Indogermanen, Konstrukt oder Wirklichkeit?

Also ist es richtig, wenn man sagt, dass die Ethnie, das Volk der Arier garnichtmehr exestiert, nichtmal mehr dass ihre Nachfahren die Iraner oder nördlich lebenden Indischen Völker sind - wenn das nur durch den Sprachzweig definiert wird? Wenn das so ist, wieso nennen die Iraner dann ihr Land "Land der Arier" ?

Es hat vor etwa 3500 Jahren (!) ein zentralasiatisches Nomadenvolk gegeben, das sich nach Auskunft der indischen Veden und des Avesta die Aryas nannte. Ein Zweig dieser indogermanisch sprechenden Gruppe wanderte in den Iran ein, ein anderer Zweig nach Nordwestindien.

Da aber bis heute 3500 Jahre vergangen sind, gibt es sowohl im Iran als auch Indien keine "Aryas" mehr, denn es haben sich zahlreiche neue Völker gebildet, die neue ethnische Gruppen aufgenommen haben: Inder, Perser, Tadschiken, Afghanen, Nepalesen u.v.a. Wenn sich die Iraner als "Land der Arier" bezeichnen, so geht das auf die eine Volksgruppe zurück, die vor tausenden von Jahren in den Iran einwanderte. Die altiranische Form dieses Namens, Aryānām Xšaθra, bedeutet „Land der Arier“. Aber die heutigen Iraner sind natürlich keine "Arier" mehr, wie auch die Deutschen keine "Germanen" mehr sind, die Franzosen keine "Kelten", die Iraker keine Assyrer oder Sumerer und die Spanier keine "Iberer".

Man könnte höchstens sagen, dass die legendären "Aryas" zu den Vorfahren der Iraner und Inder zählen, wobei zu bedenken ist, dass zur ethnischen Basis der Iraner und Inder noch eine Reihe anderer Völker zählen: Zunächst einmal die Völker, die die Aryas bei ihrer Ankunft vorfanden und die vermutlich weitaus zahlreicher waren; ferner fremde Ethnien, die sich im Lauf der Jahrtausende durch Einwanderung oder Eroberung mit ihnen vermischten.

Was ich seeehr verwirrend finde ist dieser germanische Sprachzweig. Wieso befinden sich im indogermanischen Sprachzeig die Sprachen indo-arisch und Indo-Iranisch? Steht das Indo für Indigen? Und wie kommt man überhaupt auf Germanisch als Übergruppe für diesen Sprachzweig? Wodurch wird das definiert?

Die Bezeichnung "Indogermanisch" wurde vor langer Zeit gewählt, weil man damit eine Sprachfamilie kennzeichnen wollte, deren Ausdehnung sich von Indien bis zum Atlantik erstreckt und deren Sprachen miteinander verwandt sind: östlichste Sprache Indisch, westlichste Sprache Germanisch. Inzwischen hat man noch weiter östlich vorkommende Sprachen wie das Tocharische entdeckt, die Bezeichnung "Indogermanisch" aber beibehalten. Außerhalb des deutschen Sprachraums verwendet man statt Indogermanisch den Begriff "Indoeuropäisch", der aber die gleiche Bedeutung hat.

Zu den indogermanischen Sprachen zählen u.a. Germanisch, Keltisch, Italisch, Slawisch, Baltisch, Griechisch, Iranisch, Indoarisch u.a. Ferner eine Reihe längst ausgestorbener Sprachen wie Hethitisch, Illyrisch, Thrakisch oder Phrygisch.

Wenn du mehr wissen willst, empfehle ich dir diesen Link:

Indogermanische Sprachen ? Wikipedia
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir tun alle gut daran, uns bei allen Diskussionen klar zu machen, dass wir uns bei der Indogermanenfrage stets im Raum der Hypothese, Theorie oder Spekulation bewegen.
D´accord Dieter.
Wobei m.M.n. einige der Hypothesen bzw. Spekulation, u.A. im besonderen Maße die Frage nach einer Urheimat, aufgrund heutiger Interpretationen des archl. Materials abzulehnen sind.
 
