Evolutionär zu gut angepaßte Bewohner extremer biologischer Nischen, sterben nämlich aus, wenn ihre Umwelt sich verändert.
Ganz genau. Das kann man dann aber auch nicht mehr mit dem Rassebegriff fassen. Mir ging es mehr darum, dass in einer bestimmten Umgebung zwar Mensche aller "Rassen" komfortabel überleben könnten, bestimmte "Rassen" aber besser mit den dort vorgefundenen Bedingungen zurecht kommen.
Das ist ja wieder die klassische Vorteilsevolution der langen Zeiträume. Dein Beispiel von den ausdauernden Aborigines sagt mir nichts. Kannst du das näher ausführen?
Letztlich geht es auch hier um ein Merkmal, das alle Menschen haben: Wir verfügen über Schweißdrüsen, können deshalb den Temperaturhaushalt des Körpers gut regulieren und sind aufgrund dessen in der Lage, mittels der "Ausdauerjagd" auch Tiere zu fangen, die bedeutend größer "Höchstgeschwindigkeiten" erreichen als wir. Beispiel: Der Gepard schafft 80 km/h - aber nur ein paar Sekunden lang.
Von diesem Vorteil der Schweiß-Drüsen-Temperatur-Regulierung können Menschen aus ganz bestimmten Regionen allerdings erheblich "besseren" Gebrauch machen als der Durchschnittsmensch. Typischerweise sind das Menschen, deren Heimat sich in weiten offenen Steppen befindet, wie die afrikanischen Khoisan. Deren Jäger rennen zwei Tage lang ohne Pause hinter schnellen Gazellen her und fangen sie letztlich ohne Fernwaffen. Die Aborigines erbeuten auf die Weise schnelle Känguruhs.
Mit individuellem Training allein ist das nicht zu erklären. Das hat zum Beispiel ein "Wettbewerb" bewiesen, der Mitte der 90er Jahre in Australien ausgetragen worden ist. Da sind drei Menschen über eine Strecke von 600 Kilometern gelaufen. Einer war unser allseits bekannter "Sir Vival" Rüdiger Nehberg, der zweite war der US-amerikanische Marathonläufer David Covey und der dritte war ein 75 Jahre alter Aborigine namens Jack Jugari. Jack Jugari hat gewonnen.
Dass Langstrecken-Sportwettbewerbe von Sportlern aus Kenia, Uganda etc dominiert werden, obwohl dort die Trainingsbedingungen mit Sicherheit nicht an europäische Verhältnisse heranreichen, deutet auch auf eine bessere "Grunddisposition" hin.
Was das Feuerland-Beispiel betrifft: Die Ureinwohner hatten sehr dunkel gefärbte Haut, kamen aber offenbar hervorragend mit Kälte zurecht. Ich erinnere mich an ein Foto, das eine Gruppe von fast unbekleideten Leuten zeigte, die im Schnee geschlafen haben... Gegen so banale Dinge wie den Schnupfen waren sie nicht resistent. Deshalb gibt es sie heute leider nicht mehr.
Zufall ja, lange Isolation nein. Ich denke viel eher muß man die Gründe bei den Vermehrungsraten suchen. Manche Gruppen haben sich einfach überproportional vermehrt. Bei den Han-Chinesen im fruchtbaren Tiefland, teilweise umschlossen von Bergen und Wüsten könnte diese überproportionale Vermehrungsrate gut mit der Neolithisierung zusammenfallen.
Das erklärt aber nicht,
warum die Vermehrungsraten höher waren. Unter den gleichen günstigen Bedingungen hätten auch Menschen, die nicht die besagte Augenfalte haben, gleich gute Voraussetzungen für die Vermehrung gehabt. Die Augenfalte ist keine arterhaltende Leistung. Hätte es Zuzug von Menschen aus anderen Populationen gegeben, würde nichts dafür sprechen, dass sich dieses Merkmal durchsetzen würde.
Das bezieht natürlich nicht die Möglichkeit ein, dass die Augenfalte nur Teil einer irgendwie miteinander verbundenen Gruppe von Merkmalen ist, von denen eines, das nicht äußerlich sichtbar war, Überlebensvorteile gebracht hat. Ich erinnere an die weißen Katzen mit zwei blauen Augen, die sich nie als "Rasse" oder gar als "Art" durchsetzen könnten, weil sie fast regelmäßig taub sind.
Für mich trifft der Begriff "Rasse" nach wie vor nicht zu, je mehr ich darüber nachdenke. Es sind relative Genpoolhäufikeitsschwankungen. Hätte man eine Statistik der Weltbevölkerung alle 1000 Jahre, wäre die Verteilung der immer gleichen offensichtlichen Merkmale jeweils anders.
Deshalb sind wir ja alle Menschen. Was Hans meint ist aber: Heute, zu genau dem jetzigen Zeitpunkt, ist in bestimmten Populationen ein "statistisch relevantes Fehlen" von Genpoolhäufigkeitsschwankungen zu beobachten. Soll heißen: Die Mehrzahl der Pygmäen ist klein, die Mehrzahl der Europäer ist weißhäutig, die Mehrzahl der Japaner hat die typischen "Schlitzaugen" etc pp.
Ich weigere mich auch, sowas als "Rassemerkmale" zu bezeichnen. Aber vor allem würde ich nicht versuchen, hier noch Untersuchungen auf "Reinrassigkeit" anstellen zu wollen.
Es bleibt nur die Frage: Wie lange hat es gedauert, bis sich in einer Population bestimmte Merkmale so durchgesetzt haben, dass sie "statistisch relevant" wurden? Wie viele Generationen waren z.B. bei den Khoisan nötig, damit die Mehrzahl der Individuen dieser Population zu solchen Ausdauerleistungen fähig war? Ich vermute, dass dazu mehr als ein paar tausend Jahre nötig ist.
Dem stimme ich zu und deshalb können wir Menschen froh sein, dass unser Genpool unverändert breit geblieben ist, denn das und vor allem die Kultur hat es uns schon in grauer Vorzeit ermöglicht, uns an immer neue Umweltanforderungen einigermaßen anzupassen, so dass wir nie komplett ausgestorben sind. :winke:
Ja, das ist die hervorstechendste Eigenschaft aller Menschen: Unser Genpool ist so vielfältig, dass wir zwar nichts richtig gut können, aber alles ein bisschen. Gerade diese Vielfalt ist in unserem Fall arterhaltend. Vermute ich jedenfalls.
MfG