Beziehungen Deutschland-Großbritannien 1890-1914

silesia schrieb:
Angelpunkt der britischen Diplomatie auf dem Kontinent war es, eine Vernichtung Frankreichs als Machtfaktor nicht hinzunehmen. Das ist nicht Ausfluss irgendwelcher Bündnisbindungen, sondern originäres britisches Interesse in einer extremen Zuspitzung auf dem Kontinent, für das es keinerlei Verträge bedurfte. Dass dieses nicht hinnehmbar war, ist unmittelbar verständlich. Und dass das Deutsche Reich in einem Kontinentalkonflikt sofort mit der Masse seines Heeres Frankreich angreifen würde (Schlieffen-Plan), mit Mob-Fall und ohne weitere diplomatische Spitzfindigkeiten und Auslegungsgeplänkel über "provozierte Angriffe", war selbst der Aufklärung in den kleinen Niederlanden seit 1911 bekannt. So kam es denn auch im August 1914 - exakt die Situation, die in der britischen Positionierung 1912 vorhergenommen wurde.

Originäres britisches Interesse war der Erhalt des Empire.Das war der Dreh-und Angelpunkt, denn das Empire war die Grundlage für den britischen Wohlstand und Reichtum. Und Russland, aber auch Frankreich waren für den Erhalt des Empire von großer Bedeutung. Deshalb hat man sich eben 1904 und 1907 auch dazu verstanden und entsprechende Vereinbarungen mit diesen Großmächten abgeschlossen. Das war das endgültige Ende der Splendid Isolation, aber auch das Ende der traditionellen britischen Balance of Power Politik. Darüber hinaus gab es, das ist kein großes Geheimnis, eine große Abneigung im Foreign Office gegen das Deutsche Reich. Durch diese Zementierung in zwei Blöcke, durch diese Unflexibilität, wurde die Situation auf dem Kontinent explosiv.
 
Diese Position wurde anläßlich der deutscherseits zugespitzten Marokkokrisen, und dann erneut 1912 und in der Julikrise 1914 druch Großbritannien massiv, und ohne diplomatische Blumigkeiten deutlich gemacht (1912 führte das dann in kaiserlicher Empörung zum s.g. "Kriegsrat" vom Dezember). Das hätte Ausgangsgrundlage einer deutschen Außenpolitik sein müssen.

Immer dieser ominöser Kriegsrat. Gemäß Jansen wurde dort jedenfalls kein Krieg seitens Deutschlands wie Fischer meint für den Sommer 1914 beschlossen. Nach der peinlichen Niederlage in Form der 2. Marokkokrise wurde deutscherseits durchaus auf Entspannung mit Großbritannien gesetzt. Es wurden alles Reibungspunkte, Flotte mal ausgenommen, durch großzügiges deutsches Entgegenkommen einvernehmlich beseitigt. Frankreich wollte man unter keinen Umständen Anlass für diplomatische Zwischenfälle liefern. Man wollte Frankreich nicht mehr provozieren. Das Treffen Wilhems mit Nikolaus in Baltischport 1912 war ebenfalls durch bilaterale Entspannung gekennzeichnet. Ich denke schon, das man aus der katastrophalen Marokkokrise etwas "gelernt" hat, denn allen Akteueren war wohl klar geworden, wie nahe man an einem Krieg vorbeigekommen ist.
 
Das leitet zu der Frage über, was deutscherseits mit der Klausel eines (so ist es exakt übermittelt worden) "unprovozierten Angriffs" gedacht war. Das ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied. Haldane wies diese Idee völlig zutreffend als diplomatisch (für den Fall einer krisenartigen Zuspitzung!) nicht handhabbar zurück. Übrigens exakt dieses Problem hatte die Diplomatie GBs in der Julikrise 1914; was sich nicht auswirkte, da hier wieder der Fall 1 - der worst case - eintrat: der in allen Militärplanungen prognostizierte, angriffsweise Einmarsch Deutschlands mit der Masse seines Heeres in Frankreich mit dem Ziel der schnellen Vernichtung Frankreichs als Großmacht.

- Was also sollte die unpraktikable Formulierung Bethmanns?
- Gibt sein Memo vom 29.1.1912 darüber Aufschluss?
- Warum reichte es nicht, sich - ganz simpel - mit der provozierten diplomatischen Verwicklung zwischen Großbritannien, Russland und Frankreich für den Fall einer erfolgreichen deutsch-britischen Flottenverständigung zufrieden zu geben?

