violett bei den Herrschern beliebt,so trug meines Wissens der (letzte) byzantinische Kaiser einen violetten Mantel!
 
...Mittelaltermärkte haben in aller Regel mit Geschichtsvermittlung nichts zu tun, sondern dienen einzig dem Kommerz und überhaupt ist leider oft vielzuoft zusammengewürfelt. Da gibt es Gothicfreaks, frühes Mittelalter und spätes u.s.w.
Es gibt ein paar wenige, wo man die Geschichte höher bewertet, aber auch da werden oft Kompromisse an die heutigen Gesellschaftsanforderungen gemacht, damit überhaupt Zuschauer kommen....

Wobei man auch den finanziellen Aspekt nicht ganz vergessen darf.
Es gibt viele, die würden gerne absolut authentisch rumlaufen bzw. auftreten - können es aber nicht weil das alles so teuer sein muss :mad:

Andere wiederum nehmen so einen "Laufsteg" mit Kusshand um ihrem Fetisch zu fröhnen. Denen geht es nicht ums Original, die wollen nur auffallen.

OT
Da wir den Wunsch hegen, auch einmal an so einem mittelalterlichem "Spectaculum" teilzunehmen, suchen wir natürlich noch gute und vor allen Dingen preiswerte Ausstatter. Kennt zufällig jemand günstige Quellen.

Kontaktadresse aus dem norddeutschen Raum wären auch nicht schlecht.
 
Ich hab letztens gehört, dass mancherorts Prostituierte einen breiten, gelben Streifen am Kleid tragen mussten, damit sich jeder "anständige" Bürger fernhalten und z.B. die Straßenseite wechseln konnte.


Rot und Gelb waren oft die Farben der Scharfrichter und Prostituierten. In vielen Städten oblagen den Scharfrichtern oft auch die Kontrolle über die Prostituierten. In Köln trugen die Mädchen vom eisernen Korps der Prostituierten rot. Das Kölner Frauenhaus, der Berlich, hatte einen schlechten Ruf, während manche Bordelle wie das Haus in Nürnberg, wo u. a. Erzherzog Maximillian und sein Vater Friedrich III. gastierten.


In Städten wie Venedig und Rom machten die Prostituierten zeitweise 10% der Bevölkerung aus. Es gab Listen, auf denen die Damen ihren Service und Tarif anboten, und manche Rompilgerin verdiente sich mit einem sehr alten Gewerbe die Reise nach Rom.

In vielem war das oft als "finster" bezeichnete Mittelalter recht modern. So gab es bereits im Mittelalter so etwas wie eine ärztliche Untersuchung, mit der Damen des Gewerbes auf ihre Gesundheit untersucht wurden. In der Neuzeit wurde die Prostitution stärker kriminalisiert und an den Rand gedrängt, mit dem Ergebnis, dass Geschlechtskrankheiten bei Huren und Freiern sehr häufig wurden.
 
Hättest du dazu eventuell ein paar Quellenangaben, Scorpio?

In dem Bereich bin ich, was die Quellenkenntnisse angeht, ziemlich blank. Ich hab mein spärliches Wissen dazu nur aus sekundären oder noch weiter hinten rangierenden Quellen.

Wäre nett, aber nur, wenn's keine Umstände macht.
 
Hättest du dazu eventuell ein paar Quellenangaben, Scorpio?

In dem Bereich bin ich, was die Quellenkenntnisse angeht, ziemlich blank. Ich hab mein spärliches Wissen dazu nur aus sekundären oder noch weiter hinten rangierenden Quellen.

Wäre nett, aber nur, wenn's keine Umstände macht.


Aber gerne doch!


Franz Irrsigler/ Arnold Lasotta, Bettler und Gaukler, Dirnen und Henker- Außenseiter in einer mittelalterlichen Stadt Köln 1989.


Die von Irrsiegler und Lasotta bearbeiteten quellen stammten allerdings eher aus der frühen Neuzeit.

Eine recht interessante Quelle, die ein Licht auf bürgerliche Moral und Scheinmoral wirft, ist die autobiographie des Hermann Weinsberg, der darin auch seine Erfahrungen mit Prostituierten schildert. Es ist das Psychogramm eines Spießbürgers, der unter seiner eigenen Triebhaftigkeit leidet, sein Verhalten Frauen gegenüber aber als absolut normal betrachtet und dabei abgrundtiefe Verachtung für die Huren zeigt, denen er in seine vorehelichen Zeit doch nicht ausweichen wollte.


