Am Anfang muss ich sagen, dass ich nur eine Person kenne, die diesen Film hier gesehen hat. Die Studenten, mit denen ich arbeite haben den Dreiteiler total ignoriert. Sie haben einfach ganz keine Interesse. Hier macht man die historischen Fernsehserien, die sehr populär bei jungen Leuten sind. zB „Czas Honoru“ – die Saga über Armia Krajowa (schon 5 Serien, jede mit 13 Teile) oder „1920. Miłość i Wojna“ – über polnisch-sowjetischem Krieg. Diese Filme sind nicht einseitig. Sie zeugen alle menschliche Verhältnisse der Kriegszeit, auch der Verrat, der Angst, das Egoismus und die menschliche Kleinigkeit. Sie sind auch nicht die ersten. Ein paar Beispiele. In 1958 hat Andrzej Munk „Eroica. Die heldische Symphonie in zwei Teilen“ gemacht. Das war seine Antwort auf „Kanal“ von Andrzej Wajda, in der Presse sehr intensiv diskutiert. Das sind zwei kurze tragikomische Etüden, die eine sehr bittere Abrechnung mit polnischem Heroismus bilden. 1961 hat Jan Rybkowski der Film „Dziś w nocy umrze miasto“ („Heute nachts stirbt die Stadt“) gemacht. Der junge KL Heftlinge fluchtet in Dresden während der Bombardierung, 13 Februar 1945. Er wandert durch die brennende Stadt, trifft verschiedene Leute und beobachtet verschiedene menschliche Verhältnisse – Angst, Verzweiflung, Schwachheit, Zynismus - die ihn immer mehr faszinieren. Er langsam entdeckt, dass er außer Hass auch andere Gefühle hat. 1995 hat Andrzej Wajda das in 1945 geschriebenes Buch „Wielki Tydzień“(„Osterwoche“) verfilmt. Das ist die fiktive Geschichte von Irena Lilien, junge Warschauer Jüdin. Vor dem Krieg hat sich Irena, ganz assimilierte Tochter des Warschauers Professors, keine Jüdin gefühlt. Wahrend des Krieges muss sich Irena vor Deutschen in Warschau verstecken. Ganz zufällig macht sie das bei ihrem ehemaligen, heute schon geheiratetem Verlobter - Jan. In Jans Mietshaus wohnen vier Familien – Leute der verschiedenen Milieus, Berufe und sozialen Klassen. Sie vermuten, dass Irena eine Jüdin ist. Durch den Film stellen sie die ganze Skala der menschlichen Reaktionen in extremen Gelegenheiten: von purem Heroismus durch totale Gleichgültigkeit bis grenzlose Gemeinheit. Letzens war „Róża“ („Rose“) im Polen ein Hit – Film ist sehr grausam (sehr drastische Szenen der brutalen Vergewaltigungen der deutschen Frauen von Rotarmisten), aber paradoxerweise zeugt gleichzeitig sehr delikat die Liebe der zwei total von dem Krieg zerstörten Leute aus zwei verschiedenen Welter.
Also die Anrufe, dass wir unsere Geschichte aufarbeiten sollen, wie das die Deutschen früher gemacht haben klingeln für einen Polen einfach miserable.
Die Darstellung der AK Soldaten wird in polnischen Medien eindeutig für die vulgäre, primitive Beleidigung gehalten. Vor allem aber für Denkmal der Ignoranz - für das Verhalten, das ganz überraschend und unverständlich ist. Die Verhältnisse zwischen beider Länder auf dem Grund der Mitarbeit der Historiker wurden als stabil und genug richtig entwickelt beschreibt, um die Hoffnung zu haben, dass die Autoren des Films die polnischen Episoden mit polnischen Kollegen konsultiert werden. Der Wochenmagazin „Do Rzeczy“ schreibt (Text u.T. „Polen gespuckt!“): „dieser Film hat die selten getroffenen intellektuellen Fehlern (…) auf dem Feld des Wissens über deutscher Okkupation Polens“. Noch im April hat der konservative Magazin „Sieci“ das Interview mit Professor Bogdan Musiał publiziert. ZDF hat ihm den rohen Filmmaterial zu rezensieren geschickt. Seine Rezension war ein großer Katalog der meritorischen Fehler, die die Autoren gemacht haben. Die Diskussion im ZDFs Sitz in Meinz hat keine Effekte gegeben und Musiałs Korrektur hat keine Rolle bei Filmproduktion gespielt. Auch die liberalen Journalisten („Gazeta Wyborcza“, polnische Edition „Newsweeks“), die immer den Deutschen sehr gütig sind, waren diesmal überraschend kritisch.
Polnische Medien haben zwei Aspekte des Films kritisiert: 1. der Krieg mit seinem ganzen Kontext beginnt ipso facto mit Angriff auf SU. Der Krieg, vor allem aber die deutsche Terrorspolitik im Polen, Jugoslawien oder Griechen wurden ganz ignoriert. Das nazistische Machtsapparat ist im Film auch sehr enigmatisch. Ein Jude spaziert in Berlin in 1941 und schreit „Schalom!“…? Die allgemeine Opinion war, dass der Film zeugt, was die heutigen jungen, in liberaler Bundesrepublik erzogen Deutschen in damaliger Zeit gemacht haben. Nicht die jungen Leute, die ab 1933 konsequent und vor allem 100 % professional von dem Nazi Propaganda Apparat programmiert wurden. Das ist aber nicht der wichtigste Punkt der Kritik.
Der zweite und haute Aspekt ist die Darstellung der Polen, die als die in jedem Detail abstoßenden Gestallten vorgestellt wurden. Was sehen wir? Wir beobachten eine Bande der schmutzigen Penner, die im Wald kampieren. Ihre nationale Identität wird von Armbänder (der Warschauer Ausständigen 1944…) und dann von runden Mützen (wer hat das ausgedacht !?) markiert und zementiert. Dem Bandenanführer kann man nicht ein eigenartigen Kolorit zu verweigern. Besonders die Sammlung der deutschen Erkennungsmarken auf seinem Hals (GNADE!!!) bildet die Aura des geheimen Grauens... Und das ist Armia Krajowa, die im Kampf ca 100 000 Soldaten verloren hat; wird in 2 Jahren Lemberg befreien und deren Soldaten bis 1963 gegen Kommunisten im Polen aktiv gekämpft haben. Nota bene – Victor konnte die AK Partisanen in 1942 nicht treffen (außer Ukraine und Weißrussland, wo sie gegen Rotte Armee und NKWD kämpften), da AK ihre erste Wald Truppen in 1943/44 formiert hat. Früher gab es nur die Konspirationsaktivitäten wie Spionage (Enigma, Peenemunde, Holocaustberichte von Karski und Pilecki, die nach Westen geschickt wurden), Sabotage, Attentaten (zB Bombenattentate in Berlin Hauptbahnhof am 10.4.1943 und S-Banhhof Friedrichstrasse am 13.02.1943), aber nicht der klassische Partisanenkrieg.
Jeder, auch Frau Kratz, die die Kostüme vorbereitet hat, kann mindestens Google nutzen und genug Quellen finden, um ein Offizier von Armia Krajowa richtig vorzustellen. Es gibt auch die Sammlungen der zahlreichen Museen, Archiven und vor allem die gigantische Fachliteratur zur Verfügung.