excideuil
unvergessen
Wir feierten dieses Jahr wieder besinnlich die Weihnachtstage.
Vor genau 200 Jahren hingegen stand der preußische General Ludwig v. Yorck vor seiner wohl historisch wichtigsten Entscheidung:
Konvention von Tauroggen ? Wikipedia
Ein früheres russisches Angebot zu einem Neutralitätsabkommen hatte Yorck am 26. November 1812 mit den Worten, „er sei von Kind an Soldat gewesen und mit den „Verschlingungen der Politik“ unvertraut“ abgelehnt. „Weiter schrieb er, dass „bei so großen Veränderungen die Schritte der Armee mit der inneren Politik in Übereinstimmung gebracht werden müssen.““
Yorck wünschte zu ergründen, wie sein König über ein Neutralitätsabkommen seines Corps dachte. Sein Adjudant, Major v. Seydlitz, kehrte allerdings ohne eine Stellungnahme des Königs oder seiner Umgebung zurück.
Am 24. Dezember 2012 schickte General Diebitsch, der Kommandeur der Vorhut der Armee von Sayn-Wittgenstein einen Parlamentär zu Yorck und:
„Am Weihnachtstage (25.) spät abends trafen Yorck und Diebitsch zum ersten Mal zwischen den Vorposten zusammen. Diebitsch hatte seine Truppen so verdeckt als möglich aufgestellt, aber er war edel genug zu sagen, was er an Truppen habe und nicht habe; er erklärte Yorck, dass er nicht daran denken könne, den Weg wirklich zu sperren, dass er allerdings alles Mögliche tun werde, ihm seinen Train, seine Artilleriefahrzeuge und vielleicht einen großen Teil seiner Artillerie abzunehmen. Es war natürlich, dass diese Bemerkungen nicht entscheidend sein konnten. Der Hauptgegenstand der Unterredung war vielmehr die gänzliche Vernichtung der Grande Armée, und dass die russischen Generale angewiesen seien, bei vorkommenden Fällen die Preußen nicht wie eigentliche Feinde zu behandeln, sondern in Rücksicht auf die früheren freundschaftlichen Beziehungen beider Mächte und die Wahrscheinlichkeit, dass dieselben nun bald erneuert werden würden, mit ihnen jedes freundschaftliche Abkommen zu treffen, welches dieselben wünschen könnten. Diebitsch erklärte demgemäß, dass er bereit sei, mit Yorck einen Neutralitätsvertrag einzugehen und zu dem Behufe die militärischen Vorteile, welche er über ihn habe, aufzugeben.“
Yorck machte sich seine Entscheidung nicht leicht, schließlich bedeutete dies eine eigenständige Politik und stellte damit den König vor vollendete Tatsachen.
Vermutlich war es v. Clausewitz, der Yorck letztlich überzeugte. Und so erfolgte dann am 30. Dezember 2012 die Unterschrift zur Konvention von Tauroggen.
Hier der Wortlaut:
Konvention von Tauroggen
An seinen König schrieb Yorck:
"…dass er nach Lage der Dinge gezwungen gewesen sei, „mit dem General-Major von Diebitsch im Dienste S.M. des Kaisers Alexander die Convention abzuschließen, die ich anliegend Ew.M. zu Füßen zu legen die Ehre habe. In der vollen Überzeugung, dass ich bei der dem Fortmarschieren die Existenz des Armee-Corps aufs Spiel gesetzt und den Verlust der Artillerie und seines Gepäcks herbeigeführt hätte, wie die Erfahrung es bei der Großen Armee gezeigt hat, glaubte ich als treuer Untertan E.M. nur ihren Vorteil zu Rate zu ziehen zu dürfen ohne Rücksicht auf den Ihres Alliierten … Ew. Maj. lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn Sie mein Handeln tadelnswert finden sollten. Ich werde dennoch in dem letzten Augenblick die süße Gewissheit haben zu denken, dass ich als treuer Untertan sterbe, als wahrer Preuße, als ein Mann endlich, der nur das Beste des Vaterlandes wollte.“
rbb Preußen-Chronik | Episode 30. Dezember 1812: Tauroggen - Ein Hochverrat wird Fanal nationaler Erhebung
Seinem – nun ehemaligen – Kommandeur Marschall Macdonald teilte er mit:
„Die preußischen Truppen werden ein neutrales Corps bilden und sich keine Feindseligkeiten gegen eine der beiden Parteien erlauben. Die kommenden Ereignisse, welche durch die Unterhandlungen zwischen den kriegführenden Mächten herbeigeführt werden dürften, werden ihr ferneres Schicksal bestimmen.“
Yorcks Handlung ist nicht unumstritten. Stellvertretend die Aussage von Gen. d. Inf. Friedrich v. Schubert, der den Feldzug von 1812 als junger Ordonanzoffizier mitgemacht hatte:
Die Konvention von Tauroggen ist „das erste Beispiel in der Geschichte, dass ein kommandierender General den Befehlen seines Souverains entgegen ein Abkommen mit dem Feinde schließt, seine selbständige Politik betreibt und seinen Monarchen zwingt, dieser Politik zu folgen … - ein für Staaten höchst gefährliches , mit nichts zu entschuldigendes Beispiel, dem man keinen anderen Namen geben kann als den des Hochverrats.“
Aber:
„Trotz dem, was mir mein Verstand und meine Vernunft sagten, welche die Tat Yorcks für ein Verbrechen erklärten, konnte ich mich nicht enthalten, sie dennoch schön zu finden und sie ihm zu verzeihen.“
Grüße
excideuil
Quelle: Elbin, Günther: 1812: Die Konvention von Tauroggen – „… Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen“, in damals 12/1987 Seiten 1014 - 1034
Vor genau 200 Jahren hingegen stand der preußische General Ludwig v. Yorck vor seiner wohl historisch wichtigsten Entscheidung:
Konvention von Tauroggen ? Wikipedia
Ein früheres russisches Angebot zu einem Neutralitätsabkommen hatte Yorck am 26. November 1812 mit den Worten, „er sei von Kind an Soldat gewesen und mit den „Verschlingungen der Politik“ unvertraut“ abgelehnt. „Weiter schrieb er, dass „bei so großen Veränderungen die Schritte der Armee mit der inneren Politik in Übereinstimmung gebracht werden müssen.““
Yorck wünschte zu ergründen, wie sein König über ein Neutralitätsabkommen seines Corps dachte. Sein Adjudant, Major v. Seydlitz, kehrte allerdings ohne eine Stellungnahme des Königs oder seiner Umgebung zurück.
