Historische Romane

eventuell ist man von deutschen Übersetzungen soweit enttäuscht, dass man dann einfach auf die nächste Sprache zurückgreift, die man fließend spricht?
Ich bin zwar auch der Meinung, entweder Originalsprache oder dann halt Deutsch, jedoch hab ich in jüngerer Zeit einige Übersetzungen gelesen, die waren unter aller Sau, so dass ich da lieber den Schuß ins Blaue gewagt hätte und mir eine englische Übersetzung holen hätte sollen.
 
Dann wäre doch deutsch angebracht, oder? Entweder meine Sprache oder die des Autoren.

Abgesehen davon, dass ich ganz viele deutsche Übersetzung grauenvoll finde, lese ich seit über 10 Jahren, wenn's denn geht, Belletristik auf englisch.
Irgendwann machte es keinen Unterschied mehr, ob ich deutsch oder englisch gelesen habe; beim lesen habe ich's gar nicht mehr gemerkt.
Hat auch den Vorteil, dass ich nicht Jahreland auf Übersetzungen warten muss (z.B. Cornwell), die Auswahl der Literatur ist größer und ich bin dann der Sprache einigermaßen mächtig, so daß ich mich dann selten wegen Sprüchen wie "I become a glass of beer" auslachen lassen muss.
 
Ich kenne mangels Spanisch zwar die Originale nicht, glaube aber, daß die deutsche Übersetzung zumindest des ersten Sammelbands "Alatriste" gut gelungen ist. Es las sich für mich jedenfalls wunderbar, inhaltlich und sprachlich. Freue mich jetzt schon auf die nächsten und hoffe, daß weiter übersetzt wird.
Mich hat der Film zu den Büchern gebracht, weil ich etwas verwirrt darüber war, daß der so gar keinen roten Faden hatte. Als ich dann gemerkt habe, daß da gleich mehrere Bücher verfilmt wurden, war es mir klar. Schade, denn schlecht fand ich den Film eigentlich nicht, aber so etwas, hm, ziellos. Hätten sie sich lieber auf weniger beschränkt.
Aber, die Bücher sind wirklich fein.
 
Mich hat auch der Film "inspiriert". Hab' jetzt mit dem 3. Buch der Serie angefangen, ist aber wie bei Sharpe, fast egal womit man anfängt. Ich vermute, dass ich den Film erheblich weniger gut gefunden hätte, bei vorheriger Lektüre der Bücher. Ich bin mir noch nicht sicher nach erst einem Buch, aber ich vermute der "ich" Erzählstil sagt mir mehr zu wie der in Sharpe. Warscheinlich fand ich deswegen die Uthred Ragnarsson Serie gelungener. Obzwar ich von den gut 20 Sharpes die ich bisher durch habe, so um die 5 richtig gut gefunden habe, hat mich zu keiner Zeit das Gefühl losgelassen, ich lese Sven Hassel für die Boney-Zeit.
Ich werde mir auf jeden Fall den Rest auch holen. Um konsistent zu bleiben, wohl auf englisch.
 
Der Sache nach - Römisches Reich - sagen mir die Wisharts zu. Nach den hier zu lesenden Schilderungen hege ich allerdings Zweifel, ob es sich dabei um eine wenigstens halbwegs gelungene Mischung verläßlicher Wissensvermittlung und ansatzweise ansprechender Unterhaltung handelt. Ich will keinesfalls den (unzutreffenden) Eindruck erwecken, über die Maßen anspruchsvoll zu sein. Ganz im Gegenteil! Da ich mich schon genug (nach meinem Dafürhalten zumindest) mit geistig fordernder Fachliteratur herumschlagen muß, bin ich nicht böse, wenn beim Lesen von Romanen gelegentlich auch gedrosselte Drehzahlen ausreichen. Aber es gibt halt eine Untergrenze...