Dann weiter: die deutsche Seite hätte für das Zugeständnis einer reduzierten Flottenrüstung überhaupt nichts zu erwarten gehabt, aus zwei Gründen:

- der Rüstungswettlauf war 1912 aufgrund der etatisierten Programme und aufgelegten Neubauten faktisch bereits zugunsten Großbritanniens entschieden.
- budgettechnisch war man deutscherseits bereits ohnehin überfordert - weitere "Einnahmequellen" mündeten im innenpolitischen Streit mit den Ländern und dem Parlament, in der kommenden Konjunkturkrise waren Mittelkürzungen erwartbar, international hatte man bereits Schwierigkeiten in der Kreditaufnahme und zog immer weitere Kreise (bis zum New Yorker Kapitalmarkt, 80 Mio., unter schlechten Konditionen - man muss ja nicht allzu oft auf die Elaborate von Ferguson hinweisen, aber hier liegt er richtig: deutsche Anleihen wurden inzwischen schlechter als die kleinerer Länder wie Niederlande "prämiert").

Aus der Zwangsjacke heraus soll man nun etwas fordern?


Eine sehr kritische Darstellung hinsichtlich des Kaiserreichs.:winke:

Der Begriff "unprovoziert" spricht doch eigentlich für sich. Ich denke die Engländer wollten auf gar keinen Fall, egal unter welcher Voraussetzung, gegen Frankreich oder Russland sich in Stellung bringen lassen. Stichwort ist das Empire.

Hinsichtlich des Rüngswettlaufs sehe ich das genaus wie du.

Zum Thema Finanzen ist, ich hab es schon weiter oben angemerkt, das auch die Briten eine entsprechende Entlastung suchten, um die versprochenen Sozialprogrammen realisieren zu können. Das war also nicht nur das Deutsche Reich, welches ebenfalls dringend eine Entlastung bitter nötig hatte.

Zwangsjacke? Nun ja, es ist doch m.E. nach nciht ganz unverständlich, wenn man verhandelt, das beide Seiten etwas geben, was für den anderen von Belang ist. Das ist doch das Prinzip eines Handels. Nach deiner Darstellung musste das Deutsche Reich sich glücklich schätzen, den Briten etwas zu geben, ohne etwas, aus Sicht des formdiablen Kaisers,gleichwertiges zu erhalten.
 
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:D

Des Kaisers 'diplomatische Kunst' fand einen ihrer Gipfel in der Daily-Telegraph-Affäre.
Was vielleicht weniger bekannt ist: wenige Wochen vorher, im August 1908, fand ein Interview mit dem Journalisten der New York Times William Bayard Hale in Berlin statt.
Barbara Tuchman – die Zimmermann Depesche – Seite 55 (Hervorhebung durch mich)
Das ging nun so weiter, .. man werde die Moslems gegen die „Gelbe Gefahr“ bewaffnen und was noch alles.
(Seite 56)
„Vorsichtshalber“ teilte Hale, vor der telegraphischen Übertragung an die Times, dem deutschen AA den Inhalt mit, „das fassungslos darauf reagierte“.
Schließlich wird, folgt man Tuchman, das Interview, welches ja ein Auflagenknüller sein musste, auf Empfehlung des amerikanischen Präsidenten nicht veröffentlicht.

Wie Du so schön bemerkst: „..es ist zu kurz gegriffen, nur zu behaupten, die kaiserlichen Diplomatie war inkompetent.“
Aber wie hervorragend kompetent hätte eine Diplomatie sein müssen, um die besondere Narrheit ihres Chefs auszugleichen?

Die Affäre war eine einzige Peinlichkeit! Allerdings frage ich mich immer wieder, ob Bülow Wilhelm nichts absichtsvoll ins offene Messer hat laufen lassen. Eigentlich kann ein Reichskanzler nicht so unglaublich dämlich sein.
 
solwac schrieb:
Aber das ist doch gerade der Punkt: Die umgesetzte deutsche Diplomatie drehte sich trotz aller Warnungen nur um die eigenen Interessen, ein tatsächlicher Ausgleich mit anderen (britischen) Interessen wurde nicht gesucht, die Außenpolitik Bismarcks nicht einmal mehr verstanden, geschweige denn fortgesetzt.

Das sah bei den Engländern aber nicht besser aus. Auch sie sahen nur ihre eigenen Interessen.
 
Im Zuge der Liman von Sanders-Krise ist es zu einen aufschlußreichen Briefwechsel zwischen Kolonialminister Lewis Harcourt und Grey gekommen.

Harcourt wollte, das in offiziellen Schreiben des Foreign Office nicht immer von der Triple Entente die Rede ist, da dieser Begriff die russische Erwartung nach britischer Unterstützung nach sich ziehe, wie gerade die aktuelle Krise belege. Grey antwortete, das der begriff nunmehr etabliert und allgemein akzeptiert sei.Für Grey war die Entente also im Vergleich zu 1909 Normalität geworden. Grey sah die englische Politik vor der Entscheidung zwischen völliger Isolation oder defintiver Allianz.Von einer Balance of Power ist jedenfalls keine Rede mehr.

Ich denke auch, das die Neutralitätsformel von Bethmann nicht akzeptiert wurde, weil man im Foreign Office befürchtete den Bündniswert gegenüber Frankreich und Russland zu verlieren. Entsprechend hetzte Bertie nämlich, der die Gespräche als töricht abqualifizierte oder Nicolson, der meinte, weshalb solle Großbritannien seine hervorragende Stellung gefährden. Nee, da war kein Blumentopf zu gewinnen.
 
