Amphitheater Köln

Die Abmessungen von Gereon passen zudem nicht zu einem Amphitheater.

Bezüglich der Größe habe ich etwas weiteres Interessantes herausgefunden.


Der Martertod der Thebäischen Legion und St. Viktor in Xanten ? Sagenhaftes Ruhrgebiet

Dieses sogenannte Viktorlager war vielmehr ein amphitheatrum castrense im Umfange von 350 Schritten und einer Arena von 120 Schritten im Umkreise.
Ein Schritt war im alten Rom ein Gradus, also knapp 75 cm.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schritt_(Einheit)

Bei 120 Schritten sind also ca. 90 Meter Umfang zu errechnen.

Von den Abmessungen her wäre die Arena des Viktorlagers also nur ein klein wenig größer als das Oval von St. Gereon, das ja ca. 24 x 19 Meter misst (grob gerechnet müssten bei der Form von St. Gereon ca. 79 Meter herauskommen).

Jetzt wird's spekulativ oder gar ironisch:
Denn dieses sog. Viktorlager ist mit der Legende von St. Gereon in Verbindung.

Und das Xantener Amphitheater kann nicht das Amphitheater gewesen sein in dem Viktor und seine Mannen umgekommen sein sollen, denn dafür wäre es zu groß.

Diese Gegend soll aber auch sumpfig gewesen sein.

Wieder ernst:
Dieser Beitrag soll nur als Argument dienen daß es kleinere Amphitheater gab ... mehr nicht.

Liebe Grüße
 
Möglicherweise gab es in Köln auch mehrere Anlagen dieser Art, dazu zähle ich neben dem Amphitheater auch Theater. Ein Bühnentheater würde ich im römischen Köln auch vermuten (allerdings fallen mir außer Mainz in den germanischen Provinzen ad hoc keine nachgewiesenen Bühnentheater ein).

In Mainz geht man übrigens auch von der Existenz eines (bisher) nicht nachgewiesenen Amphitheaters aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Möglicherweise gab es in Köln auch mehrere Anlagen dieser Art, dazu zähle ich neben dem Amphitheater auch Theater. Ein Bühnentheater würde ich im römischen Köln auch vermuten (allerdings fallen mir außer Mainz in den germanischen Provinzen ad hoc keine nachgewiesenen Bühnentheater ein).
Jepp ... auch bei der guten alten WIKI ist dies nachzulesen. Ausser in Trier. da sind anscheinend gleich 2 Theater archäologisch erfasst. Und auch in Ladenburg und Frankfurt gibt es anscheinend Hinweise auf ein mögliches Theater.


In Mainz geht man übrigens auch von der Existenz eines (bisher) nicht nachgewiesenen Amphitheaters aus
Es gibt anscheinend viel was evtl. noch zu entdecken wäre. Und genau das ist das Spannende und Interessante an der Geschichte.

Ich denke mal daß sich hier im Forum sicherlich geschichtlich Gebilderte wie ich rumtummeln ... aber es macht hier einfach Spaß meine Gedanken vorzutragen und über diese zu diskutieren.

Liebe Grüße
 
Da ja nunauch Theater in diesem Thread erwähnt wurden, gab es eigentlich so etwas wie einen Circus auch nördlich der Alpen? Oder besser gefragt hat man solche Gebäude nördlich der Alpen gefunden?

Apvar
 
Ah, eine interessante Diskussion. Ich habe zu Amphitheater und Circus meine eigene Theorie, die ich hier gerne mal auswalze:

Ich würde das Amphitheater am ehesten im südwestlichen Teil der antiken Stadt vermuten, innerhalb der Stadtmauern. Grundlage für die Vermutung ist die Lage eines kleinen Tores (35) in der Stadtmauer, das nach Gerta Wolff (Das Römisch-Germanische Köln, Köln 2005 in der 6. Auflage, S. 165) den Zugang der Landbevölkerung zum "Circus Maximus" ermöglichen sollte. Mit Mühe kann man zwar in die südwestliche "Beule" der Stadt einen Circus hineinpflanzen, ein Amphitheater halte ich aber für wahrscheinlicher, weil öfter innerhalb der Stadtmauern von Kolonien zu finden. Was ich leider nicht mehr belegen kann, weil mir das Buch fehlt: angeblich komme das Wort "Griechenmarkt" von einem fränkischen Begriff, der "Sandgrube" bedeutet. Mit etwas Waghalsigkeit kann man nun den kleinen und den großen Griechenmarkt auf die Arenen eines Amphitheaters und eines Circus verteilen, aber das macht es doch wieder etwas eng; ich tippe eher auf ein "Ludus" (Belege für Gladiatoren in Köln gibt es massig) und das Amphitheater.

Weitere Argumente für die "Ecklage" des Amphitheaters der CCAA habe ich vor ein paar Jahren mal hier gesammelt, es kam eine kleine Untersuchung von anderthalb dutzend Coloniae heraus, die so gut wie alle ihre Spielstätten an die Ränder, wenn nicht gar außerhalb der Mauern pflanzten. Wer diese dezentrale Lage nicht versteht, hat wahrscheinlich noch nie ein Fußballstadion nach der Heimspielniederlage besucht: die Besucher sollen nicht nur schnell wieder weggelotst, sondern auch auf möglich wenig randalegefährdeten Strecken gelenkt werden können. Das Tor (35) passt da hervorragend in ein Schema, das man auch in der CUT und in Trier finden kann.