D´accord Dieter.
Wobei m.M.n. einige der Hypothesen bzw. Spekulation, u.A. im besonderen Maße die Frage nach einer Urheimat, aufgrund heutiger Interpretationen des archl. Materials abzulehnen sind.

Keine der Herkunfts-Hypothesen hat bisher allgemeine Akzeptanz gefunden. Archäologen bevorzugen heutzutage im Gefolge von Renfrew meist die Annahme einer kleinasiatischen Herkunft, Sprachwissenschaftler hingegen neigen weiterhin zur Steppen-These. Einen neueren Überblick bietet z. B. der Mallory-Schüler John Day 2001.
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Für eine Urheimat der Indoeuropäer - sei es Kleinasien, Südrussland, Zentralasien oder die Donauzivilisation - plädieren folgende Wissenschaftler:

  • Luigi Luca Cavalli-Sforza: Gene, Völker und Sprachen. Die biologischen Grundlagen unserer Zivilisation. dtv, München 2001, ISBN 3-423-33061-9
  • Thomas W. Gamkrelidse, Wjatscheslaw Iwanow: Die Frühgeschichte der indoeuropäischen Sprachen. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier. Die Evolution der Sprachen. Spektrumverlag, Heidelberg 2000,1, S. 50–57. ISSN 0947-7934
  • Marija Gimbutas: The Kurgan Culture and the Indo-Europeanization of Europe. Selected Articles from 1952 to 1993. Institute for the Study of Man, Washington 1997, ISBN 0-941694-56-9
  • Marija Gimbutas: Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas. in: Archeolingua. series minor 6. jointly ed. by the Archaeological Institute of Hungarian Academy of Sciences and the Linguistic Institute of the University of Innsbruck. Archaeolingua Alapítvány, Budapest 1994 (auch als Buch). ISSN 1216-6847 ISBN 3-85124-171-1
  • Colin Renfrew: Die Indoeuropäer – aus archäologischer Sicht. in: Spektrum der Wissenschaft. Dossier. Die Evolution der Sprachen. Spektrumverlag, Heidelberg 2000,1, S. 40–48. ISSN 0947-7934
  • Colin Renfrew: Archaeology and Language. The Puzzle of Indo-European Origins. University Press, Cambridge 1995, ISBN 0-521-38675-6
  • Benjamin W. Fortson: Indo-European Language and Culture: An Introduction. 2. Auflage. Blackwell Publishing, Malden, Oxford, Victoria 2010, ISBN 978-1405188951, S. 39ff. (engl.).
  • Harald Haarmann: Lexikon der untergegangenen Völker, München 2001, ISBN 3-406-52817-1
  • Harald Haarmann. Die Indoeuropäer, München 2010, ISBN 978-3-406-60682-3
Soeben lese ich die Information: "Neuere Arbeiten zur Ausbreitung der indogermanischen Sprachen stützen Teile der Kurganhypothese, wenn auch in abgeänderter Form": David W. Anthony: The horse, the wheel, and language; how Bronze-age Riders from the Eurasian steppes shaped the modern world. Princeton University Press, Princeton,Oxford 2007. ISBN 978-0-691-05887-0.

Eine schöne Analyse aller Urheimatthesen, die die Tatsache einer Urheimat voeaussetzt, gibt es hier: http://user.phil-fak.uni-duesseldorf.de/~wdl/Urheimat%20Indogermanen.PDF

Angesichts dieser Sachlage ist es unsinnig davon zu sprechen, dass etwa "abzulehnen" ist, wie es gleichermaßen unsinnig ist, eine bestimmte Theorie als "erwiesen" hinzustellen. Jeder kann für sich entscheiden, was ihm wahrscheinlicher dünkt, denn mehr geben Archäologie, Humanbiologie und Linguistik momentan - und vermutlich für immer - nicht her.
 
