Die DDR - Warum hat den Menschen in der DDR das Leben nicht gefallen?

Stalinstadt (Eisenhüttenstadt) war als "Musterstadt" geradezu prädestiniert, Forderungen der Frauen, die dringend als Arbeitskräfte im Kombinat (EKO) benötigt wurden umzusetzen:

Richter

guten morgen,


ich danke auch dir, merci. aber ich bin allmählich ratlos. ich frage nach quellen, nach originaldokumenten der damals verantwortlichen und bekomme darstellungen und interpretationen "dritter", die über diese zeit berichten. das hatten wir doch aber schon.

ich habe mir dennoch neugierig deinen link angeschaut. soweit ich das auf die schnelle erkenne (impressum), berichtet frau richter "nachträglich" über diese zeit. das heißt, sie interpretiert bereits! ich müsste/würde nun also frau richter fragen, wie sie zu dieser interpretation kommt und auf welche quellen sie sich dabei stützt. sie hat ja eine reihe quellen angeführt, ich kann aber nicht hineinschauen, um zu sehen, ob ihre interpretation dieser (!) quellen angemessen oder vielleicht unhaltbar ist. (wir würden sicherlich mühelos andere historiker finden, die andere interpretationen haben)

selbst wenn wir die aussagen von frau richter akzeptieren, geht aus ihnen (das zitat von dir) gar nicht hervor, ob die beseitigung des arbeitskräftemangels primär oder nur ziel der sozialpolitischen maßnahmen der SED/DDR war und nicht nur willkommener begleit-effekt, denn z.b. dass die frauen eine bessere vereinbarkeit von arbeitstätigkeit und kinderbetreuung verlangten, belegt nur, dass es daran noch haperte (ähnlich wie heute). und dass infolge einer höheren frauenbeschäftigungsquote in der DDR der arbeitskräftemangel ausgeglichen werden konnte (wie in westdeutschland durch die gastarbeiter) belegt nur, dass es einen arbeitskräftemangel gab und dass dieser ausgeglichen wurde. mehr nicht. man könnte genauso gut so interpretieren: aufgrund des vorhandenen arbeitskräftemangels durch massenflucht aus der DDR hatten es die kommunisten leichter, ihre gesellschaftspolitischen ziele zur gleichberechtigung der frau, zu deren grundlage die finanzielle unabhängigkeit infolge beschäftigung gehörte, zu verwirklichen. (interessanter nebengedanke: die alt-BRD hatte doch auch einen arbeitskräftemangel in den 60ern. warum haben die nicht die beschäftigung der frauen gefördert? wollte man dort nicht deren gleichberechtigung infolge finanzieller unabhängigkeit?)

ich meine immer noch: die maßnahmen zur gleichstellung der frau in der DDR, die damit verbundene finanzielle unabhängigkeit durch eigene beschäftigung wurzeln in den idealen der deutschen arbeiterbewegung des 19. jahrhunderts. SED/DDR hätten auch versucht, sie umzusetzen, wenn sie keinen arbeitskräftemangel infolge massenabwanderung nach westdeutschland gehabt hätten. auch in diesem falle wäre es notwendig, öffnungszeiten von kindergärten den bedürfnissen der frauen anzupassen, sodass aus einer solchen forderung alleine (!) nicht zwangsläufig geschlossen werden kann, es ginge der SED/DDR nur um die beseitigung des arbeitskräftemangels. das ist aus meiner sicht eine (verständliche) "abwertung" jener, die der DDR alles, nur nichts gutes zugestehen wollen.

vielleicht lohnt sich ein blick in andere sozialistische staaten, die keinen solchen arbeitskräftemangel infolge "westflucht" hatten. gab es dort alle diese sozialpolitischen maßnahmen nicht (kindergartenbetreuung etc.)?

gruß!
 
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Ich geb dir mal ein Beispiel, was ich meine:

Kostenlose Kindergrippen, Kindergärten oder Schulhort. Feine Sache ohne Zweifel und wichtig für den Bevölkerungserhalt einer Nation.

