In Christopher Clarks Buch Preußen Aufstieg und Niedergang behauptet Clark, dass durch den Einmarsch Friedrichs II. in Schlesien und die darauffolgende Annexion Schlesiens Preußen eventuell einer sächsischen Invasion zuvorgekommen ist. Immerhin waren ja Sachsen, das im Westen an Schlesien grenzte in einer Personalunion mit Polen verbunden. Deshalb legt er den Verdacht nahe, dass bei einer sächsischen Annexion nicht Preußen, sondern Sachsen die dominierende Macht im Heiligem Römischen Reich deutscher Nation geworden wäre.
Wie ist eure Einschätzung dazu?
Sachsen hat zumindest am Vorabend des Siebenjährigen Krieges nichts dafür getan militärisch beeindruckend zu wirken.
Schau Dir vielleicht mal die "Stärke" der sächsischen Armee von 1756 an.
http://www.geschichtsforum.de/f288/die-heere-deutscher-staaten-im-jahre-1756-a-39283/
@ Odysseus
Das Problem mit der Landbrücke von Sachsen nach Polen habe ich auch schon mehrfach gelesen.
Wenn man sich die Bedeutung der polnischen Krone für August den Starken und dann seinen Sohn vergegenwärtigen möchte, sollte man aber nicht unterschätzen, dass zumindest dem Anschein nach diese 1697 noch bedeutender war. Die polnischen Truppen unter Jan Sobieski spielten noch 1683 bei dem Entsatz Wiens eine große Rolle und es war dem Kaiser sehr wichtig, Polen für eine Allianz gegen die Türken zu gewinnen.
Kurbrandenburg war zwar schon ein scharfer Konkurrent, aber August der Starke konnte ja noch nicht damit rechnen, dass 1701 der brandenburgische Kurfürst die Erhebung zum König in Preußen und dann auch noch die Anerkennung erlangen würde.
Schon im Großen Nordischen Krieg zeigte sich aber die große Schwäche der polnischen und sächsischen Truppen in den Niederlagen gegen Karl XII. wie bei Klissow (die sächsisch-polnische Armee erlitt mehr als dreimal so hohe Verluste wie die schwedische). Nach der Rückkehr August des Starken auf den polnischen Thron musste er die polnischen Verhältnisse mit all den Einschränkungen für die Rolle des Königs anerkennen.
Man kann nur vermuten, ob aus einem absolutistisch regierten Polen mehr "herauszuholen" gewesen wäre. Jedenfalls scheint August III. dann nach seiner Thronbesteigung keine tieferen Versuche unternommen zu haben, sich damit in Polen durchzusetzen. Es war ganz offenbar so, dass es verschiedenen Königen in Polen ehedem durchaus gelang, trotz der Mitsprache des polnischen Adels einige Kräfte zu mobilisieren.
Das Ringen um die Vorherrschaft in Dtl. scheint mir seit der 2. Hälfte des 17.Jh. auf den Dualismus zwischen Österreich und Brandenburg-Preußen hinausgelaufen zu sein. Schon Prinz Eugen soll ja vor der Erhebung Friedrich I. zum König gewarnt haben, da eben schon damals Brandenburg-Preußen nach Österreich das größte militärische Potenzial hatte.
Die Ablösung Kursachsens durch Kurbrandenburg als militärisch zweitmächtigster Reichsstand nach Österreich vollzog sich zur Zeit des Großen Kurfürsten. Dessen Vater hatte noch so ziemlich machtlos dem Einmarsch der Schweden 1630/31 zusehen müssen und konnte im 30-jährigen Krieg wegen der militärischen Schwäche keine relevante Rolle spielen. Außerdem nahm Sachsen im Obersächsischen Kreis eine führende Position ein.
Schon im Nordischen Krieg brachte es die preußische Armee auf 50.000 Mann nach Aufstockungen beim Regierungsantritt Friedrich Wilhelm I. 1713. Zum Vergleich: Kursachsen vermochte es am Ende der Herrschaft August des Starken seine Armee nach einer Reform und Reorganisation auf etwas mehr als 30.000 Mann zu bringen.
Dennoch kann man schon m.E. von einem sächsisch-preußischen Ringen um die Vorherrschaft in Norddeutschland sprechen. Ich habe dazu mal was vor Jahren verzapft:
http://www.geschichtsforum.de/f288/...flikt-im-zeitalter-august-ii-von-polen-13078/