Deutlichst unterschritten hat selbige Barry Hugharts "Meister Li und der Stein des Himmels", auch wenn das sowieso nur im allerweitesten Sinne als historischer Roman bezeichnet werden kann. Die offizielle Beschreibung des Verlages spricht von einer "wunderbaren Geschichte - berauschend, spannend und faszinierend". Herr im Himmel! Ich schwöre, mich nicht erinnern zu können, jemals solchen haarsträubenden Mist gelesen zu haben - und immerhin hatte ich mir vor Jahren "Quo vadis" angetan, bei dessen Lesen ich gar nicht soviel hätte essen können, wie ich kotzen wollte (ganz frei und eigentlich völlig unpassend nach Max Liebermann). Ich vermag nicht einmal zu sagen, was mich dazu gebracht hat, Meister Li nicht vorzeitig zu degradieren. Eigentlich kann dafür nur die mir eigene, dumme Sturheit verantwortlich sein. Es bereitet mir jedes Mal Seelenqualen, wenn ich ein Buch wegschmeißen soll. Aber dieses Machwerk taugt wirklich nur zum Altpapier.

Ansprechend hingegen fand ich "Das Urteil am Kreuzweg" nach Iain Pears. Der Autor wagt das für Spannung und Glaubwüdigkeit nicht ganz ungefährliche Experiment, vor dem Leser einen Giftmord am Oxford College des 17. Jahrhunderts nacheinander aus vier verschiedenen Blickwinkeln auszubreiten. Mir hat diese nicht ganz unauffällige, fast schon plumpe Anspielung auf die Subjektivität menschlicher Wahrnehmung und Wirklichkeit ganz gut gefallen. Zudem gelingt es Pears, Gelehrte der Zeit und des Ortes - z.B. John Locke und Robert Boyle - glaubhaft einzubinden.

Zur Zeit hole ich ein Versäumnis meiner Jugend nach und stecke meine Nase in "Die drei Musketiere". Die Übersetzung/Überarbeitung einer gewissen Hertha Lorenz läßt leider einiges zu wünschen übrig. Eigentlich wollte ich mir dereinst eine "klassische" Ausgabe vorknöpfen, aber ich konnte dieses Buch, das mir meine Freundin in der besten Absicht und freudestrahlend überreicht hatte, aus "pädagogischen Gründen" nicht einfach so in den Tiefen und Weiten der Bücherregale verschwinden lassen...

Nachtrag: Götz von Berlichingen, dritter Akt, vierte Szene! Ich drücke auf "Antworten" - und bin plötzlich ausgeloggt. Beim zweiten Mal hat sich der Browser während des neuerlichen Tippens verabschiedet. Nun, manchmal ist die erwähnte Bocksbeinigkeit auch von Vorteil...
 
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Hallo,

ich lese sehr gerne die Romane von Barbara Erskine. Sie siedelt ihre Romane sowohl in der Gegenwart als auch im 12./13.Jahrhundert in England, Schottland und Wales an. Als Historikerin verleiht sie der Zeit absolut fesselnde Lebendigkeit. Die Bücher: "Die Herrin von Hay", "Königreich der Schatten" und "Tochter des Phoenix" sind Romane, die um historische Frauen wie Matilda de Braose (z. Z. King Johns) und Isobel Bruce (Schottland, z. Z. König Robert Bruce) ranken. Spannend.
Absolut empfehlenswerte Literatur.

:yes: Elizabeth I
 
Hallo,

ich lese sehr gerne die Romane von Barbara Erskine. Sie siedelt ihre Romane sowohl in der Gegenwart als auch im 12./13.Jahrhundert in England, Schottland und Wales an. Als Historikerin verleiht sie der Zeit absolut fesselnde Lebendigkeit. Die Bücher: "Die Herrin von Hay", "Königreich der Schatten" und "Tochter des Phoenix" sind Romane, die um historische Frauen wie Matilda de Braose (z. Z. King Johns) und Isobel Bruce (Schottland, z. Z. König Robert Bruce) ranken. Spannend.
Absolut empfehlenswerte Literatur.

:yes: Elizabeth I


Barbara Erskines Romane hab' ich auch mal mit Eifer verschlungen :) - aber in 'Tochter des Phoenix' geht es um Elen ferch Llywelyn (Eleyne im Buch), und die Meinungen gehen darüber auseinander ob es überhaupt möglich war, daß es die gleiche Elen war, die nach Schottland geheiratet hat. Da der Malcolm den sie geheiratet haben soll erst 1266 starb, und die erste Elen ferch Llywelyn anscheinend schon 1253 starb, scheint es eher fragwürdig, daß sie danach nochmal geheiratet hat, sollte es sich um die gleiche Person handeln sollen. Es wird oftmals davon ausgegangen, daß Barbara Erskine zwei Töchter Llywelyns mit gleichem Namen zusammengefasst hat. Und wenn man ihrem Vorwort glauben schenken darf, dann unabsichtlich :)