Interessant ist die Frage, ob der Scharfrichter von Köln auch im 16. und 17. Jhd. noch Anteil von den Prostituierten erhielt. Er war zwar involviert, wenn enttarnte Prostituierte auf den Berlich geführt wurden, es wird aus den Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts aber nicht deutlich, ob der Scharfrichter an Einkünften direkt beteiligt war.
 
Vielen Dank für die vielen netten Antworten. Dann kann ich ja beruhigt zum Walpurgis-Fest auf der Runneburg in Weißensee auftauchen. In Schwarz/Violett. Klar weiß ich daß so ein Fest auf jeden Fall nicht authentisch ist. Aber in den Kleidern und Gewändern fühl ich mich wohl und sehr weiblich. Kurzum in meinem Violetten, oder roten, oder schwarzen "Mittelalter/Gothic-Kleidern" macht das Leben Spaß. PS: Werde mich vor gelben Bändern hüten!
 
El Quijote:
Vielleicht noch mit einem gelben Band im Haar? Neee, lieber nicht. Dann wäre der Harz aber sehr schnell sehr leer! =)

florian17160:
Ein Foto mit meinem lila Kleid gibt es noch nicht, aber mit meinem Lieblings-schwarzen-Kleid (habe ich auch einfach mal als Abendkleid bei der Weihnachtsfeier angezogen, kam sehr gut an).
Das Foto füge ich bei. Bei der Walpurgisnacht gibt es bestimmt dann auch ein Foto von dem lila Kleid. ;)
 

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Hallo.
Ich bin z.Z. auch auf der Suche nach einem Mittelalterkleid und fand eure Beiträge zu diesem Thema sehr hilfreich und präzise, also hoffe ich, dass ihr mir auch helfen könnt.
Ich würde es einfach so auf Mittelaltermärkten anziehen. Da ich auch einige historische Instrumente spiele, würde ich es auch ab und zu für Auftritte benutzen. Leider hab ich keine Ahnung was dafür geeignet ist, ich will mich natürlich nicht blamieren…
Um es selbst zu schneidern bin ich zu ungeschickt und um es schneidern zu lassen nicht reich genug :)
Bei dornbluth.de gefällt mir „Johanna“ ganz gut. Nach Gefühl (und dem was ich im Netz so gefunden habe) würde ich sagen, für eine Spielfrau hat es zu weite Ärmel. Stimmt das? Auch die Vorderansicht lässt für mich Rätsel offen. Ist das eine Unter- und Obergewand-Optik? Das Obergewand war ja vorn nicht so offen…
Bei der Farbwahl hab ich auch Probleme. Ich denke, eine dunkle Farbe mit hellerem Einsatz wäre vielleicht besser.
Mir persönlich gefällt und steht grün ganz gut. Als Einsatz wäre ecru dann wohl am authentischsten. Diese Farbe ist jedoch möglicherweise zu hell, also eher unpraktisch wegen Verschmutzung. Würde etwas gegen dunkelgrün – oliv/ hellgrün sprechen?
 
Naja, ich werde hier zwar etwas OT aber mal ein paar Gedanken zum Thema historische Kleidung und "günstig"

1) Wenn man ein Hobby betreiben möchte, dann kostet das meistens Geld. Für eine Snowboardausrüstung nebst zugehörigem Urlaub in den Alpen geben viele Leute ohne mit der Wimper zu zucken hunderte bis tausende Euros aus, ein "Mittelalterkleid" darf aber für viele bitteschön nicht mehr als 30€ kosten...

2) Es kommt halt auf den Stand an: Ein Kleid was früher (bitte beliebige Epoche einsetzen) ein König oder eine Königin getragen hat hat damals auch eine königliche Summe gekostet, wie also kann man erwarten dass es heute billiger ist? Wenn ich kein königliches Vermögen habe, dann muss ich mir eben überlegen, ob ich nicht doch lieber kleinere und dafür bessere Brötchen backe.

