Elsaß-Lothringen

JANKA

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hi
Ich habe ne Frage und zwar würde mich interessieren, warum die Deutschen während des vormärzes ein so großes Verlangen nach Elsaß-Lothrungen hatten?






danke im Voraus
Gruß Jan
 
hi
Ich habe ne Frage und zwar würde mich interessieren, warum die Deutschen während des vormärzes ein so großes Verlangen nach Elsaß-Lothrungen hatten?






danke im Voraus
Gruß Jan


In Elsaß-Lothringen gab es viele Deutsche bzw. deutschsprachige, da diese Gebiete noch bis zum 17. Jahrhundert Teile des Heiligen Römischen Reichs bzw. Teil der Herrschaften war, die dort bestanden.

Unter dem französischen König Ludwig der XIV. wurden diese Ländereien und auch Teile der Pfalz annektiert.

Unter anderem, um "ein Einfallstor nach Deutschland zu schaffen".

Dies erklärt auch viele der Ressentiments, die in der Folge gegenüber Frankfreich bestanden.
 
Außerdem ist die Stadt Elsaß- Lothringen die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Die dort lebenden Deutschen wollen ja natürlich, dass diese Stadt ihrer Heimat gehören soll und nicht den Franzosen.
 
Elsaß und Lothringen mussten Mitte des 17. Jahrhunderts vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation an das französische Königreich abgetreten werden und galten seitdem bei vielen Deutschen als "verlorene Reichsgebiete".
...
Nie zuvor hatten Elsaß und Lothringen ein staatsähnliches oder verwaltungsmäßig zusammengehöriges Gebiet geformt, was sich in ihrer voneinander zum Teil sehr abweichenden sprachlichen, kulturellen, wirtschaftlichen, konfessionellen und politischen Entwicklung widerspiegelte. In Deutschland spielten 1871 militärstrategische Überlegungen zur Grenzsicherung gegenüber Frankreich sowie nationale Forderungen zur Rückeingliederung der ehemals deutschen Gebiete eine zentrale Rolle. Darüber hinaus lag vor allem das Elsaß an einem der wichtigsten westeuropäischen Verkehrsnetze. Die Vielfalt seiner Bodenschätze und seine fortgeschrittene Industrialisierung machten es für Deutschland zu einer besonders attraktiven "Kriegsbeute".
Das "Reichsland" Elsaß-Lothringen

Hat mit dem "Vormärz" wenig zu tun.
 
nicht ganz...auch im Vormärz gab es sehr nationalistische , panteutonische und nationalromantische Strömungen, die "alle Menschen deutscher Zunge" vereinen wollten. Und da gehörte Elsaß und Lothringen einfach dazu, insbesondere wenn man vom alten HRR-Reichsverständnis ausging.Und diese Strömungen waren es auch, die das Selbstverständnis des Hohenzollern-Reiches nach 1871 prägten. Möglicherweise war Elsaß-Lothringen auch eine Kompensation für die von der damaligen Realpolitik vereitelten großdeutschen Ambitionen.

In der Pfalz und im Rheinland gab es übrigens auch lange die gegenläufige Strömung,die einen Anschluß an Frankreich bzw. eine Autonomie unter französischer Hegemonie befürwortete.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessante Frage. Möglicherweise spielten auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Es gab dort große Rohstoffvorkommen.


Ja, der Edelzwicker ist trinkbar.=)
Eisenerz in Lothringen, wobei ich nicht weiß, in wie weit die schon bekannt waren.
Die Kalivorkommen im Elsass waren noch nicht entdeckt, bzw es gab noch gar keinen Bedarf.

Vielleicht ging es auch einfach darum, gewisse Gelüste der deutschen Bevölkerung nach Annexionen zu stillen?

Würde ich für den Vormärz ausschließen. War eigentlich eher umgekehrt. Stichwort Rheinkrise 1840. Die Großgallier bekamen immer mal wieder Lust auf die Rheingrenze.
 
Eisenerz in Lothringen, wobei ich nicht weiß, in wie weit die schon bekannt waren.

Eisenerz-, Bleiabbau usw. gab es schon lange, das reichte aber kaum für Gelüste. Die große industrielle Bedeutung kann man nach 1871 ansetzen.
Lothringen ? Wikipedia

"Das im Jahr 1881 eingeführte Thomas-Verfahren zur Stahlerzeugung, mit dem auch das deutsche phosphorreiche Eisen – wie es in Lothringen zu finden war – zu schmiedbarem Stahl verarbeitet werden konnte, erfüllte die Qualitätserwartungen nicht vollständig, so dass man auch weiterhin auf ausländisches Erz und das Bessemerverfahren angewiesen war. "
Bochumer Verein ? Wikipedia
 
Eisenerz-, Bleiabbau usw. gab es schon lange, das reichte aber kaum für Gelüste. Die große industrielle Bedeutung kann man nach 1871 ansetzen.
Lothringen ? Wikipedia

"Das im Jahr 1881 eingeführte Thomas-Verfahren zur Stahlerzeugung, mit dem auch das deutsche phosphorreiche Eisen – wie es in Lothringen zu finden war – zu schmiedbarem Stahl verarbeitet werden konnte, erfüllte die Qualitätserwartungen nicht vollständig, so dass man auch weiterhin auf ausländisches Erz und das Bessemerverfahren angewiesen war. "
Bochumer Verein ? Wikipedia
also in Mommsens "Weimarer Republik" wird die Industrie in Lothringen als relevante Konkurrenz dargestellt.
 
Das würde ich auch so sehen.

Ich hatte Repos Einwand allerdings nur auf 1848 bezogen. Im langen Jahrhundert waren solche industriellen Aspekte noch weit weg von 1871ff.


