Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Ich würde mal ganz pauschal sagen: Den Römern blieb keine andere Wahl als durchzubrechen. Was ihnen ja offensichtlich trotz der Verluste im Engpass auch gelungen ist.

Also doch durchgezogen? Das klang hier aber noch anders:

"Zugleich wird mit diesem Befund die Intensität deutlich, die die Kämpfe auf dem Oberesch besaßen. Es muss sich um eine sehr weitgehende Niederlage des römischen Heeres gehandelt haben, (...)"

Rost, Achim, in: Varusschlacht im Osnabrücker Land, 2009, S.114
 
Was denn jetzt? Durchgezogen oder vernichtet?
Ist bei Kalkriese jetzt der Anfang der Varusschlacht oder das Ende? Oder vielleicht der Anfang vom Ende oder das Ende des Anfangs? :winke:
Könnten sich die Varusschlacht-Kalkriese-Fans mal in Grüppchen einteilen, wer was vermutet?
Das würde das Diskutieren vereinfachen.
 
Ein letztes Mal, da hier Dinge wiederholt werden, die bereits Hykkose widerlegte und die vor nicht mal 14 Tagen von El Quijote bereits erläutert wurden und einen Punkt, auf den ich vor ein paar Postings nur Bezug nahm.
An der Stelle möchte ich nur kurz festhalten: Cato liest die Argumente nicht, er beantwortet unsere Fragen nicht, wiederholt stets die gleichen Fragen und Argumente, auch wenn sie bereits (z.T. mehrfach) widerlegt wurden.
Wer die Knochengruben angelegt hat, ist vollkommen ungewiss.
Auf jeden Fall widersprechen sie den Schilderungen zur Varusschlacht, die von einem einzigen Tumulus und nicht von mehreren einzelnen Knochengruben berichten.
Das Thema des tumulus hatten wir hier bereits ausführlich diskutiert (z.B. in diesem Thema ab Posting Nr. 185), und ich halte es immer noch für wahrscheinlicher, dass es sich bei dem tumulus um ein Ehrenmal mit einigen der Verstorben gehandelt hat, während die meisten anderen pragmatischer Beigesetzt wurden, um die doch große Menge Gebeine nicht die vielen, vielen km transportieren zu müssen.


Eine mögliche Erklärung könnte sein:
Da Germanicus 16 n.Chr. nach den Schlachten bei Idistaviso und am Angrivarierwall (im Weserbereich) zurück zur Ems zog, ist wahrscheinlich er oder eine seiner Heeresgruppen bei Kalkriese vorbei gekommen. Sie werden dort die skelettierten Gebeine jener Legionäre gefunden haben, die im Jahr zuvor in der Caecinaschlacht ums Leben kamen. Diesmal wurde kein Tumulus errichtet (Tiberius hatte den Caesar für die Totenzeremonie gerügt), sondern die Knochen hastig in der Erde verscharrt.

Also wurden die weit weniger Gefallenen, die kürzere Zeit unter freiem Himmel lagen, weniger sorgfältig bestattet obwohl das hierbei aktive Heer nicht noch einen Feldzug zu führen hatte sondern nur noch den Rückweg absolvieren musste, nachdem es ja (mehr oder minder) siegreich war.
Klingt vollkommen logisch.
Germanicus sammelt also alles ein, was über das Areal verstreut ist und baut darum, trotz Zeitdruck und Feindlage, einen passenden tumulus während Caecina lieber schnell verscharrt...

Gegen die Varusschlachttheorie sprechen zwei wesentliche Punkte:
1.) Die meisten Knochen waren separiert, andere dagegen lagen noch im Konvolut vor, d.h. Gewebereste waren noch vorhanden. Das wäre nach sechs Jahren Liegezeit unmöglich.
Du sprichst mal wieder von der Hand... El Quijote schrieb dazu bereits die nötigen Infos. Eine kurze Suche wird die Antwort erneut geben...

2.) Die Knochengruben liegen sehr dicht beieinander. Drei Gruben im Grabungsschnitt 25 liegen jeweils ca. 5 m voneinander entfernt. Es stellt sich die Frage, warum die Römer, die diese Knochen einsammelten, den geringen Aufwand scheuten, diese Knochen zusammen zu tragen und gemeinsam unter die Erde zu bringen. Vielleicht wäre dann auch einem aufgefallen, dass sich Pferdeknochen darunter befinden, so dass man diese ausgesondert hätte.
Das ist in der Tat eine gute Frage, die sich aber ALLEN Szenarien stellt.
Daher ist für mich eine mögliche Antwort die Frage nach dem Aufwand mehrere flache Gruben zu graben oder eine große und tiefe...

Besonders aus Punkt 2 folgt eine ganz andere Frage:
Waren es überhaupt Römer, die diese Gruben anlegten? Auf dem jüngst entdeckten Schlachtfeld am Harzhorn wurde bereits beim ersten Grabungsschnitt eine Grube gefüllt mit einigen Pferdeknochen entdeckt. Dieser neue Fund muss zwar erst ausgewertet werden, aber es ist nicht auszuschließen, dass es sich Spuren ritueller Handlungen der Germanen handelt.
Das ist Falsch und das habe ich dir nur wenige Postings vorher bereits ausführlich dargelegt.
1. Es stehen noch genauere Berichte zu diesem Fund und seinen Untersuchungen am Harzhorn aus.
2. Die Bestattungen mehrere Jahre nach dem Ableben der Personen während eben diese unter freiem Himmel verwesten ist bei Tacitus als Merkmal der Varusschlacht und des anschließenden Besuches des Germanicus vermerkt. Es findet sich hier also eine Übereinstimmung mit den Quellen, wie du sie für Caecina inkorrekterweise aber pausenlos reklamierst und als Beweis anführst.
3. Der Vergleich der Gruben hinkt allein schon bei der Tatsache, dass in der einen Grube die Reste mehrerer Menschen und eines Tieres gefunden wurden, in dem Vergleichsfund m.W. bislang nur "Equidenknochen", also Pferdeknochen.
4. Suchen wir nach Vergleichsbeispielen finden wir erneut das Schlachtfeld von Krefeld-Gellep. Über dem Schlachtfeld des Bataverkrieges liegt ein Kampfplatz des 3. Jh.n.Chr. (was uns gerade sehr gut in den Kram passt, ist doch der Harzhorn auch in dieses Jh. datiert worden...). Scheinbar haben die Franken nach einem Angriff ihre Toten mitgenommen, von ihnen findet sich nichts. Die Leichen und die Pferdekadaver ließ man offensichtlich liegen, bis sich die ortsansässige Bevölkerung (oder ein Beerdigungskommando, das freilich wissen wir nicht) ihrer annahm und sie dort in zumeist viel zu kleinen Gruben bestattete, wo sie gefallen waren. Selbst in einem Mithräum wurden Bestattungen vorgenommen, darunter auch ein Pferd!

