Das sehe ich allerdings ganz anders! Du gehst von der Lokalität Kalkriese aus, da mag es zutreffen. Doch was ist mit dem Weg dahin? Ich gehe davon aus, dass die Legionen erst durch unwegsames Gelände (sei es das Wiehengebirge oder weiter südlich, je nach Theorie) getrieben wurde.
Da gibt es keine klar gerichtete Morphologie, die es berechenbar macht, dass ein Heerzug am Tage X am Ort Y ist!
Der Tag X ist dabei weniger entscheidend, als der Ort Y, solange man garantieren konnte, dass der Feind am vorbereiteten Hinterhalt vorbeikäme, was man konnte, wenn man ihn auf den richtigen Weg lockte - wie überliefert! - dann hieß es nur abwarten.
Es gibt viele kleine Seitentäler/Senken, die mehrere Marschrichtungen möglich macht. Zudem musste Arminius damit rechnen, dass die Legionen versuchen an den Flanken durch zu brechen.
Sobald die Legionen auf der Flucht wären, würde wieder gelten: Weg des
vermeintlich geringsten Widerstandes. Das ist auch die beim Kalkrieser Wall angelegte Strategie: Dem Gegner scheinbar die Wahl zu lassen zu kämpfen oder sein Heil in der Flucht (geringerer Widerstand) zu suchen.
Das erste Buch, dass ich zum Thema gelesen hatte, war das von Tony Clunn (Auf der Suche nach den verlorenen Legionen). Die Kalkriese-Theorie hatte mich zunächst überzeugt (wie immer, wenn man keine anderen Infos hat).
Danach hatte ich mir die beiden Bände von Schoppe (Varusschlacht) zugelegt. Er verortet ja die Schlacht im Werretal zwischen Detmold und Herford. Abgesehen davon, dass er in einigen Bereichen sehr spekulativ ist, fand ich seine Argumente ebenfalls schlüssig.
Damit hast du dir nicht gerade Fachliteratur angeschafft. Gut, Clunn haben wir wenigstens zu verdanken, dass bei Kalkriese überhaupt gegraben wird.
Aber jetzt überlege mal, warum ein renommierter Professor es nicht schafft, seine Bücher bei einem Wissenschaftsverlag zu veröffentlichen, sondern nur bei Books on Demand? Das sagt schon eine ganze Menge über die Qualität des Buches aus.
Angenommen Kalkriese sei der Ort der Varusschlacht, so mag ich daher nicht daran glauben, dass dies der Ort des ersten Überfalles war.
Ich weiß nicht so genau, wie Kalkriese einzuschätzen ist, ich würde es relativ zum Schluss der Varusschlacht sehen, zu einem Zeitpunkt, bei dem die Legionen sich im Auflösungsprozess befanden. Die 400 Meter Wall sind für meine Begriffe für ein intaktes Dreilegionenheer (plus Auxiliarkorhorten und Reitereinheiten) zu klein. Wenn auch die Häme mancher an der These von der Defileeschlacht vielleicht etwas deplaziert ist, verstehen kann man sie stückweise schon, insbesondere dann, wenn die Schlacht auf den Ort Kalkriese reduziert wird.
Varus hat seine Marschroute doch zu einem Zeitpunkt gewählt, als es noch keinen "Zoff" gab! Warum hätte er den Umweg wählen sollen?
Bei Cassius Dio wird berichtet, dass Varus auf dem Weg zu aufständischen Stämmen war. Das Problem dabei ist, dass es sich um einen der vielen Sachverhalte handelt, die nur von Cassius berichtet werden.
Muss aber zugeben, dass ich nicht sehr quellensicher bin und nicht genau weiß, was explizit in den Texten steht. Meine Hausaufgabe für die nächste Zeit!
Da gibt es einen netten Reclamband (
Varus, Varus!), weniger ausführlich, aber zumindest die wichtigsten vier Texte zusammenführend, ist diese Seite von der Uni Osnabrück:
Varusforschung in Kalkriese: Die Örtlichkeit der Varusschlacht (UNIVERSITÄT OSNABRÜCK)
Dass Arminius ein vertrauenswürdiger Freund des Varus war, ist wohl eher der Inhalt eines Romans.
Bis zum Zeitpunkt der Schlacht dachte Varus nach Aussage der Quellen wohl so.
Frage: zu welchem Konflikt würden folgende Szenarios passen?
Die Römer befanden sich auf dem Wall und südlich davon. Bei einem Ausfall in Richtung Westen überwanden die Römer den Wall auf breiter Front und es kam zu Kampfhandlungen auf der Nordseite.
Und die Römer sind mit dem Tross ausgebrochen?
Genau das waren sie eben nicht. Sie waren nicht blind und hätten deshalb den „germanischen Wall“ gesehen.
In Kalkriese geht man ja davon aus, dass der Wall mit Buschwerk getarnt war.
Und sie waren auch nicht blöd, weil sie seit 20 Jahren im Lande standen und die kritischen Punkte und Engstellen der großen Wegeverbindungen kannten.
Das ist eine immer wiederkehrende Behauptung. Die Römer kannten hauptsächlich das Gebiet rund um die Lippe, dass war ihre große Aufmarschstraße. Verlässliches Kartenwerk hatten sie allerdings nicht. Stattdessen waren sie wohl auf Sciouts angewiesen, wenn sie außerhalb der vielbereisten Routen aufmarschierten. Wer weiß schon, ob vor dem Kalkrieser Ereignis jemals ein Römer an Kalkriese vorbeigekommen ist? Da wird etwas als gegeben vorausgesetzt, was eigentlich nur die Frucht von Spekulation ist.