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Interessant ist, was der russische Botschafter Benckendorff in London zur Mission Haldanes schrieb. Er meinte, das sei nur ein taktisches Manöver der Liberalimperialisten, um die Radikalen zu beruhigen.
 
Der Botschafter Seiner Majestät Goschen in Berlin gratulierte Nicolson dazu, das die Mission Haldanes gescheitert war. Wörtlich:" Sie hatten maßgeblich Anteil an diesem guten Werk."
 
Originäres britisches Interesse war der Erhalt des Empire.Das war der Dreh-und Angelpunkt, denn das Empire war die Grundlage für den britischen Wohlstand und Reichtum. Und Russland, aber auch Frankreich waren für den Erhalt des Empire von großer Bedeutung. Deshalb hat man sich eben 1904 und 1907 auch dazu verstanden und entsprechende Vereinbarungen mit diesen Großmächten abgeschlossen. Das war das endgültige Ende der Splendid Isolation, aber auch das Ende der traditionellen britischen Balance of Power Politik. Darüber hinaus gab es, das ist kein großes Geheimnis, eine große Abneigung im Foreign Office gegen das Deutsche Reich. Durch diese Zementierung in zwei Blöcke, durch diese Unflexibilität, wurde die Situation auf dem Kontinent explosiv.

Turgot,
ich denke das kann man auch anders interpretieren.
"Dreh-und Angelpunkt" britscher Interessen musste das Empire sein, da nehme ich an, ist Konsense vorhanden.
Aber eine britische "Balance of Power Politik" steht ja erstmal nicht im Gegensatz zu einer Triple-Entente. Denn das Übergewicht des DR auf dem Kontinent war ja nicht zu übersehen, und ebenso wahrscheinlich nicht, dass Frankreich hier bereits zurückgefallen war und weiterhin zurückfallen würde aufgrund seiner demografischen Entwicklung und auch seiner vergleichsweise geringeren Dynamik bei der Industrialisierung.
Auf Russland wurde als künftige Macht gewettet. Als solche stellte es eine Gefahr für das Empire dar, da es einen landgestützen Zugriff auf eben dieses hatte.
Das Russland der damaligen Gegenwart aber war vergleichsweise schwach und es konnte nicht übersehen werden, dass es ihm zudem an innerer Stabilität mangelte.

Von daher wäre ja eine Teilung „ in zwei Blöcke“ weder destabiliserend, im Sinne einer einseitigen Übermacht, noch müsste „diese Unflexibilität“ zu einer explosiven Lage führen.
Eine weit festere „Zementierung in zwei Blöcke“ im kalten Krieg führte ja auch nicht zu einem Weltkrieg.
( im Gegensatz zu letztgenannter Zeit, hatte GB damals eben keine zwingende Bündnisverpflichtung.)
Und viele Diskussionen befassen sich damit, dass gerade der Mangel an einer solchen klaren Position mit ursächlich für die Katastrophe gewesen sei.

Zudem, scheint es mir so zu sein, dass eine „eine große Abneigung im Foreign Office gegen das Deutsche Reich“, sofern sich diese herausdestillieren lässt, auch gegenüber dem weit autokratischeren Russland bestand.

Ich meine, es gibt noch einen weiteren Aspekt dazu:
Das DR, in Gestalt seines obersten Gewaltträgers KW2, war unmisverständlicher feindseliger in seiner Haltung gegenüber GB .
Denn die antibritischen Aus- und Anfälle des Kaisers konnten sehr viel einfacher eine öffentliche Interpretation finden, als das vergleichsweise komplizierte Konzert britischer Musikanten auf der dortigen Bühne.
 
Russland wurde in der Wahrnehmung bereits als sehr starke Macht, aufgrund seiner erheblichen Rüstungen, eingeschätzt. Russland stellte zumindest das Gleichgewicht auf dem Kontinent wieder her. Da nun Großbritannien zu dieser Gruppe trat, neigete sich die Waagschale eindeutig zugungsten der Triple- Entente. Wie sich Russlands "angebliche" Stärke darstellt, das wurde ein paar Jahre später offenkundig.

Ja in Russland gab es zwei Stömungen. Eine pro- und eine antideutsche und letztere hat in den Jahren vor den Krieg die Oberhand. Schon zu Bismarcks Zeiten waren die Beziehungen zu Russland alles andere als unproblematisch. Spätestens aber seit der Niederlage gegen Japan, als sich die russische Außenpolitik wieder Richtung Europa sprich Balkan orientierte, wurden die Interessengegesätze zu Österreich-Ungarn immer deutlicher und Konflikte waren hier vorprogrammiert.