Nur ist es halt genauso wie das Buch über Isobel MacDuff, Countess of Fife and Buchan, mit etwas Skepsis zu geniessen, falls du das meintest. Der wurde die Affäre mit Robert the Bruce angeblich von den Engländern nachgesagt, nichts Genaues weiß man nicht, aber im Roman macht es sich ganz nett ;)

LG, Saint- Simone
 
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Hallo Saint-Simone,

ja, da hast du unzweifelhaft recht mit Eleyne. Ist wahrscheinlich auch so. Ich habe den Hinweis auch im Buch gelesen. Trotzdem finde ich es sehr interessant und spannend geschrieben.

"Die Herrin von Haye"
Ob Matilda de Braose und John Plantagenet sich jemals wirklich begegnet sind, wie in dem Buch "Die Herrin von Hay" geschrieben, ist laut Internetseiten nicht bekannt. Sie soll aber tatsächlich auf Geheiß John´s eingekerkert verhungert sein, weil sie den Mord an seinem Neffen Arthur (ob er ihn tatsächlich eigenhändig getötet hat, ist ja auch im Dunkel der Vergangenheit untergegangen) öffentlich ihm zugesprochen hat.

John interessiert mich seit diesem Buch ungemein. Ich habe mir die Biographie von John T. Appleby über King John besorgt und verschlungen.
:fs:

Auch Biographien über Heinrich VIII und Elizabeth I sowie über Maria Stuart haben mir die Zeit in der englischen Geschichte näher gebracht. Hochinteressantes Thema.


LG, Elizabeth I
 
Hallo Elizabeth,

Falls du es noch nicht kennst und dich dafür interessierst, gibt es von Pamela Kaufman noch eine Trilogie, in der im letzten Buch sowohl John Lackland als auch Mathilda de Barose eine Rolle spielen (die letztere eine kleinere Rolle). Meines Wissens nach gibt es auf Deutsch ab Sommer erstmals den ersten Teil 'Die Rose des Löwen'. Auf Englisch: 'Shield of Three Lions'. Wie gesagt, die Figuren aus 'Lady of Hay' kommen nur im dritten Teil vor.

Spannend schreiben tut Barbara Erskine auf jeden Fall, keine Frage. 'Lady of Hay' hat aber bei mir, aufgrund des Endes in der Gegenwart, immer einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlassen. Aber das sei mal dahingestellt, als persönliche und unhistorische Meinung. Trotzdem eine spannende Geschichte die bei mir damals Interesse an den Konflikten Englands mit Wales ausgelöst hat.

LG, Saint-Simone
 
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Hallo Saint-Simone,

ganz herzlichen Dank für den Hinweis auf die Trilogie von Pamela Kaufman. Ich werde auf alle Fälle im Sommer die Buchhandlung stürmen und das Buch kaufen.

Aufgrund der Lady of Hay hat meine 14jährige Tochter ebenfalls ein riesengroßes Interesse an Geschichte, englischer Geschichte, entwickelt und reißt mir die Historischen Romane aus der Hand.

Unser letztes gemeinsam gelesenes Buch allerdings spielte in Frankreich und handelte von Marie Antoinette´s Schicksal. In Form eines Tagesbuchs geschrieben, sehr leicht verständlich - vielleicht sogar eher für Jugendliche, denn für Erwachsene- aber dennoch sehr interessant.

Solltest Du noch weitere Literaturvorschläge betreffend englischer Geschichte -zu Zeiten John´s oder etwas später - haben, bitte teile sie mir mit. Nach den Plantagenets interessiert mich auch die Familie Tudor, insbesondere meine Namensvetterin (Elizabeth I). Etliche Biographien habe ich bereits über sie verschlungen, aber es gibt sicher auch etwas in Romanform?!

Ganz liebe Grüße von Elizabeth I:winke:
 
Hallo Elizabeth,

Freut mich, daß ich Interesse an der Trilogie Pamela Kaufmans wecken konnte. :) Meines Erachtens nach sind die Bücher auch durchaus für Jugendliche gut lesbar, also vielleicht auch etwas für deine Tochter? :)

Beim Interesse an deiner illustren Namensvetterin ;) kennst du die Bücher von Philippa Gregory vermutlich schon. Vor Allem in 'Der Geliebte der Königin' geht es ja um Elizabeth I, und in geringerem Maße in 'Die Hofnärrin', wo ihre ältere Schwester Mary I. eine größere Rolle spielt. Soweit ich das sehen kann sind im Moment von Philippa Gregory nur diese beiden Bücher (und natürlich 'Die Schwester der Königin') auf Deutsch erhältlich, aber auf Englisch hat sie noch mehrere Bücher über die Tudors geschrieben.

