jschmidt
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Der Thread Türken gegen Armenier - Völkermord im 20. Jahrhundert - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte wurde aus nachvollziehbaren Gründen vor einem Monat geschlossen, ein früherer Thread endete ebenso [1]. Ein schwieriges, ja "kontaminiertes" Gelände offenbar, dessen Schwachpunkt bereits im Völkermord-Begriff liegen könnte [2].
Freilich ist das Thema zu wichtig, als dass es "abgehakt" werden dürfte. Deshalb würde ich gern einen neuen Anlauf unternehmen anhand eines Buches von Jacques Sémelin, das hier bereits vorgestellt wurde [3]. Seine einleitenden Sätze lauten (S. 11):
Sémelins Ansatz kann man als interdisziplinär bezeichnen: Sein professioneller Schwerpunkt ist die Politiwissenschaft, in die er historische, sozialwissenschaftliche/-psychologische und juristische Überlegungen einbezieht. Hier im GF sollten natürlich die historischen im Vordergrund stehen, aber im Zweifelsfall kann man die anderen eben nicht weglassen.
Nehmen wir das Beispiel aus dem eingangs genannten Thread. Dort wurde mehrmals auf das Papier eines Juristen verlinkt [4], das die "schreiende" Überschrift trägt: "Die Feststellung des Völkermords an den Armeniern - kein 'Historikerstreit', sondern Sache und Aufgabe des Juristen". Damit kann nur gemeint sein, dass eine völkerrechtlich verbindliche Entscheidung über eine Rechtsfrage ("War es Völkermord oder nicht?") die Sache eines dazu berufenen und anerkannten Gerichtshofes ist, die Tatfrage hingegen ("Was ist im einzelnen geschehen?) auch die Sache der Historiker.
Letztere sind gewiss auch befugt, sich dazu zu äußern, wie es z.B. zur Bildung des Begriffs "Völkermord" bzw. "Genozid" gekommen ist [5] , wie das in der Zeit davor aussah, welchen Gebrauch man hernach davon gemacht hat und ob ein Veränderungsbedarf besteht.
Massaker und Völkermorde haben häufig eine innere und äußere Verbindung zu Krieg/Kriegsverbrechen, was in einigen Threads auch bereits angesprochen wurde [6]. Man kann versuchen, das analytisch zu trennen, aber vermutlich wird das nicht gelingen.
So weit erstmal zur Intention.
[1] Völkermord an den Armeniern - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte ("Es reicht. Damit kommen wir auf keinen grünen Zweig mehr"). - In Wie der Völkermord aus den Schulbüchern verschwand - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte und in Türken gegen Armenier - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte gab es keine Diskussion. Die Diskussion in Genozid (Völkermord) gegen Christliche Minderheite z.B. Assyrer, Armenier, Aramaer... - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte brach unvermittelt ab.
[2] http://www.geschichtsforum.de/196524-post14.html
[3] Extreme Gewalt - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte ; vgl. Jacques Semelin - Säubern und Vernichten sowie seine einschlägige Seite Online Encyclopedia of Mass Violence
[4] Zuerst in http://www.geschichtsforum.de/507147-post104.html
[5] Zur bis heute maßgeblichen UN-Konvention von 1948 siehe http://www.geschichtsforum.de/510962-post179.html ; vgl. die Originalfassung unter Convention on Genocide
[6] Überblicksartig z.B. in Kriegsverbrechen von Hannibal bis Vietnam (ausdrücklich ohne Holocaust) - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte ; Kriegsrecht/Völkerrecht - historische Entwicklung - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte ; Hinrichtungen der Bevölkerung - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte
Freilich ist das Thema zu wichtig, als dass es "abgehakt" werden dürfte. Deshalb würde ich gern einen neuen Anlauf unternehmen anhand eines Buches von Jacques Sémelin, das hier bereits vorgestellt wurde [3]. Seine einleitenden Sätze lauten (S. 11):
"Ich bin kein deutscher Jude, kein Tutsi aus Ruanda, kein bosnischer Muslim. ... Ich schreibe keine Gemeinschaftsgeschichte. Ich habe auch nicht die Absicht, die Haltung jenes von Chateaubriand so glänzend beschriebenen Historikers einzunehnen, dem es obliegt, 'die Völker zu rächen'. Wenn ich mich mit der Thematik dieses Buches lange Jahre beschäftigt habe, dann habe ich das als Forscher getan. Ich wollte dazu beitragen, das Rätsel des Völkermords zu entschlüsseln."
