Ich bin gerade selber verwirrt. Ich habe wahrscheinlich die 8 Legionen mit 6.000 Mann multipliziert und dann aus einem auch für ich nicht mehr nachvollziehbaren Grund halbiert. :weinen:
Vielleicht hast Du ja unbewusst schon die "germanische Einwirkung" mit einkalkuliert.

Jedenfalls scheint mir die Zahl von 20.000 Legionären für den Besuch des Schlachtfelds durchaus realistisch. Das waren genug Leute für die Mission. Und der Rest der Truppen wird im weiteren Umfeld anderen Aufgaben nachgegangen sein. Aber das ist ein anderes Thema...
Ich knabbere noch an diesen Münzen rum, gibt es irgendwo eine Zahlenangabe zum Verhältnis heil-zerstört und wo was gefunden wurde? Einzeln oder eher zusammen? Gab es in der Regierungszeit des Augustus andere Meutereien? Wie oft kommen solche Zerstörungen in anderen Fundumständen vor? Da ich Münzen eigentlich, öh, eher langweilig finde, habe ich dazu überhaupt nichts an Literatur, in den Büchern zu Kalkriese/Varus habe ich dazu auch nichts gesehen.
Danach habe ich auch mal gesucht. Belastbare Informationen von wissenschaftlicher Seite konnte ich nicht finden. Am informativsten war noch eine Diskussion in einem anderen Forum:
Augustus Lugdunum I As mit Einhieben • Numismatikforum
Um mal drei Infos daraus zu zitieren, die ich bemerkenswert finde:
- Es betraf wohl nur Asse vom Typ Lugdunum I, also "Soldatenkleingeld".
- Es handelte sich nicht um Ausnahmeerscheinungen, sondern um annähernd 50 Prozent der gefundenen Asse. Also ganz klar gezieltes Vorgehen; offenbar tätlich geäußerter Unmut über Augustus.
- Ähnlich beschädigte Münzen wurden unter anderem in Haltern, Anreppen und Waldgirmes gefunden.
Dass auch Funde aus Waldgirmes und Anreppen solche Beschädigungen aufweisen, deutet eher nicht darauf hin, dass die Münzzerstörungen mit der Meuterei des Jahres 14 zu tun haben könnten. Anreppen ist ja offenbar schon Jahre vor der Varusschlacht aufgelassen worden. Waldgirmes wurde, nach allem was wir wissen, infolge der Varusniederlage aufgegeben und möglicherweise erst später im Rahmen der Rachefeldzüge des Germanicus wieder kurzzeitig genutzt worden. Okay, auf die Weise könnten Münzen, die zuvor während der Meuterei am Rhein zerstochen wurden, nach Waldgirmes gelangt sein...
Wie auch immer: Wenn tatsächlich fast 50 Prozent der Kalkriese-Asse solche Einstiche aufweisen, dann würde ich ausschließen, dass es sich um rituelle Zerstörungen durch "germanische Sieger" nach der Schlacht handelt. Die These von der Zerstörung vor einer "Opferung" der Münzen würde nicht erklären, warum wertvollere Münzen unversehrt gefunden wurden - zumal wertvollere Silber- und Goldmünzen bei Kalkriese unverhältnismäßig häufig gefunden wurden. Es ist kaum anzunehmen, dass all die Kupfermünzen niedergelegt worden sein sollen, dass das ganze Silber und Gold dagegen verloren wurde.
Mein Fazit: Es müssen Römer gewesen sein, die die Münzen zerstört haben - beziehungsweise
Angehörige der römischen Truppen. Und es müssen "untere Dienstgrade" gewesen sein, sonst wären auch zumindest einige Silber- oder Goldmünzen betroffen.
Welche Erklärungen wären denkbar?
- Es handelt sich um Zeugnisse der Meuterei des Jahres 14.
- Es handelt sich um Zeugnisse einer anderen "Meuterei", über die wir nichts wissen. Wie gesagt, die Funde in Anreppen deuten darauf hin, dass die Münzzerstörung vor dem Jahr 14, sogar vor dem Jahr 9 stattgefunden haben könnte. Vielleicht ein Zusammenhang mit dem Markomannen-Aufstand?
- Es handelt sich um Unmutsbezeugungen über den Befehl, nach der Varusniederlage Germanien zu räumen. In dem Fall wäre es denkbar, dass bei Kalkriese eine Truppe geschlagen wurde, die kurz zuvor irgendein noch unbekanntes Standlager im Gebiet zwischen Weser und Ems geräumt hat. Dass beschädigte Münzen auch in Waldgirmes gefunden wurden, würde dann die Frage aufwerfen, ob es vielleicht die abziehenden Römer waren, die aus Wut die Augustus-Statue zerschlagen haben.
- Der Aufstand gegen Varus ist von langer Hand vorbereitet worden. Viele Germanen, die noch in den römischen Hilfstruppen dienten und mit Assen bezahlt wurden, waren schon zur Teilnahme am Aufstand entschlossen und haben sich einen Spaß daraus gemacht, bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf das Münzabbild von Augustus einzustechen. Die so zerstichelten Münzen sind dann in Umlauf gekommen.
MfG
P.S.: Immer unter dem Vorbehalt, dass die Infos korrekt sind, sind in Vetera, wo der Aufstand des Jahres 14 stattfand, offenbar keine beschädigten Asse gefunden worden. Weiß da jemand näheres?