Geschlechterrollen in der Steinzeit

Nein, Du verwechselst das:
- die Archäologen befassten sich mit Steinzeitmenschen
- der Artikel mit den Schimpansen ist nur vergleichend herangezogen

Das sind zwei verschiedene paar Schuhe.

Gut, gehen wir mal davon aus, dass ich etwas verwechselt habe, bist du denn so nett und erklärst wie Archäologen so etwas behaupten können:
Vor über zwanzig Jahren habe ich in einer seriösen Schweizer Tageszeitung gelesen, dass in der Steinzeit das Prinzip "Sex gegen Beute" gegeben haben soll. Behauptet haben dies Archäologen.

Ich schon. Fängt ja schon beim Titel an.

Ja, der Titel ist aussagefähig.
Doch ist dir schon mal in den Sinn gekommen dass es noch andere Interpretationen geben könnte?
 
Vor über zwanzig Jahren habe ich in einer seriösen Schweizer Tageszeitung gelesen, dass in der Steinzeit das Prinzip "Sex gegen Beute" gegeben haben soll. Behauptet haben dies Archäologen.
Mich würde mal interessieren welche Archäologen das behauptet haben.
Bei der ganzen Diskussion gehts munter durcheinander man muss doch erstmal trennen zwischen biologischen Geschlechterrollen und kulturellen Geschlechterrollen.
Des weiteren sind wir nun mal keine Schimpansen oder Bonobos. Wir als Homo sap. sap. haben eben die "Kultur", und innerhalb unseres kulturellen Handelns ergeben sich dann auch die Geschlechterrollen.
Trennt doch einfach mal den biologischen Aspekt von dem kulturrellen Aspekt ab.
 
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Des weiteren sind wir nun mal keine Schimpansen oder Bonobos. Wir als Homo sap. sap. haben eben die "Kultur", und innerhalb unseres kulturellen Handelns ergeben sich dann auch die Geschlechterrollen.
Trennt doch einfach mal den biologischen Aspekt von dem kulturrellen Aspekt ab.
Da bin ich mir des öfteren nicht so ganz sicher ... :scheinheilig: :still::rofl:
Gerade Schimpansen haben sehr wohl "Kultur". Man betrachte, wie sie sich in der Gruppe verhalten und wie menschlich sie in der Isolation regieren bzw. wie schnell und vollständig sie sich an ihre "Wärter" anpassen.
Man kann ihnen sogar eine Art Bildsprache beibringen, also in gewisser Weise "schreiben" und "lesen" ...
 
Gut, gehen wir mal davon aus, dass ich etwas verwechselt habe, bist du denn so nett und erklärst wie Archäologen so etwas behaupten können:?

Gerne wäre ich so nett. Aber ich habe schon im Thread geschrieben, dass ich dies vor gut 20 Jahren in einer seriösen Tageszeitung gelesen. Leider findet man für solche Sachen nicht so schnell einen Weblink, da es damals Internet noch fast nicht gab.

Ja, der Titel ist aussagefähig.
Doch ist dir schon mal in den Sinn gekommen dass es noch andere Interpretationen geben könnte?

Natürlich gibt es auch andere Interpretationen.
Aber selbst wenn dieser Fall kein Frauenraub gewesen sein sollte, dann wird es mit Sicherheit andere Frauenräube gegeben haben.
Frauenraub | Lexikon '88 |
 
Gerade Schimpansen haben sehr wohl "Kultur".
Umpf da habe ich wohl ein Fass aufgemacht. :weinen:

Aus Wiki :
Kultur (von lat. colere) ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur. Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen eines gegebenen Materials, wie in der Technik, der Bildenden Kunst, aber auch geistiger Gebilde wie etwa im Recht, in der Moral, der Religion, der Wirtschaft und der Wissenschaft.
Von daher kann man den Menschaffen keine Kultur im obigen Sinne zugestehen.
Ich will damit nicht sagen das unseren nächsten Verwandten nicht einiges an kognitiven Fähigkeiten besitzten, aber eben keine Kultur im obigen Sinne.
Da aber die Geschlechterrollen, und dies ist ja das Thema des Threads, sehr stark von der sie umgebenden Kultur abhängig sind, taugen die Vergleiche zu den Menschaffen eigentlich nicht wirklich um uns in unseren Überlegungen weiterzuhelfen.
Mglw. kann man m.E. über die Australopehticinen zu einigen Aussagen gelangen in dem man sie mit den heutigen Menschaffen vergleicht, aber schon bei Homo habilis und erectus funktioniert das nicht mehr, beide Formen haben eine Werkzeugkultur und beherrschten das Feuer.
Wobei auch Schimpansen einfache unbearbeitete Werkzeuge benutzten, wie auch die Australopethicinen, aber keine Abschlagswerkzeuge herstellen wie der Erectus.
Ein ganz wichtiger Punkt ist hierbei auch die Fähigkeit der frühen Homo-Formen sich an sehr unterschiedliche Habitate anzupassen, was bei den Menschaffen nicht wirklich möglich ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerne wäre ich so nett. Aber ich habe schon im Thread geschrieben, dass ich dies vor gut 20 Jahren in einer seriösen Tageszeitung gelesen. Leider findet man für solche Sachen nicht so schnell einen Weblink, da es damals Internet noch fast nicht gab.

Nun gut, kann man nichts machen. Es dreht sich für mich nur darum, dass man archäologisch kaum feststellen kann, wie das Sexleben in der Steinzeit ausgesehen hat. So ein Belegt für deine Behauptung hätte mich schon interessiert.

Natürlich gibt es auch andere Interpretationen.
Aber selbst wenn dieser Fall kein Frauenraub gewesen sein sollte, dann wird es mit Sicherheit andere Frauenräube gegeben haben.
Frauenraub | Lexikon '88 |

Gut, hier hast du belegt, dass es Frauenraub gegeben hat, zumindest in Zeiten von Hochzivilisationen, was ich auch nicht bezweifelt habe.
 
Bei der ganzen Diskussion gehts munter durcheinander man muss doch erstmal trennen zwischen biologischen Geschlechterrollen und kulturellen Geschlechterrollen.
Des weiteren sind wir nun mal keine Schimpansen oder Bonobos. Wir als Homo sap. sap. haben eben die "Kultur", und innerhalb unseres kulturellen Handelns ergeben sich dann auch die Geschlechterrollen.
Trennt doch einfach mal den biologischen Aspekt von dem kulturrellen Aspekt ab.

Leichter gesagt als getan. Ich habe in Beitrag 362 versucht, die beiden Aspekte nach meinem Verständnis zu beschreiben und zu trennen.
El Q hat schon irgendwo am Anfang auf den Unterschied zwischen sex und gender hingewiesen.

Den absoluten Beginn biologischer Geschlechtsdifferenzierung findet man schon lange vor dem Menschen. Hierfür muss man sich mit Fragen beschäftigen, warum sich in der Evolution Organismen mit zwei Eltern entwickelt haben, was der Vorteil daran war, dass die Eltern sich zu verschiedenen Geschlechtern entwickelt haben, und welche Folgen das für das Verhalten der Geschlechter hatte.

Klar, da sind wir aber hauptsächlich bei der Genetik und müßten die Verhaltensweisen von fast allen Pflanzen und Tieren außer Einzellern, Viren usw betrachten.



.......Wir können natürlich nicht ausschließen, dass sie es doch umgekehrt gemacht haben, die Männer am Herdfeuer saßen und Kinder betreuten und die Frauen auf Jagd liefen und alle 5 Stunden zurück rannten, um die Kinder zu säugen.

Für eine bestimmte Phase des Jäger- und Sammlerdasein ist das plausibel, nämlich Jagd in eiszeitlichen Tundren oder Grassteppen mit Großtierherden bei fast ausschließlicher Fleischernährung. Und auch nur dann, wenn es Basislager an einem geschützten Ort überhaupt gab und nicht die ganze Gruppe den Großtierherden folgte.

Dass sie es umgekehrt gemacht haben, möchte ich überhaupt nicht unterstellen, denn dann hätten wir ja wieder Geschlechterrollen nur mit umgekehrten Vorzeichen.

