Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Das habe ich unter den hier nicht konsensfähigen Voraussetzungen getroffen:

  • Caecina ist noch nicht wiederlegt
  • Varus noch nicht bewiesen
  • Caecina ist detaillierter tradiert als Varus
Daß das detailliertere Szenario rein statistisch leichter zu wiederlegen ist, dürfte klar sein. Je mehr Details man hat, umso mehr Chancen hat man zum Wiederlegen.
Ein nur dürftig beschriebenes Szenario lässt sich schwerer Wiederlegen mangels handfester Details. (-->700 Varustheorien)
Wenn man, so wie ich, der Meinung ist, daß die Fülle der hier vorgetragenen Argumente nicht zur Widerlegung eines der beiden Szenarien geführt hat, dann hat sich das Caecina-Szenario besser geschlagen als die Varustheorie.

Das sehe ich nun völlig anders. Zur Wiederholung: Die pontes longi-Hypothese basiert auf der Annahme, dass der Wall zu Kalkriese römischen Ursprungs sei und von den Germanen unterspült wurde bzw. unterspült werden sollte. Nur wenn dies der tatsächliche archäologische Befund wäre, ließe es sich rechtfertigen gegen den taciteischen Text, wonach die Schlacht an den pontes longi nach dem Überschreiten der Ems, also südlich bzw. westlich davon, zu lesen. Da aber der Wall gegen die vorbeiziehenden Römer gerichtet ist, ist die pontes longi-Hypothese hinfällig und es gibt keinen Grund, den Tacitus-Text gegen seinen Wortlaut zu lesen.

Moin Xander,

hier habe ich eine mögliche Lösung zkizziert:
http://www.geschichtsforum.de/604494-post2579.html

Gruss
jchatt

Moin

Sorry hatte ich überlesen! :red:

"... daß Germanicus "seine Legionen" zuerst an die Amisia zurückführte ..."
Diese Lesung ist falsch: Er führte sein Exercitus (also die Armee) zur Ems (mox reducto ad Amisiam exercitu (Ablativ!!! Sg.)), die Legionen verschiffte er (legiones (Nominativ/Akkusativ Pl. hier Akk.) classe).

Aber war es denn nicht so, dass alle 8 Legionen "seine" Legionen waren und dass sie nur im Felde getrennt von Germanicus und Caecina geführt wurden?
Richtig!
 
[69] Penaserat interim circumventi exercitus fama et infesto Germanorum agmine Gallias peti, ac ni Agrippina inpositum Rheno pontem solvi prohibuisset, erant qui id fiagitium formidine auderent. sed femina ingens animi munia ducis per eos dies induit, militibusque, ut quis inops aut saucius, vestem et fomenta dilargita est. tradit C. Plinius Germanicorum bellorum scriptor, stetisse apud principium ponti laudes et grates reversis legionibus habentem. id Tiberii animum altius penetravit: non enim simplicis eas curas, nec adversus externos [studia] militum quaeri. nihil relictum imperatoribus, ubi femina manipulos intervisat, signa adeat, largitionem temptet, tamquam parum ambitiose filium ducis gregali habitu circumferat Caesaremque Caligulam appellari velit. potiorem iam apud exercitus Agrippinam quam legatos, quam duces; conpressam a muliere seditionem, cui nomen principis obsistere non qui verit. accendebat haec onerabatque Seianus, peritia morum Tiberii odia in longum iaciens, quae reconderet auctaque promeret.

Aber hier ist mit exercitus doch eindeutig nur von der Caecina-Heeresgruppe die Rede ?

Gruss
jchatt
 
Da halte ich mit Frau Gilliver gegen. In Ihrem Buch unterscheidet Sie sogar zwischen Formationen die sich zur Schlachtordnung wenden liessen und reinen Marschformationen.
Dazu zitiert sie unter anderem auch Anl. II,16:
"Und alles war gespannt und bereit, so wie der Zug geordnet war sich zur Schlacht zu wenden" (Idistaviso)

Gruss
jchatt




Man sollte da die historischen Militärhandbücher (z.B.Maurikius) befragen.
Hier wird unterschieden ob man im Feindesland marschiert oder nicht!
Im Feindesland soll man natürlich schnell in Kampfformation umschwenken können.
Ob man nach mehreren Tagen Kampf noch (Gesamt-)Formationen bilden kann?

