Propagandapostkarte aus dem Jahr 1933

Cpt. Kolibri

Neues Mitglied
Hallo liebe Geschichtsfans ! :)

Ich habe eine Frage zu der Propagandapostkarte aus dem Jahr 1933 für meine Geschichtshausaufgabe.
Hier erstmal die Postkarte:
http://pressechronik1933.dpmu.de/wp...02/AKiP_Postkarte_Hans-vom-Norden-um-1933.jpg
Meine sieht nicht ganz genauso aus (beispielsweise tragen ALLE Hüte und der Text ist treppenartig angeordnet) aber das ist für meine Frage nicht relevant.

Mir ist aufgefallen (ist auch gar nicht so schwer zu übersehen ;) ), dass Friedrich II. und Hindenburg in die "Kamera", also zum Betrachter, sehen - während Bismarck gemeinsam mit Hitler von diesem weggucken (aber doch in unterschiedliche Richtungen). Das hat dann doch mein Interesse geweckt.

Mein Gedankengang dazu war, dass Friedrich II. eben Kaiser war, und Hindenburg oft als "Ersatzkaiser" betitelt wird. Die "Gemeinsamkeit" (ich drücke mich jetzt extra vorsichtig aus, denn eigentlich möchte ich Hitler nicht auf eine Stufe mit Bismarck stellen...) zwischen Bismarck und Hitler könnte sein, dass ersterer eine geschickte Bündnispolitik in Europa ausgeübt hat und Hitler ebenso geschickt war, nur eben mit anderen Zielen in der Außenpolitik (wie der Nichtangriffspakt, oder die Ausnutzung der europäischen Toleranz). Deshalb könnten beide vom Betrachter wegschauen, jedoch in unterschiedliche Richtungen.

Bin ich damit auf dem Holzweg ? Über ein wenig Hilfestellung wäre ich sehr dankbar ! :)
Einen schönen Samstag euch :winke:
 
Ich finde schon, den die verschieden Blicke sind für mich persönlich sehr auffällig...

Ein zweiter Deutungsansatz wäre noch, dass Bismarck und Hitler beide Reichskanzler, also vom Volk gewählt, waren. Friedrich und Hindenburg wurden ja mehr "von oben" eingesetzt.
Auch könnte die Gemeinsamkeit bei dem König und dem Fürsten sein, dass ersterer Schlesien erobert hat, und Hindenburg gegen die Russen verteidigt hat.
Bismarck hat durch den Norddeutschen Bund den ersten richtigen Nationalstaat geformt, den Hitler von einer politischen "Spaltung gerettet" haben soll (laut Postkarte) wenn man sich hier auf die Bildunterschriften bezieht...

Klingt das logisch und nachbollziehbar ? :D
 
Ein zweiter Deutungsansatz wäre noch, dass Bismarck und Hitler beide Reichskanzler, also vom Volk gewählt, waren. Friedrich und Hindenburg wurden ja mehr "von oben" eingesetzt

Bismarck wurde nicht vom Volk gewählt, sondern als Reichskanzler vom Kaiser ernannt, während Hindenburg als Reichspräsident 1925 und 1932 direkt vom Volk gewählt wurde.
 
Ich finde schon, den die verschieden Blicke sind für mich persönlich sehr auffällig...

Dann sollte diese Interpretation allerdings aussagekräftig sein.

Ein zweiter Deutungsansatz wäre noch, dass Bismarck und Hitler beide Reichskanzler, also vom Volk gewählt, waren. Friedrich und Hindenburg wurden ja mehr "von oben" eingesetzt.
Äh... nein. Zunächst mal zum Unterschied des Wahlsystems zwischen der Weimarer Republik und der Bundesrepublik: Wir wählen unsere Parlamente und der Bundestag wählt den Kanzler (wenn also jemand behauptet er habe Merkel gewählt, dann ist das formal nur korrekt, wenn er in ihrem Wahlkreis ihr die Direktstimme gegeben hat), der durch den Präsidenten bestätigt wird; die Bundesversammlung, ein Zusammenschluss aus den Mitgliedern des Bundestages und einer gleichen Anzahl durch die 16 Landesparlamente bestimmter Personen (Politiker, Prominente) wählt den Bundespräsidenten.
Im Unterschied dazu wählte das Volk in der Weimarer Republik sowohl den Präsidenten (Hindenburg war also gewählt), als auch das Parlament. Allerdings bestimmte der Präsident dann einen Kanzler, der sich die Mehrheiten im Parlament selber suchen musste. Insofern ist Hitler nie vom Volk gewählt worden. Da aber die NSDAP als stärkste Fraktion aus den Wahlen 1932 hervorging, war es gewissermaßen folgerichtig, einen NSDAP-Mann zum Reichskanzler zu bestellen, da niemand gegen die NSDAP regieren konnte.
Insofern kann man sagen, dass Hitler indirekt durch das Volk gewählt wurde. Hindenburg wurde dagegen direkt gewählt.
Bismarck dagegen wurde als Ministerpräsident Preußens und Reichskanzler Deutschlands nicht gewählt, sondern er wurde vom König bzw. später Kaiser in dieses Amt eingesetzt und auch er musste sich zunächst die notwendigen Mehrheiten im Reichstag besorgen.