@Dieter danke für die Erklärung.

Wieso aber nennt man den Sprachzweig Indoeuropäisch !? Sollte man den Sprachzweig nicht nach einer Geografischen Region kennzeichnen, wo diese Sprache zuerst gesprochen wurde? Sprich in dem Fall wohl Zentralasien oder Indien? Ich dachte immer, dass die Menschen von Afrika, über Zentralasien nach Europa wanderten. Aber wenn ich an den Sprachzweuig Indo-Europäuisch/Germanisch denke, dann denke ich doch unweigerlich an eine Sprache die zuerst in Europa "erfunden" wurde ?!
 
@Dieter danke für die Erklärung.

Wieso aber nennt man den Sprachzweig Indoeuropäisch !? Sollte man den Sprachzweig nicht nach einer Geografischen Region kennzeichnen, wo diese Sprache zuerst gesprochen wurde? Sprich in dem Fall wohl Zentralasien oder Indien? Ich dachte immer, dass die Menschen von Afrika, über Zentralasien nach Europa wanderten. Aber wenn ich an den Sprachzweuig Indo-Europäuisch/Germanisch denke, dann denke ich doch unweigerlich an eine Sprache die zuerst in Europa "erfunden" wurde ?!


Die Bezeichnung drückt die Verbreitung aus, von Indien im Osten bis Germanien im Westen. Später wurde auf Europa als westlichstes Gebiet präzisiert. Eigentlich müßte man die Bezeichnung heute auf Tocharieuropäische Sprachen korrigieren, weil das Gebiet, wo das ausgestorbene Tocharisch gesprochen wurde, östlich von Indien liegt.
 
Solche änderungen durchzuführen ist wahrscheinlich so gut wie kaum möglich sobald sich mal etwas etabliert hat seit so langer Zeit oder?
 
Wieso aber nennt man den Sprachzweig Indoeuropäisch !? Sollte man den Sprachzweig nicht nach einer Geografischen Region kennzeichnen, wo diese Sprache zuerst gesprochen wurde? Sprich in dem Fall wohl Zentralasien oder Indien?

Wo eine indogermabische "Ursprache" als erstes gesprochen wurde, ist umstritten. Das hast du oben ja schon gelesen. Der Begriff Indogermanen fasst somit nur die äußerste geografische Verbreitung in Ost und West zusammen. Du kannst auch, wie das außerhalb des deutschen Sprachraums üblich ist, den Begriff Indoeuropäer verwenden.
 
Ich hab mal eine Frage, muss es wirklich sein das sich die Indoeuropäische Sprache vielleicht eher mit den Handelswegen verbreitete und nicht mit den Sprechern eine möglichen Urindoeuropäischen Bevölkerung. Ich bin jetzt nicht total informiert weil ich mich eher Hobbymässig damit befasse, aber soweit ich hörte hatten Forensische Untersuchungenkeinen genetischen Beweis durch Haplogruppen und co. eine ethnische Besiedlung durch ein eingeandertes oder eingefallenes Volk oder Völkerschaften nicht wirklich belegen können. Ich denke das die Ausbreitung und beeinflussung von Sprachen sowie auch Techniken und Kulturellen Gütern doch ein sehr grosse Eigendynamik hat und das es damals sehr weit verzweigte Handelswege mit einen recht gut organisierten Handel. Vielleicht war das Urindoeuropäische eine Art Handelssprache was sicherlich ursprünglich von einen bestimmten Volk gesprochen wurde und später eine allgemeine Handelsprache in bestimmten Regionen mit denen sich die Händler der verschiedenen Völkerschaften und Kulturen verständigen. Irgendwann kann es doch sein das diese Handelssprache auch die allgemeinen Sprachen beeinflusste in Grammatik und Wortschatz. Ich meine man kann es doch beim heutigen engloisch beobachten die viele Sprachen beeinflusst ohne das sich überall Amerikaner oder Engländer irgendwo niederlassen müssen, das geschieht doch in einer Eigendynamik weil die englische Sprache einfach recht praktisch ist.
Ist jetzt nur ne Theorie meinerseits.
 