Den Schlachtablauf irgendwie zu rekonstruieren zu können bei einer Kolonne von mehreren KM und ein paar hundert Metern Wall halte ich aber für sehr gewagt, trotzdem aber interessant.
 
Da es um die am Rhein eintreffenden Gerüchte geht, würde ich das so interpretieren, dass die Armee mit ihren 8 Legionen insgesamt abgeschnitten worden sei.

Das Schicksal der Germanicus Legionen wird aber erst danach erzählt.
Und die mussten wahrscheinlich auch nicht über die Rheinbrücke.
Im Übrigen bestehe ich auf eine vergleichbar strenge Auslegung:devil:

Gruss
jchatt
 
Sascha


Bist du dir sicher, dass du Maurikios hier nutzen kannst? Besonders in Anbetracht des zeitlichen Unterschieds und der taktischen Weiterentwicklung. Zu Marschordnungen im feindlichen Gebiet a la geschwenkte triples acies hat Cäsar bereits vor diesem Ereignis geschrieben.
 
Sascha


Bist du dir sicher, dass du Maurikios hier nutzen kannst? Besonders in Anbetracht des zeitlichen Unterschieds und der taktischen Weiterentwicklung. Zu Marschordnungen im feindlichen Gebiet a la geschwenkte triples acies hat Cäsar bereits vor diesem Ereignis geschrieben.


Gut war nur ein Beispiel
Aber ja, weil hier im Gegensatz zu Caesar, dieser berichtet doch über erlebtes, mit Maurikios ein Handbuch vorhanden ist, welches auf Traditionen aufbaut.
Es hat natürlich zeitlich bessere passende Vorläufer und auch viel jüngere Kommentare.

Hier geht es um die Formation in der Bewegung, da dürfte sich nicht viel getan haben,
wenn das Strategikon natürlich im Aspekt der Taktik auf z.B. den Bogen ausgerichtet ist, der um die Zeitenwende noch nicht so im Einsatz war.

Aber klar auch der Caesar wäre ok…als Vergleich, weil er näher dran ist, aber nicht weil er ein „Leitlinie“ darstellt.
 
Da halte ich mit Frau Gilliver gegen. In Ihrem Buch unterscheidet Sie sogar zwischen Formationen die sich zur Schlachtordnung wenden liessen und reinen Marschformationen.
Dazu zitiert sie unter anderem auch Anl. II,16:
"Und alles war gespannt und bereit, so wie der Zug geordnet war sich zur Schlacht zu wenden" (Idistaviso)

:) Da wiederum halte ich mit Cassius Dio dagegen.

20.2: "Wie mitten im Frieden führten sie viele Wagen und auch Lasttiere mit sich; dazu begleiteten sie zahlreiche Kinder und Frauen und noch ein stattlicher Sklaventroß, die sie ebenfalls zu einer gelockerten Marschform zwangen."

20.5: "Die Römer marschierten ja in keiner festen Ordnung, sondern im Durcheinander mit Wagen und Unbewaffneten; sie konnten sich auch nirgendwo leicht zu einer Gruppe zusammenschließen, und da sie überall den jeweiligen Angreifern zahlenmäßig unterlegen waren, hatten sie selbst schwer zu leiden, ohne etwas dagegen ausrichten zu können."

21.1: "Anderntags ging der Marsch in etwas besserer Ordnung weiter und sie erreichten, freilich nicht ohne blutige Verluste, sogar freies Gelände."

Selbst wenn man Dio für zweifelhaft hält, sollte Einigkeit darüber bestehen, dass die taktischen Vorbedingungen bei der Varus-Schlacht (unerwarteter Angriff) nicht vergleichbar sind mit dennen der Schlacht bei Idistaviso (erste Schlacht während der "Vernichtungsfeldzüge" des Germanicus, bei der sich die Germanen gestellt haben).

Nebenbei bemerkt, habe ich nie behauptet, dass die Legionen nicht fähig gewesen wären, eine Marschordnung zu bilden, die ihnen bei Kalkriese Überlebenschancen geboten hätte. Ich habe sogar dargelegt, wie es hätte funktionieren können. Nur bleibt abseits dieser "was-wäre-wenn-Überlegungen" die Erkenntnis: Bei Kalkriese hat diese theoretisch denkbare Marschordnung in der Praxis nicht funktioniert. Oder sie ließ sich (zu dem Zeitpunkt) nicht (mehr) herstellen.



