Bastard, 1) der von verschiedenen Rasseangehörigen Abstammende.
Diese Wortverwendung lässt schon sehr tief blicken, wie es mit dem Verhältnis der verschiedenen "Rassen" eigentlich bestellt ist. Innerhalb der eigenen Gesellschaft ist ein Bastard ja ein Kind, das von Geburt an nur über ein Elternteil definiert wird. Die beiden klassischen historischen Situationen sind da entweder über die Mutter, weil der Vater unbekannt oder grundsätzlich nicht Teil der Familie ist, oder über den Vater, der das Kind als seins "übernehmen" kann weil er von wesentlich höherem Stand ist als die Mutter, die das Kind - außerehelich - in einem Mätressenverhältnis, Magdverhältnis o.ä. geboren hat. (er ist also im sprichwörtlich Sinne "mit
Kind und Kegel").
Wenn man einen als "gemischtrassig" klassifizierten Menschen also als Bastard bezeichnet, teilt man die Eltern tendenziell in einen legitimen und sichtbaren, und einen illegitimen und unsichtbaren Elternteil ein. Worauf ich hinaus will: Bastard sagt erstens, dass die Verbindung schon mal grundsätzlich sündig war, und spricht gleichzeitig von einem unüberbrückbaren Abstand zwischen den Eltern. Der Graben zwischen ihnen ist in jedem Fall so tief, dass das Kind nur über einen Elternteil definiert werden kann. Das andere Elternteil ist nur präsent als die "Sünde" des anderen Elternteils, eine Sünde manifestiert durch das Kind.
Wenn die Verbindung zwischen unterschiedlichen "Rassen" unter diesem Stern steht, dann ist das eine Essenzialisierung von "Rassen"-Unterschieden zwischen den Eltern, und die Etablierung einer sehr krassen Hierarchie. Diese Essenzialisierung wird noch bekräftigt, indem man einen Begriff benutzt, der weithin bekannte rechtliche Dimensionen besitzt. Ein Bastard hat nicht alle Rechte eines legitimen Kinds (kleines Beispiel von anno dazumal, um nochmal anzudeuten, wie alt das ist: der
Bastardfaden).
Ich stimme also Ingeborg zu: Das Aufteilen von Rassen in "Uns" und "Die anderen da" ist der entscheidende Punkt, transportiert über ein massives Stigma besonders von sexuellen Beziehungen.
Zuletzt noch ein irgendwie interessantes Zitat, an das ich betreffs dieses Threads denken musste. Foucault, der den Kampf zwischen den Rassen grundsätzlich als revolutionäre Gegennarrative ("wir gegen die, es geht um unser Überleben als reines Volk!") zu den aristokratischen Narrativen ("ein Prinz nach dem anderen, unterbrochen ab und zu von Krieg) begreift, schreibt:
"Man darf nicht vergssen, dass Marx am Ende seines Lebens, 1882, an Engels schrieb: >Also unseren Klassenkampf, du weißt genau, wo wir ihn gefunden haben: wir haben ihn bei den französischen Historikern gefunden, als sie den Rassenkampf erzählten!<"
(Michel Foucault, In Verteidigung der Gesellschaft, Suhrkamp 2001, 99 - übrigens ergänzt Suhrkamp, Foucault hätte das schlampig zitiert und außerdem wäre der Brief an Weydemeyer geschrieben. Der Punkt bleibt etwa derselbe, nur weniger pointiert)
Das aber nur so als hübsches Schmankerl am Rande.