Es könnte aber auch Zeiten und Umstände gegeben haben, in der die komplette Gruppe auf Wildbeutezug unterwegs war und je nach Angebot Insekten, Maden, Aas, Kleintiere und Pflanzen gesammelt hat und zum Schlafen spontan eine geeignete Stelle auswählte. Zumindest beim Vordringen in unbekanntes Gebiet, dürften vollständige Familienverbände oder gemischtgeschlechtliche Gruppen unterwegs gewesen sein.
War die Gruppe zusammen unterwegs, stellt sich die Frage, in welcher Marschordnung. Wer trug die Säuglinge und schwereren Kleinkinder, wie stellte man sicher, dass ältere und schwächere Personen mithalten konnten.
Schon beim Neanderthaler wurde festgestellt, dass die Gruppe schwache oder verletzte Personen versorgte und pflegte.



Es gibt gute Argumente dafür, dass die traditionelle Rollenteilung zeitüberdauernd ist. Theoretische Überlegungen und absolut übereinstimmende Beobachtungen aus heutiger Zeit sprechen dafür. Uns liegen bereits empirische Beispiele dafür vor, wie Versuche, mittels gezielter Sozialisation biologische Neigungen zu nivellieren, gescheitert sind.
Das Argument dagegen lautet: Es könnte aber anders gewesen sein. Ha! Habt ihr einen Gegenbeweis? Nein? Ha! Seht ihr, es war bestimmt anders.

Es könnte anders gewesen sein. Wer diese Meinung vertritt, sollte begründen, warum es anders gewesen sein sollte.

Auf Theorien einfach nur mit Skeptizismus zu reagieren, bringt uns mittlerweile nicht vorwärts. Am ehesten bringt es noch die Vertreter der Rollenteilung-Theorie vorwärts, weil sie ihre Argumentation immer weiter verfeinern und verbessern können.

Ich fände es interessanter, wenn sich das Gegenlager aus der Deckung traut, einen Gegenentwurf vorstellt und ihn begründet. Natürlich nicht nur mit "hätte ja sein können, wir haben keinen Gegenbeweis". Es ist ja nicht so, dass Vertreter der Rollenteilung-Theorie für schlüssige Argumente einer Gegentheorie verschlossen sind.

Mir geht es gar nicht um Gegentheorien, sondern ich bin auf der Suche nach dem Punkt oder den Punkten in der Frühgeschichte, an dem aus einer zufälligen Spezialisierung aus praktischen Gründen eine starre Rollenverteilung wurde, bei der die tatsächlichen Begabungen des Individuums völlig unberücksichtigt blieben.
 
Nun gut, kann man nichts machen. Es dreht sich für mich nur darum, dass man archäologisch kaum feststellen kann, wie das Sexleben in der Steinzeit ausgesehen hat. So ein Belegt für deine Behauptung hätte mich schon interessiert.

hmja, mich natürlich auch.

Aber man sollte die Archäologie nicht unterbewerten:
- anhand des Skeletts kann man Geschlecht, ungefähres Alter, Krankheiten wie Arthrose herausfinden. Mit der C14-Methode das ungefähre Sterbedatum (natürlich nicht auf den Tag genau, im Rahmen einiger Jahre). Auch hat man anhand von Skeletten in Hallstatt Unterernährung feststellen können
- aufgrund des Zahnschmelzes kann man herausfinden, wo die Person die frühe Kindheit verbracht hat. So hat man in Manching bei Skeletten herausgefunden, dass die betreffenden teilweise in Böhmen geboren wurden bzw dort ihre frühe Kindheit verbracht hatten
- in Hallstatt wurde aufgrund der in den Salinen gefunden Exkremente rekonstruiert, was die Kelten seinerzeit gegessen haben (Hirseeintopf)
- aufgrund der Grabbeigaben kann man sich ein Bild machen, was die Leute in Bezug auf was nach dem Tod kommt glauben.
So hat man bei den Kelten herausgefunden, dass bestimmte Materialen eine Amulettfunktion (Schutz) zugesprochen wurde
- Essenszugaben bei Bestattungen erinnern uns an Sachen wie Walhalle (germanische Mythologie)
- in Deutschland konnte bei einer keltischen Grabkammer aufgrund gefundener Baumstämme mit Dendrochronologie (Jahresringe beurteilen), dass ein Grab exakt im Jahr 616 v. Chr. erstellt wurde