Daß das detailliertere Szenario rein statistisch leichter zu wiederlegen ist, dürfte klar sein. Je mehr Details man hat, umso mehr Chancen hat man zum Wiederlegen.
Dann stimmt Deine Grundüberlegung nicht. Die umfang- und detailreichste Beschreibung der Varus-Schlacht liefert Cassius Dio. Seine Schilderung ist auch umfangreicher als die Tacitus-Beschreibung der Caecina-Schlacht. Daran kann es also nicht liegen, dass sich die Caecina-Hypothese leichter widerlegen lässt als die Varus-Theorie.

Alle heute noch bekannten Quellen gesammelt: Antike Schriftsteller zum Thema Varusschlacht -

Das ist die Frage, was genau hier gemeint ist.
Generell bin ich der Meinung, daß in Germanien eigentlich immer zwei getrennte Heeresgruppen operierten.

  1. Tiberius im Jahr 5nChr. zusammen mit der Flotte
  2. Varus mit seinen 3 Legionen und Asprenas mit 2 Legionen
  3. Saturninus und Tiberius mit jeweils 6 Legionen gegen Marbod
  4. Der Alpenfeldzug mit 2-3 Heeresgruppen
  5. Germanicus und Caecina mit jeweils 4 Legionen
Auch da wieder mein Einwand: Punkt 2 (Varus und Asprenas) passt nicht in die Reihe. Vier der genannten Fälle sind Teil von militärischen (Groß-)Offensiven. Varus wähnte sich aber als Oberbefehlshaber der römischen Streitkräfte in einer befriedeten "entstehenden" Provinz. Darüber sind sich alle römischen Geschichtsschreiber einig. Sogar der "Ausreißer" Florus. Fazit: Es ist mehr als naheliegend, dass Varus sich in der täglichen Praxis völlig anders verhalten hat als Tiberius, Drusus, Saturninus und Germanicus. Für ihn bestand keine Notwendigkeit, einen Zangenangriff zu führen, weil es keinen Feind gab, gegen den sich dieser Angriff hätte richten können.

So hatte ich das nicht verstanden. Mir lag eigentlich daran, aus dem Wall, der Topographie und den Funden einer Schlacht einen plausiblen Ablauf herzuleiten. Dazu sind ja nun auch von anderen verschiedene Versionen vorgetragen worden. Auf welche Beschreibung der Schriftquellen diese passen, wurde doch kontrovers zur Caecina-Schlacht diskutiert.
So sehe ich das auch. Die Frage, was bei Kalkriese geschehen ist, ist zunächst mal völlig unabhängig von der Frage, wer dort gekämpft hat. Das "Wer" ändert nicht den archäologischen Befund. In dieser Diskussion mischen sich natürlich beide Punkte. Als Befürworter der Varusschlacht-Theorie kann ich gar nicht anders, als die Quellen in die Diskussion der Abläufe mit einzubeziehen. Da lautet mein Urteil: Idistaviso muss man gar nicht diskutieren, Angrivarierwall kommt allein wegen fehlender Spuren des Artilleriebeschusses nicht in Frage, "Lange Brücken" ist wegen des Fehlens eines römischen Walls ausgeschlossen. Von den in Textquellen überlieferten Schlachten bleibt also nur Varus. Alternative: ein nicht dokumentiertes Gefecht.

Vielleicht wäre es wirklich sinnvoll, die Diskussion über die Abläufe in der Senke von der Varusschlacht-Frage zu trennen und das Thema in einen eigenen Strang auszugliedern.