Aber dahinter steckt nicht der soziale Aspekt, denn manch eine Partei heute erwecken möchte.
Sondern damals konnte man so 1.)Frauen ebenfalls frei machen für die Produktion und man konnte 2.)die Kleinkinder, Kinder und Jugendliche schon recht früh in das politische Gebet nehmen und entsprechend weltanschaulich Formen.

Lieber flitzpiepe,

ich habe mich nicht nur auf die eine Begründung ( Siehe oben)der Notwendigkeit von öffentlichen Kindererziehnungsstätten in der DDR bezogen.

Aber ich höre immer von Dir, dass du Belege benötigts, für diese Behauptung, das Kindererzeihnungsstätten gebaut wurden für das frei Machen der Frauen für die Produktion.

Jetzt würde ich gern einmal von Dir auch eine Gegenthese hören, warum es in der DDR viele öffentliche Kintergärten gegeben hat,wenn nicht wegen der Produktion sowie der politischen Erziehung.

Und ich gehe noch einen Schritt weiter, und behaupte mit dem Beispiel, des Unterrichtsfaches PA (Produktive Arbeit), dass auch hier Jugendliche in das produktive System schon ab der 7.Klasse eingegliedert wurden und Arbeiten auch in Betrieben unentgeltlich übernahmen.
Zwar war das Unterrichtsfach nicht permanet, aber bei einer hohen Anzahl von Schülern im Alter von ca. 13 bis 17 Jahren in DDR, konnte so manche Lücke an fehlenden Produktionskräften aufgefüllt werden.
 
Warum seht ihr das immer so politisch?

Meine Mutter war Hausfrau und ich bin trotzdem von 63 bis 66 in den Kindergarten gegangen.
So weit ich mich noch erinnern kann, sogar gerne, weil man da mit den Freunden richtig gut spielen konnte. Nur der Mittagsschlaf war blöde.
Im letzten Jahr dann der Vorschulunterricht. Geschadet hats mir nicht.

Mein Enkel, jetzt 1 Jahr und 4 Monate, wird auch jeden morgen um sieben Uhr in die Kinderkrippe gekarrt, bis Mittag. Meine Schwiegertochter braucht auch den Job, damit sie über die Runden kommen.
 
Warum seht ihr das immer so politisch?

Meine Mutter war Hausfrau und ich bin trotzdem von 63 bis 66 in den Kindergarten gegangen.
So weit ich mich noch erinnern kann, sogar gerne, weil man da mit den Freunden richtig gut spielen konnte. Nur der Mittagsschlaf war blöde.
Im letzten Jahr dann der Vorschulunterricht. Geschadet hats mir nicht.

Mein Enkel, jetzt 1 Jahr und 4 Monate, wird auch jeden morgen um sieben Uhr in die Kinderkrippe gekarrt, bis Mittag. Meine Schwiegertochter braucht auch den Job, damit sie über die Runden kommen.
Ich habe mal eine Frage.

War das finanziell schwierig, wenn die Mutter Hausfrau war und nicht erwerbstätig? Ich meine, in gewisser Weise muss es ja auch ein Luxus gewesen sein, sich leisten zu können, dass ein Elternteil nicht arbeiten muss.
 
Ich habe mal eine Frage.

War das finanziell schwierig, wenn die Mutter Hausfrau war und nicht erwerbstätig? Ich meine, in gewisser Weise muss es ja auch ein Luxus gewesen sein, sich leisten zu können, dass ein Elternteil nicht arbeiten muss.

Meine Mutter konnte nicht arbeiten. Asthma.
Aber mein Vater hat gut verdient als Schichtarbeiter. Also vermissen mussten wir nichts.
Und der Kindergarten war eh umsonst, keine Kosten.

Und wenn man dann noch die subventionierten Lebensmittelpreise sich anschaut?
Ich will das jetzt nicht schönreden, aber man richtete sich ein, zumal ich in einem kleinen Dorf aufwuchs und dort immer noch wohne. Man hält eben zusammen. Jeder kennt jeden. eine kleine Welt für sich eben.
Ich kenne sogar jeden Hund mit Namen.
Und wenn es mal hiess, Leute, könnt ihr mir mal helfen einen Keller für mein Haus auszuheben, waren alle da. Eine Kiste Bier und gut war es.
 