3) Ich hab schon so viele Leute behaupten gehört, sie könnten nicht nähen... das ist quatsch, jeder der nicht unbedingt körperlich oder motorisch stark beeinträchtigt ist kann nähen, (vor allen Dingen von Hand nähen, denn das ist viel einfacher für Anfänger) wenn er/sie nur will. Wenn nähte krumm und bucklig werden, ist das doch völlig wurscht. Ich hab schonmal eine Prunk-Kasel aus dem 14.Jh. aus Seidenbrokat gesehen die mit so groben Stichen zusammengenagelt war, dass es jeder Handarbeitsleherin eiskalt den Rücken runterläuft =)
 
Kleid im Mittelalter

Hallo... :winke:

Ich habe eine kurze Frage:

Ich möchte mir gerne ein Kleid anfertigen lassen für einen Mittelaltermarkt.

Es soll einen etwas grosszügigeren Ausschnitt haben, der erst fast an den Schultern endet. Und es soll bodenlang sein.

Darstellen möchte ich eine Adelsfrau (nennt man das so?)

Welche Farbkombi wäre da angebracht? Also ich möcht entweder schwarz/bordeaux oder irgendwas mit grau.

Welche Farben waren damals so im Trend? Gibt es irgendwo eine Farbtabelle?
 
Das MA umfasst 1000 Jahre. Wenn du von heute 1000 Jahre zurück denkst, bist du mitten im Hochmittelalter. Wenn du dir allein die unterschiedlichen Moden der letzten 50 Jahre ansiehst, wirst du dir denken können, dass man auch das MA mit seinen 1000 Jahren nicht so einfach über einen Kamm scheren kann, wenn es im MA auch schon aus technischen Gründen nicht allzu viele Moden gegeben hat. Du müsstest dich also schon etwas mehr festlegen.
Schulterfrei? Würde ich für's MA schon rein gefühlsmäßig ausschließen, lasse mich aber gerne korrigieren!
Farben? An sich wichtig, so kann man ewta mit "gelb" als Prostituierte gelten oder auch als Adelige, je nach Tönung der Farbe.
Aber letztlich sind solche dinge auf den meisten Mittelaltermärkten egal, da ist weniger Mittelalter, als viel mehr Fantasy gefragt. Also, wenn du ein schulterfreies Kleid anfertigen willst, fertige es dir mit der entsprechenden Farbe an. Wenn du etwas Authentisches haben willst, dann schau dir den Codex Manesse codex manesse - Google-Suche an, der zeigt Bilder des 13. und 14. Jhdts.
 
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Es soll einen etwas grosszügigeren Ausschnitt haben, der erst fast an den Schultern endet. Und es soll bodenlang sein.

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Welche Farbkombi wäre da angebracht? Also ich möcht entweder schwarz/bordeaux oder irgendwas mit grau.

Welche Farben waren damals so im Trend? Gibt es irgendwo eine Farbtabelle?
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Heißt das Du kennst schon den Schnitt der Zeit, die Du anfixierst oder gehst Du jetzt erstmal von Deinen Anforderungen an das Kleid aus und suchst damit ein Kleid aus dem Mittelalter, welches diesen Anforderungen entspricht?

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Ich würde auch empfehlen, einfach erstmal die Handlungszeit bzw. die Datierung Deines Kleides ausfindig zu machen und dann einfach nach bildlichen Quellen zu recherchieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Farben im Mittelalter

Ich habe gelesen, dass Braun die Farbe für die niedrigen Stände war. Wie ist es aber wenn Braun mit einer anderen Farbe wie Beige gemischt wird und mit einer dezenten Goldbodüre eingefasst ist und die Ärmel die lange Glockenform haben?
Mir wurde die Farbkombination von der Schneiderin empfohlen (habe mich leider vorher nicht schlau gemacht). Meiner Tochter ihr Kleid ist Rot mit Beige und Schnürung mit Glockenärmel.
Verstoße ich gegen jede Mittelalterliche Form wenn ich bei meiner Farbkombination bleibe?
 
Nein; mittelalterliche Konventionen, Kleidungsfragen betreffend, mWn nur für beschränkte Gebiete, bspw eine Stadt.

Im Forum gab es schon Threads, die sich mit der Bedeutung der Farben bei mittelalterliche Kleidung befassen, musste mal suchen.
 
Aus dem Mittelalter gibt es jede Menge Bilder, welche Kleidung in ihrer Farbenpracht zeigen. Ich würde dir raten, für größtmögliche Authentizität möglichst nahe an einer solchen Bildvorlage (und der entsprechenden Zeit) zu "kleben"; gerade bei Mode tritt man sehr schnell mit neuzeitlicher Denke daneben, wenn es um (Neu)kombination von Kleidungsstücken geht.
 
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