MfG
 
[69] Penaserat interim circumventi exercitus fama et infesto Germanorum agmine Gallias peti, ac ni Agrippina inpositum Rheno pontem solvi prohibuisset, erant qui id fiagitium formidine auderent. sed femina ingens animi munia ducis per eos dies induit, militibusque, ut quis inops aut saucius, vestem et fomenta dilargita est. tradit C. Plinius Germanicorum bellorum scriptor, stetisse apud principium ponti laudes et grates reversis legionibus habentem. id Tiberii animum altius penetravit: non enim simplicis eas curas, nec adversus externos [studia] militum quaeri. nihil relictum imperatoribus, ubi femina manipulos intervisat, signa adeat, largitionem temptet, tamquam parum ambitiose filium ducis gregali habitu circumferat Caesaremque Caligulam appellari velit. potiorem iam apud exercitus Agrippinam quam legatos, quam duces; conpressam a muliere seditionem, cui nomen principis obsistere non qui verit. accendebat haec onerabatque Seianus, peritia morum Tiberii odia in longum iaciens, quae reconderet auctaque promeret.

Aber hier ist mit exercitus doch eindeutig nur von der Caecina-Heeresgruppe die Rede ?

Gruss
jchatt

Da es um die am Rhein eintreffenden Gerüchte geht, würde ich das so interpretieren, dass die Armee mit ihren 8 Legionen insgesamt abgeschnitten worden sei.

So ist das auch zu verstehen.

Das Schicksal der Germanicus Legionen wird aber erst danach erzählt.
Und die mussten wahrscheinlich auch nicht über die Rheinbrücke.
Im Übrigen bestehe ich auf eine vergleichbar strenge Auslegung:devil:

Auf wen wartet Aggripina wohl hoffend: Doch wohl auf den Vater ihres Sohnes. Acht Legionen werden vermisst, Gerüchte werden verbreitet, dass germanische Heeressäulen sich auf den Rhein zu bewegen. Auch dies impliziert den Glauben an eine Totalniederlage aller acht Legionen. Dann endlich kommen die abgerissenen vier Legionen des Caecina, Germanicus selbst ist noch nicht zurück, die gleichsam bestätigen, dass sie die Hauptlast des germanischen Angriffs unter Führung des Arminius getragen haben.
 
Das Schicksal der Germanicus Legionen wird aber erst danach erzählt.
Und die mussten wahrscheinlich auch nicht über die Rheinbrücke.
Im Übrigen bestehe ich auf eine vergleichbar strenge Auslegung:devil:

Ich auch.:devil:

Das ist nämlich nicht klar, worauf sich die "fama" in 1, 69 bezieht. Ich würde das auf die Gesamtlage der Armee beziehen.

Bereits in 1,63 f. wird auf die Gruppe Germanicus eingegangen, die sich auf Amisia zurückzieht. Ebenso befand sich Caecina auf dem anderen, getrennten Rückweg (aus welchen operativen Gründen eigentlich getrennt??). Beides zusammen ergibt die Interpretation, dass sich die Germanen auf dem Vormarsch zum Rhein befinden. Da sich "inzwischen" Gerüchte und Panik ausbreiteten, kann das mE nicht allein auf die Caecina-Gefechte bezogen sein.
 
Ebenso befand sich Caecina auf dem anderen, getrennten Rückweg (aus welchen operativen Gründen eigentlich getrennt??).

Im darauffolgenden Jahr 16 hat man ja direkt alle Truppen per Schiff bis zur Ems gebracht. 15 aber hat Caecina zunächst für ein ruhiges Hinterland gesorgt, indem er durch das Brukterergebiet an die Ems marschierte, wo er sich mit den anderen Heeresteilen, der Kavallerei unter Pedo und Germanicus selbst traf. Der Treffpunkt muss irgendwo Greven flussabwärts gelegen haben, Greven ist fast schon unwahrscheinlich, bis Greven ist die Ems zwar schiffbar, aber die notwendigen Kapazitäten hat sie bis dahin einfach nicht. Anzunehmen ist als Landungspunkt die Gegend um Rheine, dort gab es auch eine wichtige Emsfurt.
Da es keine großartigen Schlachten zwischen Römern und Germanen gegeben hatte, dürften sich auch die Verluste in Grenzen gehalten haben, demnentsprechend wird die Menge der Schiffe nicht ausreichend gewesen sein, um die Truppen des Pedo und des Caecina auf dem Rückweg mit aufzunehmen. So erklärt sich auch der getrennte Rückmarsch.

