Amphitheater Köln

Kirche

Hallo


@Galeotto

Ist schon klar, das antike Bauten weiterbenutzt, umgedeutet, oder deren Teile im anderen Bau genutzt wurden, aber die Kirchem dienen doch auch dem Totenkult - nicht umsonst sind ja auch im Frühmittelalter Kirchen und Friedhöfe in unmittelbarer Nähe, von daher sehe ich keinerlei Zusammenhang zwischen einem "Theater" und einer Kirche, jetzt kultisch gesehen. Bei der kölner Kirche, die ja laut Literatur auf einem Gräberfeld errichtet wurde und ev. ein Umbau eines dortigen Tempels vllt. gewesen ist, was die ovale Form ev. erklären könnte.

Waren ovale Tempel im römischen Reich eine Ausnahme, oder durchaus eine normale Bauform ?

Der Kult und die Umdeutung von heidnischen Kulten stehen hier m.M. nach im Vordergrund, bei vielen Kirchengründungen, einen Tempel in eine Kirche verandeln amcht Sinn, aber ein Theater umbauen, ode auf dessen Grund bauen, m.M. wenig.


mfg
schwedenmann
 
Und die kleineren Maße würden sich erklären, wenn die Kirch IN das Amphitheather, z.B. in die Fläche der Arena und nicht AUF die umgebende Konstruktion gestellt wurde.
... und es wäre auch noch Baumaterial für die Kirche in unmittelbarer Umgebung (das evtl. Amphitheater) vorhanden gewesen. Ich möchte hierbei wiederum auf den Isis-Weihestein hinweisen der in dieser ersten ovalen Bauphase verbaut worden ist.

Auch in der Basilika im Amphitheater von Tarraco wurden Steine des Amphitheaters wiederverwendet.

Die christliche Märtyrer-Basilika im Amphitheater des hispanischen Tarraco | JBS History Blog
Für ihren Bau aus Quadersteinen wurden für das Fundament der Apsis Teile aus der Podiumsinschrift des Elagabulus aus dem früheren Amphitheaters wiederverwendet.
@ schwedenmann:
Zu deiner Aussage
einen Tempel in eine Kirche verandeln amcht Sinn, aber ein Theater umbauen, ode auf dessen Grund bauen, m.M. wenig.
gibt es allerdings zumindest ein Beispiel wo es so gemacht wurde. Siehe Tarraco (siehe obigen Link)

Liebe Grüße
 
... und es wäre auch noch Baumaterial für die Kirche in unmittelbarer Umgebung (das evtl. Amphitheater) vorhanden gewesen. Ich möchte hierbei wiederum auf den Isis-Weihestein hinweisen der in dieser ersten ovalen Bauphase verbaut worden ist.

Hallo Lego, gerade dieser Isis-Weihestein ist, denke ich, doch eher ein Hinweis auf ein vorchristliche sakrale Nutzung als auf eine eher weltliche, wie ein Amphitheater.

Hallo
1. Wo in Europa, oder auch Kleinasien ist eine Kirche auf dem Baugrund eines Amphiheaters gebaut worden ?
Hast du da irgendein Beispiel ?
Bei Groß St. Martin in Köln scheint man davon auszugehen, dass der römische Vorgängerbau zwar kein Amphitheater war, aber eine Art Sportplatz. Inwiefern das zutrifft, kann ich nicht beurteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit dem Gräberfeld muß aber nicht zwangsläufig ein Grund sein daß sich hier kein Amphitheater befand.

Das Gräberfeld war vom 1. bis ins 4. Jahrhundert belegt.
Im 4. Jahrhundert entstanden die ältesten Teile der heutigen Kirche.

Da ist einfach kein zeitlicher Spielraum für ein Amphitheater.

Gräberfeld vor der Nordwest - Ecke um St. Gereon entlang einer Nebenstraße, ca. 1200 Bestattungen, 2/3 Brandbestattungen. Hocker- und Pferdebestattungen weisen eher auf die einheimische Bevölkerung hin. Belegung 1. bis 4. Jahrhundert.
Carola Berszin: Anthropologische Qualitätsstandards I: Die römischen Gräberfelder der Stadt Köln
 
Besten Dank für diesen sehr informativen Link.

