Historische Romane

Wieder mal ein Buch von Ken Follett: "Der Mann aus St. Petersburg"
Aber Achtung: Mit den "Säulen der Erde" hat dieses Buch wenig gemeinsam, eher mit "Die Nadel", soll heißen: Es ist eher ein Thriller als ein Historischer Roman, aber immerhin spielt er im Sommer 1914 - eine der dramatischsten Phasen der Weltgeschichte. Hier meine ausführliche Rezension:

Der kleine Bruder der Nadel
Ken Follet ist bekannt dafür, Hochspannung zu bieten und er enttäuscht seine Leser auch mit diesem Buch nicht.
„Der Mann aus St. Petersburg“ spielt wie „Die Nadel“ vor dem Hintergrund eines Weltkriegs, hier jedoch vor dem 1. Weltkrieg. Die Parallelen mit „Die Nadel“ sind unübersehbar: Ein Feind kommt aus dem Ausland nach England, um eine kriegsentscheidende Mission auszuführen. In „Die Nadel“ ist es ein deutscher Spion, hier ist es der russische Anarchist Felix.
Ist „Der Mann aus St. Petersburg“ also nur ein Abklatsch von „Die Nadel“? Nein. Es gibt Unterschiede, die das Buch zu einem einzigartigen Werk machen. Der größte Unterschied liegt in der Figur des ausländischen Feindes: Felix mordet nicht für ein verbrecherisches Regime wie die Nadel, sondern er hat ein Motiv, das ehrenhaft erscheint: Er will verhindern, dass Russland in den drohenden Krieg hineingezogen wird. Dies will er erreichen, indem er den russischen Fürsten Orlow ermordet. Dieser Fürst weilt in London, um im Auftrag des Zaren mit England über ein Bündnis gegen Deutschland zu verhandeln. Gelingt ihm der Mord – so sein Kalkül – kommt dieses Bündnis nicht zustande. Die Haupthandlung dreht sich um die Attentate von Felix auf Orlow sowie die Maßnahmen, die die Engländer ergreifen um diese Attentate zu verhindern und Felix zu fassen: Es entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Spannung mit jeder Seite steigt.
Aber es gibt Nebenkriegsschauplätze – vor allem in der Familie von Lord Walden, dem Gegenspieler von Felix. Er ist der englische Aristokrat, der die Verhandlungen mit Fürst Orlow führt. Weitere Hauptfiguren sind Waldens Frau Lydia und die Tochter Charlotte. Lydia ist Russin und ehemalige Geliebte von Felix. Zwar scheint diese Verbindung sehr konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, andererseits kommen auf diese Weise starke Gefühle in den Roman, die man in einem Thriller dieser Art, in dem es vorrangig um einen Mordversuch geht, selten findet. Sogar Felix verändert sich: Anfangs noch kaltherzig und ohne Skrupel sein Ziel verfolgend, entdeckt er im Verlauf des Romans Gefühle, die sogar seine Mission behindern – auch das kennt man nicht von der Nadel.
Sowohl diese persönlichen Verwicklungen als auch die Attentatspläne von Felix steigern sich bis zum spannungsgeladenen Höhepunkt: Hier schildert Follett in meisterhafter Manier das Attentat in sechs Actionszenen, die immer wieder unterbrochen werden durch persönliche Konfrontationen, die nicht direkt etwas mit dem Attentat zu tun haben.
Zum Stil: Ich hatte vor diesem Thriller einen Roman von Rebecca Gablé gelesen – im Vergleich zu ihr wirkt Folletts Stil sparsam: Es wird weniger erzählt, die Figuren haben weniger Tiefe, dafür schreitet die Handlung schneller voran.
Die Sitten der damaligen Zeit werden angedeutet, einige Aspekte stellt Follet besonders heraus: So wird z. B. die Etikette bei den Waldens und im Buckingham-Palast detailreich beschrieben. (Wer hat beim Empfang des Königs wann zu knicksen?). Diese Beschreibungen kontrastieren zu dem Milieu der einfachen Leute, in dem sich Felix herumtreibt. Ein weiteres Thema ist die Frauenrechtsbewegung, mit der die Tochter Charlotte in Kontakt kommt.
Fazit: Oft sind es die Figuren, die mich an ein Buch fesseln. Das war hier nicht der Fall. Die Figuren sind interessante Charaktere, aber sie haben mich nicht in ihren Bann gezogen. Es war vielmehr die Handlung selbst, die mich immer wieder voller Erwartung zu diesem Buch greifen ließ: „Der Mann aus St. Petersburg“ ist ein hochspannender Thriller, eingebettet in eine der dramatischsten Phasen des letzten Jahrhunderts (Sommer 1914). Die historische Handlung ist jedoch nur Anlass für die Romanhandlung, nicht Hauptinhalt. Historische Figuren wie Churchhill oder Emmeline Pankhurst sind Nebendarsteller, den Hauptkonflikt fechten fiktive Figuren aus.
 