Ich bin überzeugt, diese Liste liesse sich noch deutlich verlängern. Man darf die Archäologie nicht unterschätzen (auch wenn es in gewissen Fällen natürlich Interpretationsmöglichkeiten gibt). So liesse sich z.B., vorausgesetzt man hätte den entsprechenden Genpool von Skeletten, feststellen, ob eine Frau ihre Kinder alle von einem Mann hat oder ob sie von verschiedenen Männern gezeugt wurden.

Man lese mal den Artikel hier:
Archäologie: Die Steinzeit-Frau zog dem Mann hinterher - Nachrichten Wissenschaft - WELT ONLINE
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir geht es gar nicht um Gegentheorien, sondern ich bin auf der Suche nach dem Punkt oder den Punkten in der Frühgeschichte, an dem aus einer zufälligen Spezialisierung aus praktischen Gründen eine starre Rollenverteilung wurde, bei der die tatsächlichen Begabungen des Individuums völlig unberücksichtigt blieben.
Die Spezialisierungen waren nicht zufällig. Sie ergaben sich aus unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien von Männchen und Weibchen. Während bei Säugetieren die Weibchen nur wenige Nachkommen produzieren können, sind bei Männchen prinzipiell keine Grenzen gesetzt. In Kombination mit einigen anderen Faktoren ergeben sich daraus biologische Spezialisierungen mit weitreichenden Folgen. Männchen bilden z.B. sehr schnell stabile Hierarchien, die konfliktreduzierend wirken. Die Hierarchien bei Weibchen sind weder stabil, noch zeitüberdauernd, noch wirken sie konfliktreduzierend. Frauen in Führungspositionen geben z.B. an, dass für sie andere Frauen das größere Problem sind und nicht etwa die Männer. Frauen fehlt schlichtweg die biologische Neigung, sich in einer gleichgeschlechtlichen Hierarchie unterzuordnen. Mit Sicherheit können sie das mittels höherer kognitiver Gehirnfunktionen lernen, aber es ist eben ein Unterschied, ob das einem in den Schoß fällt und energiesparend vom Stammhirn erledigt wird, oder ob zeit- und energieintensive Lernprozesse auf höchster Ebene in Anspruch genommen werden müssen. Letzteres müsste ja auch erst erkannt werden und dann in der Ausbildung der Frauen breitflächig eingesetzt werden.

Die fehlende Neigung zu Hierarchien hat Nachteile dort, wo Hierarchien notwendig sind, was überall der Fall ist, wo trotz unterschiedlicher Meinungen schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, die dann von allen akzeptiert werden. Man könnte überlegen, ob das für Jagd und Wirtschaft zutrifft.
In anderen Lebenslagen ist die Neigung der Frau dagegen von Vorteil. Die Weigerung, auf Dauer einen tonangebenden Meinungsführer zu akzeptieren, sorgt für Meinungsvielfalt und erlaubt die Entfaltung jedes Mitglieds und nicht nur der Obersten. Man könnte überlegen, ob das im Familienleben von besonderem Vorteil ist.

Die Rollenverteilung lässt die Begabungen des Individuums also nicht unberücksichtigt. Im Gegenteil, sie greift biologisch determinierte Begabungen auf. Dass diese schwanken und nicht 100% auf jedes Individuum passen, ist klar, sonst müsste es so viele Rollen wie Individuen geben. Bis zu einem gewissen Grad müssen uns die Rollen über einen Kamm scheren, damit sie sich als Rollen überhaupt durchsetzen können. Die dabei zuweilen auftretenden Unpässlichkeiten betreffen nicht nur die Frauen. Viele Männer, die nicht typisch männlich anbaggern wollen oder können, wünschen sich z.B., dass Frauen bei der ersten Kontaktaufnahme mehr Initiative übernehmen. Den Gefallen tun sie leider nicht, vermutlich weniger, weil sie es nicht könnten, sondern weil es nicht ihrer Rolle entspricht.
 
hmja, mich natürlich auch.
Ich bin überzeugt, diese Liste liesse sich noch deutlich verlängern. Man darf die Archäologie nicht unterschätzen (auch wenn es in gewissen Fällen natürlich Interpretationsmöglichkeiten gibt).