Eine explosive Lage musste nur dann nicht entstehen, so lange einer der beiden Blöcke den anderen nachgibt oder der jeweilige Block sich nicht einig war. Die Balkankriegen sind ein gutes Beispiel.Das Deutsche Reich hatte Wien gebremst und damit eine mächte Verärgerung seines einzigen Verbündeten in Kauf nahm und Großbritannien den deutschen Kurs mittrug. 1908 wäre es zum Kriege gekommen, wenn die Russen nicht in letzten Moment zurückgezuckt hätten. 1914 gab keiner mehr nach und es kam zum Krieg.

Die Blöcke schränkten die Flexibilität der Akteuere ein. Beispielsweise schimpfte die Pariser Presse im Zuge des Besuch von Haldane über die Unzuverlässigkeit der Briten und die Russen waren auch nicht amüsiert. haldane sah veranlaßt klarzustellen, das keine Verabredungen geschlossen werden würden, die sich gefgen die Triple Entente richten. Bündnisppflege war wichtiger geworden als Balance of Power.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja in Russland gab es zwei Stömungen. Eine pro- und eine antideutsche und letztere hat in den Jahren vor den Krieg die Oberhand. Schon zu Bismarcks Zeiten waren die Beziehungen zu Russland alles andere als unproblematisch.
Diese antideutsche Haltung ist auch auf einen gewissen Neideffekt zurückzuführen. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum waren viele Deutschstämmige in gehobenen Positionen. Im Außenministerium z.B. 57 Prozent, im Kriegsministerium 46 Prozent, im Post- und Verkehrsministerium sogar 62 Prozent. Das war Futter für Verschwörungstheorien.
Auch war der deutschstämmige Bauer (Kolonist) privilegierter als der russische Leibeigene.
Für staatlich Verfolgte nicht sehr sympathisch: Alexander von Benckendorff war 1826 bis 1844 Chef der "Dritten Abteilung".
 
Sicher! Aber zwischen Großbritannien und Frankreich gab es durchaus militärische Absprachen. Darüber hinaus gab es Gespräche zwischen den Generalstäben. Und Russland und Frankreich waren durch die Militärkonvention von 1892/94 miteinander verbunden. Zwischen Russland und England fanden Gespräche mit der Zielsetzung einer Marinekonvention, nach der Liman Krise, statt. Und Großbritannien stand wegen Persien und Indien unter russischen Druck. Insgesamt wurde die Triple Entente als Block wahrgenommen und so sah auch die Frontstellung aus. Wobei Russland und Frankreich sich stets bemühten London ins Boot zu holen.

Wir müssen beide nicht in Kenntnis der Literatur um den heißen Brei herumreden. Weder in der deutschen geschichtswissenschaftlichen Literatur, noch erst recht nicht in der internationalen, wird die Entente als Bündnisvertrag für den kontinentalen Kriegsfall qualifiziert.

1. Die militärischen Gespräche zwischen Generalstäben GB/FRA, direkte Folge der deutschen Eskalation der Marokko-Krisen, führten zu keiner Zeit zu einem militärischen "continental commitment" seitens Großbritannien. Kausal zur Agadir-Krise wurden die Überlegungen ausschließlich für den Fall geführt, dass Frankreich durch Deutschland vernichtend angegriffen wird. Folglich gab es auch kein "Bündnis".

2. Die politischen Positionierungen Großbritanniens gegenüber der Entente ließen zu jedem Zeitpunkt, selbst bis Ende Juli 1914, den Beistand ausdrücklich offen. Exakt das wurde Frankreich immer wieder schriftlich 1912/14 gegeben. * Folglich gab es auch kein "Bündnis".

3. Liman und Marinekonvention 1914 hat nichts mit Haldane 1912 zu tun.

4. Die frz./russ. Bündnisverpflichtung hat nichts mit der Frage hier zu tun, ob es eine frz.-brit. Bündnisverpflichtung oder einen kolonialen Interessenausgleich gab.

5. Der russ.-brit. Konflikt über die persische Frage hat nichts mit der Frage hier eines frz.-brit. Bündnisses zu tun. Sie steht nicht einmal als direkter Anlass der Haldane-Mission zur Verfügung, siehe speziell zu dieser Frage:
Neilsson, Britain and the Last Tzar

6. Ob das deutscherseits (nur) als Block wahrgenommen wurde, hat nichts damit zu tun, ob es realiter ein Block war. Selbst die Wahrnehmung ist umstritten, da Dir Bethmanns unterschiedliche Abschätzungen dazu bekannt sind. Insbesondere war es seine Abschätzung, dass GB keinen automatischen Beistand für einen französisch provozierten Krieg leisten würde. Die deutsche Wahrnehmung, dass Großbritannien einen deutschen Überfall auf Frankreich zum Beistandsfall machen werde, ist aufgrund der eindeutigen britischen Haltung dazu 1911, 1912 eine fast triviale Erkenntnis und selbstredend richtig. Diese "Frontstellung" gegen eine deutsche Aggression wird auch in der Literatur nirgends in Frage gestellt.