Ich hab mal eine Frage, muss es wirklich sein das sich die Indoeuropäische Sprache vielleicht eher mit den Handelswegen verbreitete und nicht mit den Sprechern eine möglichen Urindoeuropäischen Bevölkerung. Ich bin jetzt nicht total informiert weil ich mich eher Hobbymässig damit befasse, aber soweit ich hörte hatten Forensische Untersuchungenkeinen genetischen Beweis durch Haplogruppen und co. eine ethnische Besiedlung durch ein eingeandertes oder eingefallenes Volk oder Völkerschaften nicht wirklich belegen können. Ich denke das die Ausbreitung und beeinflussung von Sprachen sowie auch Techniken und Kulturellen Gütern doch ein sehr grosse Eigendynamik hat und das es damals sehr weit verzweigte Handelswege mit einen recht gut organisierten Handel. Vielleicht war das Urindoeuropäische eine Art Handelssprache was sicherlich ursprünglich von einen bestimmten Volk gesprochen wurde und später eine allgemeine Handelsprache in bestimmten Regionen mit denen sich die Händler der verschiedenen Völkerschaften und Kulturen verständigen. Irgendwann kann es doch sein das diese Handelssprache auch die allgemeinen Sprachen beeinflusste in Grammatik und Wortschatz. Ich meine man kann es doch beim heutigen englisch beobachten die viele Sprachen beeinflusst ohne das sich überall Amerikaner oder Engländer irgendwo niederlassen müssen, das geschieht doch in einer Eigendynamik weil die englische Sprache einfach recht praktisch ist.
Ist jetzt nur ne Theorie meinerseits.

Dass das Urindoeuropäische eine Handelssprache gewesen sei können wir wohl ausschließen und zwar deshalb, weil es gerade Zahlwörter und Wörter aus dem nähesprachlichen Bereich sind (Verwandtschaftsbeziehungen), die miteinander verwandt sind. Die klassischen Beispiele sind Vater - pater und Bruder - bhratar, einige technische Begriffe zeigen aber auch Verwandtschaft - z.B. das Rad, indoeuropäisch *rota, andere nicht, hierüber kann man in etwa den Zeitpunkt der Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen bestimmen.
 
Dass das Urindoeuropäische eine Handelssprache gewesen sei können wir wohl ausschließen und zwar deshalb, weil es gerade Zahlwörter und Wörter aus dem nähesprachlichen Bereich sind (Verwandtschaftsbeziehungen), die miteinander verwandt sind. Die klassischen Beispiele sind Vater - pater und Bruder - bhratar, einige technische Begriffe zeigen aber auch Verwandtschaft - z.B. das Rad, indoeuropäisch *rota, andere nicht, hierüber kann man in etwa den Zeitpunkt der Verbreitung der indoeuropäischen Sprachen bestimmen.

Ja das kann sein, ich habe da noch andere, man bezeichnet oft die Kelte, Slawebn, Germanen Griechen etc. als Indoeuropäer. Nun ist die Frage was ist aus den Kulturen Alteuropa geworden. Haben sie noch irgendeine Bedeutung in der Entwicklung dfer europäischen Völker oder ist der Einfluss Alteuropas auf spätere Europäische Völkerschaft wesentlich grössere als die der Indoeuropäischen Einwanderer. Zumindestens scheint es mir so das viele europäische Völker insbesondere Nord, West und Mitteleuropäische Völker wesentlich mehr Gemeinsamkeit mit Alteuropäischen Kulturen haben als eben mit Indoeurpäischen Völkerschaften wie Hethiter, Perser, Indoiraner etc.
 
Ja das kann sein, ich habe da noch andere, man bezeichnet oft die Kelte, Slawebn, Germanen Griechen etc. als Indoeuropäer.