Es liegt nicht in meinen Interesse die Archäologie zu unterschätzen. Es dreht sich hier nur um die Grenzen.

So liesse sich z.B., vorausgesetzt man hätte den entsprechenden Genpool von Skeletten, feststellen, ob eine Frau ihre Kinder alle von einem Mann hat oder ob sie von verschiedenen Männern gezeugt wurden.

Gut. Dies könnte etwas darüber aussagen ob es Monogamie schon immer gegeben hat, oder ob dies eine erst neuere Erfindung ist. Doch egal wie freizügig oder nicht Sex gehandhabt wurde, bedarf es erst die Interpretation um auf "natürliche Prostitution" zu kommen. Und die beruht meist auf begrenzte, erfahrungsbedingte Sichtweisen, welche im Kontext gesellschaftlich-kulturbedingte Moralvorstellungen zu sehen sind. Und diese auf andere Zeiten zu übertragen, heißt einen Filter überzustülpen was zu verfälschenden "Ergebnissen" führt.


Nun, waren vor 4.500 Jahren die Europäer nicht schon sesshaft? Vor 60.000 Jahren sah aber ganz anders aus, unter den auswandernden Menschen waren viel mehr Männer als Frauen.
Dies hat m.W. etwas mit matrilokalen und patrilokalen Gesellschaftssystemen zu tun - beides ist bekannt.
 
Gut. Dies könnte etwas darüber aussagen ob es Monogamie schon immer gegeben hat, oder ob dies eine erst neuere Erfindung ist. Doch egal wie freizügig oder nicht Sex gehandhabt wurde, bedarf es erst die Interpretation um auf "natürliche Prostitution" zu kommen.
Zumal der Rückschluß Monogamie oder nicht hier mit Vorsicht zu geniessen ist. Allein die Tatsache, daß die Kinder nicht vom gleichen Erzeuger sind, sagt weder etwas über eine "Freiwilligkeit", noch über den Bindungsstatus aus. Der vorherige Erzeuger kann krank, verstorben oder schlichtweg "verzogen" sein.
 
Die Spezialisierungen waren nicht zufällig. Sie ergaben sich aus unterschiedlichen Fortpflanzungsstrategien von Männchen und Weibchen.

Wenn wir jetzt wieder die Schimpansen als Beispiel nehmen, liegen in einigen Bereichen Spezialisierungen vor und in anderen nicht.
Es gibt z.B. keinen Ernährer - Versorgung, Erziehung, Schutz und Liebe - die Leistungen werden ausschließlich von den Femininen gebracht.
Für Nahrungssuche, Jagd, Gewalt gegen Rivalen und Kriege gibt es zwar männliche Tendenzen (Imponiergehabe), werden aber von beiden Geschlechtern vollzogen. Die Mütter bringen ihren Kindern bei wie man tötet und jagt und ist somit nicht geschlechtsbezogen.

Dank schwierigerer gewordenen Geburten sind Frauen schon früh auf andere Frauen angewiesen gewesen (Geburtshilfe und Kinderbetreuung) und durch Entwicklung und Innovationen der Sammeltätigkeit, welche die Ernährung für sich und Kinder gewährleistete, bedurfte die Frau zwar den Schutz der Gemeinschaft, aber nicht eines Versorgers.
Natürlich erscheint es mir schon, dass das auskundschaften, haltbar machen, auf- und zubereiten und lagern des Sammelgutes in Händen desjenenigen lag, der auch gesammelt hat. Und das dann auch die mitgebrachte Fleichbeute mit zubereitet wird liegt dann auf der Hand, gerade wenn das Fleisch mit Kräutern und Gemüse zubereitet wird.