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Ich nehme an, dass Kartoffeln, Gurken und derlei im eigenen Garten gezogen wurde?
Ich kenne das bei meiner westdeutschen Verwandtschaft eigentlich nur von denen, die sowieso einen landwirtschaftlichen Betrieb führen, aber bei der polnischen Verwandtschaft meiner besseren Hälfte ist es bis heute so, dass insbesondere Gurken, aber auch anderes Gemüse, nach Möglichkeit bedarfsdeckend angebaut wird.
 
Ja klar. die meisten haben auch in der LPG gearbeitet. Da gab es Deputat. Kartoffeln, Schrot für das eigene Hausschwein usw.
Ich vermisse die eigene Hausschlachtung heute richtig.
 
@ flo

Danke. So ist das verständlich.:)

Und: ja klar, auf dem Land ist das was anderes. Das mit dem Selberanbauen von Gemüse und Obst im hinteren Garten kannte ich auch noch aus meiner Kindheit. Mit den Aldis, Spars usw. verschwand es bei uns zusehends.

Eingeweckt haben wir damals, weil wir mussten. Heute vermisse ich den vertrauten Geschmack von eingeweckten Früchten. Die gab es damals im Winter, v.a. an Festtagen in der Bowle oder auf der Torte. Komisch, dass sowas einem schmecken kann, mag mancher sagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ flo

Danke. So ist das verständlich.:)

Und: ja klar, auf dem Land ist das was anderes. Das mit dem Selberanbauen von Gemüse und Obst im hinteren Garten kannte ich auch noch aus meiner Kindheit. Mit den Aldis, Spars usw. verschwand es bei uns zusehends.

Eingeweckt haben wir damals, weil wir mussten. Heute vermisse ich den vertrauten Geschmack von eingeweckten Früchten. Die gab es damals im Winter, v.a. an Festtagen in der Bowle oder auf der Torte. Komisch, dass sowas einem schmecken kann, mag mancher sagen.

Ach warum? Es ist doch nicht der Geschmack, sondern die Bequemlichkeit, warum nicht mehr eingeweckt wird. Man bekommt heute doch alles, selbst fertigen Pfannkuchenteig oder tiefgefrorenes Rührei:weinen:
 
Ich habe mal eine Frage.

War das finanziell schwierig, wenn die Mutter Hausfrau war und nicht erwerbstätig? Ich meine, in gewisser Weise muss es ja auch ein Luxus gewesen sein, sich leisten zu können, dass ein Elternteil nicht arbeiten muss.

Das kam immer darauf an, wo bzw. als was gearbeitet wurde.

Mein Vater (Ingenieur in der Erdölindustrie mit Auslandsstudium aber im "Innendienst") hat recht wenig verdient. Da Verwandschaft weit weg und Mutter kein deutsch konnte, hat mein Vater nach Feierabend noch Übersetzungen gemacht um etwas dazuzuverdienen. Als meine Schwester ( 4 Jahre jünger als ich) in den Kindergarten kam, hat meine Mutter ein Fernstudium begonnen und dann als Lehrer gearbeit.
Erst danach sind wir auf einen "grünen Zweig" gekommen, da meine Mutter auf Anhieb mehr bekam als mein Vater nach nunmehr 9 Jahren Berufstätigkeit.
 
ich meine immer noch: die maßnahmen zur gleichstellung der frau in der DDR, die damit verbundene finanzielle unabhängigkeit durch eigene beschäftigung wurzeln in den idealen der deutschen arbeiterbewegung des 19. jahrhunderts. SED/DDR hätten auch versucht, sie umzusetzen, wenn sie keinen arbeitskräftemangel infolge massenabwanderung nach westdeutschland gehabt hätten.

Ich sagte bereits oben, dass die Frauen- und Familienpolitik in der DDR von der SED bewusst als Instrument zur Durchsetzung ihrer Interessen und in enger Verbindung mit der Wirtschaftspolitik ausgebaut wurde,
Eine öffentliche Diskussion über Fragen des Geschlechterverhältnisses, über gleichberechtigte Partnerschaft in allen Lebensbereichen war nicht erwünscht und infolge der rigiden Zensur auch für die Massenmedien kein Thema. Die Ausgestaltung sämtlicher Politikbereiche blieb einem kleinen Kreis von SED-Funktionären vorbehalten. Da weibliche Mitglieder auf den Entscheidungsebenen der Partei mur eine marginale Rolle spielten, war ihr Einfluss äußerst gering.