Was du damit also bewiesen hast: Harzhorn, so nimmt man an, die Römer gewannen (oder verschafften sich Luft) und man findet eine Bestattung eines Pferdes in einer Grube - Krefeld-Gellep Bestattung auch der Pferde nach Abzug der Franken in Gruben und, jetzt kommts, in Kalkriese wurden auch in Gruben Personen und ein Tier bestattet (und egal welche Schlacht es war, vor Ort blieben ja unmittelbar nach der Schlacht nur Germanen).
 
Eine mögliche Erklärung könnte sein:
Da Germanicus 16 n.Chr. nach den Schlachten bei Idistaviso und am Angrivarierwall (im Weserbereich) zurück zur Ems zog, ist wahrscheinlich er oder eine seiner Heeresgruppen bei Kalkriese vorbei gekommen. Sie werden dort die skelettierten Gebeine jener Legionäre gefunden haben, die im Jahr zuvor in der Caecinaschlacht ums Leben kamen. Diesmal wurde kein Tumulus errichtet (Tiberius hatte den Caesar für die Totenzeremonie gerügt), sondern die Knochen hastig in der Erde verscharrt.
Und das überzeugt nicht. Es wurde in verschiedenen threads immer wieder betont, welch hohe Bedeutung die Ehrung der Toten für die Römer hatte, um zu erklären, warum die Toten in Kalkriese keine Römer gewesen sein konnten, warum die Römer sicher niemals menschliche und tierische Knochen zusammen in eine Grube geworfen hätten.

Tiberius hatte vor allem die Teilnahme des Germanicus an den Bestattungen gerügt, weil sich das mit dessen Amt als Augur nicht vereinbaren ließ (die anderen Gründe sind meiner Ansicht nach von Tacitus vorgeschoben).

Auf jeden Fall widersprechen sie den Schilderungen zur Varusschlacht, die von einem einzigen Tumulus und nicht von mehreren einzelnen Knochengruben berichten.

So, und jetzt noch die Textstelle, die von der Nachbestattung von Knochen für die pontes longi Gefallenen berichtet! Da du immer wieder betonst, es müsse eine 100% Übereinstimmung von Text und Befund geben, solltest du da auch eine Textstelle haben, die das belegt! Oder betonst du es immer nur dann, wenn es dir in den Kram passt!

Aber danke, Cato, für die Antwort. Geht doch, ist doch gar nicht so schwer. Bleiben noch die vielen weiteren offenen Fragen, die verschiedene Leute gestellt haben und die einer Antwort harren!
 
Respekt, Du bist ein genialer Taktiker!
Da du gerade von Taktik sprichst. Wie stellst du als Taktiker die Legionen nach der Beschreibung des Tacitus für pontes longi in Kalkriese auf?

Und noch einmal die Frage zur Strategie:

Welchen Sinn sollte es gemacht haben, das Heer mitten in Germanien zu teilen, die Teile des Germanicus und die Reiterei an den Rhein zu schicken, während Caecina eine Ehrenrunde durch Germanien drehen musste, so dass er in Kalkriese die Schlacht an den pontes longi schlagen konnte?
 
An der Stelle möchte ich nur kurz festhalten: Cato liest die Argumente nicht, er beantwortet unsere Fragen nicht, wiederholt stets die gleichen Fragen und Argumente, auch wenn sie bereits (z.T. mehrfach) widerlegt wurden.

Was soll das Gejammer? Ich habe die Frage nach den Knochengruben beantwortet und jetzt hältst Du mir vor, ich würde immer die gleichen Argumente nennen wie sonst.
Merk´Dir mal eines: Wenn Du eine andere Meinung vertrittst, dann sind meine Argumente dadurch nicht automatisch widerlegt. Kapiert?


Besonders aus Punkt 2 folgt eine ganz andere Frage:
Waren es überhaupt Römer, die diese Gruben anlegten? Auf dem jüngst entdeckten Schlachtfeld am Harzhorn wurde bereits beim ersten Grabungsschnitt eine Grube gefüllt mit einigen Pferdeknochen entdeckt. Dieser neue Fund muss zwar erst ausgewertet werden, aber es ist nicht auszuschließen, dass es sich Spuren ritueller Handlungen der Germanen handelt.

Das ist Falsch und das habe ich dir nur wenige Postings vorher bereits ausführlich dargelegt.

Wie bitte? Was ist falsch? Es gibt noch keine veröffentlichte wissenschaftliche Auswertung der am Harzhorn gefundenen Knochengrube, dennoch bist Du bereits sicher, dass sie nicht von Germanen angelegt wurde. Interessant.

Das Kampfareal von Krefeld-Gellep mit jenem am Harzhorn zu vergleichen, ist vollkommen verfehlt. Das müsstest selbst du wissen.:winke:

An der Stelle möchte ich nur kurz festhalten:
Tib. Gabinius hat hier mehrfach die Erkenntnisse einiger Kalkrieser Wissenschaftler in Frage gestellt. In den Aussagen von Herrn Rost hat er markante Widersprüche zu entdecken geglaubt und nach wie vor zweifelt er die Erkenntnisse von Frau Bellido, Herrn Wiegels und Herrn Schlüter an.
Dennoch vertritt er die Meinung, in Kalkriese habe die Varusschlacht stattgefunden. Auf welche Erkenntnisse stützt er sich eigentlich? Sucht er sich nur jene aus, die in seine ganz eigene Vorstellung passen?
 
Wie bitte? Was ist falsch? Es gibt noch keine veröffentlichte wissenschaftliche Auswertung der am Harzhorn gefundenen Knochengrube, dennoch bist Du bereits sicher, dass sie nicht von Germanen angelegt wurde. Interessant.