Aber ich glaube man sollte sich davon lösen, dass Schwangerschaft und Kinder Frauen ständig gehindert haben. Frauen waren nicht ständig Schwanger und Kinder konnten von der ganzen Gemeinschaft versorgt werden, auch von Männer, denn es drehte sich schließlich darum die Kinder "wetterfest" zu erziehen. Die Schule fand mitten im Leben statt.
Auch bei Männern wird es Spezialisierungen gegeben haben die an die Kinder weitergegeben wurden.

Männchen bilden z.B. sehr schnell stabile Hierarchien, die konfliktreduzierend wirken. Die Hierarchien bei Weibchen sind weder stabil, noch zeitüberdauernd, noch wirken sie konfliktreduzierend. Frauen in Führungspositionen geben z.B. an, dass für sie andere Frauen das größere Problem sind und nicht etwa die Männer.

Auch bei den Schimpansen dreht es sich bei der Führung nicht unbedingt um Dominanz. Zwar hat man vor den dominantesten Maskulinen den meisten Respekt und die meiste Angst, aber dies ist nicht gleich zu setzen mit Führung, man geht ihm vielleicht mehr aus den Weg und schützt die Kinder vor ihm, besonders wenn er ins Imponiergehabe verfällt. Folgen tun die Schimansen genau denjenigen, der berichtet etwas gefunden zu haben, wobei die Dominantesten noch am wenigsten abgeben.

Bei den Schimpansen sind die Femininen von den Hierarchien der männlichen Rangordnung kaum betroffen. Und doch auch bei den Femininen gibt es eine Rangordnung, zeitüberdauernd und stabil, und zwar die ranghöchste Feminine ist die Erfahrenste.

Bei den Menschen habe ich schon häufig von einen Häuptlingspaar gelesen, meist ein Geschwisterpaar.
Geistige Führer wie Schamanen sind sowohl weiblich wie männlich bekannt.

Die fehlende Neigung zu Hierarchien hat Nachteile dort, wo Hierarchien notwendig sind, was überall der Fall ist, wo trotz unterschiedlicher Meinungen schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, die dann von allen akzeptiert werden. Man könnte überlegen, ob das für Jagd und Wirtschaft zutrifft.

Ja, die Frage ist, wo wird Führung überhaupt benötigt. Bei der Jagd wird man die Kompetenz genau desjenigen folgen der am Erfahrensten ist. Ob derjenige auch am Kompententesten ist Streiterein in der Gemeinschaft zu schlichten oder den nächsten Lagerort zu bestimmen ist nicht unbedingt gesagt.

Wenn es aber darum geht Besitz zu verteidigen und zu kontrollieren ist es etwas ganz anderes. Da dreht es sich allein nur darum wie wird der Besitz geschützt, vermehrt und vererbt, und dies bedarf der Kontrolle, der sich alle unterordnen müssen.
 
Wenn wir jetzt wieder die Schimpansen als Beispiel nehmen, liegen in einigen Bereichen Spezialisierungen vor und in anderen nicht.
Es gibt z.B. keinen Ernährer - Versorgung, Erziehung, Schutz und Liebe - die Leistungen werden ausschließlich von den Femininen gebracht.
Zumal das Erlernen neuer Fähigkeiten hier oft bei den Weibchen liegt und nicht automatisch oder notgedrungen von "Elterntieren " auf Kinder übergeht.
Man beobachtete z.B. bei Makaken, dass Jungtiere (in dem Fall ein junges Weibchen" im Spiel heraussfand, das Früchte und im besonderen Knollen besser mundeten, wenn sie gereingt waren. Sie begann also ihre Knollen in einem Bach oder einer Quelle, später sogar mit Salzwasser zu waschen, was noch besser schmeckte.

Dies übernahmen erst andere Jungtiere, in jdem Fall Weibchen, bis im Laufe einiger Wochen und Monate auch die älteren Weibchen sich das "abschauten".

Nach etwa vier Jahren wuschen und würzten alle Weibchen ihre Knollen.