Das, was die SED als verwirklichte Gleichberechtigung ausgab, beruhte weder auf einem gesamtgesellschaftlichen Konsens, noch auf dem Leitbild gleicher Rechte und Pflichten beider Geschlechter. Die ideologische Grundlage bildete vielmehr die Emanzipationstheorie des Marxismus-Leninismus, nach der die Überwimdung der kapitalistischen Produktionsweise und die damit einhergehende Integration der Frauen in die Arbeitswelt deren soziale, ökonomiche und politische Gleichstellung gewährleisten sollten.

Allerdings wurde in der DDR - wie in allen kommunistischen Staaten - die Einbeziehung der weiblichen Bevölkerung in den Produktionsprozess unter weitgehender Beibehaltung der tradierten Arbeitsteilung betrieben. D.h., der Bereich der reproduktiven Arbeit in der Familie blieb zum größten Teil der Frau überlassen, was für sie nicht nur eine Doppel- und Dreifachbelastung bedeutete, sondern auch eine Minderbewertung ihrer beruflichen Leistungen zur Folge hatte.

Unter den Vollbeschäftigten, die Ende der 80er Jahre 600 bis 700 Mark verdienten, waren drei Viertel Frauen, während ihr Anteil an der höchsten Gehaltsstufe -1 700 Mark und darüber - nur 15,7% ausmachte. Eine Konsequenz dieser Tatsache war die offiziell totgeschwiegene weibliche Altersarmut. Nach der letzten Rentenerhöhung im Dezember 1989 erhielten 92 von 100 Frauen eine Altersrente unter 500 Mark; die Bezieher von Mindestrenten - zuletzt 330 Mark - waren fast ausschließlich weiblich.

Als Tabuthema galt auch der geringe Anteil weiblicher Führungskräfte. Mit pauschalen Angaben wurde versucht, die tatsächliche Situation zu verschleiern. Die Behauptung, rund ein Drittel aller leitenden Funktionen werde von Frauen ausgeübt, zog sich jahrelang durch die einschlägige Literatur der DDR.

Fazit: In der DDR galt die umfassende Integration der weiblichen Bevölkerung in den Arbeitsprozess als Emanzipationsnachweis. Die Frauen- und Familienpolitik der SED war jedoch primär an ökonomischen und demografischen Rastern ausgerichtet und mutete den Frauen in diesem auf Impulse für ein selbstbestimmtes Leben verzichtenden Konzept große Belastungen und mangelnde Chancengleichheit in Beruf und Gesellschaft zu.
 
...und dazu sagte dann jemand "abwertend", das habe die DDR ja nicht gemacht, weil sie es gut meinte, sondern weil sie damit z.b. handfeste ökonomische ziele verfolgte.
Wieso interpretierst Du das als "abwertend"? Was heißt "gut meinen"?


ich habe das beispiel kinder gärten herausgenommen und nach beweisen für diese behauptung gefragt, denn das war mir neu. dass kindergärten auch politisch instrumentalisiert wurden, wusste ich und bestreite ich nicht, aber die behauptung, kindergärten wurden ja nur eingerichtet, damit die frauen arbeiten gehen konnten (dort, wo arbeitskräftemangel herrschte), das kannte ich noch nicht. (irgendwie schreibe ich andauernd dasselbe?!?)
Sicher, gewisse Wiederholungen habe ich auch schon bemerkt.
Wieso sollte das politisch instrumentalisiert worden sein? Spielst Du damit auf die Tatsache an, das solche sozialen Errungenschaften offiziell in den DDR-Statistiken, nicht aber in den BRD-Statistiken enthalten waren? Diente das dem Systemvergleich aus DDR-Sicht nach Deiner Auffassung?