Nach meiner Einschätzung handelt es sich um einen gelungenen Beitrag, aus dem ich gern einige Punkte zur Diskussion stellen würde. Das soll nicht rein theoretisch erfolgen - der Autor argumentiert selbstredend anhand historischer Beispiele, wozu allerdings nicht die Ereignisse in Ostanatolien/Armenien vor 95 Jahren gehören. (Damit verbinde ich natürlich die stille Hoffnung, dass hier sine ira et studio diskutiert werden kann.)
Sémelins Ansatz kann man als interdisziplinär bezeichnen: Sein professioneller Schwerpunkt ist die Politiwissenschaft, in die er historische, sozialwissenschaftliche/-psychologische und juristische Überlegungen einbezieht. Hier im GF sollten natürlich die historischen im Vordergrund stehen, aber im Zweifelsfall kann man die anderen eben nicht weglassen.
Nehmen wir das Beispiel aus dem eingangs genannten Thread. Dort wurde mehrmals auf das Papier eines Juristen verlinkt [4], das die "schreiende" Überschrift trägt: "Die Feststellung des Völkermords an den Armeniern - kein 'Historikerstreit', sondern Sache und Aufgabe des Juristen". Damit kann nur gemeint sein, dass eine völkerrechtlich verbindliche Entscheidung über eine Rechtsfrage ("War es Völkermord oder nicht?") die Sache eines dazu berufenen und anerkannten Gerichtshofes ist, die Tatfrage hingegen ("Was ist im einzelnen geschehen?) auch die Sache der Historiker.
Letztere sind gewiss auch befugt, sich dazu zu äußern, wie es z.B. zur Bildung des Begriffs "Völkermord" bzw. "Genozid" gekommen ist [5] , wie das in der Zeit davor aussah, welchen Gebrauch man hernach davon gemacht hat und ob ein Veränderungsbedarf besteht.
Massaker und Völkermorde haben häufig eine innere und äußere Verbindung zu Krieg/Kriegsverbrechen, was in einigen Threads auch bereits angesprochen wurde [6]. Man kann versuchen, das analytisch zu trennen, aber vermutlich wird das nicht gelingen.
So weit erstmal zur Intention.
[1] Völkermord an den Armeniern - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte ("Es reicht. Damit kommen wir auf keinen grünen Zweig mehr"). - In Wie der Völkermord aus den Schulbüchern verschwand - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte und in Türken gegen Armenier - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte gab es keine Diskussion. Die Diskussion in Genozid (Völkermord) gegen Christliche Minderheite z.B. Assyrer, Armenier, Aramaer... - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte brach unvermittelt ab.
[2] http://www.geschichtsforum.de/196524-post14.html
[3] Extreme Gewalt - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte ; vgl. Jacques Semelin - Säubern und Vernichten sowie seine einschlägige Seite Online Encyclopedia of Mass Violence
[4] Zuerst in http://www.geschichtsforum.de/507147-post104.html
[5] Zur bis heute maßgeblichen UN-Konvention von 1948 siehe http://www.geschichtsforum.de/510962-post179.html ; vgl. die Originalfassung unter Convention on Genocide
[6] Überblicksartig z.B. in Kriegsverbrechen von Hannibal bis Vietnam (ausdrücklich ohne Holocaust) - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte ; Kriegsrecht/Völkerrecht - historische Entwicklung - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte ; Hinrichtungen der Bevölkerung - Geschichtsforum.de - Forum für Geschichte