Beides zusammen ergibt die Interpretation, dass sich die Germanen auf dem Vormarsch zum Rhein befinden. Da sich "inzwischen" Gerüchte und Panik ausbreiteten, kann das mE nicht allein auf die Caecina-Gefechte bezogen sein.

Im Gegenteil: Die Gerüchte kommen durch das Ausbleiben der Truppen zustande.
 
Im Gegenteil: Die Gerüchte kommen durch das Ausbleiben der Truppen zustande.

Wieso Gegenteil? Das war doch auch meine Auffassung, dass es um die gesamte Armee ging, nicht Gerüchte ausschließlich wegen der Caecina-Kämpfe (es wird ja nicht einmal klar gesagt, dass Berichte über die Kämpfe überhaupt so früh eintrafen).
 
Wieso Gegenteil? Das war doch auch meine Auffassung, dass es um die gesamte Armee ging, nicht Gerüchte ausschließlich wegen der Caecina-Kämpfe (es wird ja nicht einmal klar gesagt, dass Berichte über die Kämpfe überhaupt so früh eintrafen).


Ich ahnte, dass das "im Gegenteil" Verständnisprobleme verursachen würde. Ich wollte mit "im Gegenteil" die von dir als unwahrscheinlich beurteilte Feststellung, dass das fama sich auf die Kämpfe des Caecina bezöge, bestätigen. Es bezog sich also nicht auf deine Aussage, sondern auf die Möglichkeit, dass die Schlacht an den pontes longi die Gerüchte verursacht hätte, Caecina also vorausgeeilt sei und Panik verbreitet hätte. Ich hätte wohl besser geschrieben "Zustimmung, denn genau das Ggt ist der Fall..." o.ä.
 
Diese Lesung ist falsch: Er führte sein Exercitus (also die Armee) zur Ems (mox reducto ad Amisiam exercitu (Ablativ!!! Sg.)), die Legionen verschiffte er (legiones (Nominativ/Akkusativ Pl. hier Akk.) classe).

Wenn mit exercitu das gesamte Heer gemeint ist, wäre das unlogisch, weil er nicht alle acht Legionen verschiffen kann. Er verschifft also nur die Legionen seines exercitu.
Und damit das klar wird, wird direkt danach erwähnt, daß Caecina ja eine eigene Abteilung führt. So sehe ich das immernoch.
Aber wie schon mehrmals erwähnt: ich kann leider kein Latein:weinen:

Gruss
jchatt
 
Na, da stehst du nicht alleine da! :rotwerd:
Nutze doch mal den Google-Übersetzer! Du wirst sehen, dass die Geschichte neu geschrieben werden muss! ;)

Man kann dort bessere Übersetzungen vorschlagen. Also in ein paar Jahren entscheidet Google über die richtige Übersetzung:pfeif:

Wenn Du die Stellen abgleichen willst, ist das hier zumindest eine kleine Hilfestellung:
Tacitus: Annals: Book 1 [60]

Danke!


Mal ein paar Stellen zur Benutzung von Exercitus um mir das zu verdeutlichen.

Über den Pannonischen Aufstand schreibt Velleius ( Vel. II,113 )aus:
"Iunctis exercitibus, quique sub Caesare fuerant quique ad eum venerant, contractisque in una castra decem legionibus, septuaginta amplius cohortibus, decem alis et pluribus quam decem veteranorum milibus, ad hoc magno voluntariorum numero frequentique equite regio, tanto denique exercitu, quantus nullo umquam loco post bella fuerat civilia, omnes eo ipso laeti erant maximamque fiduciam victoriae in numero reponebant."

Übersetzt mit:
""Nach der Vereinigung der Heere, die bereits unter [Tiberius] Caesar gestanden hatten, mit denen, die noch zu ihm gestoßen waren, befanden sich in einem Lager....- kurz, es es hatte seit den Bürgerkriegen nirgendwo mehr ein so gewaltiges Heer gegeben"

Also obwohl Tiberius natürlich den Oberbefehl über alle Truppen hatte, wird hier trotzdem zuerst von zwei Heeren gesprochen. Später werden alle zusammen auch als ein Heer genannt.