Typisch hier das männliche Gehabe, denn die Männchen waren wohl zu stolz, entweder von einem Jungtier oder aber Weibchen zu lernen una aßen lieber ihre dreckigen und ungewürzten Knollen. :rofl:

Siehe hier Psychologie der Gruppe - Google Buchsuche
 
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Nun, waren vor 4.500 Jahren die Europäer nicht schon sesshaft? Vor 60.000 Jahren sah aber ganz anders aus, unter den auswandernden Menschen waren viel mehr Männer als Frauen.
Dies hat m.W. etwas mit matrilokalen und patrilokalen Gesellschaftssystemen zu tun - beides ist bekannt.

ich habe schon in Post Nr. 380 die Frage aufgeworfen, dass man die (verhältnismässig kurze) Ackerbauphase von Rest der früheren Steinzeit möglicherweise unter anderen Voraussetzungen betrachten sollte. Die Steinzeit dauerte ja bis je nach Region bis 3300 v.Chr. oder bis 1800 v.Chr. (Bronzezeit ? Wikipedia). Der Ackerbau begann vor ca. 12'000 in Anatolien und breitete sich von dort aus. Somit wurde bereits in der Steinzeit Ackerbau betrieben. Man kann diese - zwar relativ kurze - Periode nicht ausblenden, da sie auch zur Steinzeit gehört.

Anatolien vor 12000 Jahren - als die Jäger sesshaft wurden

Anatolien-Hypothese ? Wikipedia
 
Ich versteh jedoch nicht, wie man aus dem Ackerbau bzw. der Ackerbaukultur in bestimmten Gebieten Rückschlüsse auf die Sprache bzw. Sprachfamilie ziehen kann, wie in dem geposteten Link steht ... :grübel:

Die These wäre, dass sich die indoeuropäischen Sprachen im gleichen Atemzug mit der Ausbreitung der Landwirtschaft ausgebreitet hat. D.h. die Leute hätten sowohl ihre neue Landwirtschaftstechnik als auch die Sprache mitgebracht / verbreitet...
 
Die These wäre, dass sich die indoeuropäischen Sprachen im gleichen Atemzug mit der Ausbreitung der Landwirtschaft ausgebreitet hat. D.h. die Leute hätten sowohl ihre neue Landwirtschaftstechnik als auch die Sprache mitgebracht / verbreitet...
... und woher weiß man, dass sich diese bestimmte Form von Ackerbau nicht selbstständig entwickelt hat, sondern sozusagen importiert wurde ...?

Es gibt ja, wie wir wissen parallele Entwicklungen auf verschiedenen Kontinenten. Da geht man ja auch nicht unbedingt von "Übernahmen" aus ...
 
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Nur zur Erinnerung: Der Threadtitel lautet "Geschlechterrollen in der Steinzeit" und nicht "technische Innovation und Verbreitung des Indoeuropäischen zwischen neolithischer Revolution und Eisenzeit".
 
... und woher weiß man, dass sich diese bestimmte Form von Ackerbau nicht selbstständig entwickelt hat, sondern sozusagen importiert wurde ...?

Es gibt ja, wie wir wissen parallele Entwicklungen auf verschiedenen Kontinenten. Da geht man ja auch nicht unbedingt von "Übernahmen" aus ...

Kuckst Du hier (Fortsetzung in eigenem Thread... die lieben Mods...;)): http://www.geschichtsforum.de/f22/besiedlungswellen-europas-der-steinzeit-28199/#post427172 :)
 
Bei Recherchen zu Kreisgrabenanlagen fiel mir folgende Dissertation in die Hände, die für mich bezüglich der Geschlechterrollen neue Ansatzpunkte zeigt, als sich oberflächlich ergibt, dass Frauen, Männer- und (im deutschen Sprachraum) Kinderskelette die gleichen/ähnliche Verletzungen (verheilte und unverheilte) zeigten.

Sollte man nicht davon ausgehen, dass sie sowohl den gleichen Tätigkeiten nachgingen, wobei auch Unfälle nicht auszuschliessen sind, als auch den Kampfhandlungen unterworfen waren, auch wenn natürlich erwähnt wird, dass Historiker die Frau eher als Sammlerin sehen und kriegerische Frauen nicht bestätigt seien? :grübel:
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=989795527&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=989795527.pdf
 
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