Ich schreibe hier ja nicht, aber lese. Habe ich jetzt was verpasst? Kann in diesem Thread schon vorkommen. Bitte einen Link.
 
Was soll das Gejammer? Ich habe die Frage nach den Knochengruben beantwortet und jetzt hältst Du mir vor, ich würde immer die gleichen Argumente nennen wie sonst.
Merk´Dir mal eines: Wenn Du eine andere Meinung vertrittst, dann sind meine Argumente dadurch nicht automatisch widerlegt. Kapiert?

Tja, schade nur, dass es hier nicht nur um Meinung geht, sondern um eine Indizienkette. Angefangen mit dem Bericht der Bestattungen bis hin zu einem "rein sachlichen" Vergleich verschiedener Funde. Das du dies ignorierst erfüllt das vorher angeführte Problem deines Diskussionsstiles.
Und Gejammer? Das war eine Beschwerde, die ich nicht allein vorgebracht habe. Da gibt es einige die hier die gleichen Probleme vorgebracht haben.
Schlußendlich: du hast eine Frage unvollständig beantwortet, dass ist richtig, und diese Antwort war nicht zufrieden stellend, u.a. mit einem unpassenden Vergleich darin.
Und die übrigen Fragen stehen noch immer Raum.

Wie bitte? Was ist falsch? Es gibt noch keine veröffentlichte wissenschaftliche Auswertung der am Harzhorn gefundenen Knochengrube, dennoch bist Du bereits sicher, dass sie nicht von Germanen angelegt wurde. Interessant.
Wenn du mich lesen würdest (s. Eingangsbeschwerde), hättest du bemerkt, dass ich: 1. Die Art deines Vergleiches aufgrund ungleicher Fundumstände nicht akzeptierte und 2. beispielhaft deinem Vergleich gefolgt bin und auf diese Weise genau das umgekehrte Argument zuwege brachte. Wie ich hier und mehrfach vorher schrieb, solange keine ausführlichen Berichte draußen sind, kann man mit dem Harzhornfund wohl kaum arbeiten geschweige denn Vergleiche anstellen.
Und das habe nicht ich begonnen, sondern du...

Das Kampfareal von Krefeld-Gellep mit jenem am Harzhorn zu vergleichen, ist vollkommen verfehlt. Das müsstest selbst du wissen.:winke:
Wie gesagt, sehe ich genauso (wenn auch vermutlich aus unterschiedlichen Gründen). Für mich verbietet sich aber mindestens ebenso der Vergleich der Equidenknochen mit dem Gruben aus Kalkriese.

In den Aussagen von Herrn Rost hat er markante Widersprüche zu entdecken geglaubt
Ich habs es mehrfach gescherieben und du verfälschst meine Aussage (und die von Herrn Rost) weiterhin. Nicht ihm sondern deiner Interpretation seiner recht eindeutigen Worte widerspreche ich.
und nach wie vor zweifelt er die Erkenntnisse von Frau Bellido, Herrn Wiegels und Herrn Schlüter an.
Wenn es um die Lesung von LPA geht bin ich in der Tat skeptisch und ziehe andere Lesungen vor, aus angeführten Gründen (die du mal wieder nicht gelesen hast bzw. ignorierst). Was daran so bemerkenswert für dich ist weiß ich allerdings nicht. Gerade du widersprichst ja einer ganzen Reihe von Fachleuten. Soll ich jetzt auch schreiben "Cato widerspricht ...."?.
Ich habe wenigstens dazu Gründe ausgeführt und Beispiele genannt.

Dennoch vertritt er die Meinung, in Kalkriese habe die Varusschlacht stattgefunden.
Tue ich das? Wie ich mehrfach schrieb und bereits seit Cheruskers Zeiten hier im Forum wiederhole stehe ich nicht bei weitem nicht absolut dahinter noch finde ich den Hype angemessen. Ich bin, nach dem derzeitigen Stand der Dinge der gleichen Meinung wie tela:
Wenn bei Kalkriese eine der literarisch überlieferten Schlachten stattgefunden hat, dann am ehesten noch ein Gefecht der Varusschlacht
Nicht mehr und nicht weniger.
Auf welche Erkenntnisse stützt er sich eigentlich?
Welche Fakten und Argumente mich überzeugten schrieb ich ebenfalls mehrfach. Quod errat und so weiter... :fs:
Sucht er sich nur jene aus, die in seine ganz eigene Vorstellung passen?
Nein, sowas überlasse ich dir :D
 
Der Durchgang zwischen Kalkrieser Berg und Sumpf, ein alter Fernhandelsweg, ist zweigeteilt. Es gibt eine nördliche Flugsandzone und eine südliche Hangsandzone. Beide sind bei schlechten Wetterbedingungen ca. 200 m breit. Bei trockenen Bedingungen ist der gesamte Durchgang ca. 1 km breit.

Östlich und westlich vom Oberesch befinden sich weite Flächen, so dass man kaum mehr von einem „Engpass“ sprechen kann.


...

@ Cato d.Ä.:
1. Es wurde schon mehrfach gefragt, auch von mir, wo und wozu gab es in einem solchen Gelände künstlich aufgeschüttete pontes longi, um mal zu einer beliebten Alternativerklärung zurückzukommen?

2. Für ein großes und ein mit einem sehr großen Troß beladenes Heer ist die Situation bei Kalkriese auf mehrere Kilometer schon als eine Art Engpaß zu verstehen, denn außer vor und zurück geht es kaum.

@ all:
Ich habe noch mal eine andere Frage, Wolters (?) schreibt in seinem Buch von einem Lagerfund bei der Porta Westfalica. Gibt es dazu schon mehr Erkenntnisse, z.B. als mögliches Sommerlager des Varus? Ich habe den Thread im Mittelteil nicht gelesen (gestehe ich zu meiner Schande ein), wurde das schon mal angesprochen?
 
Ich habe noch mal eine andere Frage, Wolters (?) schreibt in seinem Buch von einem Lagerfund bei der Porta Westfalica. Gibt es dazu schon mehr Erkenntnisse, z.B. als mögliches Sommerlager des Varus?

Barkhausen wurde wohl mehrfach benutzt. Ob Varus dort war, ist völlig unsicher. Wenn er jedoch im betreffenden Jahr dort war, dann ist Kalkriese absolut nicht abwegig.
 