Dann wäre da noch 'Die Zwölfte Nacht' von Charlotte Lyne in der es um Catherine Parr, die letzte Ehefrau Heinrichs VIII geht, oder die Roman-Biographie Maria Stuarts von Margaret George. Die fand' ich leider nicht so toll, da sie etwas holprig geschrieben ist. Nicht im stilistischen Sinn, sondern dazu tendierend ein paar wichtige Ereignisse knapp zusammezufassen und stattdessen ausführlich über andere zu schreiben. Ach ja, und vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß es zumindest eine explizite und brutale Sex-Szene zwischen Rizzio und Lord Darnley gibt.

Zum Mittelalter fiele mir noch Elizabeth Chadwick ein. Sie schreibt zwar weniger von gekrönten Häuptern, aber es kommen immer wieder historisch verbürgte und wichtige Personen vor. Tut mir Leid, wenn ich nicht viel weiter helfen kann was den deutschsprachigen Markt angeht. Ich wohn' in England, wo die Tudorzeit natürlich beliebtes Thema für Romane ist, aber viele werden einfach nicht auf Deutsch übersetzt. Also, wenn du eine englische Liste haben möchtest...? :)

Liebe Grüße, Saint-Simone
 
Hallo Saint-Simone,

meine Tochter :D:D behauptet steif und fest, dass wir die Roman-Biographie über Maria Stuart von M. George haben, ich kann mich :S allerdings nur an Maria Stuart von Stefan Zweig in unserem Bücherschrank erinnern. Da sieht man aber, wer unser Büchersortiment im Kopf hat!

"Der Geliebte der Königin" stand bisher noch nicht auf meiner Liste, aber meine Tochter hat das Buch. Wer sonst?! Werde ich mir ausleihen!

Dafür, dass du in England lebst -toll, so nah an den Plätzen der Geschichte- bist du sehr gut über die deutschsprachige Bücherwelt informiert- Kompliment! :yes:

Dein Angebot, mir eine englischsprachige Bücherliste über die Tudorzeit zukommen zu lassen, nehme ich gerne dankend an.

Liebe Grüße aus Bonn nach England
Elizabeth I
 
Solltest Du noch weitere Literaturvorschläge betreffend englischer Geschichte -zu Zeiten John´s oder etwas später - haben, bitte teile sie mir mit.

Kennst Du Edith Pargeter?
Ihre "Heaven Tree"-Trilogie spielt zur Regierungszeit von John I und hat als Hintergrund die englisch-walisischen Konflikte. Und einen Baumeister, lange ehe Ken Follett um die Ecke gebogen ist. Wurde auch übersetzt, Band 1 ist "Der Baumeister von Albion".

Wenn Englisch kein Problem ist, kann ich noch wärmstens ihr "Brothers of Gwynedd Quartet" empfehlen, ein 4bändiger Roman über Llewelyn ap Griffith und all seine Konflikte, vor allem mit Edward I bis zur bitteren Konsequenz.
Etwas deprimierend, aber wunderschön geschrieben.
 
Hallo Triere,

nein, bisher habe ich noch nichts von Edith Pargeter gehört. Klingt ungemein interessant und da Englisch keinerlei Problem darstellt, denke ich, werde ich mich danach auch mal auf die Suche begeben.

:lupe:

LG, Elizabeth I
 
Hallo Saint-Simone,

vielen Dank, dass Du die Arbeit auf Dich genommen hast. Bevor ich Deine Liste ansehe, habe ich allerdings noch eine Frage: Bei meiner Recherche im Net fand ich unter Plantagenet die Autorin Jean Plaidy (schreibt sie nicht auch unter dem Namen Victoria Holt?) und ihr Werk "Die Plantagenet Saga" (immerhin 7 oder 8 Bände). Natürlich nur im englischsprachigen Raum erschienen. Nun stellt Englisch für mich keine Schwierigkeit dar; aber ist Dir das Werk bekannt? Könntest Du es empfehlen?