7. Dass sich FRA/RUS bemühten, GB "ins Boot zu holen", belegt höchstens, dass es - Forschungsstand - eben "nicht im Boot war". Wieso diese "Bemühungen", die bis zum deutschen Angriff auf Frankreich im August 1914 erfolglos waren, nun als Beleg für ein "Bündnis" dienen sollen, erschließt sich mir wegen der gerade gegenteiligen Folge nicht.



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* Das muss man begreifen, wenn man Greys politische Optionen in der Julikrise verstehen will:
- er gibt Frankreich ein commitment: das hätte eine Verschärfung der französischen Haltung und damit eine weitere Eskalation bewirken können.
- er gibt Deutschland ein commitment: das hätte ebenfalls eine Verschärfung bedeutet, zumal man zutreffenderweise das Deutsche Reich als eigentlichen Antreiber der Krisenverschärfung durch das ÖU-Ultimatum vermutete.
- er verunsichert beide durch beidseitige Verweigerung des commitments: das sollte - so jedenfalls aus britischer Sicht eine plausible Überlegung - beide bremsen.
Grey entschied sich für Option 3. Soweit man den Forschungsstand übersehen kann, wird er gerade dafür kritisiert, nicht Option 1 - im Sinne der "Abschreckung" gewählt zu haben.

Aus all dem kann man munter spekulieren: hätten GB/FRA das von Dir unzutreffend behauptete Bündnis "ohne-wenn-und-aber" gehabt, wäre es vermutlich a) weder zum deutschen "kalkulierten Risiko" in der Julikrise noch b) zur Verschärfung im Ultimatum gekommen, weil beides glasklar keinem "calculated risk" mehr, sondern einem politisch-militärischem Selbstmord gleichgekommen wäre.
 
Das war das endgültige Ende der Splendid Isolation, aber auch das Ende der traditionellen britischen Balance of Power Politik. Darüber hinaus gab es, das ist kein großes Geheimnis, eine große Abneigung im Foreign Office gegen das Deutsche Reich. Durch diese Zementierung in zwei Blöcke, durch diese Unflexibilität, wurde die Situation auf dem Kontinent explosiv.

Gerade und ausdrücklich keine Blockverpflichtung einzugehen, sondern es bei kolonialen Interessenausgleichen an der Peripherie zu belassen, ist Ausdruck der fortgesetzten Balance of Power-Politik.

Richtig ist, dass dieses durch die Interessenausgleiche schwieriger wurde.

Soweit man den Forschungsstand überblicken kann, wird gerade kritisiert, die "Zementierung" vermieden zu haben, wobei die Zementierung Abschreckungswirkung hätte entwickeln können. (Was fraglich bleibt, da die Schlieffen-Moltke-Planung einen eindeutigen, sofortigen britischen Beistand für ein schnelles Kriegsende als vernachlässigbar ansah - also genau die gegenteilige Wahrnehmung - armeeseitig auf der "Rechnung" hatte man ohnehin nur die Landmächte).

Dann wird das Bild differenzierter.

Zur "großen Abneigung" - die ja permanent auftaucht - solltest Du in die Literatur schauen, die sich speziell mit dem FO beschäftigt und einen Blick hinter die Kulissen, abseits von zugespitzten, gern gegriffenen Zitaten erlauben:
Otte, The Foreign Office Mind
T.G. Otte: The Foreign Office Mind | H-Soz-Kult
Hensley, British Foreign Policy under Grey.

Es geht hier nicht um "Abneigungen", menschliche Schwächen, auch nicht um traditionelle Gastland-Sympathien im britischen diplomatischen Korps. Um das am Beispiel Bertie klar zu machen: wenn dieser Diplomat gegen eine Haldane-Mission opponiert, oder sogar randaliert, hat das nichts mit Deutschenhass, auch nichts mit dem davon abgegrenzten professionellen Foreign Office Mind zu tun, sondern ist Ausfluss seines Standpunktes, dass diese Mission den Interessenausgleich mit Frankreich und damit das Empire gefährdet. Dass die Richtungsstreitereien intern scharf geführt wurden, und bis in dienstliche Anweisungen gipfelten, um renitente Diplomaten "auf Spur" zu bringen, ist selbstverständlich.
 
Ich weiß nicht, weshalb du so auf den Begriff Bündnis oder Blance of Power abhebst. Ich habe doch schon oben konzediert, das es kein formales Bündnis war. Lari Fari war es aber auch nicht. und genau betrachtet gehört es auch nicht in diese Diskussion. Genau wie die Julikrise. Aber egal, wo wir schon einmal dabei sind.:winke:

Goschen hatte beispielsweise im Jahre 1909 ein Flottenabkommen zwischen England und Deutschland als "Störung des europäischen Gleichgewichts" bezeichnet. Es würde zwar der bitische haushalt entlastet, aber langfristig betrachtet würde Großbritannien als Gegner Deutschlands ausfallen und angesichts der noch nicht vorhandenen russischen Flottenstärke das europäische Gleichgewicht gestört werden. Ergo müsse das Flottenwettrüsten fortgesetzt werden. Gegenüber Bethmann und Kiderln äußerte Goschen, Großbritannien wünsche keine Veränderung des europäischen Gleichgewichts. Hardinge argumentierte übrigens ganz ähnlich. Bei ihm hieß das Kind Gleichgewichtspolitik. Was soll man dazu noch sagen. Bedeutende britische Stastsmänner hatten überhaupt gar kein Interesse an der Einstellung des Wettrüstens.