Das sind sie auch, da sie indoeuropäische Sprachen sprechen.

Nun ist die Frage was ist aus den Kulturen Alteuropa geworden. Haben sie noch irgendeine Bedeutung in der Entwicklung dfer europäischen Völker oder ist der Einfluss Alteuropas auf spätere Europäische Völkerschaft wesentlich grössere als die der Indoeuropäischen Einwanderer. Zumindestens scheint es mir so das viele europäische Völker insbesondere Nord, West und Mitteleuropäische Völker wesentlich mehr Gemeinsamkeit mit Alteuropäischen Kulturen haben als eben mit Indoeurpäischen Völkerschaften wie Hethiter, Perser, Indoiraner etc.

Die Völker Alteuropas sind von indoeuropäisch sprechenden Populationen überschichtet worden. Reste dieser vorindoeuropäischen Völker existierten noch in der Antike, u.a. Iberer, Etrusker, Ligurer, Räter, Pelasger oder Minoer. Die nichtindoeuropäische Sprache der Basken hat sich sogar bis heute erhalten. Reste vorindoeuropäischer Sprachen - von der Linguistik als Substrat bezeichnet - finden sich noch in vielen Sprachen Europas in Form bestimmter Begriffe bzw. Namen und Bezeichnungen. Auch eine Reihe von Fluss- und Gewässernamen in Europa sind vorindoeuropäischen Ursprungs.
 
Ich hab mal eine Frage, muss es wirklich sein das sich die Indoeuropäische Sprache vielleicht eher mit den Handelswegen verbreitete und nicht mit den Sprechern eine möglichen Urindoeuropäischen Bevölkerung. Ich bin jetzt nicht total informiert weil ich mich eher Hobbymässig damit befasse, aber soweit ich hörte hatten Forensische Untersuchungenkeinen genetischen Beweis durch Haplogruppen und co. eine ethnische Besiedlung durch ein eingeandertes oder eingefallenes Volk oder Völkerschaften nicht wirklich belegen können. Ich denke das die Ausbreitung und beeinflussung von Sprachen sowie auch Techniken und Kulturellen Gütern doch ein sehr grosse Eigendynamik hat und das es damals sehr weit verzweigte Handelswege mit einen recht gut organisierten Handel. Vielleicht war das Urindoeuropäische eine Art Handelssprache was sicherlich ursprünglich von einen bestimmten Volk gesprochen wurde und später eine allgemeine Handelsprache in bestimmten Regionen mit denen sich die Händler der verschiedenen Völkerschaften und Kulturen verständigen. Irgendwann kann es doch sein das diese Handelssprache auch die allgemeinen Sprachen beeinflusste in Grammatik und Wortschatz. Ich meine man kann es doch beim heutigen engloisch beobachten die viele Sprachen beeinflusst ohne das sich überall Amerikaner oder Engländer irgendwo niederlassen müssen, das geschieht doch in einer Eigendynamik weil die englische Sprache einfach recht praktisch ist.
Ist jetzt nur ne Theorie meinerseits.

Ähnliche Gedanken hege ich auch hin und wieder. Besonders wenn ich so trockene sprachwissenschaftliche Begriffe wie Substrat, Überschichtung etc lese, frage ich mich, wie das damals konkret ablief.
Die indoeuropäische Ursprache als Handelssprache im heutigen Sinn, wie z.B. englisch, würde ich jedoch ausschließen, weil es professionellen Handel vor 4 - 6 Jahrtausenden wahrscheinlich nicht gab. Es gab Güteraustausch und Beziehungspflege in Form von Geschenk und Gegengeschenk, aber wohl keine profitorientierten Spezialisten, die ihren Lebensunterhalt nur durch Handel bestritten. Die Phönizier um 1000 BC werden manchmal als "Erfinder" des Handels bezeichnet. Für den Seehandel ist das sicher richtig.
Beim Landhandel müßte man sich die Entstehung des Hirtennomadentums genauer ansehen, damit hätten wir keine Einzelpersonen als Berufsspezialisten sondern ganze Gruppen, Stämme, "Völker" für deren Lebensunterhalt Güteraustausch wichtig war. Dazu gibt es diverse Threads. Ob wir damit den Sprechern der indoeuropäischen Ursprache auf die Spur kommen, wage ich nicht zu behaupten.