Noch ein schönes "Rest"-Wochenende,
Liebe Grüße, Elizabeth I
 
Bei meiner Recherche im Net fand ich unter Plantagenet die Autorin Jean Plaidy (schreibt sie nicht auch unter dem Namen Victoria Holt?) und ihr Werk "Die Plantagenet Saga" (immerhin 7 oder 8 Bände). Natürlich nur im englischsprachigen Raum erschienen. Nun stellt Englisch für mich keine Schwierigkeit dar; aber ist Dir das Werk bekannt? Könntest Du es empfehlen?

Die Plantagenet Saga hab' ich nicht von ihr gelesen. Ich hatte von ihr 'The Lady in the Tower' über Anne Boleyn, 'Queen of this Realm' über Elizabeth I, 'In the Shadow of the Crown' über Mary I, und 'Rose without a Thorn' über Katharine Parr gelesen, und dann aufgehört. Alle diese Bücher waren in der ersten Person geschrieben, und die 'Erzählstimme' hörte sich mit der Zeit immer gleich an, so das diese doch sehr verschiedenen Frauen auswechselbar immer wieder gleiche Motive und Rechtfertigungen für ihr handeln angaben. Meines Wissens nach hat sie die Bücher gut recherchiert, aber mir ist der Spaß mit der Zeit daran vergangen. Als einziges von denen die ich gelesen habe, würde ich das Buch über Mary I empfehlen, aber in erster Linie weil es eher seltener ist, daß die Dinge aus ihrer Sicht dargestellt werden.

Dir auch ein schönes 'Rest' Wochenende,

LG, Saint- Simone
 
so, ich hab' jetzt 22 von 24 Sharpes durch, die letzten beiden sind eh post-napoleonisch.

Während der letzten Bände hat sich mein Eindruck verstärkt, dass Cornwell net so ganz viel Ahnung von den Napoleonischen Kriegen hat. Im Nachwort von "Sharpe's Regiment" äußert er die recht abenteuerliche Ansicht, dass Wellingtons Sieg bei Vitoria 1813 die Russen, Preussen und insbesondere Österreicher ermutigt hat, den Kampf gegen Napoleon wieder aufzunehmen, was dann im Jahr darauf (sic!) zum Sieg von Leipzig geführt hat. Ja klar.
In "Sharpe's Waterloo" outet er sich dann endgültig als Wellington-Fanboy. Im Vorwort hat er schon eine ganz klare Meinung ("nonsense") zu Hofschröers "Waterloo, The German Victory", obwohl es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht erschienen war.
Dann ist Gneisenau der Böse, weil er ja mit Absicht die Ankunft der Preussen verzögert, um sie aus einer britischen Niederlage herauszuhalten. Clevererweise, arrangiert er die Marschordnung so, dass Bülow, der am weitesten von Waterloo entfernt ist, als erster marschiert um ja später anzukommen. Praktischerweise muss Bülow dann über eine enge Brücke bei Wavre, was wiederum Zeit kostet. Das es die einzige Brücke auf dem Anmarschweg nach Waterloo war, ist ja auch irrelevant. Und dass Bülows Korps deswegen zuerst (ab 4 Uhr morgens) marschiert ist, weil es ausgeruht war (nicht bei Ligny teilgenommen) ist eh' alles preussische Propaganda.
Nosey ist halt ein ganz toller Feldherr, dem die Preussen nur die Show stehlen wollten.
Die Krönung der Serie, "Sharpe's Waterloo" wird zu einem, mit Talent geschriebenen, englischen Landserheft.
 
"Das Spiel der Könige" von Rebecca Gablé

"Das Spiel der Könige" ist der vorerst letzte Waringham-Schmöker von Rebecca Gablé. Über beinahe 1200 Seiten wird das Schicksal der beiden Waringham-Zwillinge Julian und Blanche geschildert, im Mittelpunkt steht der Kampf der Häuser Lancaster und York im England des 15. Jahrhunderts. Mir hat dieser dritte Band besser gefallen als der zweite Band, v. a. weil die Charaktere vielschichtiger und widersprüchlicher waren; sie hatten nicht mehr diese teilweise recht grobe Gut/Böse-Einteilung wie im zweiten Band. Aber das Wichtigste war: Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Und erzählen kann Gablé ja sowieso meisterhaft.
Meine ausführliche Rezension steht hier: Historische Romane
 
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