Wenn ich deine Zeilen so lese, bekomme ich den Eindruck vermittelt, als ob Großbritannien vollkommen ungebunden wäre. Formal mag das stimmen, informell war es nicht so und das weißt du genauso gut wie ich.
Schon in der Mansion House Rede hat Lloyd George unter Bezugnahme auf die Entente Klartext geredet und mit Krieg gedroht.

Die heftige innenpolitische Kritik an Greys außenpolitischen Kurs, befürchtete, wohl nicht zu unrecht, das Großbritannien aufgrund der Ententen mit Frankreich und Russland, die ihrer Meinung nach schon fast den Charakter von Allianzen hätten, die Gefahr in einen europäischen Konflikt verwickelt zu werden. Grey wurde aufgefordert zu erklären, das die Ententen keine Allianzen seien. Das ist, ganz grob, der Hintergrund der Mission Haldanes.

Seit 1906 hatten zwischen den englischen und französischen Generalstäben Gespräche , mal mehr, mal weniger intensiv, über eine militärische Kooperation im Kriegsfall stattgefunden. Unter Wilson wurde Höhepunkt der Panungen, die einen Einsatz britischer Truppen an der Seite der Franzosen auf dem Kontinent vorsahen, erreicht. Das wurde bekanntermaßen 1914 Realität.

Grey hat Cambon 1911 in dem Briefwechsel zwischen den beiden nicht widersprochen, als Cambon ausführte, das die moralische Entente durchaus in eine formale verwandelt werden könnte.

Im Pinzip war seit Ende August 1911 klar, das England in Falle eines Krieges auf Seiten Fankreichs in einen Krieg eintreten würde, auch wenn Grey und Co. das Gegenteil behaupteten. Grey war grundsätzlich berteit Frankreich gegen Deutschland beizustehen.

Beim Rückzug der Royal Navy aus dem Mittelmehr wurde deutlich, das Frankreich in einen künftigen Krieg als Alliierten angesehen würde, denn ansonsten hätte man die Schlagader Mittelmeer wohl kaum geräumt. Man überließ den Schutz der französischen Flotte und so eine bedeutende Maßnahme, wird ja wohl nicht so ohne weiteres vollzogen.

Un die militärischen Gespräche mit Zielsetztung einer Marinekonvention zwischen Großbritannien und Russland kann man doch wohl nicht einfach so wegwischen
 
Im Pinzip war seit Ende August 1911 klar, das England in Falle eines Krieges auf Seiten Fankreichs in einen Krieg eintreten würde, auch wenn Grey und Co. das Gegenteil behaupteten. Grey war grundsätzlich berteit Frankreich gegen Deutschland beizustehen.

Selbst die Logik gebietet es. Deutschland strebte geradezu in brutaler Weise wirtschaftlich auf. Es dominierte in fast jeder Hinsicht. Trotz der Abwanderung nach Amerika gab es eine hohe Zuwanderung, die das mehr als ausglich. Das Ruhrgebiet z.B. wimmelt selbst heute noch von Kowalskis, Katschmareks und Schimanskis. Den Polen sei Dank! Nur eines konnte Deutschland nicht, territorial expandieren. Links die Franzosen und rechts die Russen. Da kann man dem Deutschen nur Aggression unterstellen.
Polemik, ok., aber was stellt man dann als Weltmacht auf die Agenda seiner Außenpolitik?
 
silesia schrieb:
Um das am Beispiel Bertie klar zu machen: wenn dieser Diplomat gegen eine Haldane-Mission opponiert, oder sogar randaliert, hat das nichts mit Deutschenhass, auch nichts mit dem davon abgegrenzten professionellen Foreign Office Mind zu tun, sondern ist Ausfluss seines Standpunktes, dass diese Mission den Interessenausgleich mit Frankreich und damit das Empire gefährdet.
Es ist allgemein bekannt, das Bertie alles andere war, nur ganz sicher kein Freund des Deutschen Reiches. Zu der vorherrschenden bedeutender ntideutschen Gruppe von Diplomaten im Foreign Office gehörten außer Bertie u.a. auch Crowe, Nicolson und Hardinge. Das kann man sowohl bei Wormer, Monger und Kanis nachlesen.


Bertie hielt die Haldane Mission für "a foolish move" und den französischen Argwohn für allzu natürlich. Bertie warnte sogar vor der Wirkung einer englisch-deutschen "non-aggression" Erklärung auf die französische Öffentlichkeit. Angeblich sei von der deutschen Regierung eine Schwächung der englisch-französischen Freundschaft beabsichtigt. Bertie schloß sich hier den Standpunkt Poincares an. Crowe und Nicolson, welch Überraschung, hielten die Mission Haldanes ebenfalls für überflüssig. Ich frage mich, ob Bertie an Verfolgungswahn oder ähnlichem litt, da er wohl bei der Regung Richtung Deutschland Gespenster sah. Einmal wurde sogar einer Musikkapelle ein Besuch in Deutschland verboten, weil man die Wirkung auf Frankreich fürchtete. Das war schon nicht mehr normal.

