Postkutschen 1830

Artefakt

Mitglied
Hallo Forum,

hat jemand eine Vorstellung, wie schnell/oder langsam ein Reisender 1800 mit der Postkutsche vorangekommen ist?

Die Reise sollte in Ferna, im Eichsfeld beginnen.
(Ferna liegt in der Nähe von Duderstadt)
Das Reiseziel ist Weimar.
Reisedatum: 1800

Die Luftlinie zwische Ferna und Weimar beträgt ca. 90km. Das war damals sicher ein großer Kanten.
Und dann spiele ja der Zustand der Wege eine Rolle-und andere Faktoren.

Grüße
Arti
 
Ich habe mal bei Wiki nachgeschaut und da steht folgendes:

Um 1820 waren die bedeutenden Überland-Postkurse so gut ausgebaut, dass die dort verkehrenden Kutschen mit dem Tempo einzelner Reiter mithalten konnten. Die Reisegeschwindigkeit der Postkutsche wurde durch Straßenbau von etwa 2 km/h im Jahr 1700 auf etwa 10 km/h im Jahr 1850 gesteigert. Eine Kutsche konnte damals an einem Tag bisweilen über 100 Kilometer zurücklegen.

Postkutsche ? Wikipedia
 
Das hing stark vom Ausbau der Straße ab. Auf schlechten Wegen betrug das Tempo einer Postkutsche nur 2 knh auf gepflasterten Straßen ca 10 kmh.
 
Bei der Postkutsche Sinzig gab man die Durchschnittsgeschwindigkeit der "Schnellpost" (mit einem leichten Wagen) bei der auch Reisende mitfuhren mit 8-9 km/h an. Die ersten Eisenbahnen fuhren auch nur etwa 2-3x so schnell, man spricht von 20-30km/h.

@artefakt
Na ja, von der Luftlinie kannste nicht ausgehen. Die Frage ist doch, welche Strassen man befahren musste.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Frage an einen Kenner des Eichsfelds um 1800 wäre auch, ob ein Mensch aus Ferna die Strapazen dieser Reise - ohne Not- überhaupt auf sich genommen hätte
Ohne einen triftigen Grund, wird wohl zu dieser Zeit niemand gereist sein. Eine Ausnahme bildeten vielleicht wohlhabende Leute aber diese quetschten sich sicher in keine Postkutsche sondern fuhren mit eigenem Gespann.
 
Hallo,
Kutsche
(um 1700) ca. 2 km/h 20- 30 km pro Tag
(um 1800) ca. 3 km/h 30- 40 km pro Tag
(um 1815) ca. 4 km/h 40- 50 km pro Tag
(um 1830) ca. 6 km/h 60- 75 km pro Tag
(um 1850) ca. 10 km/h 100-120 km pro Tag

Die auf Geheiß August des Starken in ganz Sachsen errichteten Säulen (auch Distanzsäulen genannt) dienten vor allem zur exakten Angabe von Entfernungen - Reisezeiten in Stunden – vom Standort der Säule zu den anderen Zielorten der jeweiligen Postkutschenverbindungen.
Die Entfernungen wurden in "Stunden" angegeben, die aber nichts mit der Fahrtdauer zu tun hatten. Die Stunde war hier kein Zeit-, sondern ein Entfernungsmaß.
Sie hatten umgerechnet eine Länge von 4,531 km. Die Vermessung der Straßen nahm man in Meilen, die Beschriftung der Säulen jedoch in "Stunden" vor. 2 Stunden waren eine Meile.Eine Meile entsprach also damals einer Reisezeit von zwei Stunden (nach heutigem Maßstab 9,062 Kilometer).

siehe auch:
Postdistanzsäule
und
http://books.google.de/books?id=HuqfVJOy4eAC&pg=PA945&lpg=PA945&dq=entwicklung+reisegeschwindigkeit+kutsche&source=web&ots=Hg7y7YK7Nr&sig=0cbRbtqcDkl2hBWygM9LnKtbEsg&hl=de&ei=tNmNSZqBMNKT_gbxjdnIDA&sa=X&oi=book_result&resnum=6&ct=result#v=onepage&q=entwicklung%20reisegeschwindigkeit%20kutsche&f=false
 
Ohne einen triftigen Grund, wird wohl zu dieser Zeit niemand gereist sein. Eine Ausnahme bildeten vielleicht wohlhabende Leute aber diese quetschten sich sicher in keine Postkutsche sondern fuhren mit eigenem Gespann.
Wobei jede Reise ihren trifftigen Grund hat, und sei es die liebe Verwandtschaft zu besuchen.
Vorsicht mit den wohlhabenden Leuten, denn es gab den kleineren Landadel, der sich nicht einmal eine eigene Kutsche leistete oder leisten konnte. Das darf man nicht unterschätzen. Es war wohl allgemein üblicher mit der Postkutsche, als mit eigener Kutsche zu reisen, zumal bei längeren Reisen ein Pferdewechsel einzuplanen war.
 