Reste dieser vorindoeuropäischen Völker existierten noch in der Antike, u.a. Iberer, Etrusker, Ligurer, Räter, Pelasger oder Minoer.

Die genetischen Nachkommen der vorindoeuropäischen Menschen existieren bis heute, wie uns die populären DNA-Analysen immer wieder zeigen und die manchen Laien verwirren, weil sprachliche, genetische und ethnische Zuordnung von Laien nicht unterschieden werden.


Die nichtindoeuropäische Sprache der Basken hat sich sogar bis heute erhalten. Reste vorindoeuropäischer Sprachen - von der Linguistik als Substrat bezeichnet - finden sich noch in vielen Sprachen Europas in Form bestimmter Begriffe bzw. Namen und Bezeichnungen. Auch eine Reihe von Fluss- und Gewässernamen in Europa sind vorindoeuropäischen Ursprungs.

Es scheint Theorien zu geben, die einen weitergehenden Einfluss des Substrats vermuten. DAS NICHT-INDOGERMANISCHE SUBSTRAT IM IRISCHEN - DeepDyve
 
Die indoeuropäische Ursprache als Handelssprache im heutigen Sinn, wie z.B. englisch, würde ich jedoch ausschließen, weil es professionellen Handel vor 4 - 6 Jahrtausenden wahrscheinlich nicht gab. Es gab Güteraustausch und Beziehungspflege in Form von Geschenk und Gegengeschenk, aber wohl keine profitorientierten Spezialisten, die ihren Lebensunterhalt nur durch Handel bestritten.

Da wäre ich mir nicht so sicher. Es gab mit einiger Sicherheit so etwas wie einen Feuersteinbergbau und auf den liparischen Inseln verarbeitete man Obsidian, der bis in die Ägäis gehandelt wurde. Es scheint also auch in der Steinzeit schon spezialisierte Berufe gegeben zu haben. Es ist natürlich nicht völlig auszuschließen, dass die notwendigen Bergbau-, Tuschier- und Seefahrtstätigkeiten "nur" im Nebenerwerb vollzogen wurden, also, wenn man in der Altsteinzeit genug erjagt oder in der Jungsteinzeit zwischen Aussaat und Ernte Zeit hatte.
Die Verbreitung des Indoeuropäischen dürfte allerdings vielleicht schon in der Jungsteinzeit, eher aber in der Bronzezeit stattgefunden haben. Ab der Antike haben wir dann ja halbwegs sichere Nachrichten über die Verbreitung anhand erhaltener Namen und sogar Schriften.
 
Da wäre ich mir nicht so sicher. Es gab mit einiger Sicherheit so etwas wie einen Feuersteinbergbau und auf den liparischen Inseln verarbeitete man Obsidian, der bis in die Ägäis gehandelt wurde. Es scheint also auch in der Steinzeit schon spezialisierte Berufe gegeben zu haben. Es ist natürlich nicht völlig auszuschließen, dass die notwendigen Bergbau-, Tuschier- und Seefahrtstätigkeiten "nur" im Nebenerwerb vollzogen wurden, also, wenn man in der Altsteinzeit genug erjagt oder in der Jungsteinzeit zwischen Aussaat und Ernte Zeit hatte.

Sicher bin ich mir keineswegs. An die weiträumige Verbreitung von Bernstein, Gold und besonders Feuerstein hatte ich auch gedacht. Ich bin nur unsicher, ob man diesen frühen Austausch als profitorientierten Handel bezeichnen kann. Vielleicht schickte man ein paar junge Männer los, um den guten Feuerstein von den Verwandten in Süddeutschland/Belgien zu holen und diese brachten Geschenke zum Austausch mit. Bei den Flintherkünften habe ich sowas im Kopf, müßte ich genauer nachlesen.
 