Der mächtige antideutsche Flügel im Foreign Office hatte gar kein Interesse am Gelingen der Mission Haldanes. Ganz im Gegenteil!

Zum Thema Gastlandsympathien möchte ich anmerken, das diese bei Goschen, britischer Botschafter in Berlin, wohl nicht sonderlich ausgeprägt vorhanden gewesen waren.
 
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Okay. Keine Reaktion.:grübel:

Sorry, ich denke noch über den Beitrag nach.:winke:

Insbesondere habe ich nochmal bei Bertie "The Bull", nachgelesen, insbesondere sein Memorandum vom 16.2.1912, Crowes Minutes, Haldanes Tagebuch, das Memorandum von Tirpitz vom 8.2., den Nicolson-Grey-Schriftwechsel und Goschens Stimmungshinweis aus Berlin vom Januar 1912, mit den Nachbeben der Agadir-Krise. Das Ganze wäre dann anhand von Otte's Foreign Office Mind in den Kontext zu stellen. Ergänzend hatten sich Steiner/Nielson (British Origins of the First World War) intensiv über die Strategiedebatte des Haldane-Besuch im FO ausgelassen (S. 103f.), und bei Hinsley steht auch einiges.
 
Einen Gedankengang von Silesia aufgreifend, und einen dazu gehörigen Link [zu 3], kann immer eine interessante historische „Fahrt ins Blaue“ bedeuten, da man mit neuen Einsichten konfrontiert wird, wie im folgenden Fall.

Die klassische Darstellung des Konflikts zwischen GB und dem DR geht von einem maritimen Rüstungswettlauf aus, das sich negativ auf die Beziehungen der beiden Länder ausgewirkt hat. Die beiden Kontrahenten waren dabei im wesentlichen Fisher und Tirpitz, jeweils als Vordenker der Marinestrategie und als Architekten der damit zusammen hängenden Flottenorganisation und - struktur.

Diese traditionelle Sichtweise findet sich exzellent dargestellt beispielsweise in den Arbeiten von Marder [2] und bei anderen. Und in der Folge ähnlich bei Kennedy ausformuliert[1].

Diese sehr einflussreiche Argumentation hat eine hohe Bedeutung für die Erklärung der Ursachen des WW1 und scheint über die gescheiterte Mission von Haldane 1912 in Berlin fast gradlinig in den WW1 eingemündet zu haben. Dabei umfasst sie nicht nur die marinehistorischen Aspekte, sondern vor allem auch die Frage der politischen Legitimation der Außenpolitik, da die Bedrohung durch das DR ein zentraler Begründungszusammenhang war, die britische Marinerüstung deutlich stärker zu budgetieren.

Diese Sichtweise wurde aus einer Reihe von Gründen bereits vor einiger Zeit einer kritischen Analyse unterzogen und ging von der zentralen Frage aus, von welcher Bedrohung Fisher eigentlich bei seinen Überlegungen ausging. So wird beispielsweise aus revisionistischer Sicht von Lambert, Seligmann oder von Sumida argumentiert, dass die deutsche Hochseeflotte aufgrund ihrer geographischen Beschränkungen keine Gefahr für die britischen Inseln darstellte. Zumindest keine unmittelbare und keine, der man nicht gewachsen gewesen wäre.

Die Implikationen für die revisionistische Sichtweise betreffen dabei fünf Bereiche, so [3, Pos 408].

1.Die Bedrohung durch die Hochseeflotte war von untergeordneter Bedeutung als Einflussfaktor für die britische Marinepolitik.

2.Die von Fisher initiierten Reformen waren nicht gedacht, primär der deutschen Bedrohung zu begegnen, sondern zielten vor allem auf die Bedrohung durch Frankreich und Russland ab

3. Obwohl Fisher vor allem mit der Einführung der „Dreadnought“-Schlachtschiffe in der RN assoziiert wird, lag der Schwerpunkt seiner Ambitionen im Bereich der schnellen Schlachtkreuzer. Zudem war die Einführung der Dreadnought-Typen nicht als Gegengewicht zur deutschen Hochseeflotte gedacht.

4. Es erscheint somit es überhaupt fraglich, ob es den Rüstungswettlauf zu See zwischen GB und dem DR in der traditionellen Variante der Darstellung überhaupt gab. Folgt man der Sicht von N. Lambert, dann wechselte die strategische Priorität der RN erst 1912 konsequent in Richtung auf die Hochseeflotte, ohne jedoch die eigentlichen Rivalen Frankreich und Russland aus den Augen zu verlieren.