Mal allgemein ! Eine Lösung der Diskussion wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Selbst Funde, die direkt auf beteiligte Legionen hinweisen, sind mehrdeutig. Fundstücke der Legion 1 könnten beim Aufräumen verloren worden sein und Fundstücke der Varuslegionen könnten bei anderen, uns nicht überlieferten Aktionen aus dem Gebiet, ins Erdreich gelangt sein. Denn sie agierten ja durch ihre Stationierung vermehrt in diesem Territorium. Die Funde in Kalkriese lassen momentan überhaupt keinen ernsthaften Schluß zu, daß Kalkriese unzweifelhaft mit irgendeiner schriftlich überlieferten "Geschichte" verbunden werden kann. Daß dies aber doch passiert ist, mache ich dem Kalkriesemarketing zum Vorwurf. Traurig, daß sich gestandene Wissenschaftler teilweise dieser Strategie unterworfen haben. Was, wenn es sich um ein Geschehnis zur Räumung des Gebietes nach der Varusschlacht handelt ?
Für ein Szenario nach Deutung der Funde gibt es aus meiner Sicht ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten. Das sieht man ja an der geführten Diskussion. Da die momentane Diskussion doch von mehreren Seiten einen persönlichen Unterton bekommen hat (da nehme ich langjährige Forenmitglieder nicht aus), seh ich mich zu diesem kurzen Statement veranlaßt. Die wiederholte Fragestellung des einen ist für mitlesende User genauso nervig, wie obskure Thesen. Letztere regen allerdings wenigstens zum eigenen Nachdenken an, denn man sollte nicht unbedingt die fragwürdige These stur bekämpfen, sondern auch zusätzlich den eigenen Standpunkt überprüfen. Ich mache das jedenfalls so und es täte zahlreichen Schreiberlingen in diesem Forum gut.
 
@Silli
Eigentlich ein weises Schlusswort.

Solltest Du allerdings die Kalkriese-Caecina-These als "obskur" bezeichnet haben, so möchte ich Dich darauf hinweisen, dass einige anerkannte Wissenschaftler eben diese "obskure These" vertreten.
Dank an salvus, der in #1950 Reinhard Wolters zitiert hat:

"Der in dem Bericht des Cassius Dio beschriebene Hinterhalt in einem den Römern völlig unbekannten und schweren Gelände war dies sicherlich nicht. Auch die den ganzen Ablauf des drei- oder viertägigen Marsches strukturierenden topographischen Angaben lassen sich an dieser Stelle (Kalkriese) nur schwer ausmachen.
Gewicht gewinnen diese Einwände, weil es für das Jahr 15 n.Chr. die Schilderung eines mit großer Sicherheit zwischen Weser und Ems anzusetzenden Hinterhalts gibt, in den der römische Legat Aulus Caecina mit insgesamt vier Legionen geriet und aus dem er nur unter großen Verlusten entkommen konnte. Die dort angegebene Landschaftsbeschreibung mit einer schmalen Fläche zwischen einem stark wasserführenden Berg - von dem aus die Germanen angriffen - und einem vorgelagerten Moor scheint die topographische Situation von Kalkriese sehr genau zu treffen."

(Wolters: Die Römer in Germanien, Beck 2006)
 
Das sehe ich allerdings ganz anders! Du gehst von der Lokalität Kalkriese aus, da mag es zutreffen. Doch was ist mit dem Weg dahin? Ich gehe davon aus, dass die Legionen erst durch unwegsames Gelände (sei es das Wiehengebirge oder weiter südlich, je nach Theorie) getrieben wurde.
Da gibt es keine klar gerichtete Morphologie, die es berechenbar macht, dass ein Heerzug am Tage X am Ort Y ist!

Der Tag X ist dabei weniger entscheidend, als der Ort Y, solange man garantieren konnte, dass der Feind am vorbereiteten Hinterhalt vorbeikäme, was man konnte, wenn man ihn auf den richtigen Weg lockte - wie überliefert! - dann hieß es nur abwarten.

Es gibt viele kleine Seitentäler/Senken, die mehrere Marschrichtungen möglich macht. Zudem musste Arminius damit rechnen, dass die Legionen versuchen an den Flanken durch zu brechen.
Sobald die Legionen auf der Flucht wären, würde wieder gelten: Weg des vermeintlich geringsten Widerstandes. Das ist auch die beim Kalkrieser Wall angelegte Strategie: Dem Gegner scheinbar die Wahl zu lassen zu kämpfen oder sein Heil in der Flucht (geringerer Widerstand) zu suchen.

Das erste Buch, dass ich zum Thema gelesen hatte, war das von Tony Clunn (Auf der Suche nach den verlorenen Legionen). Die Kalkriese-Theorie hatte mich zunächst überzeugt (wie immer, wenn man keine anderen Infos hat).

Danach hatte ich mir die beiden Bände von Schoppe (Varusschlacht) zugelegt. Er verortet ja die Schlacht im Werretal zwischen Detmold und Herford. Abgesehen davon, dass er in einigen Bereichen sehr spekulativ ist, fand ich seine Argumente ebenfalls schlüssig.

Damit hast du dir nicht gerade Fachliteratur angeschafft. Gut, Clunn haben wir wenigstens zu verdanken, dass bei Kalkriese überhaupt gegraben wird.
Aber jetzt überlege mal, warum ein renommierter Professor es nicht schafft, seine Bücher bei einem Wissenschaftsverlag zu veröffentlichen, sondern nur bei Books on Demand? Das sagt schon eine ganze Menge über die Qualität des Buches aus.

Angenommen Kalkriese sei der Ort der Varusschlacht, so mag ich daher nicht daran glauben, dass dies der Ort des ersten Überfalles war.

Ich weiß nicht so genau, wie Kalkriese einzuschätzen ist, ich würde es relativ zum Schluss der Varusschlacht sehen, zu einem Zeitpunkt, bei dem die Legionen sich im Auflösungsprozess befanden. Die 400 Meter Wall sind für meine Begriffe für ein intaktes Dreilegionenheer (plus Auxiliarkorhorten und Reitereinheiten) zu klein. Wenn auch die Häme mancher an der These von der Defileeschlacht vielleicht etwas deplaziert ist, verstehen kann man sie stückweise schon, insbesondere dann, wenn die Schlacht auf den Ort Kalkriese reduziert wird.