Soweit ich ersehen kann erstreckt sich das Gräberfeld von St. Gereon Richtung Süden bis zu den alten Stadtmauern von CCAA.

Siehe Abb 1 und

1985/86 erfolgten umfangreiche Ausgrabungen im Bereich Spiesergasse, Im Klapperhof und Friesenstraße mit weiteren 734 Gräbern. 1989 wurden in der Norbertstraße weitere 120 Gräber ausgegraben.
Es wäre nun interessant in welchem Abstand vom St. Gereon aus dem 4. Jhd. sich die ersten Gräber befinden und aus welcher Zeit diese stammen. Sollten sich in unmittelbarer Nähe zu St. Gereon tatsächlich Gräber aus dem 2. bis Mitte 4. Jhd. befinden wäre dies ein echtes "Totschlagargument" das gegen meine Theorie spricht. Sollten aber keine oder nur aus dem 1. oder ab Mitte 4. Jhd. stammende Gräber in unmittelbarer Nähe vom alten St. Gereon vorzufinden sein wäre dies nicht zwangsläufig der Fall. Denn sollten hier nur Gräber aus dem 1. Jhd. zu finden sein könnten diese überbaut worden sein und sollten nur Gräber ab Mitte des 4. Jhd. zu finden sein könnten diese nach einem Abbau des evtl. Amphitheaters angelegt worden sein.

Wie auch immer, ich habe wieder mal was dazugelernt (z. B. über die Ausgrabungsstätte Tarraco, die ich bislang nicht kannte). Und, wie gesagt, meine Standortvermutung ist nur eine Theorie.

Liebe Grüße
 
1. Wo in Europa, oder auch Kleinasien ist eine Kirche auf dem Baugrund eines Amphiheaters gebaut worden ?
Hast du da irgendein Beispiel ?
In die Ruinen des großen Amphitheaters von Puteoli (Pozzuoli) wurde 1689 eine Kirche zu Ehren des hl. Ianuarius errichtet . 1837 wurde sie aber im Rahmen der Grabungsarbeiten wieder abgerissen.
Bei der kölner Kirche würde nur die geringe Größe des Ovals nicht zu einem Amphitheater einer bedeutenden Stadt passen. Möglicherweise könnte es sich um eine kleine Übungsarena oder ein Soldaten-Amphitheater handeln. Die große, zu einer Colonia passende Spielstätte war es aber sicher nicht.
 
Bei der Kirche im Amphitheater von Tarragona handelt es sich um einen im Arenabereich errichteten Memorialbau in Erinnerung an christliche Märtyrer, die im 3. Jhdt. in der Arena lebendig verbrannt worden sind.

Zu St. Gereon in Köln schreibt Gerta Wolff (Das römisch-germanische Köln, 5. Aufl. 2000, S. 236), dass man in dem römischen Ursprungsbau "ein Mausoleum für eine vornehme Familie oder einen Gedächtnisbau für eine herausragende Persönlichkeit vermutet". Vielleicht war Kaiser Julian der Bauherr. Einen vergleichbaren Rundbau gibt es in Rom mit dem sog. Tempel der Minerva Medica ? Wikipedia.
 
Ich möchte mich mal bei allen Beteiligten für die doch sehr informativen Beiträge bedanken.

Hab zwar den Link mit der Zeichnung des kleinen rechteckigen Vorgängerbaus von St. Gereon aus dem 4. Jhd. immer noch nicht wiedergefunden aber zumindest bei der guten alten WIKI wird er erwähnt.
Auf der Nordwest-Nekropole des römischen Köln entstand im 4. Jahrhundert über einem rechteckigen Grabbau (Memoria)
St. Gereon ? Wikipedia

Die Basilika innerhalb des Amphitheaters von Tarraco wurde im 6. Jhd. erbaut und war ebenfalls eine Memoria.
auf eine dreischiffige christliche Märtyrerbasilika, die am Ende des 6. Jhr. als memoria für die drei Märtyrer errichtet wurde.
Die christliche Märtyrer-Basilika im Amphitheater des hispanischen Tarraco | JBS History Blog

WIKI gibt hier allerdings das 5. Jhd. an
dass hier im 5. Jahrhundert eine dreischiffige Basilika von 22,75 Meter Länge und 13 m Breite
Tarraco ? Wikipedia

Wie oben verlinkt handelt es sich in Tarraco um eine Märtyrerbasilika. Und auch St. Gereon in Köln ist nach einem Märtyrer benannt.
 
