Hallo zusammen,
der Wall verläuft offensichtlich in mehreren Bögen, meines Erachtens ist er errichtet worden wegen einiger guter Gründe:
1. Lebten um die Zeitenwende dort wohl Zivilisten, also Bauern. Zumindest für ein Haus sind die Pfostenlöcher gefunden worden.
2. Wenn Bauern uraltes Wiesenland urbar machen wollen, geschieht das weniger wie heute durch Umpflügen der Grasnarbe, zumal heutige tiefgreifende Pflugscharen nicht zur Verfügung standen, sondern durch Abtragen der Grasnarbe und Ablegen der Rasenstücke dorthin, wo sie nicht stören, sondern sogar noch einen guten Nebeneffekt haben.
3. Dafür bot sich der Rand des Waldes in südlicher Richtung bergaufwärts an. Von diesem langgestreckten Hang flossen sicherlich mehrere bachartige Rinnsale ins nördliche Moor, besonders zur Schneeschmelze und nach starken Regenfällen. Heute sind noch zwei gut zu sehen.
4. Für diese Rinnsale/Bäche wurden Lücken im entstehenden Wall gelassen, die bei zu starkem Wasseraufkommen geschlossen werden konnten. Somit musste das anfallende Wasser südlich (hangaufwärts) des Walls quer abgeleitet werden. Da kommt selbst ein militärtechnisch unbegabter Bauer auf die Idee, dieses mittels eines vor dem Wall verlaufendem Grabens zu ermöglichen. Da das Gelände leicht nach Osten abfällt, konnte das Wasser somit in diese Richtung abfließen, bzw. durch die dort befindlichen, geöffneten Durchlässe zur Feldbewässerung gedient haben (je nach Bedarf).
5. Dem Wall wiederum dienten am gewundenen Waldrand stehende Jungbäume von Flachwurzlern (man google nach solchen Baumsorten) zur Stabilität. Daher sind die Reste der Stämme heute noch im Wallrest zu erkennen, die Wurzeln, da sehr dünn, hinterließen keine sichtbaren Spuren. Warum auch sollten ansonsten Pfosten für einen angenommenen Zaun auf dem Wall so tief in den Boden gerammt werden?
6. Sinnigerweise bietet solch ein Wall auch etwas Schutz Richtung Berg, zumindest gegen den Einfall von Wildtieren, die das Getreide oder andere Feldfrüchte stibitzen wollen - da benötigten die Leute sicher weniger Wachen am Feld...
Nach intensiver Besichtigung des Geländes (geschehen vor zwei Jahren) würde ich auf diese obige Erklärung kommen, wüsste ich nicht von den Kampfhandlungen, sondern nur vom Wall. Aber auch mit diesem Wissen ist das kein Problem, da sich der vorhandene Wall als Deckung für Angreifer auf Vorbeimarschierende in jedem Fall einigermaßen gut eignet. Ebenso würde er sich gut eignen, zufällig in der Nähe (östlich) lagernde Truppen nachts ein wenig "anzufeuchten", indem ich die Bachdurchlässe alle schließen lasse. Auch kann ich tags darauf den Marschweg zwischen Wall und Moor gut durchnässen um besser (den Tross) angreifen zu können.
Aber sicher interpretiere ich das alles falsch, doch immer wieder kommt mir die simple Erklärung in den Sinn, wenn ich von den mich wenig überzeugenden militärischen Erklärungen für die Form, die Durchlässe, die "römischen" Spitzgräben lese oder höre. Wo ist denn der ultimative Hinweis, dass das Konstrukt ausschließlich (und so ungeeignet) nur für militärische Zwecke errichtet wurde? Ich fand ihn nicht!
Grüße
Ostfale
Nein Ostfale, das Haus in Kalkriese ist älter als der Wall. Niemand baut ein Haus in einer Flashfloodzone und wenn er doch den Fehler begangen haben sollte, wäre der Aufwand ein neues Haus zu errichten wesentlich geringer als der, einen 400 m langen Wall aufzuwerfen. Zumal... wenn man Probleme mit der Drainage hat, dann ist so ziemlich das dämlichste, was man machen kann das, die Grasnarbe abzutragen. Genau das ist in Kalkriese aber passiert. Zudem befinden sich im Wallmaterial Material aus den Abfallgruben des Hauses, was dafür spricht, dass es beim Bau des Walls schon geraume Zeit aufgegeben war. Es ist nicht einmal geklärt, ob Reste dieses Hauses zum Zeitpunkt des Kalkrieser Ereignisses oberirdisch noch zu erkennen waren.