flitzpiepe
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Stalinstadt (Eisenhüttenstadt) war als "Musterstadt" geradezu prädestiniert, Forderungen der Frauen, die dringend als Arbeitskräfte im Kombinat (EKO) benötigt wurden umzusetzen:
Richter
guten morgen,
ich danke auch dir, merci. aber ich bin allmählich ratlos. ich frage nach quellen, nach originaldokumenten der damals verantwortlichen und bekomme darstellungen und interpretationen "dritter", die über diese zeit berichten. das hatten wir doch aber schon.
ich habe mir dennoch neugierig deinen link angeschaut. soweit ich das auf die schnelle erkenne (impressum), berichtet frau richter "nachträglich" über diese zeit. das heißt, sie interpretiert bereits! ich müsste/würde nun also frau richter fragen, wie sie zu dieser interpretation kommt und auf welche quellen sie sich dabei stützt. sie hat ja eine reihe quellen angeführt, ich kann aber nicht hineinschauen, um zu sehen, ob ihre interpretation dieser (!) quellen angemessen oder vielleicht unhaltbar ist. (wir würden sicherlich mühelos andere historiker finden, die andere interpretationen haben)
selbst wenn wir die aussagen von frau richter akzeptieren, geht aus ihnen (das zitat von dir) gar nicht hervor, ob die beseitigung des arbeitskräftemangels primär oder nur ziel der sozialpolitischen maßnahmen der SED/DDR war und nicht nur willkommener begleit-effekt, denn z.b. dass die frauen eine bessere vereinbarkeit von arbeitstätigkeit und kinderbetreuung verlangten, belegt nur, dass es daran noch haperte (ähnlich wie heute). und dass infolge einer höheren frauenbeschäftigungsquote in der DDR der arbeitskräftemangel ausgeglichen werden konnte (wie in westdeutschland durch die gastarbeiter) belegt nur, dass es einen arbeitskräftemangel gab und dass dieser ausgeglichen wurde. mehr nicht. man könnte genauso gut so interpretieren: aufgrund des vorhandenen arbeitskräftemangels durch massenflucht aus der DDR hatten es die kommunisten leichter, ihre gesellschaftspolitischen ziele zur gleichberechtigung der frau, zu deren grundlage die finanzielle unabhängigkeit infolge beschäftigung gehörte, zu verwirklichen. (interessanter nebengedanke: die alt-BRD hatte doch auch einen arbeitskräftemangel in den 60ern. warum haben die nicht die beschäftigung der frauen gefördert? wollte man dort nicht deren gleichberechtigung infolge finanzieller unabhängigkeit?)
ich meine immer noch: die maßnahmen zur gleichstellung der frau in der DDR, die damit verbundene finanzielle unabhängigkeit durch eigene beschäftigung wurzeln in den idealen der deutschen arbeiterbewegung des 19. jahrhunderts. SED/DDR hätten auch versucht, sie umzusetzen, wenn sie keinen arbeitskräftemangel infolge massenabwanderung nach westdeutschland gehabt hätten. auch in diesem falle wäre es notwendig, öffnungszeiten von kindergärten den bedürfnissen der frauen anzupassen, sodass aus einer solchen forderung alleine (!) nicht zwangsläufig geschlossen werden kann, es ginge der SED/DDR nur um die beseitigung des arbeitskräftemangels. das ist aus meiner sicht eine (verständliche) "abwertung" jener, die der DDR alles, nur nichts gutes zugestehen wollen.
vielleicht lohnt sich ein blick in andere sozialistische staaten, die keinen solchen arbeitskräftemangel infolge "westflucht" hatten. gab es dort alle diese sozialpolitischen maßnahmen nicht (kindergartenbetreuung etc.)?
gruß!
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