Varus hat seine Marschroute doch zu einem Zeitpunkt gewählt, als es noch keinen "Zoff" gab! Warum hätte er den Umweg wählen sollen?

Bei Cassius Dio wird berichtet, dass Varus auf dem Weg zu aufständischen Stämmen war. Das Problem dabei ist, dass es sich um einen der vielen Sachverhalte handelt, die nur von Cassius berichtet werden.

Muss aber zugeben, dass ich nicht sehr quellensicher bin und nicht genau weiß, was explizit in den Texten steht. Meine Hausaufgabe für die nächste Zeit!

Da gibt es einen netten Reclamband (Varus, Varus!), weniger ausführlich, aber zumindest die wichtigsten vier Texte zusammenführend, ist diese Seite von der Uni Osnabrück: Varusforschung in Kalkriese: Die Örtlichkeit der Varusschlacht (UNIVERSITÄT OSNABRÜCK)

Dass Arminius ein vertrauenswürdiger Freund des Varus war, ist wohl eher der Inhalt eines Romans.

Bis zum Zeitpunkt der Schlacht dachte Varus nach Aussage der Quellen wohl so.

Frage: zu welchem Konflikt würden folgende Szenarios passen?
Die Römer befanden sich auf dem Wall und südlich davon. Bei einem Ausfall in Richtung Westen überwanden die Römer den Wall auf breiter Front und es kam zu Kampfhandlungen auf der Nordseite.

Und die Römer sind mit dem Tross ausgebrochen?

Genau das waren sie eben nicht. Sie waren nicht blind und hätten deshalb den „germanischen Wall“ gesehen.
In Kalkriese geht man ja davon aus, dass der Wall mit Buschwerk getarnt war.


Und sie waren auch nicht blöd, weil sie seit 20 Jahren im Lande standen und die kritischen Punkte und Engstellen der großen Wegeverbindungen kannten.
Das ist eine immer wiederkehrende Behauptung. Die Römer kannten hauptsächlich das Gebiet rund um die Lippe, dass war ihre große Aufmarschstraße. Verlässliches Kartenwerk hatten sie allerdings nicht. Stattdessen waren sie wohl auf Sciouts angewiesen, wenn sie außerhalb der vielbereisten Routen aufmarschierten. Wer weiß schon, ob vor dem Kalkrieser Ereignis jemals ein Römer an Kalkriese vorbeigekommen ist? Da wird etwas als gegeben vorausgesetzt, was eigentlich nur die Frucht von Spekulation ist.

Der Überlieferung nach gab es keine festen germanischen Stellungen in Form von Wällen oder Gräben während der Varusschlacht.

Die Überlieferungslage ist ein wenig zu dünn, als dass man sich hier auf die lit. Überlieferung stützen könnte.

Über ein festes Angriffsziel hätten sich die Römer gefreut. Das hätten sie plattgemacht.


Nur zu einem Zeitpunkt, zu dem die Befehlsstruktur noch völlig intakt war.


Ich weiß nicht wer den Wall erbaut hat, nur für mich steht fest das die Römer (ich möchte den begriff Römische Truppen auf Grund der unsicheren Verteilung von Militär und Zivilpersonen vermeiden) für sich genutzt haben.Warum das für mich offensichtlich ist? Ein Maultier liegt
mit gebrochenem Genick unter dem Wall an der Nordseite von Grassoden fast bedeckt.
Wie ist das da bloß hingekommen? Laut Kalkriese Katalog: alles die Römer vor dem Wall an der Nordseite kämpfend vor bei zogen, bog das Maultier links ab und versuchte den vom Feind besetzten Wall zu stürmen. Oben erschreckte es sich und stürzte rückwärts den Wall wieder runter, brach sich das Genick und verstarb. Das soll die Reaktion eines Fluchttieres sein? Sehr Unwahrscheinlich! Maultiere sind sehr Trittsicher auch in den Bergen(auch heute noch bei der Fleurop-truppe) das Tier ist beim Ausfall auf den Wall geführt worden.aber beim abstieg auf der Nordseite bekam das Mautier Übergewicht durch die Last auf dem Rücken und fiel Kopfüber nach vorn wobei es sich den Hals brach. Bergab ist immer schwierig, auch für Tiere. Ich beobachte den Thread nun schon sehr lange und dachte das mit dem Maultier wäre auch anderen aufgefallen.
Ob die Grassoden bei dem Sturz von dem Maultier eine Rolle spielten oder erst vom den Nachfolgenden losgetreten wurden ist meiner Meinung nach ohne Bedeutung. Die Schlussfolgerung: kein Vorbeimarsch von Römern nördlich vor dem Wall.

Sorry, aber deine Einlassung ist unlogisch. Wenn der Wall gegen die Römer gerichtet ist, sind Maultiere trittsicher, wenn er römisch genutzt wurde plötzlich nicht mehr? Wer sagt, dass das Maultier den Wall gestürmt habe? Stell dir eher ein panisches Tier vor, welches - vielleicht verletzt - unkontrolliert durch die Gegend rennt und - weil ringsum Geschrei und Waffengeklirr, die Orientierung verloren hat (es gibt schlicht keinen Ausweg aus dem Lärm, weil er rundherum ist).
Bei einem Ausfall hätte jedoch niemand ein Maultiermit geführt. Ein Maultier ist ein Lasttier und kein Streitross. Zudem hätte man einen Ausfall doch nicht über die Wallkrone gemacht, sondern durch die dazu angelegten Öffnungen.

Wer die Knochengruben angelegt hat, ist vollkommen ungewiss.Auf jeden Fall widersprechen sie den Schilderungen zur Varusschlacht, die von einem einzigen Tumulus und nicht von mehreren einzelnen Knochengruben berichten.

Die literarischen Quellen sprechen von einer Bestattung nach mehreren Jahren und dies als Besonderheit der Varusschlacht! Wir haben in Kalkriese Knochen die nach Jahren bestattet wurden. Der tumulus wird ein zentrales Grabmal gewesen sein, wo auch immer er gestanden hat. Er wird aber nicht das einzige Grabmal gewesen sein, schon aus praktikablen Gründen nicht. Wer sollte denn Knochenfragmente kilometerweit durch Feindesland transportieren. immerhin befand sich Arminius in der Nähe und hätte sicher seinen Spaß daran gehabt, römische Legionen, die sich zu ihren Vierzig Kg Marschgepäck noch mit Knochen belastet hätten, anzugreifen!