Am 24. Dezember 2012 schickte General Diebitsch, der Kommandeur der Vorhut der Armee von Sayn-Wittgenstein einen Parlamentär zu Yorck und:
„Am Weihnachtstage (25.) spät abends trafen Yorck und Diebitsch zum ersten Mal zwischen den Vorposten zusammen. Diebitsch hatte seine Truppen so verdeckt als möglich aufgestellt, aber er war edel genug zu sagen, was er an Truppen habe und nicht habe; er erklärte Yorck, dass er nicht daran denken könne, den Weg wirklich zu sperren, dass er allerdings alles Mögliche tun werde, ihm seinen Train, seine Artilleriefahrzeuge und vielleicht einen großen Teil seiner Artillerie abzunehmen. Es war natürlich, dass diese Bemerkungen nicht entscheidend sein konnten. Der Hauptgegenstand der Unterredung war vielmehr die gänzliche Vernichtung der Grande Armée, und dass die russischen Generale angewiesen seien, bei vorkommenden Fällen die Preußen nicht wie eigentliche Feinde zu behandeln, sondern in Rücksicht auf die früheren freundschaftlichen Beziehungen beider Mächte und die Wahrscheinlichkeit, dass dieselben nun bald erneuert werden würden, mit ihnen jedes freundschaftliche Abkommen zu treffen, welches dieselben wünschen könnten. Diebitsch erklärte demgemäß, dass er bereit sei, mit Yorck einen Neutralitätsvertrag einzugehen und zu dem Behufe die militärischen Vorteile, welche er über ihn habe, aufzugeben.“
Yorck machte sich seine Entscheidung nicht leicht, schließlich bedeutete dies eine eigenständige Politik und stellte damit den König vor vollendete Tatsachen.
Vermutlich war es v. Clausewitz, der Yorck letztlich überzeugte. Und so erfolgte dann am 30. Dezember 2012 die Unterschrift zur Konvention von Tauroggen.
Hier der Wortlaut:
Konvention von Tauroggen
An seinen König schrieb Yorck:
"…dass er nach Lage der Dinge gezwungen gewesen sei, „mit dem General-Major von Diebitsch im Dienste S.M. des Kaisers Alexander die Convention abzuschließen, die ich anliegend Ew.M. zu Füßen zu legen die Ehre habe. In der vollen Überzeugung, dass ich bei der dem Fortmarschieren die Existenz des Armee-Corps aufs Spiel gesetzt und den Verlust der Artillerie und seines Gepäcks herbeigeführt hätte, wie die Erfahrung es bei der Großen Armee gezeigt hat, glaubte ich als treuer Untertan E.M. nur ihren Vorteil zu Rate zu ziehen zu dürfen ohne Rücksicht auf den Ihres Alliierten … Ew. Maj. lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn Sie mein Handeln tadelnswert finden sollten. Ich werde dennoch in dem letzten Augenblick die süße Gewissheit haben zu denken, dass ich als treuer Untertan sterbe, als wahrer Preuße, als ein Mann endlich, der nur das Beste des Vaterlandes wollte.“
rbb Preußen-Chronik | Episode 30. Dezember 1812: Tauroggen - Ein Hochverrat wird Fanal nationaler Erhebung
Seinem – nun ehemaligen – Kommandeur Marschall Macdonald teilte er mit:
„Die preußischen Truppen werden ein neutrales Corps bilden und sich keine Feindseligkeiten gegen eine der beiden Parteien erlauben. Die kommenden Ereignisse, welche durch die Unterhandlungen zwischen den kriegführenden Mächten herbeigeführt werden dürften, werden ihr ferneres Schicksal bestimmen.“
Yorcks Handlung ist nicht unumstritten. Stellvertretend die Aussage von Gen. d. Inf. Friedrich v. Schubert, der den Feldzug von 1812 als junger Ordonanzoffizier mitgemacht hatte:
Die Konvention von Tauroggen ist „das erste Beispiel in der Geschichte, dass ein kommandierender General den Befehlen seines Souverains entgegen ein Abkommen mit dem Feinde schließt, seine selbständige Politik betreibt und seinen Monarchen zwingt, dieser Politik zu folgen … - ein für Staaten höchst gefährliches , mit nichts zu entschuldigendes Beispiel, dem man keinen anderen Namen geben kann als den des Hochverrats.“
Aber:
„Trotz dem, was mir mein Verstand und meine Vernunft sagten, welche die Tat Yorcks für ein Verbrechen erklärten, konnte ich mich nicht enthalten, sie dennoch schön zu finden und sie ihm zu verzeihen.“
Grüße
excideuil
Quelle: Elbin, Günther: 1812: Die Konvention von Tauroggen – „… Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen“, in damals 12/1987 Seiten 1014 - 1034
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