Hilf mir doch einmal mit ein Beispiel für die politische Instrumentalisierung vor 1989.


nun frage ich also, woher jemand das weiß, dass KPD/SED/DDR kindergärten nur bzw. primär aus dem oben genannten grund gebaut
Als Gründe klingen bislang bei Dir an:
1. ökonomische Engpässe
2. Agitation (nach außen) sowie Kontrolle über die Erziehung - Vergleiche dafür liegen ja vor.
3. sozialer Fortschritt

Wieso ist das "primär" für Dich so wichtig? Oder umgekehrt gefragt: Was würde es für Dich bedeuten, dieses als sekundär zu qualifizieren? Eine Abwertung?


...und wie sagt die sozialpsychologie so schön: "wie ich eine sache interpretiere, hängt auch davon ab, was ich gerade denke". in unserem falle heißt das, wer grundsätzlich schlecht über die DDR denkt, der sieht auch in allem, was sie "tat", eher etwas negatives, mindestens "dahinterstecken".
Das wiederholt die Unterstellung oben: wieso sollte "negatives dahinterstecken", wenn gute ökonomische Gründe primär vorhanden waren?Entwertet das die DDR-Politik in Deiner Beurteilung?


also frage ich nach belegen und finde, ich habe bisher keine bekommen.
Sorry, hier sind wir bei subjektiven Empfindungen.
Zu den Belegen - den Faktor Beschäftigung in der DDR, speziell der Frauen - ist oben einiges ausgeführt worden (siehe auch @Dieter). Der Ausbau der Kindergärten nach 1952 folgt übrigens dem Ausbau der weiblichen Beschäftigung in der Wirtschaft.

Wenn Du die Zahlen/Angaben kritisch hinterfragen willst, würde ich Dir ein anderes Vorgehen empfehlen:

1. zunächst einmal den Fokus auf die Elastizitäten legen: welcher Effekt steckt überhaupt in einer Veränderung der angebotenen Kindergartenplätze im Hinblick auf volkswirtschaftliche Beschäftigung von Frauen?

2. wieviel Beschäftigung steckt insgesamt hinter den angeführten Kinderzahlen mit Unterbringung in Kindergärten in den 50ern und 60ern? Ich würde das bei 500.000+ Kinder auf ca. 400.000+ Beschäftigungsverhältnisse von Frauen schätzen. Diese Zahl kann man ins Verhältnis zur Frauenbeschäftigung insgesamt setzen, also auf 3,5 Mio. Folge: nachrangige ökonomische Effekte?

3. Muss sektoral oder nach der Qualität der Beschäftigung, also in jedem Fall "diffenziert" werden? - @Dieter hat hier einen Ansatz gebracht, die Bedeutung der volkswirtschaftlichen Beschäftigung von Frauen in der DDR einzuschätzen.

Hilft Dir das weiter?
 
Lieber flitzpiepe,

(...)

Aber ich höre immer von Dir, dass du Belege benötigts, für diese Behauptung, das Kindererzeihnungsstätten gebaut wurden für das frei Machen der Frauen für die Produktion.

Jetzt würde ich gern einmal von Dir auch eine Gegenthese hören, warum es in der DDR viele öffentliche Kintergärten gegeben hat,wenn nicht wegen der Produktion sowie der politischen Erziehung.

(...).


guten abend walter,

ich antworte dir gern, aber möchte auf den zweiten teil nicht eingehen, damit wir uns nicht thematisch verzetteln. (wir können das gerne später noch nachholen; eigentlich möchte ich mich ja auch noch zur eröffnungsfrage dieses themas äußern.) :rotwerd:

auf die frage, warum die kommunisten der DDR aus meiner sicht kindergärten bauten, habe ich eigentlich schon mehrfach geantwortet. deshalb will ich nur noch einmal ganz kurz darauf verweisen: die gleichberechtigung der frau wurzelte in den idealen der arbeiterbewegung des 19. jahrhunderts. dieses ziel war meiner meinung nach zuerst da! (jemand brachte dazu einen hinweis aus wikipedia) zur gleichberechtigung der frau gehört die beschäftigung (wenn sie es denn will; hat nicht bis in die 70er jahre hinein in westdeutschland der ehemann zustimmen müssen, ob eine frau arbeiten gehen darf? gab es das noch in der DDR? wann wurde das abgeschafft?). durch ihre beschäftigung konnte die frau finanziell (vom mann) unabhängig werden. finanzielle unabhängigkeit (vom mann) bedeutet größere freiheit in der selbstbestimmung (auch gegenüber dem mann!). ich bin überzeugt davon, dass die frauen der frauen bewegung genau das wollten.