Gegen die Varusschlachttheorie sprechen zwei wesentliche Punkte:
1.) Die meisten Knochen waren separiert, andere dagegen lagen noch im Konvolut vor, d.h. Gewebereste waren noch vorhanden. Das wäre nach sechs Jahren Liegezeit unmöglich.

Die im Konvolut erhaltenen Knochen sind die absolute Ausnahme. Die Konvolute können durch genähte Verbände erklärt werden. Für die Dauer von einem Jahr (Rückmarsch nach Idistaviso) waren die Knochen zu stark fragmentiert!

2.) Die Knochengruben liegen sehr dicht beieinander. Drei Gruben im Grabungsschnitt 25 liegen jeweils ca. 5 m voneinander entfernt. Es stellt sich die Frage, warum die Römer, die diese Knochen einsammelten, den geringen Aufwand scheuten, diese Knochen zusammen zu tragen und gemeinsam unter die Erde zu bringen. Vielleicht wäre dann auch einem aufgefallen, dass sich Pferdeknochen darunter befinden, so dass man diese ausgesondert hätte.
Warum gilt das, was für die literarisch belegte Bestattung der der Varuslegionen gilt, plötzlich nicht mehr für die bei pontes longi Gefallenen?

 
Solltest Du allerdings die Kalkriese-Caecina-These als "obskur" bezeichnet haben, so möchte ich Dich darauf hinweisen, dass einige anerkannte Wissenschaftler eben diese "obskure These" vertreten.
Ist natürlich klar, dass du die Kalkriese-Varus-These als klar obskur kennzeichnen würdest. Doch vielleicht sollte man auch Dich darauf hinweisen, dass genausp einige anerkannte Wissenschaftler eben auch diese obskure These vertreten.

Die Kalkriese-Varus-These ist mit Sicherheit nicht schlechter belegt als die Kalkriese-Caecina-These. Auch wenn das Cato nicht wahrhaben will.

Was spricht für pontes longi? Das Vorhandensein eines Walls und die Erwähnung eines Walls in der Literatur - genauer schauen wir lieber nicht hin: Weder in den archäologischen Befund noch in die Literatur. Beeindruckend!
 
Ich möchte mich inzwischen als eher (fast:D) neutraler Beobachter in die Diskussion einmischen.

@Cato:
In der Tat sind nach wie vor einige interessante Fragen bezügl. der Caecina-Theorie offen.
Insbesondere interessiert mich hier die Quellenlage, nach der das Heer an der Ems getrennt wurde. Warum dann zurück nach Kalkriese, wo ich doch nach Westen will? Und warum verlegt Wolters das Caecina-Schlachtfeld mit großer Sicherheit zwischen Ems und Weser. Das würde mich wirklich interessieren.

@ElQ:
Wenn du eher das Ende der Varusschlacht nach Kalkriese verortest (und ich kann deiner Argumentation durchaus folgen), dann bleibt die Frage nach dem tumulus. Denn dieser ist wohl auf dem endgültigen Schlachtfeld errichtet worden, d.h. dort wo die Legionen endgültig vernichtet wurden. Dann lesen wir beim Tacitus aber von der Vernichtung des tumulus durch die Germanen bei irgendeinem Kastell an der Lippe. Wie passt das zusammen?

Der Wall ist ebenfalls durchaus noch ein Rätsel. Die Kalkrieser erklären ihn zu einem "Offensivwall" der Germanen. Die Argumentation aufgrund der Fundlage ist durchaus nachvollziehbar. Die meisten römischen Funde befinden sich schließlich auf der Nordseite des Walls. Aber was wäre (rein hypothetisch) wenn der Wall ein (römischer) Verteidigungswall war, gegen den die Germanen von Süden angerannt sind? Die Römer wollten den Tross abdecken. Es kam zu schweren Kämpfen am Oberesch. Die Germanen gewannen die Oberhand. Teile des Walls stürzen ein. Auch dann muß ich doch wohl die meisten römischen Funde auf der Nordseite machen. Das macht doch wohl keinen Unterschied. Bleibt allerdings die von ElQ berechtigte Frage nach den ausgestochenen Grassoden auf der Nordseite des Walls.

Na ja und dann:
Die Kalkrieser vermuten, daß der Wall durch Buschwerk getarnt war...
Vermuten kann man natürlich vieles...

Nochmals zu Wolters und auch Kehne und damit zur pontes longi These:
Ich weiß wirklich nicht, ob wir das in den über 2000 Beiträgen schon hatten.

Im Münzspektrum von Kalkriese finden sich diverse Kupfermünzen auf denen das Portrait des Augustus offensichtlich mutwillig beschädigt wurde. Die beiden genannten sehen hierin durchaus "Missfallenskundgebungen". Vieleicht während eines Aufstands? Ein solcher hat ja 14 n.Chr. stattgefunden. Dies könnte gegen die These Varus=Kalkriese sprechen.
Könnte...:weinen:

Ach wieder so viele Fragen...:weinen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Die 400 Meter Wall sind für meine Begriffe für ein intaktes Dreilegionenheer (plus Auxiliarkorhorten und Reitereinheiten) zu klein. Wenn auch die Häme mancher an der These von der Defileeschlacht vielleicht etwas deplaziert ist, verstehen kann man sie stückweise schon, insbesondere dann, wenn die Schlacht auf den Ort Kalkriese reduziert wird.
Der letzte Halbsatz rettet diese Aussage gerade nochmal. Die Schlacht auf den Oberesch reduzieren zu wollen wäre wirklich blödsinng, schon weil ja auch östlich und westlich (!) des Walls noch römische Militaria ausgegraben wurden, die auf Kampfhandlungen hinweisen. Mit dem Hinweis auf ein "intaktes Dreilegionenheer" indes ignorierst Du einen wichtigen Punkt: Die Kämpfe fanden in einem Engpass zwischen Berghang und Sumpf statt. Egal ob Varus (oder sonstwer) dort drei oder 30 Legionen zur Verfügung hatte: Vor dem Wall konnte er nur ein paar Kohorten zum Einsatz bringen, weil für mehr einfach kein Platz war. Schließlich musste ja auch noch ein Tross durch die Engstelle marschieren. Und genau deshalb war dieser Ort für einen Hinterhalt so gut geeignet. Er hat den Römern die Möglichkeit genommen, ihre überlegene Ausrüstung und ihre überlegene Formationskampftaktik einzusetzen. Deshalb nochmal meine Behauptung: Die Schlacht ist da nicht zufällig ausgetragen worden und der Wall steht nicht zufällig an genau dem Punkt.