Der Überlieferung nach gab es keine festen germanischen Stellungen in Form von Wällen oder Gräben während der Varusschlacht.
Die Überlieferungslage ist ein wenig zu dünn, als dass man sich hier auf die lit. Überlieferung stützen könnte.
Über ein festes Angriffsziel hätten sich die Römer gefreut. Das hätten sie plattgemacht.
Nur zu einem Zeitpunkt, zu dem die Befehlsstruktur noch völlig intakt war.
Ich weiß nicht wer den Wall erbaut hat, nur für mich steht fest das die Römer (ich möchte den begriff Römische Truppen auf Grund der unsicheren Verteilung von Militär und Zivilpersonen vermeiden) für sich genutzt haben.Warum das für mich offensichtlich ist? Ein Maultier liegt
mit gebrochenem Genick unter dem Wall an der Nordseite von Grassoden fast bedeckt.
Wie ist das da bloß hingekommen? Laut Kalkriese Katalog: alles die Römer vor dem Wall an der Nordseite kämpfend vor bei zogen, bog das Maultier links ab und versuchte den vom Feind besetzten Wall zu stürmen. Oben erschreckte es sich und stürzte rückwärts den Wall wieder runter, brach sich das Genick und verstarb. Das soll die Reaktion eines Fluchttieres sein? Sehr Unwahrscheinlich! Maultiere sind sehr Trittsicher auch in den Bergen(auch heute noch bei der Fleurop-truppe) das Tier ist beim Ausfall auf den Wall geführt worden.aber beim abstieg auf der Nordseite bekam das Mautier Übergewicht durch die Last auf dem Rücken und fiel Kopfüber nach vorn wobei es sich den Hals brach. Bergab ist immer schwierig, auch für Tiere. Ich beobachte den Thread nun schon sehr lange und dachte das mit dem Maultier wäre auch anderen aufgefallen.
Ob die Grassoden bei dem Sturz von dem Maultier eine Rolle spielten oder erst vom den Nachfolgenden losgetreten wurden ist meiner Meinung nach ohne Bedeutung. Die Schlussfolgerung: kein Vorbeimarsch von Römern nördlich vor dem Wall.
Sorry, aber deine Einlassung ist unlogisch. Wenn der Wall gegen die Römer gerichtet ist, sind Maultiere trittsicher, wenn er römisch genutzt wurde plötzlich nicht mehr? Wer sagt, dass das Maultier den Wall gestürmt habe? Stell dir eher ein panisches Tier vor, welches - vielleicht verletzt - unkontrolliert durch die Gegend rennt und - weil ringsum Geschrei und Waffengeklirr, die Orientierung verloren hat (es gibt schlicht keinen Ausweg aus dem Lärm, weil er rundherum ist).
Bei einem Ausfall hätte jedoch niemand ein Maultiermit geführt. Ein Maultier ist ein Lasttier und kein Streitross. Zudem hätte man einen Ausfall doch nicht über die Wallkrone gemacht, sondern durch die dazu angelegten Öffnungen.
Wer die Knochengruben angelegt hat, ist vollkommen ungewiss.Auf jeden Fall widersprechen sie den Schilderungen zur Varusschlacht, die von einem einzigen Tumulus und nicht von mehreren einzelnen Knochengruben berichten.
Die literarischen Quellen sprechen von einer Bestattung nach mehreren Jahren und dies als Besonderheit der Varusschlacht! Wir haben in Kalkriese Knochen die nach Jahren bestattet wurden. Der
tumulus wird ein zentrales Grabmal gewesen sein, wo auch immer er gestanden hat. Er wird aber nicht das einzige Grabmal gewesen sein, schon aus praktikablen Gründen nicht. Wer sollte denn Knochenfragmente kilometerweit durch Feindesland transportieren. immerhin befand sich Arminius in der Nähe und hätte sicher seinen Spaß daran gehabt, römische Legionen, die sich zu ihren Vierzig Kg Marschgepäck noch mit Knochen belastet hätten, anzugreifen!
Gegen die Varusschlachttheorie sprechen zwei wesentliche Punkte:
1.) Die meisten Knochen waren separiert, andere dagegen lagen noch im Konvolut vor, d.h. Gewebereste waren noch vorhanden. Das wäre nach sechs Jahren Liegezeit unmöglich.
Die im Konvolut erhaltenen Knochen sind die absolute Ausnahme. Die Konvolute können durch genähte Verbände erklärt werden. Für die Dauer von einem Jahr (Rückmarsch nach Idistaviso) waren die Knochen zu stark fragmentiert!
2.) Die Knochengruben liegen sehr dicht beieinander. Drei Gruben im Grabungsschnitt 25 liegen jeweils ca. 5 m voneinander entfernt. Es stellt sich die Frage, warum die Römer, die diese Knochen einsammelten, den geringen Aufwand scheuten, diese Knochen zusammen zu tragen und gemeinsam unter die Erde zu bringen. Vielleicht wäre dann auch einem aufgefallen, dass sich Pferdeknochen darunter befinden, so dass man diese ausgesondert hätte.
Warum gilt das, was für die literarisch belegte Bestattung der der Varuslegionen gilt, plötzlich nicht mehr für die bei
pontes longi Gefallenen?