Einen Circus in Köln vermute ich in der gleichen Ecke außerhalb der Stadt, wo auf dem Mercatorplan "Voir den siben Burgen" und "Sant Mertens Veldt" steht (http://bit.ly/1FOsAc2). Letzteres könnte auch ein Überrest des Campus Martius sein (obschon die Abtei St. Martin hier ein Feld gehabt haben soll). Hier ist auch die Lage etwas ausschlaggebend für die Vermutung, beide Straßen sind relativ parallel und liegen in einer Mulde. Wahrscheinlich hatten weder Amphitheater noch Circus regelrechtes Steinmauerwerk, und wenn doch, dann wurde es wahrscheinlich schon in der 1. Stadterweiterung zu Schutzmauern verarbeitet (oder Kirchen).

Ich vermute auch ein Theater in Köln, diese Kulturstätten lagen gerne im Zentrum und dienten auch als politische Versammlungsstätten. Ein Fragment eines Bühnenhausmodells, Fundort Lungengasse, steht im Römisch-Germanischen Museum. Salvian von Marseille schreibt ca. 450 n. d. Zw. über das Ende des Schauspielbetriebs u. a. in Köln, weil es voller Feinde ist: also muss es vorher dort Schauspiel gegeben haben (Alexander Puk, Das römische Spielwesen in der Antike, Google Book hier: Das römische Spielewesen in der Spätantike - Alexander Puk - Google Books). Ich habe aber keine Ahnung, wo das gelegen haben kann. Als der halbrunde Forumbau ausgegraben wurde, wurde dort in einer Art bedingtem Reflex halbrund = Theater gesehen, aber das war schnell widerlegt.

Aber es gibt eine Menge heutiger Tiefgaragen, Keller, schallgeschützter Aufnahmeräume des WDR und nicht zuletzt U-Bahn Schächte der 70er, bei deren Bauarbeiten weder geforscht noch auch nur gerettet wurde. Irgendwo in diesen Resten – ich habe mal mit der Markierung von Tiefgaragen, Schächten und Kellern angefangen, es aber schreckerfüllt wieder sein gelassen – waren vielleicht auch die Fundamente von Theater oder Amphitheater.
 
Danke für den Link.

Was war denn der Halbrunde Bau an der Mauer zwischen Bayernturm und Severinstor? Festungsrondelle werden doch nach aussen angelegt und nicht nach innen.
 
Gute Frage – aber für die römische Stadt war das ein bisschen sehr weit draußen. Das hätte dort ziemlich nahe am Gräberfeld gelegen (obschon sich die Bebauung vor der Stadt im Süden relativ weit ausdehnte und der Circus des Maxentius schließlich auch über 2 Meilen vor der Stadt, aber in Verbindung mit einem Villenkomplex, lag).
 
Ich habe auch einen Blick in das Buch von Gerta Wolff geworfen (allerdings in der 5. Aufl. von 2000): der Circus Maximus in der SW-Ecke der Colonia wird vermutet, weil dort der Stadtgrundriß eine Ausbeulung nach Süden hat. Archäologische Nachweise für einen Circus gibt es dort nicht. Allerdings gibt es auch keinerlei Erkenntnisse darüber, welche Bebauung dort vorgelegen hat.

Während man den den Umfang des römischen Kölns durch die Stadtmauer schon genau kennt, ist zur Innenbebauung/Trassierung weniger bekannt. Forum, Kapitolstempel, Thermen, zwei gallo-römische Tempel an der Westmauer - das war's, was man vom römischen Köln so kennt. Die Bebauung weiter Teile der Colonia ist unbekannt. Cardo und Ordo Maximus sind durch Stadttore vorgegeben und die heutige Straßenführung verläuft immer noch nach fast 2000 Jahren auf deren Trasse.
 
Noch mal kurz zur Diskussion um St. Gereon. Diese war ja sehr fruchtbar, weil sie unseren Blick auf verschiedene Amphithater des Imperiums gelenkt hat, aber wir hätten schon damals bei einem kurzen Blick in den Wikipedia-Artikel, dessen Auszug zur Diskussion um die St. Gereons-Kirche als Standort des römischen Amphitheaters von Köln feststellen können, dass das nicht sein kann. Ich zitiere - jetzt Juni 2019 - aus der Artikelversion vom 27. März 2015 (Diskussion um St. Gereon April 2015):

St. Gereon ist eine der zwölf großen romanischen Basiliken in der Kölner Altstadt-Nord. In ihrem Kern sind noch erhebliche Reste eines spätantiken Konchenovalbaus aus der Mitte des 4. Jahrhunderts erhalten, der zu den bedeutendsten Zeugnissen antiker Repräsentationsarchitektur nördlich der Alpen zählt [...]​

Auf der Nordwest-Nekropole des römischen Köln entstand im 4. Jahrhundert über einem rechteckigen Grabbau (Memoria) der gewaltige spätantike Zentralbau von St. Gereon. Die unsichere Datierung beruht unter anderem auf dem Fund eines fragmentierten Isis-Weihesteins samt einer Münze aus der Zeit nach 345.[1]​

Der zentrale überkuppelte Ovalbau war nördlich und südlich von je vier durchfensterten Konchen umgeben. Der Durchmesser der antiken Kuppel betrug 23,70 m zu 19,80 m.[2]
[...]
Im heutigen Bau des 13. Jahrhunderts ist das antike Bauwerk noch etwa 14 Meter hoch erhalten und wurde lediglich ummantelt.​
 
Zurück
Oben