Erstens das, und zweitens hatten sie auch gar nicht die Absicht, die Schlachten zu beschreiben. Beide führen die Schlachten als Belege für ganz andere Argumentationsziele an. Beide haben auch nicht die Absicht, militärische Gründe zum Beispiel für die Varusniederlage vorzutragen. Aus dem römischen Selbstverständnis heraus, konnte es gar keine solchen Gründe geben: Die Legionen waren unbesiegbar, und dass sie doch besiegt wurden, lag an der Missgunst der Götter, an Verrat und Hinterlist und am germanischen Wetter... Trotzdem denke ich, dass die Berichte in groben Zügen korrekt sind, da sich sowohl Tacitus als auch Dio zum Beispiel auf die Senatsberichte stützen konnten. Wenn Tacitus natürlich in blumigen Worten schildert, was Caecina in der Nacht vor der Schlacht geträumt hat, bezweifele ich allerdings, dass es ihm an der Stelle noch um historische Genauigkeit ging.Und das, elQ ist genau der Punkt,wo ich einhaken möchte
Die "Schlachtenmaler" der Jahre Null bis zwanzig,Tacitus und Cassius Dio lebten und wirkten über 100 Jahre nach den Schlachte, die sie beschrieben.
Deshalb finde ich es mehr als fraglich, wenn man die dort geschilderten Details als real ansieht und Beweisführungen darauf aufbaut.
Ich verstehe nicht ganz, was Du mit diesen Berechnungen beweisen willst. Fest steht doch, dass es die Varusschlacht gegeben hat. Egal, wo sie geschlagen wurde: Es waren mindestens so viele Germanen daran beteiligt wie Römer und es handelte sich um Angehörige mehrerer Stämme - auf jeden Fall Cherusker, Brukterer, Marser und Chatten. Es steht fest, dass sie sich vor der Schlacht sammeln konnten. Nach Beginn des Kampfes hätte kein Stammesaufgebot den Kampfplatz noch erreichen können. Bis auch nur die Nachricht von den Kämpfen bei den Stämmen eingetroffen wäre, wäre die Schlacht längst vorbei gewesen. Und fest steht auch, dass die Truppen genug Lebensmittel bei sich hatten, um nicht vor Ende der Schlacht zu verhungern. Der Nachschub ist in allen Kriegen der Geschichte DER ENTSCHEIDENDE Faktor gewesen. Auch damals. Hätten die Germanen das Nachschubproblem nicht in den Griff bekommen, wären sie gar nicht in der Lage gewesen, überhaupt irgendeinen Krieg zu führen. Kimbern und Teutonen haben es aber sogar geschafft, mehr als ein Jahrzehnt durch die Gegend zu ziehen und sich dabei ausreichend zu versorgen.Dazu sollte ein Ausgangsszenario benannt werden: Ich gehe davon aus, daß wie publiziert, sich die Germanen unter dem Vorwand einer rituellen Durchführung an ihrer Irminsul (oder sonstwo) trafen. Dazu zogen sie vereinzelt oder in mehr oder weniger großen Gruppen aus ihren angestammten Wohnorten zum geplanten Schlachtgelände, um dort den Hinterhalt vorzubereiten.
Ausgehend von einer Marschleistung (zu Fuß) von 20 km am Tag und einer Verpflegung von 5 Tagen, kommen ca. 100 km zusammen mit einer eigentlich nicht mehr zu vertretenden Toleranz nach oben eben 150 km.
Wieso? Wie schonmal geschrieben, bin ich der Ansicht, dass bei Kalkriese die Varusschlacht begonnen hat. Dort finden wir Spuren der Kämpfe des ersten Tages. Von da aus sind die Römer noch drei Tage lang weitergezogen - vielleicht in Richtung Rhein, vielleicht aber auch in Richtung der gesichterten Lippe-Linie.Allerdings: Was ist mit Tacitus bezügl. seiner Schilderung des Jahres 16 n. Chr. ? Offensichtlich befand sich der (zerstörte) tumulus in der Nähe der Lippe.
Darauf wird viel zu wenig eingegangen.
Nein, die Quellen sprechen eindeutig gegen Kalkriese.
Dem würde ich auch widersprechen. Es ist doch kein Zufall, dass die Spuren der Kämpfe sich alle im Vorfeld des Walls befinden. Abseits dieses Walls verändert sich das Fundspektrum und deutet nicht mehr auf Kämpfe hin. Der Wall hatte eindeutig eine militärische Funktion. Dass er in Schlangenlinien verlief kann durchaus sinnvoll gewesen sein. Truppen, die den Wall angegriffen haben, hätten dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit von drei Seiten beschossen werden können.Was sonst, militärisch macht ein 400 Meter langer Grenzwall ja wohl kaum Sinn
Als rituelles Anlage,die gleichzeitig den Grenzcharakter symbolisiert dagegen schon
militärisch machen in dieser Größenordnung Schanzen Sinn, aber kein schlangenlinieges Erdwerk.
MfG