Bismarck hat durch den Norddeutschen Bund den ersten richtigen Nationalstaat geformt, den Hitler von einer politischen "Spaltung gerettet" haben soll (laut Postkarte) wenn man sich hier auf die Bildunterschriften bezieht...

Von Spaltung steht dort ja nichts.
Was aber erstaunlich ist: Die Postkarte ist von 1933. Da hat Hitler als Kanzler noch kaum etwas geleistet. Trotzdem redet die Postkarte von einem Erfolg in der Vergangenheit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ersteinmal vielen Dank für eure so ausführlichen Antworten.
Dass ich das mit den Wahlen irgendwie ein wenig vertauscht habe, ist irgendwie echt peinlich als Geschichts-LKler.. :D

Also ganz kurz:
○ Friedrich II. König - also "von oben ernannt" (beschreibe ich jetzt mal so)
○ Bismarck - ernannt --> "...die er sich im Reichstag zusammen suchen musste" also wurde er doch auch mehr oder weniger "gewählt" oder nicht ? (das zerstört ja sonst meine Theorie mit der Pärchenbildung :D )
○ Hindenburg - gewählt
○ Hitler - "gewählt"

Kann ich denn dann nicht auch behaupten, dass es jeweils ein Pärchen von "eroberung und Ausbau" gab ? Denn Friedrich eroberte durch die Schlesischen Kriege und den 7-jährigen Krieg ja den Großteil des Reiches, welches Bismarck dann mithilfe vom Norddeutschen Bund zu einer Einheit formte.
Hindenburg verteidigte dieses Gebiet (naja, das war ja mehr Ludendorffs verdienst, aber in der Öffentlichkeit strich er ja den Ruhm als "großer Mann" ein), welches Hitler wiederum bearbeitete in Form von - aus seiner Sicht natürlich - Einigung und Rettung...


Naja, von "Zersplittung" steht ja schon indirekt sort etwas durch das Verb "einigen". Und da es in Vergangenheitsform verfasst wurde, bin ich mal davon ausgegangen, dass Hitler zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits Reichskanzler war.


Ich glaub ich bin die Einzige, die hier irgendwelche Figurenkonstellation in Form von Pärchen erkennt - vielleicht auch weil ich es so unbedingt will :D
 
Naja, von "Zersplittung" steht ja schon indirekt dort etwas durch das Verb "einigen". Und da es in Vergangenheitsform verfasst wurde, bin ich mal davon ausgegangen, dass Hitler zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits Reichskanzler war.

Davon kannst du ausgehen. Die Frage allerdings ist, ob das "Einigungswerk" geographisch gemeint war, so wie du es zu verstehen scheinst. Und, wie gesagt, die Postkarte entstand im ersten Jahr von Hitlers Kanzlerschaft.

Ich glaub ich bin die Einzige, die hier irgendwelche Figurenkonstellation in Form von Pärchen erkennt - vielleicht auch weil ich es so unbedingt will :D

Es ist schon verständlich was du meinst. Es ist allerdings fraglich, dass das von Hans von Norden so intendiert war.
 
Wenn ich das Bild so ansehe, dann von links nach rechts - der König (nicht Kaiser!!!) Friedrich II, Fürst Bismarck, Feldmarschall Hindenburg und Kanzler Hitler.

Damit will der Gestalter doch ausdrücken, dass Hitler in einer politischen Tradition steht.

Beim Text haben wir
als Handlung: Erobern - Formen - Verteidigen - Einen

als Stand: König - Fürst - Feldmarschall - Soldat
 
Es ist schon verständlich was du meinst. Es ist allerdings fraglich, dass das von Hans von Norden so intendiert war.

Ich würde mich auch nicht so intensiv auf die Blickrichtung der abgebildeten Petsonen fixieren. Die Macher der Postkarte hatten kein image search und nahmen vermutlich einfach die Aufnahmen, die sie hatten und benutzen durften.

Interessanter finde ich die Benennung der Personen, die ja in der sozialen Hierarchie eine absteigende Linie bildet: König - Fürst - Feldmarschall - Soldat. Es erscheint eigentlich paradox, dass die Person - Hitler - für die diese Postkarte propagandistisch wirken sollte, als Endpunkt einer absteigenden Linie dargestellt wird.
 
Interessanter finde ich die Benennung der Personen, die ja in der sozialen Hierarchie eine absteigende Linie bildet: König - Fürst - Feldmarschall - Soldat. Es erscheint eigentlich paradox, dass die Person - Hitler - für die diese Postkarte propagandistisch wirken sollte, als Endpunkt einer absteigenden Linie dargestellt wird.