Klara Zetkin, Frauenrechtlerin (1889): „Wir erwarten unsere volle Emanzipation weder von der Zulassung der Frau zu dem, was man freie Gewerbe nennt, und von einem dem männlichen gleichen Unterricht – obgleich die Forderung dieser beiden Rechte nur natürlich und gerecht ist – noch von der Gewährung politischer Rechte. Die Länder, in denen das angeblich allgemeine, freie und direkte Wahlrecht existiert, zeigen uns, wie gering der wirkliche Wert desselben ist. Das Stimmrecht ohne ökonomische Freiheit ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wechsel, der keinen Kurs hat. Wenn die soziale Emanzipation von den politischen Rechten abhinge, würde in den Ländern mit allgemeinem Stimmrecht keine soziale Frage existieren. Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein. Nur in der sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeiter in den Vollbesitz ihrer Rechte gelangen.“ (Hervorhebung von mir)

Clara Zetkin ? Wikipedia

die DDR hat kindergärten gebaut, damit frauen arbeiten gehen konnten, aber nicht primär oder nur, um den arbeitskräftemangel zu beseitigen, sondern weil frauen zunehmend arbeiten gehen wollten. auch dafür kann es ganz verschiedene gründe geben (finanzielle notwendigkeit, finanzieller zuverdienst, finanzielle unabhängigkeit, selbstverwirklichung, "unter leute kommen" etc.). aber und das ist für mich wichtig, sie wollten es! es wurde ihnen nicht aufgezwungen. und um es ihnen zu ermöglichen, mussten entsprechende maßnahmen erlassen werden (z.b. anpassung der öffnungszeiten der kindergärten etc.).

ich bestreite nicht, dass es den kommunisten der DDR zupass kam, dass die frauen im zuge der verwirklichung der gleichberechtigung vermehrt arbeiten gingen, als es gerade an arbeitskräften mangelte - infolge der "massenflucht" in den westen. aber ich sehe das eben nicht als kernziel dieser maßnahmen, sondern als willkommenen nebeneffekt. schließlich gab es ja auch keine (mir bekannten) bestrebungen, die frauen wieder an heim und herd zurückzuschicken, als die DDR aufgrund von technisierung und rationalisierung kein arbeitskräfteproblem mehr hatte, sondern eigentlich eine versteckte arbeitslosigkeit. das habe ich auch schon mehrfach geschrieben.

dass man die kindergärten politisch instrumentalisierte, bestreite ich nicht. ob man kindergärten baute, um sie politisch instrumentalisieren zu können, ist wiederum eine andere frage. (auch da würden mich quellen interessieren. quellen! nicht darstellungen dritter!)

gruß!
 
Zuletzt bearbeitet:
(...)
Eine öffentliche Diskussion über Fragen des Geschlechterverhältnisses, über gleichberechtigte Partnerschaft in allen Lebensbereichen war nicht erwünscht und infolge der rigiden Zensur auch für die Massenmedien kein Thema. Die Ausgestaltung sämtlicher Politikbereiche blieb einem kleinen Kreis von SED-Funktionären vorbehalten. Da weibliche Mitglieder auf den Entscheidungsebenen der Partei mur eine marginale Rolle spielten, war ihr Einfluss äußerst gering. (...).


hallo dieter,

danke für deinen diskussionsbeitrag. er wirkt so professionell?!?

ich denke, dass deine interpretationen so nicht haltbar sind. eine habe ich mir herausgesucht. weiter oben brachte timotheus - glaube ich - einen link zu originaldokumenten, die so eine diskussion belegen.

gruß!
 
Ich habe mal eine Frage.