@artefakt
Na ja, von der Luftlinie kannste nicht ausgehen. Die Frage ist doch, welche Strassen man befahren musste.

Doch- ich habe da einen ätzenden Erfahrungswert. Wir wohne 5 km Luftlinie vom nächst größeren Ort entfernt - und fahren eine halbe Stunde . In einem großen Bogen-ich kann das immer kaum fassen.
.....Ich habe ja nur festgestellt, dass ich auf der Karte 90 km Luftlinie messe und davon ausgehe, dass das damals bestimmt 2 Reisetage gewesen sind , die Schnökel mitgedacht.

Arti
 
Hallo Alle,

danke euch für eure Anregungen.
Urvo-den Artikel über die Postdistanzsäulen lese ich mir genau durch.

Ich hatte mir schon gedacht: "Lass ihn mit einer eigenen Kutsche fahren - aber, das geht natürlich nicht: Pferdewechsel!"
Gut , dass ich in die Irre nicht gegagen bin.

Um die Strecke möglichst kurz zu halten, werde ich den Ausgasort an den äußersten Zipfel des Eichsfelds legen, möglichst dicht an Weimar.
Das sind immer noch 60km (Luftlinie).

Ich werde mich mit den dortigen Heimatvereinen in Verbindung setzen-und es gibt auch auch noch den Meckelverlag, mit dem Spezialgebiet Eichsfelder Geschichte.
So müsste ich herausfinden können, welche Orte von den Postkutschen angefahren worden sind - usw.

Problem erkannt - jetzt läßt es sich lösen
Grüße
Arti
 
Das hängt doch von so vielen Faktoren ab:

Wetter, Pausen um die Tiere erholen zu lassen, Wegbeschaffenheit, und so weiter.

Da kann man eigentlich nicht von der Luftlinie und einer Durchschnittsgeschwindigkeit ausgehen.
 
Das hängt doch von so vielen Faktoren ab:

Wetter, Pausen um die Tiere erholen zu lassen, Wegbeschaffenheit, und so weiter.

Da kann man eigentlich nicht von der Luftlinie und einer Durchschnittsgeschwindigkeit ausgehen.

Hallo such-a-nek

und wer unterwegs erschossen wurde, kam gar nicht an

.....hätt ich bloß nicht die Luftlinie hier erwähnt.

Es ging mir doch nur darum, erst einmal eine Vorstellung von der Strecke überhaupt zu bekommen...

Also Forum: Arti weiß, dass man nicht Luftlinie mit Faktor x multipliuziert, um die Fahrzeit zu ermitteln.

Ich habe aber inzwischen einige gute Informationen zum Thema bekommen, sogar eine mögliche Streckenführung.

Goethe war auch in einer Postkutsche nach Weimar unterwegs und fuhr über Mühlhause (Thüringen).

Wenn sich hier noch jemand dafür interessiere sollte, stell ich das hier ein.

Grüße
Arti
 
Nur hat man bis vor ca. 100 Jahren, in ländlichen Bereichen auch länger, die pflasterstraßen mit Kutschen eher vermieden und die Sommerwege benutzt, das waren unbebaute Grünstreifen neben den Straßen, die bei Regen aufgeweicht waren, dann benutzte man die Pflastertsaße, aber bei trockenem Boden viel angenehmer zu fahren waren.
 
Die Kutschen, insbesondere die Federung und die Bremsen wurden besser. (Kutsche ? Wikipedia) Zudem wurden spezielle Postkutschenrouten ausgebaut (bspw. der Gotthard Pass, der Lindauer Bote oder Strecke München-Verona). Die bis zu 10 km/h wurden natürlich nicht auf allen Straßen erreicht, sondern sind eine Maximalgeschwindigkeit auf den Hauptpostkutschrouten. Auf Nebenstrecken ging es auch 1850 um nicht viel schneller als 1700.
 
Nur hat man bis vor ca. 100 Jahren, in ländlichen Bereichen auch länger, die pflasterstraßen mit Kutschen eher vermieden und die Sommerwege benutzt, das waren unbebaute Grünstreifen neben den Straßen, die bei Regen aufgeweicht waren, dann benutzte man die Pflastertsaße, aber bei trockenem Boden viel angenehmer zu fahren waren.


In Preußen und Meck-Pommi- Land finden sich viele Nachweise von "Sommer-" und "Winterstraßen". Allerdings hätte ich meinem Spediteur immer eine Zielvereinbarung in den Vertrag geschrieben. Mal so als "guter Kaufmann" handelnd.

M.
 
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