5. Dass dennoch das DR eine so hohe Wahrnehmung in der britischen Öffentlichkeit hatte, so die Revisionisten, lag nicht an der realen Gefahr. Vielmehr wurde das DR als Bedrohung gezielt aufgebaut, um die entsprechenden Ressourcen für die RN zu erhalten. Man benötigte einen Grund für die Rüstung, ohne die wirklichen Gründe zu benennen (vgl. z.B. den Kontext des 2. des Irak-Krieges, den die Autoren explizit selber anführen)

Dieser revisionistischen Sichtweise ist vielfältig widersprochen worden und soll im einzelnen nicht dargestellt werden.

Im Kern thematisiert die revisionistische Position, so beispielsweise Sumida [4] und Seligmann [5], dass die reale Bedrohung durch die Hochseeflotte für die maritimen Handelswege von Fisher für gering gehalten wurde. Vielmehr betont diese Sicht, dass von der deutschen zivilen Handelsmarine, die die zweitgrößte der Welt war, vor allem eine potentielle Bedrohung ausging. Dabei sah man vor allem in den schnellen deutschen Passagierschiffen, die als Hilfs-Kreuzer umgerüstet werden konnten, eine massive Bedrohung. Diese Bedrohung hielt man für veritabler als die Gefahr der Störung der Handelswege durch französiche und oder russische Kreuzer.

Und diese Bedrohungsanalyse durch Fisher erklärt dann auch, so die Revisionisten, warum Fisher den Schwerpunkt auf die Bekämpfung dieser schnellen deutschen "Greyhounds" durch die ebenso schnelle Schlachtkreuzer wert legte. Sie waren die Antwort auf die antizipierte Gefährdung des britischen Handels.

In diesem Kontext fiel somit der deutschen Hochseeflotte die Rolle zu, vor allem ein Symbol des deutschen Anspruchs auf Weltgeltung zu sein. Und somit signalisierte sie vor allem symbolisch das Infragestellen des britischen Anspruchs, die Meere zu regieren.

Diese primär marinespezifische Sichtweise fand ihren Widerpart in der Denkweise des „Foreign Office Mind“, dass ebenfalls Frankreich und Russland als die gefährlichsten Rivalen ansah und aus diesem Grund die Annäherung suchen wollte oder mußte, um die überdehnten Grenzen des Empire dennoch zu schützen.

In diesem Kontext ist es natürlich relevant, dass die Begründungen von Tirpitz zur Schaffung der Risikoflotte vordergründig auf das Erzwingen des britischen Nachgebens hinausliefen. Dennoch ist es aber auch richtig, dass sich Tirpitz wohl selbst engsten Mitarbeitern nicht erklärt hatte, was er eigentlich ca. Mitte der zwanziger Jahre mit der dann ausgebauten Hochseeflotte militärisch und / oder politisch hätte anfangen wollen oder können.

Fakt ist auch: Die einzige wirklich Bedrohung zu der die deutsche Hochseeflotte hätte dann fähig sein können oder vielmehr fähig sein müssen, wäre den Schutz einer Invasionsstreitmacht auf den britischen Inseln zu gewährleisten. Und das erscheint mehr als fraglich.

Bleibt unter dem Strich möglicherweise die Vermutung von Sumida, der D.A. Rosenberg in Bezug auf irrationale Vorstellungen im Bereich der atomaren Rüstung zitiert, dass eine Sicht auf die Realität, ohne die Berücksichtigung von nationalen Mythen, eine präzisere und den Bedrohungen angemessenere Militärpolitik ermöglichen könnte.

Und das verweist m.E. darauf, dass Militärpolitik – als Teil der Außenpolitik – wieder in das Zentrum der kritischen öffentlichen Diskussion gehört, damit mörderische Irrtümer wie der Ausbruch des WW1 vermieden werden können. Allerdings bastelt man derzeit schon wieder an vielen neuen, viel gefährlicheren Mythen und die kritische Öffentlichkeit läßt sich erneut an der Nase herumführen.

1.Kennedy, Paul M. (1988): The rise of the Anglo-German antagonism, 1860-1914. Amherst, N.Y.: Humanity Books.
2.Marder, Arthur Jacob (1976, 1940): The anatomy of British sea power;. A history of British naval policy in the pre-dreadnought era, 1880-1905. New York: Octagon Books.
3.Seligmann, Matthew S.; Nägler, Frank; Epkenhans, Michael (Hg.) (2015)The naval route to the abyss. The Anglo-German naval race 1895-1914. Farnham: Ashgate
4.Sumida, John Tetsuro (2014): In Defence of Naval Supremacy. Finance, Technology, and British Naval Policy 1889-1914. New York: Naval Institute Press.
5.Seligmann, Matthew S. (2012): The Royal Navy and the German threat, 1901-1914. Admiralty plans to protect British trade in a war against Germany. 1st ed. Oxford: Oxford University Press.


OT: Tks an Silesia für den interessanten Link zu Seligmann et al. [3], der auf das Thema hinführte.
 
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