MfG
 
Wenn du eher das Ende der Varusschlacht nach Kalkriese verortest (und ich kann deiner Argumentation durchaus folgen), dann bleibt die Frage nach dem tumulus. Denn dieser ist wohl auf dem endgültigen Schlachtfeld errichtet worden, d.h. dort wo die Legionen endgültig vernichtet wurden. Dann lesen wir beim Tacitus aber von der Vernichtung des tumulus durch die Germanen bei irgendeinem Kastell an der Lippe. Wie passt das zusammen?

Dazu die Textstelle:
Germanicus selbst führte auf die Nachricht, ein an der Lippe angelegtes Kastell werde belagert, sechs Legionen dorthin. Doch konnte weder Silius wegen plötzlicher Regengüsse etwas anderes ausrichten, als ein wenig Beute zu machen und des Chattenfürsten Arpus Frau und Tochter zu entführen, noch gaben dem Caesar die Belagerer Gelegenheit zum Kampf, da sie auf die Kunde von seinem Anrücken auseinandergelaufen waren. Sie hatten jedoch den kürzlich für die Legionen des Varus errichteten Grabhügel und einen alten, für Drusus erbauten Altar zerstört. Germanicus stellte den Altar wieder her und führte zu Ehren des Vaters persönlich an der Spitze der Legionen eine feierliche Parade an; den Grabhügel zu erneuern schien nicht zweckmäßig. Tac. Ann. II, 7,2 - 3.

Diese Textstelle stellt wirklich die wichtigste Stelle dar, die gegen Kalkriese spricht.

Offene Fragen:
1. Geht klar aus dem lateinischen Text hervor, dass der Tumulus in der Nähe des umkämpften Kastells und damit an der Lippe lag? Wenn der Tumulus auf dem Schlachtfeld der Varusschlacht erbaut wurde und sich nun aufgrund dieser Textstelle direkt beim an der Lippe gelegenen Lager befinden würde, müssten wir die Varusschlacht dann nicht auch an die Ufer der Lippe verlegen? Das widerspricht dann aber wieder anderen Quellen!

2. Befinden sich dann Tumulus und Altar am selben Ort? Ein Altar für Drusus am Ort der Varusniederlage?

3. Oder liegt nur der Altar an der Lippe, der Tumulus an einem anderen Ort, so dass die Wiederherstellung des Altars kein Problem war, da man vor Ort war, der Tumulus aber nicht wiederhergestellt wurde, weil man zu diesem Ort nicht noch einmal wollte (die Route nicht zum Feldzugsplan 16 n. Chr. passte)?



Im Münzspektrum von Kalkriese finden sich diverse Kupfermünzen auf denen das Portrait des Augustus offensichtlich mutwillig beschädigt wurde. Die beiden genannten sehen hierin durchaus "Missfallenskundgebungen". Vieleicht während eines Aufstands? Ein solcher hat ja 14 n.Chr. stattgefunden. Dies könnte gegen die These Varus=Kalkriese sprechen.
Könnte...:weinen:
Die Münzen könnten auch bei der Bestattungsaktion verloren gegangen sein.

Der Befund an sich ist aber interessant. Gibts da weitere Beispiele für solche Aktionen?
 
Dazu die Textstelle:
Germanicus selbst führte auf die Nachricht, ein an der Lippe angelegtes Kastell werde belagert, sechs Legionen dorthin. Doch konnte weder Silius wegen plötzlicher Regengüsse etwas anderes ausrichten, als ein wenig Beute zu machen und des Chattenfürsten Arpus Frau und Tochter zu entführen, noch gaben dem Caesar die Belagerer Gelegenheit zum Kampf, da sie auf die Kunde von seinem Anrücken auseinandergelaufen waren. Sie hatten jedoch den kürzlich für die Legionen des Varus errichteten Grabhügel und einen alten, für Drusus erbauten Altar zerstört. Germanicus stellte den Altar wieder her und führte zu Ehren des Vaters persönlich an der Spitze der Legionen eine feierliche Parade an; den Grabhügel zu erneuern schien nicht zweckmäßig. Tac. Ann. II, 7,2 - 3.

Diese Textstelle stellt wirklich die wichtigste Stelle dar, die gegen Kalkriese spricht.

Offene Fragen:
1. Geht klar aus dem lateinischen Text hervor, dass der Tumulus in der Nähe des umkämpften Kastells und damit an der Lippe lag? Wenn der Tumulus auf dem Schlachtfeld der Varusschlacht erbaut wurde und sich nun aufgrund dieser Textstelle direkt beim an der Lippe gelegenen Lager befinden würde, müssten wir die Varusschlacht dann nicht auch an die Ufer der Lippe verlegen? Das widerspricht dann aber wieder anderen Quellen!

2. Befinden sich dann Tumulus und Altar am selben Ort? Ein Altar für Drusus am Ort der Varusniederlage?

3. Oder liegt nur der Altar an der Lippe, der Tumulus an einem anderen Ort, so dass die Wiederherstellung des Altars kein Problem war, da man vor Ort war, der Tumulus aber nicht wiederhergestellt wurde, weil man zu diesem Ort nicht noch einmal wollte (die Route nicht zum Feldzugsplan 16 n. Chr. passte)?

Also ich lese das so als ob beides, Altar und Grabhügel in unmittelbarer Nähe der Lippe zu finden waren. Es muß (und war auch wohl nicht) derselbe Ort. Der Altar war ja auch älteren Datums. Dennoch würde ich die beiden Dinge auf jeden Fall in die Nähe der Lippe verorten. Wie konnte man sonst Kentniss von der Zerstörung des Grabhügels bekommen - wenn dieser (und darauf willst du wohl hinaus) viel weiter östlich war? Den Altar seines Vaters hat Germanicus neu errichtet. Den Grabhügel neu zu errichten hielt er nicht für angebracht. Vieleicht hätte dies zu viel Zeit gekostet? Vieleicht hielt er das nach der Bestattungsaktion 15 n.Chr. auch einfach für erledigt.