Mir ist im Vormärz, also <1848 eigentlich keine irgendwie relevante Äußerung bekannt, die nach Elsaß-Lothringen verlangte.

Wie gesagt, der umgekehrte Fall, dass die Großgallier nach der Rheingrenze krähten, ist bis 1870 immer wieder aufgetreten.
Der Deutsche Bund ist eh lediglich als Defensiv-Bündnis gegen Frankreich zu sehen.

OT:
Ob er nicht ohne diese immer neuen Drohungen irgendwann sang- und klanglos auseinander gefallen wäre?

Das Bismarck-Reich jedenfalls wäre ohne Napoleons Gelüsten nach Luxemburg und Pfalz nicht entstanden! Wage ich einfach mal zu behaupten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Indirekt:
ich werde den Rhein nimmermehr den Franzosen abtreten, schon aus dem ganz einfachen Grunde: weil mir der Rhein gehört. Ja, mir gehört er, durch unveräußerliches Geburtsrecht, ich bin des freien Rheins noch weit freierer Sohn, an seinem Ufer stand meine Wiege, und ich sehe gar nicht ein, warum der Rhein irgendeinem andern gehören soll als den Landeskindern. Elsaß und Lothringen kann ich freilich dem deutschen Reiche nicht so leicht einverleiben, wie ihr es tut, denn die Leute in jenen Landen hängen fest an Frankreich wegen der Rechte, die sie durch die französische Staatsumwälzung gewonnen, wegen jener Gleichheitsgesetze und freien Institutionen, die dem bürgerlichen Gemüte sehr angenehm sind, aber dem Magen der großen Menge dennoch vieles zu wünschen übriglassen. Indessen, die Elsasser und Lothringer werden sich wieder an Deutschland anschließen, wenn wir das vollenden, was die Franzosen begonnen haben, wenn wir diese überflügeln in der Tat, wie wir es schon getan im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten Folgerungen desselben emporschwingen, wenn wir die Dienstbarkeit bis in ihrem letzten Schlupfwinkel, dem Himmel, zerstören, wenn wir den Gott, der auf Erden im Menschen wohnt, aus seiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erlöser Gottes werden, wenn wir das arme, glückenterbte Volk und den verhöhnten Genius und die geschändete Schönheit wieder in ihre Würde einsetzen, wie unsere großen Meister gesagt und gesungen und wie wir es wollen, wir, die Jünger - ja, nicht bloß Elsaß und Lothringen, sondern ganz Frankreich wird uns alsdann zufallen, ganz Europa, die ganze Welt - die ganze Welt wird deutsch werden! Von dieser Sendung und Universalherrschaft Deutschlands träume ich oft, wenn ich unter Eichen wandle. Das ist mein Patriotismus.
Ein Wintermärchen Vorwort
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Eisenerz in Lothringen, wobei ich nicht weiß, in wie weit die schon bekannt waren.
Die Kalivorkommen im Elsass waren noch nicht entdeckt, bzw es gab noch gar keinen Bedarf.

Dazu noch zwei Fundstellen, die beachtliche ökonomische Faktoren für Elsaß-Lothringen 1848 ausschließen müßten:

Der Kaliabbau begann in Elsaß-Lothringen erst 1908 mit dem Abteufen für die erste Grube der Deutschen Kaliwerke AG
.
Der lothringische Erzabbau kam 1872 auf rd. 600.000 JaTo, nach gewaltigen Steigerungen der Industrialisierung 1914 auf über 21 Millionen JaTo. Die geringe Ausgangsbasis von 1871 war wesentlich durch den Ausbau der Verkehrswege (Kanäle, Anschlüsse an das Kanalnetz) in Frankreich aus den 20 Jahren zuvor geprägt, dürfte also um 1848 nur einen Bruchteil betragen haben.
 
Die große industrielle Bedeutung kann man nach 1871 ansetzen.

Zu dieser Industrialisierung 1871/13 noch gefunden:

Roheisen-Produktion in Elsaß-Lothringen 1872 von rd. 214.000 Tonnen (15 Werke, 30 Hochöfen, 1367 Beschäftigte - zum Vergleich "Deutsches Zollgebiet" insgesamt 1,3 Mio. to. Roheisen, also rd. 1/6).

Roheisen-Produktion in 1913, Elsaß-Lothringen: 3.513.000 to. (12 Werke, 61 Hochöfen).

Quelle: Jersch-Wenzel/Krengel, Die Produktion der deutschen Hüttenindustrie.
 
Was hier noch fehlt:

Die 1870 bereits sehr weit entwickelte Textilindustrie in Mühlhausen, mit ihrer besonderen Bedeutung als Vorreiter bei Arbeitsschutz und sozialer Absicherung.
 
Unabhängig von der Idee, die "deutschen" Gebiete im Elsaß und Lothringen wieder in den deutschen Staatsverband einzugliedern, war auch ein Gedanke, daß man für einen zukünftigen Konflikt (nach 1870/71) mit Frankreich einen strategischen Vorteil erlangen konnte. Irgendwo habe ich doch noch eine Äußerung Bismarcks zu dem Thema gelesen (ob ich die noch wiederfinde:grübel:).

Deshalb sind auch Gebiete Lothringens annektiert worden, die nie deutschsprachig waren (z. B. Metz).

Speziell zur Lage der Bevölkerung im Elsaß gab es vor Jahren im TV eine Familiensaga "Die Elsässer", die die Lage einer Familie zwischen 1870 und 1945 schildert, als mehrfach die Nationalität wechselte und jedes Mal von der Bevölkerung sich anpassen mußte.
 
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