Sollten sich in unmittelbarer Nähe zu St. Gereon tatsächlich Gräber aus dem 2. bis Mitte 4. Jhd. befinden wäre dies ein echtes "Totschlagargument" das gegen meine Theorie spricht.

Es spricht noch einiges mehr gegen deine These. Dein ursprünglicher Gedanke für die Identifikation der Gereonskirche als Standort des Theaters basiert ja hierauf:

Diese Kirche hat ursprünglich nur eine ovale Form gehabt (Decagon). [...]
Da diese Form ja auch vom Amphitheater bekannt ist und es eben Hinweise darauf gibt daß in Köln ein Amphitheater existierte, dieses aber noch nicht lokalisiert wurde, wäre meiner Meinung nach hier ein Anhaltspunkt dem evtl. nachgegangen werden sollte.

Bei deinen Analogbeispielen, in denen Kirchen in Amphitheater hereingebaut wurden, nutzt aber keine der Kirchen die vorhandene Bauform des Amphitheaters als Grundlage für den Kirchenbau.

Wenn du dir hier mal die Kirche im Amphitheater von Tarragona ansieht, dann siehst du auch, dass der Kirchbau (der Altarraum) die Ränge des Theaters gnadenlos schneidet, also gerade nicht durch das Oval des Theaters geführt wird.

tarragona.jpg

Die Abmessungen von Gereon passen zudem nicht zu einem Amphitheater.
 
Es spricht noch einiges mehr gegen deine These. .
Dessen bin ich mir vollkommen bewusst.


Dein ursprünglicher Gedanke für die Identifikation der Gereonskirche als Standort des Theaters basiert ja hierauf:
Richtig.
Bei deinen Analogbeispielen, in denen Kirchen in Amphitheater hereingebaut wurden, nutzt aber keine der Kirchen die vorhandene Bauform des Amphitheaters als Grundlage für den Kirchenbau.
Auch vollkommen richtig.
Wenn du dir hier mal die Kirche im Amphitheater von Tarragona ansieht, dann siehst du auch, dass der Kirchbau (der Altarraum) die Ränge des Theaters gnadenlos schneidet, also gerade nicht durch das Oval des Theaters geführt wird.
Dies habe ich schon gesehen. Es ist aber bestätigt daß zumindest Teile des Amphitheater als Baumaterial für die Basilika verwendet worden sind.

Die Abmessungen von Gereon passen zudem nicht zu einem Amphitheater
Es gibt Amphitheater dieser Größe, wie z. B. bereits bemerkt in Drevant. Aber für Köln wäre dies dann doch eher zu klein.

Ich möchte jetzt gerne mal ein Zwischenfazit ziehen.

Gegenwärtig sieht es so aus daß meine Theorie wenig haltbar erscheint.
Dessen bin ich mir bewusst.

Die besondere Form des Baus von St. Gereon "zwingt" mich aber geradezu diesbezüglich noch etwas weiter zu recherchieren, denn dieser Bau ist in seiner Form für diese Zeit un- und aussergewöhnlich.
 
Natürlich kann das Amphitheater auch außerhalb des ummauerten Stadtgebietes gestanden haben.

Zu Tarragona auch noch ein Link der davon zeugt daß sich zu römischer Zeit durchaus ein Amphitheater ausserhalb der Stadt befunden haben kann:

Meiner unmaßgeblichen, empirisch nicht abgesicherten Beobachtung nach, befinden sich sowohl Theater als auch Amphitheater ganz überwiegend am Rand der Städte und gar nicht selten auch extramuros. Das Kolosseum in Rom verstellt uns da vielleicht ein wenig den Blick.
 