Interessant ist auch die Frage nach dem Kastell. War dies Aliso? (Das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein wurde mit neuen Grenzwegen und Dämmen befestigt.) Und wo ist dieses Kastell zu finden? Würden es die Germanen wirklich wagen, ein Kastell am Unterlauf der Lippe (Haltern=Aliso?) zu belagern? So nahe am Rhein? Oder war es ein neues Kastell, viel weiter östlich am Oberlauf der Lippe. Vieleicht hat diese Tacitus Textstelle (ann II,7,2-3) im Hinblick auf die haud procul Diskussion dann auch eine paralelle Bedeutung. Dann sind wir bezügl. des Varusschlachtfeldes wirklich im Arnsberger Wald oder sonstwo. Aber wohl nicht in Kalkriese...:confused:

Noch kurz zu den erwähnten Münzen:
Ich habe hier keine genauen Informationen. In dem schon von ElQ erwähnten reclam Band Varus, Varus! findet sich im Einleitungskapitel "Die archäologischen Befunde von Kalkriese" nur die Bemerkung, daß es "eine große Anzahl Kupfermünzen" sind, welche diese Zerstörungen aufweisen. Die Einstiche in das jeweilige Portrait sind aufgrund ihrer Verteilung wohl nicht als Teilungs- oder Münzentwertungsversuche zu deuten.

Und noch eine Randbemerkung:
Wenn es wirklich eine größere Anzahl von Münzen ist, dann spricht dies gegen die These, daß diese evt. bei der Bestattungsaktion verloren wurden. Viel interessanter finde ich bei deiner Bemerkung, daß du den tumulus somit eindeutig nach Kalkriese verlegst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich lese das so als ob beides, Altar und Grabhügel in unmittelbarer Nähe der Lippe zu finden waren. Es muß (und war auch wohl nicht) derselbe Ort. Der Altar war ja auch älteren Datums. Dennoch würde ich die beiden Dinge auf jeden Fall in die Nähe der Lippe verorten. Wie konnte man sonst Kenntnis von der Zerstörung des Grabhügels bekommen - wenn dieser (und darauf willst du wohl hinaus) viel weiter östlich war? Den Altar seines Vaters hat Germanicus neu errichtet. Den Grabhügel neu zu errichten hielt er nicht für angebracht. Vielleicht hätte dies zu viel Zeit gekostet? Vielleicht hielt er das nach der Bestattungsaktion 15 n.Chr. auch einfach für erledigt.

Was ich mir denken könnte, was aber angesichts der Quellenlage natürlich nur Spekulation meinerseits bleibt: Der Tumulus an der Lippe war nicht der Grabhügel am Schlachtfeld sondern ein Gedenkort (so wie man ja auch Inschriften an verschiedenen Orten aufstellte).

Wenn es wirklich eine größere Anzahl von Münzen ist, dann spricht dies gegen die These, daß diese evt. bei der Bestattungsaktion verloren wurden. Viel interessanter finde ich bei deiner Bemerkung, daß du den tumulus somit eindeutig nach Kalkriese verlegst.

Da in den Quellen deutlich von Überlebenden der Varusschlacht die Rede ist, welche Germanicus das Schlachtfeld zeigten, ist mit der Annahme, dass bei der Bestattungsaktion Kalkriese gestreift wurde (und die Knochengruben zeigen das) nur natürlich, ohne, dass hier gleich der tumulus gewesen sein muss. Auch ich halte telas Überlegung, das so viele Münzen bei der Bestattung verloren gingen für unplausibel.
Viel plausibler, aber als dass die römischen Soldaten 14 die Münzen mit dem Portät des Augustus zerstört hätten (gegen den richtete sich der Aufstand schließlich nicht!!!), wäre die Annahme einer rituellen Zerstörung durch Germanen (wie z.B. auch bei der Maske). Dann wären die Münzen nicht verloren gegangen sondern gezielt niedergelegt worden (siehe Hypothese von Carnap-Bornheim vom Schlachtfeld als Opferplatz). Germanen zerstörten das Augustusporträt!
 
Was ich mir denken könnte, was aber angesichts der Quellenlage natürlich nur Spekulation meinerseits bleibt: Der Tumulus an der Lippe war nicht der Grabhügel am Schlachtfeld sondern ein Gedenkort (so wie man ja auch Inschriften an verschiedenen Orten aufstellte).



Da in den Quellen deutlich von Überlebenden der Varusschlacht die Rede ist, welche Germanicus das Schlachtfeld zeigten, ist mit der Annahme, dass bei der Bestattungsaktion Kalkriese gestreift wurde (und die Knochengruben zeigen das) nur natürlich, ohne, dass hier gleich der tumulus gewesen sein muss. Auch ich halte telas Überlegung, das so viele Münzen bei der Bestattung verloren gingen für unplausibel.
Viel plausibler, aber als dass die römischen Soldaten 14 die Münzen mit dem Portät des Augustus zerstört hätten (gegen den richtete sich der Aufstand schließlich nicht!!!), wäre die Annahme einer rituellen Zerstörung durch Germanen (wie z.B. auch bei der Maske). Dann wären die Münzen nicht verloren gegangen sondern gezielt niedergelegt worden (siehe Hypothese von Carnap-Bornheim vom Schlachtfeld als Opferplatz). Germanen zerstörten das Augustusporträt!

Leider weiß ich nach wie vor nicht, wie man einzelne Abschnitte zitieren und kommentieren kann.:rotwerd:

Also zu Punkt 1:
Gut. Das ist natürlich Spekulation. Ich denke, daß aus dem Text durchaus hervorgeht, daß es sich um den entsprechenden Grabhügel handelt.

Zu Punkt 2:
Die von dir aufgestellte These (bzw. von Carnap-Bornheim) ist sicherlich eine Option. Wolters und Kehne denken offenbar anders...

Am Ende wissen wir wieder einmal nix...
 
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