Ich bin nur unsicher, ob man diesen frühen Austausch als profitorientierten Handel bezeichnen kann.

Die verhandelten Mengen, sind zum Teil sehr beträchtlich, so dass man annehmen kann, dass es sich nicht nur um einen Austausch von Gütern handelte, sondern um einen zielstrebigen Handel mit verschiedenen Rohmaterialien.
 
Ich bin nur unsicher, ob man diesen frühen Austausch als profitorientierten Handel bezeichnen kann. Vielleicht schickte man ein paar junge Männer los, um den guten Feuerstein von den Verwandten in Süddeutschland/Belgien zu holen und diese brachten Geschenke zum Austausch mit.

Aber selbst wenn es nur das war, muss man sich ja verständigen, ein Sprachaustausch findet also statt.
 
Die verhandelten Mengen, sind zum Teil sehr beträchtlich, so dass man annehmen kann, dass es sich nicht nur um einen Austausch von Gütern handelte, sondern um einen zielstrebigen Handel mit verschiedenen Rohmaterialien.

Und gerade die Zeit der frühen Bronzezeit als sich die Indogermanische Sprache immer mehr ausbreitete war vermutlich auch ein Zeitalter in den Handelsbeziehungen aufblühten. Mit den Aufkommen von Metallegierungen wie eben Bronze brauchte man verschiedene Metalle die nicht überall vorhanden waren und mussten eben durch Handel beschaft werden. Ein weiterer hinweis auf strukturellen und gut organisierten Handel ist ja der Bernsteinhandel zwischen den Nordsee/Ostsee Raum und den östlichen Mittelmeer. es gab da sicher schon recht gute Kontakte zwischen den verschiedenen Kulturkreisen.
 
Möglich ist natürlich alles, auch Indogermanisch als eine Handelssprache. Dies müsste sich dann aber auch deutlich im Sprachschatz niederschlagen. Und würde wohl kaum dafür sorgen dass gerade auch verwandschaftliche Beziehungen (Bruder / Vater) mit Wörtern aus einer gleichen Wortherkunft bezeichnet werden.

Man müsste dann zudem eine verstärkte Verwendung des Indogermanischen an alten Handelswegen erwarten.
 
Die Existenz von Fernhandel in der Steinzeit? Hatten wir das nicht schon woanders?
Eher wahrscheinlich ist, das bestimmte Güter mit dem jeweiligen Nachbarn getauscht wurden und so allmählich "wanderten". Auf diese Art und Weise gelangten europäische Produkte von den Küsten nach Innerafrika, wo sie dann die Entdecker wie Livingstone zu ihrer Verblüffung vorfanden. Eine gefundene Buddha-Statue im wikingerzeitlichen Schweden wurde bestimmt auch nicht vom damaligen Besitzer persönlich in Baktrien abgeholt.
 
Die Existenz von Fernhandel in der Steinzeit? Hatten wir das nicht schon woanders?
Eher wahrscheinlich ist, das bestimmte Güter mit dem jeweiligen Nachbarn getauscht wurden und so allmählich "wanderten". Auf diese Art und Weise gelangten europäische Produkte von den Küsten nach Innerafrika, wo sie dann die Entdecker wie Livingstone zu ihrer Verblüffung vorfanden. Eine gefundene Buddha-Statue im wikingerzeitlichen Schweden wurde bestimmt auch nicht vom damaligen Besitzer persönlich in Baktrien abgeholt.

Naja soweit ich weiss gab es schon komplexere Handelsbeziehung in der Altsteinzeit. So hat man doch schon an grosse Anzahl von Muscheln die Meeresbewohner waren und zwar tausende Kilometern vom Meer entfernt und die Anzahl ist viel zu gross als das sie nur durch zufällige Tauschgeschäfte mit den Nachbern dort hinkamen.
 
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