Weiter bei der selben Stelle:"
At imperator, optimus eorum quae agebat iudex et utilia speciosis praeferens quodque semper eum facientem vidi in omnibus bellis, quae probanda essent, non quae utique probarentur sequens, paucis diebus exercitum, qui venerat, ad refovendas ex itinere eius vires moratus, cum eum maiorem, quam ut temperari posset, neque habi1em gubernaculo cerneret, dimittere statuit;"

übersetzt mit:
"...Also ließ er das eben angelangte Heer ein paar Tage rasten, damit ..."

Weil "das Heer" offensichtlich nicht eindeutig genug ist, wird hier exercitum noch genauer spezifiziert, "das eben angelangt ist".

bin ich jetzt schlauer ? :confused:

Gruss
jchatt
 
Wenn mit exercitu das gesamte Heer gemeint ist, wäre das unlogisch, weil er nicht alle acht Legionen verschiffen kann. Er verschifft also nur die Legionen seines exercitu.
Und damit das klar wird, wird direkt danach erwähnt, daß Caecina ja eine eigene Abteilung führt. So sehe ich das immernoch.
Aber wie schon mehrmals erwähnt: ich kann leider kein Latein:weinen:
Er führt sein Exercitus zur Ems. An dieser werde seine Legionen verschifft, Pedo und Caecina werden von dort aus, weil der Rückweg von dort aus sicher erscheint - eine grobe Fehleinschätzung wie Caecina leidvoll erfahren muss - auf getrennten Wegen nach Hause geschickt, wobei Pedo die Flotte offenbar bis zur Küse flankieren sollte. Immerhin war Varus sechs Jahre zuvor mit drei Legionen von demselben Gegner in demselben Gebiet vernichtet worden.

Man kann dort bessere Übersetzungen vorschlagen. Also in ein paar Jahren entscheidet Google über die richtige Übersetzung:pfeif:



Danke!


Mal ein paar Stellen zur Benutzung von Exercitus um mir das zu verdeutlichen.

Über den Pannonischen Aufstand schreibt Velleius ( Vel. II,113 )aus:
"Iunctis exercitibus, quique sub Caesare fuerant quique ad eum venerant, contractisque in una castra decem legionibus, septuaginta amplius cohortibus, decem alis et pluribus quam decem veteranorum milibus, ad hoc magno voluntariorum numero frequentique equite regio, tanto denique exercitu, quantus nullo umquam loco post bella fuerat civilia, omnes eo ipso laeti erant maximamque fiduciam victoriae in numero reponebant."

Übersetzt mit:
""Nach der Vereinigung der Heere, die bereits unter [Tiberius] Caesar gestanden hatten, mit denen, die noch zu ihm gestoßen waren, befanden sich in einem Lager....- kurz, es es hatte seit den Bürgerkriegen nirgendwo mehr ein so gewaltiges Heer gegeben"

Also obwohl Tiberius natürlich den Oberbefehl über alle Truppen hatte, wird hier trotzdem zuerst von zwei Heeren gesprochen. Später werden alle zusammen auch als ein Heer genannt.

Weiter bei der selben Stelle:"
At imperator, optimus eorum quae agebat iudex et utilia speciosis praeferens quodque semper eum facientem vidi in omnibus bellis, quae probanda essent, non quae utique probarentur sequens, paucis diebus exercitum, qui venerat, ad refovendas ex itinere eius vires moratus, cum eum maiorem, quam ut temperari posset, neque habi1em gubernaculo cerneret, dimittere statuit;"

übersetzt mit:
"...Also ließ er das eben angelangte Heer ein paar Tage rasten, damit ..."

Weil "das Heer" offensichtlich nicht eindeutig genug ist, wird hier exercitum noch genauer spezifiziert, "das eben angelangt ist".

bin ich jetzt schlauer ? :confused:

Gruss
jchatt

Es gab das niedergermanische Heer (Germania inferior) und das obergermanische Heer (Germania superior). Deshalb ist von mehreren Heeren die Rede.
 
Immerhin war Varus sechs Jahre zuvor mit drei Legionen von demselben Gegner in demselben Gebiet vernichtet worden.

Die römische Aufarbeitung des Vorfalls, heutzutage wohl ein Untersuchungsausschuß :devil:, wird sicher von 3 geschwächten Legionen ausgegangen sein. Caecina dürfte also mind. doppelte Stärke besessen haben, wenn nicht mehr.
 
Zurück
Oben