War das finanziell schwierig, wenn die Mutter Hausfrau war und nicht erwerbstätig? Ich meine, in gewisser Weise muss es ja auch ein Luxus gewesen sein, sich leisten zu können, dass ein Elternteil nicht arbeiten muss.


hallo,

dazu möchte ich auch noch etwas sagen. ;) der weitere diskussionsverlauf scheint mir den eindruck zu erwecken, es wäre nur auf dem lande möglich gewesen, nicht zu arbeiten, weil man da seine lebensmittel selbst anbauen konnte. (sorry, wenn ich beim schnellen lesen etwas falsch verstanden habe!)

ich denke, es war finanziell nicht sehr schwer für eine familie, wenn eine frau hausfrau war. es waren ja in der DDR alle bzw. viele dinge, die man zur lebensgrundlage brauchte, subventioniert. (was ich teilweise für falsch halte!) es waren nicht nur lebensmittel billig, auch kindersachen waren subventioniert, auch die mieten, auch die fahrkarten, auch die eintrittspreise für kulturelle einrichtungen, auch das schulessen, auch die lernmaterialien (die waren kostenlos) usw.-usf. alles/vieles, was man zu einem ganz normalen leben brauchte, war sehr billig und je mehr kinder eine familie hatte, desto mehr weitere unterstützung gab es vom staat (ich glaube, ab dem dritten kind war das schulessen umsonst und die sowieso geringen beiträge fürs ferienlager entfielen...)

im gegenzuge waren luxusartikel teuer (auto, fernseher, qualitativ hochwertige erzeugnisse aller möglichen bereiche ...) oder aber das gab es halt nicht!

eine familie, in der die mutter hausfrau war, konnte sich zugespitzt formuliert, alles problemlos leisten, was man zum unmittelbaren leben braucht; sie konnte sich aber vermutlich viele dinge nicht leisten, die das leben angenehm und bequem und komfortabel machen. (es sei denn, der mann gehörte zu den "besserverdienenden").

dass man sich die "schönen dinge des lebens" nicht leisten konnte oder dass es sie einfach nicht gab, ist aus meiner sicht einer der wesentlichen aspekte, warum "den menschen" das leben in der DDR nicht gefallen hat - womit wir nach langer zeit ja denn doch mal wieder bei der ausgangsfrage dieses themas angekommen wären.

gruß!
 
Zuletzt bearbeitet:
...auch die lernmaterialien (die waren kostenlos) usw...
Entschuldigung, aber hier muß ich dich berichtigen. Die Lernmaterialien waren wohl für kinderreiche Familien (ab 3 Kinder?) kostenlos. Da ich aber Einzelkind war, mußte meine Mutter alles bezahlen - bspw. kosteten die Schulbücher der 9. Kl. zusammen etwas über 20,- M. kann ich mich erinnern.
 
Entschuldigung, aber hier muß ich dich berichtigen. Die Lernmaterialien waren wohl für kinderreiche Familien (ab 3 Kinder?) kostenlos. Da ich aber Einzelkind war, mußte meine Mutter alles bezahlen - bspw. kosteten die Schulbücher der 9. Kl. zusammen etwas über 20,- M. kann ich mich erinnern.


hallo barbarossa,

danke für die berichtigung.

gruß!
 
ich bestreite nicht, dass es den kommunisten der DDR zupass kam, dass die frauen im zuge der verwirklichung der gleichberechtigung vermehrt arbeiten gingen, als es gerade an arbeitskräften mangelte

Da muss ich auch um Entschuldigung bitten: das ist völliger Unsinn.

Die stark steigende Beschäftigung von Frauen ist eine Kriegserscheinung und seit 1939 zu beobachten, nachkriegsbedingt fortgesetzt und konserviert in der DDR. Mit der Republikflucht (nach SED-Terminologie) hat das nichts zu tun. Siehe DDR-Statistik oben, der Anstieg von 1952 auf 1969 beträgt rd. 15%.

Bekomme ich denn noch Antworten auf die Fragen in #138?
 