Die Teerose von Jennifer Donnelly

Ich habe mal wieder einen Historischen Roman gelesen - die Teerose von Jennifer Donnelly. Hier meine Meinung zu diesem Werk:

Ich habe mich noch nie einer Romanfigur so nahe gefühlt wie Fiona Finnegan, der Hauptfigur in „Die Teerose“. Obwohl ich so gut wie nichts mit ihr gemeinsam habe. Aber die Autorin schildert ihr Schicksal und ihre Wünsche so intensiv, dass Fionas Wünsche irgendwann auch meine Wünsche wurden.
Dabei beginnt der Roman zunächst eher betulich. Zwar wird im ersten Kapitel ein Mord von Jack the Ripper erzählt, in den folgenden Kapiteln wird jedoch ausführlich das Alltagsleben von Fionas Familie geschildert: Sie leben Ende des 19. Jahrhunderts in Whitechapel, einem Armenviertel Londons. Sie sind zwar arm, aber insgesamt eine glückliche Familie. Dazu hat Fiona noch ihren Verehrer Joe, mit dem sie einen Laden aufmachen und reich werden will. Doch allmählich wird ihr Dasein von mehreren Seiten bedroht: Ihr Vater engagiert sich in der Gewerkschaft, was ihn bei seinem Arbeitgeber nicht beliebt macht. Außerdem taucht eine Nebenbuhlerin um Joe auf. Das Unheil nimmt seinen Lauf und das Buch gewinnt von Seite zu Seite an Dramatik, wie ich es anfangs nicht für möglich gehalten hätte.
Wenn dann doch einmal eine Szene kommt, in der es friedlich und beschaulich zugeht, kann man sicher sein, dass gleich etwas Schlimmes passiert.
Fiona erleidet viele Schicksalsschläge, doch sie ist durch nichts klein zu kriegen: Sie ist ehrgeizig, lässt sich nichts vorschreiben und arbeitet hart, so dass man irgendwann nur noch ungläubig den Kopf schütteln und ausrufen kann: „Wow! Was für eine Frau!“
Was ist historisch interessant? Jack the Ripper treibt sein Unwesen, aber die Hauptfiguren sind fiktiv. Zu Beginn werden die ärmlichen Lebensverhältnisse einer Londoner Arbeiterfamilie an detailreichen Beispielen erklärt, ebenso der Kampf der Dockarbeiter für bessere Löhne. Später tritt Fiona ein in die Geschäftswelt und der Leser bekommt einen Einblick in die Welt des Teehandels von London bis New York.
Fazit: Dieses Buch hat alles. Eine wechselvolle Liebesgeschichte ebenso wie hochdramatische und brutale Szenen, in denen es um Leben und Tod geht.
 
der 5. Teil der Uthred Ragnarsson-Serie, "Saxon Stories" von Bernard Cornwell, "The Burning Land" ist erschienen.
 
der 5. Teil der Uthred Ragnarsson-Serie, "Saxon Stories" von Bernard Cornwell, "The Burning Land" ist erschienen.

Hab's gerade fertig. Ist wie seine Vorgänger Spitze! Für eine Serie, von der der Autor nach eigenem Eingeständnis noch keine Ahnung hat, wie er sie fortsetzen soll, eine Klasseleistung!
 
@jacobum

Gib mal bitte eine Zusammenfassung. Bin sehr gespannt.:D

Bis Neulich

Apvar

P.S. Hab zu Hause gerade The Gladiator von Simon Scarrow liegen. Die ersten Seiten sind sehr interessant.
 