Das Kolosseum in Rom verstellt uns da vielleicht ein wenig den Blick.
Auch in Rom gab es ein Amphitheater ,welches an der Peripherie der Stadt lag, das Amphitheatrum Castrensis, welches auch heute noch teilweise erhalten ist. Da es aber abseits der Touristenlinien liegt ist es einigermaßen unbekannt. Möglicherweise gehörte es ,wie sein Namen erahnen lässt zum Castrum der Prätorianer. Kaiser Aurelian ließ es später in seine Stadtmauer integrieren und die nach außen zeigenden Bögen zumauern.
Bild: Modell
 

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Es ist aber bestätigt daß zumindest Teile des Amphitheater als Baumaterial für die Basilika verwendet worden sind.

Hierzu wäre es notwendig, die wiederverbauten Spolien, die dem Kölner Amphitheater zugeordnet sind, mal zu kartieren, um herauszufinden, ob es eine Konzentration von wiederverwerteten Spolien in einer bestimmten Ecke Kölns gibt. Wenn in einem bestimmten Viertel sich die dem Amphitheater zugeordneten Spolien häuften und die Gebäude, welche diese Spolien wiederverwendeten, nicht alle aus ein und demselben Bauensemble bestünden, dann wäre zumindest die Wahrscheinlichkeit einer Nähe des gesuchten Amphitheaters gegeben.
 
Hierzu wäre es notwendig, die wiederverbauten Spolien, die dem Kölner Amphitheater zugeordnet sind, mal zu kartieren, um herauszufinden, ob es eine Konzentration von wiederverwerteten Spolien in einer bestimmten Ecke Kölns gibt. Wenn in einem bestimmten Viertel sich die dem Amphitheater zugeordneten Spolien häuften und die Gebäude, welche diese Spolien wiederverwendeten, nicht alle aus ein und demselben Bauensemble bestünden, dann wäre zumindest die Wahrscheinlichkeit einer Nähe des gesuchten Amphitheaters gegeben.

Gibt es denn in Köln Spolien, die dem / einem Amphitheater zugeordnet werden können? Bisher hat man die Vermutung, dass es in Köln eins gegeben hat (basierend auf Grabsteinen/Mosaiken).
 
Gibt es denn in Köln Spolien, die dem / einem Amphitheater zugeordnet werden können?

So zumindest habe ich den Kollegen verstanden:

Es ist aber bestätigt daß zumindest Teile des Amphitheater als Baumaterial für die Basilika verwendet worden sind.

Wenn dem so wäre, wäre ein methodisches Vorgehen, die Streuung der dem Amphitheater zugeordneten Spolien (etwa Reste steinerner Sitzbänke, die irgendwo im Mauerwerk oder tatsächlich sogar im ursprünglichen Sinn verbaut sind) chronologisch möglichst diversifiziert (sprich, in spätantiken/früh- hochmittelalterlichen Bauten, die unterschiedlich datiert werden) zu kartieren. Wenn dies möglich sein sollte, könnte man schauen, ob es Konzentrationen entsprechender Spolien in einem bestimmten Areal gibt, die nicht den Lieferungen eines Unternehmers entsprechen, der eben an die Kirchengemeinde Sankt Gereon gerade ein bestimmtes Kontingent an Steinen verkauft hat. Wir müssen davon ausgehen, dass es neben wildem Abbau nicht mehr benötigter Edificien eben auch den unternehmerisch organisierten Abbau der Gebäude gab.
 
So zumindest habe ich den Kollegen verstanden:

Aber Kollege Lego hat sich auf die Basilika im Inneren des Amphitheaters von Tarragona bezogen.

Wenn du dir hier mal die Kirche im Amphitheater von Tarragona ansieht, dann siehst du auch, dass der Kirchbau (der Altarraum) die Ränge des Theaters gnadenlos schneidet, also gerade nicht durch das Oval des Theaters geführt wird.
Dies habe ich schon gesehen. Es ist aber bestätigt daß zumindest Teile des Amphitheater als Baumaterial für die Basilika verwendet worden sind.
 
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