Finde ich auch auffällig. Es ist eine Propagandapostkarte von 1933, wie El Q. schrieb.
Wenn ich mich in die Position des Adressaten begebe, sehe ich den einfachen Soldaten, auffallend schlicht gekleidet, im Gegensatz zu den drei Vorgängern. Mit dem konnte man sich doch identifizieren, das wird gewollt gewesen sein. Wurde in der Zeit nicht auch Hitlers Zeit im 1. WK betont?
 
Zu dem Thema absteigene Linie habe ich gedacht, dass sich das mit den Rängen wohl auf die preußische Militärtradition bezieht und Hitler als deutscher Soldat (er war Österreicher) zu dem Zeitpunkt erst am Anfang seiner Karriere steht und das auf seinen Führungsanspruch in der deutschen Politik bezogen. Er sieht links von sich theoretisch das, was er an Ruhm etc. noch erhalten kann, auch wenn das vergangene Tage sind...
 
Wenn ich das Bild so ansehe, dann von links nach rechts - der König (nicht Kaiser!!!) Friedrich II, Fürst Bismarck, Feldmarschall Hindenburg und Kanzler Hitler.

Damit will der Gestalter doch ausdrücken, dass Hitler in einer politischen Tradition steht.

Beim Text haben wir
als Handlung: Erobern - Formen - Verteidigen - Einen

als Stand: König - Fürst - Feldmarschall - Soldat

Gute Aufstellung finde ich.
Es wird auf den Mythos des "Volksstaates" unter einem Führer aus des "Volkes Mitte" (Soldat) abgezielt.
Dieser soll als die Vollendung einer ruhmreichen nationalen Entwicklung propagiert werden.
 
Du meinst dieses Bild:
http://www.bildpostkarten.uni-osnabrueck.de/albums/userpics/10012/normal_17_1-000h.jpg
Die Frage ist, ob man da wirklich mehr als bildkompositorische Elemente (eine gewisse Symmetrie) hineininterpretieren muss.

Sehe ich auch so. Damit die gewollte Botschaft auch wirklich ankommt, steht sie nochmals verbal drunter. Das ist keineswegs eine absteigende Linie. Im Gegenteil. Hitler ist der "Messias", der am Ende als Vollender der "Heilsgeschichte" steht

Finde ich auch auffällig. Es ist eine Propagandapostkarte von 1933, wie El Q. schrieb.
Wenn ich mich in die Position des Adressaten begebe, sehe ich den einfachen Soldaten, auffallend schlicht gekleidet, im Gegensatz zu den drei Vorgängern. Mit dem konnte man sich doch identifizieren, das wird gewollt gewesen sein. Wurde in der Zeit nicht auch Hitlers Zeit im 1. WK betont?

Die Karte steht im Kontext des Wahlplakats, das hier diskutiert wurde
http://www.geschichtsforum.de/f66/plakatanalyse-hindenburg-hitler-42867/
und dieser Veranstaltung
Tag von Potsdam ? Wikipedia

Falls jemand noch tiefer gehendes Interesse hat:
http://edoc.hu-berlin.de/kunsttexte/2009-1/von-hoegen-jesko-1/PDF/von-hoegen.pdf
 
Das Bild hatten wir schon mehrfach.

Fang doch bitte mit einer Beschreibung an:

Wer sind diese Personen?
Wofür stehen sie?
Was wird mit der Aneinanderreihung angedeutet?
 
Diese Postkarte ist ja 1933 erschienen nach der Machtergreifung.
Entworfen hat sie Herr Hans vom Norden, der Verleger ist Johannes Böttcher

Würde ich so interpretieren:
1. König Friedrich II., auch genannt „Friedrich der Große“ oder auch „Der Alte Fritz“:
· 7jähriger Krieg - Sieg bei Roßbach.
2. Fürst Bismarck
· Einigung Deutschland (Reichsgründung 1871).
3. Hindenburg der angeblich im Felde ungeschlagen war (Dolchstoßlegende und 1 WK.)
4. Und nun stellt sich A.H. in die Reihe dieser Ahnen.
Der einfache Soldat als Retter der Umklammerung aus den Versailler-„Schand“-vertrages. Er führt Deutschland wieder zu wahrer Größe. Hindenburg der noch Reichspräsident -da lebte er noch- schaut ja auch zu ihm.
 
Zuletzt bearbeitet:
Um nach dem 08.05.1945 ...

In den 4 Zonen incl. WB gab es ja nach dem 08.05.1945 noch keine neuen Briefmarken und da half man sich kurzzeitig so, weil, man hatte ja bei der Deutschen Post diese Dauermarken noch zu Hauf:

upload_2021-6-22_16-2-56.jpeg


upload_2021-6-22_16-3-29.jpeg

 
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Der "bescheidene Soldat" verdiente an jeder Briefmarke mit und wurde so innerhalb kurzer Zeit zum Multimillionär. Die Reichspost zahlte an Hitler, um sein Bild auf Briefmarken verwenden zu dürfen.
 
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