@jacobum

Gib mal bitte eine Zusammenfassung. Bin sehr gespannt.:D

Bis Neulich

Apvar

Selberlesen macht zwar mehr Spaß, aber bitte:

Kurz gesagt besiegt Uthred die Wikinger in einer mächtigen Schlacht, wird anschließend am Hofe Alfreds von neidschen Zeitgenossen gemobbt, woraufhin er mit Alfred bricht und in die alte Heimat zurückkehrt. Alfreds Tochter (die mit dem unaussprechlichen Namen) versucht, Uthred wieder zurückzuholen, da weitere Gefahren drohen.
Alles in allem besticht das Buch wieder mit zahlreichen Schlachten, wie es Cornwell ja meisterhaft zu schildern versteht.
Und das Ende ist wieder offen und weist auf eine demnächst erscheinende Fortsetzung hin...
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank Jacobum

Wollte nur gern wissen ob die Geschichte spannend genug ist für meine begrenzten Englischkenntnisse. Und Du hast zum Glück nicht zu viel Verraten. Werd es mir wohl bestellen in den nächsten Tagen.

Apvar
 
Vielen Dank Jacobum

Wollte nur gern wissen ob die Geschichte spannend genug ist für meine begrenzten Englischkenntnisse. Und Du hast zum Glück nicht zu viel Verraten. Werd es mir wohl bestellen in den nächsten Tagen.

Apvar

Du solltest aber besser mit Band 1 beginnen und nicht mit Nr. 5 !
 
Hallo Jacobum

Hab die Bände 1 bis 4 schon durch, 4 sogar in E & D. Trotzdem Vielen Dank für den Tip. Zwischen 3 & 4 scheint mir ein etwas größerer Sprung zu sein. Wie siehst Du das?

Bis Neulich

Apvar
 
Ist schon 'ne Zeit her, dass ich die beiden Bände gelesen habe (ich kaufe sie immer gleich bei Erscheinen) und kann mich nicht an einen auffälligen Zeitsprung erinnern.

Deine "begrenzten Englischkenntnisse" sind ja dann wohl doch nicht so begrenzt, Band 5 dürfte Dir daher keine Schwierigkeiten bereiten.

Kleiner Tipp (vom selben Autor): "Azincourt" (ist auch auf Deutsch unter dem heroischen Titel "Das Zeichen des Sieges" erschienen.
 
also Nummer 4 ist ein wenig anders als die vorherigen 3. Mit 5 bin ich noch net durch, der Plot wirkt aber etwas künstlich für mich. Ich glaub' am besten fand ich immer noch "Lords of the North".
 
also Nummer 4 ist ein wenig anders als die vorherigen 3.
Den empfand ich mehr als Lückenfüller. Da mußte halt mal wieder eine Fortsetzung her, ohne die eigentliche Geschichte nach vorne zu bringen.

Die 5 werde ich mir trotzdem schnellstmöglich besorgen, aber erst, wenn die Taschenbuchausgabe da ist.
 
Kurz gesagt besiegt Uthred die Wikinger in einer mächtigen Schlacht, wird anschließend am Hofe Alfreds von neidschen Zeitgenossen gemobbt, woraufhin er mit Alfred bricht (...)

Irgendwie könnte man das soweit als Zusammenfassung aller Bände der Serie schreiben.

Aber was solls, liest sich klasse (auch auf Deutsch), für historische Romane mE ganz großes Kino. ;)
 
Bevor ich an "The Burning Land" gehen kann, muß ich erst einmal "The Gladiator" von Simon Scarrow lesen. Die ist das 9. Buch der Adler oder Eagle-Serie, welche in der römischen Armee zur Zeit Kaiser Claudius spielt. Die erstem 4 romane sind ins deutsche Übersetzt worden, die restlichen leider nicht.
Bei "The Gladiator" geht es um einen Sklavenaufstand auf Kreta. nach einem Erdbeben.

Bis Neulich

Apvar
 
Bevor ich an "The Burning Land" gehen kann, muß ich erst einmal "The Gladiator" von Simon Scarrow lesen. Die ist das 9. Buch der Adler oder Eagle-Serie, welche in der römischen Armee zur Zeit Kaiser Claudius spielt. Die erstem 4 romane sind ins deutsche Übersetzt worden, die restlichen leider nicht.
Bei "The Gladiator" geht es um einen Sklavenaufstand auf Kreta. nach einem Erdbeben.

Bis Neulich

Apvar

:yes:
Steht bei mir auch als nächstes an, davor les ich aber grad noch mal die gesamte Reihe um wieder reinzukommen...:D
Bin grad noch bei "The Eagles Prophecy".
 
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