...dass man sich die "schönen dinge des lebens" nicht leisten konnte oder dass es sie einfach nicht gab, ist aus meiner sicht einer der wesentlichen aspekte, warum "den menschen" das leben in der DDR nicht gefallen hat - womit wir nach langer zeit ja denn doch mal wieder bei der ausgangsfrage dieses themas angekommen wären.

gruß!
Aber eben nicht nur. Weitere Gründe, warum die Leute im Osten unzufrieden waren, habe ich hier im Forum schon oft genug niedergeschrieben. Deshalb hier nur ein paar Zitate:

Ich hab noch eine Story über die Besuche unserer Westverwandten:

Vor 1989, besonders zwischen Mitte der 70er bis Anfang der 80er, kamen uns unsere Westverwandten aus Oldenburg einmal im Jahr besuchen. Sie waren da bereits Rentner. Ich war auch immer dabei, denn schließlich gab es ja dann auch immer Geschenke – meistens West-Geld. Ich hörte auch den Gesprächen zu, obwohl sie mich damals nicht so sehr interessierten, da ich damals noch ziemlich jung war. Aber ich weiß noch, dass sich die Gespräche immer darum drehten, dass meine Eltern über die schlechte Versorgungslage bei uns meckerten (während meine Mutter gleichzeitig ein Mittagessen in mehreren Gängen auftischte). Auf die Frage unserer Verwanden, was denn genau schlecht sei, denn sie würden ja hier gut bewirtet werden, antworteten meine Eltern, dass die Auswahl an allem viel geringer sei, als im Westen, außerdem erzählte mein Vater von seiner Arbeit als Elektriker, dass oft die Ersatzteile fehlten und so ganze Krananlagen sehen bleiben müssten und er dort Kabel flicken musste, weil selbst das oft Mangelware war und auf einen Trabant musste man 13 Jahre warten, auf einen Wartburg oder Lada noch länger, Bananen und Apfelsinen gab es nur zwei mal im Jahr, jeweils zu Ostern und Weihnachten usw. usf.
http://www.geschichtsforum.de/290637-post63.html

Wie jetzt - keinen Unterschied? Mußte man im Westen 13 Jahre auf ein Auto warten?
Oder ein Telefon - wer dem SED-Regieme nicht in den Kram paßte, mußte damit rechnen, überhaupt nie einen Telefonanschluß zu bekommen, das war ein absolutes Politikum.
Die Reisemöglichkeiten - erst als Rentner konnte man in den Westen reisen, vorher nur in die Ostblockstaaten.
Lebensmittel - selbst die normalsten Dinge zu bekommen war ein Problem. Meine Mutter hat mich öfter einkaufen geschickt mit einem Einkaufszettel und sagte dann "versuch mal, alles zu kriegen". Ich mußte dann die ganze Stadt (25.000 Einwohner) abklappern und am Ende fehlte oft doch noch was.
Diese Probleme kannten die Menschen im Westen sicher nicht.
Der Arbeitsplatz war sicher, das war wohl so der einzige Vorzug gegenüber dem Westen schätze ich.
Genügt das fürs Erste?
http://www.geschichtsforum.de/201141-post26.html

Auch ich stimme zu. Grundsätzlich wurde alles politisiert.
Selbst wenn du zur Arbeit gingst, dann hieß es: "Dein Arbeitsplatz - dein Kampfplatz für den Frieden".
Das Sportschießen in der GST habe ich als das gesehen, was es eigentlich auch sein sollte, als Sport und ich ging dort aus freien Stücken hin - ein Schulkamerad nam mich das erste mal mit.
Auch haben wir dort auch keine Uniform getragen, sondern trugen Zivil und auch auf den 1. Mai-Demos, gingen wir im Trainingsanzug, was ich für damalige Verhältnisse noch einigermaßen erträglich fand. Es war eben die Gesellschaft für Sport und Technik.
Was ich aber richtig übel fand, war die sogenannte "vormilitärische Ausbildung", die irgendwie ein Teil der Schule und später auch der Lehre war und von der GST organisiert wurde. Das war so eine Art Grundwehrdienst im Schnelldurchgang und wir mußten dort auch mit Kleinkaliberwaffen auf Mannscheiben schießen ( als 15-jährige in Friedenszeiten! )...
http://www.geschichtsforum.de/201507-post50.html

Und noch was zum Schmunzeln: http://www.geschichtsforum.de/254211-post91.html

Das soll erstmal dazu genügen, woher die Unzufriedenheit kam (erhebt aber immer noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit).
 
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