Wussten die Deutschen was (!) sie 1929-1933 wählten?

Ein beispielhafter Hetzbrief 1924 (!) - auf dieser breiten Basis von Hass auch ohne Bezug zum Versailler Vertrag setzte die NS-Bewegung auf:
Ich würde das nicht überbewerten, denn solche Briefe bzw. Hetztiraden gab es schon immer und gibt es auch heute: Fernsehkommentatoren bekommen sie, nur weil sie als jüdisch (Marcel Reif) geoutet wurden oder anhand des Namens eine nichtdeutsche Herkunft (Béla Réthy) zu erkennen ist.

Aber das nur nebenbei, denn das Thema des Threads interessiert mich sehr:
… dass aber der Verfasser von "Mein Kampf" den Parlamentarismus, die Demokratie, die Gewerkschaften und die Pressefreiheit aufheben und beseitigen würde, daran konnte es keinen Zweifel geben. "Mein kampf" war eine Abrechnung- der verlorene Krieg wurde analysiert und bereits der folgende vorbereitet, der nicht nur den Frieden von versaillles revidieren sollte, sondern Deutschland zur Hegemonialmacht in Europa machen sollte.
Das mit Versailles hatte sicher sehr vielen, wenn nicht allen gefallen. Und das mit der Hegemonialmacht nicht nur wenigen. Das hätte auch heute Zustimmung gefunden – zumindest bei gewissen Kreisen. Dass heute nur die dritte Strophe des Deutschlandliedes gesungen wird, hat schon seinen Grund.


Das einbändige Werk, die Volksausgabe, wurde bis 1933 287.000 Ex. verkauft.

Erst nach Januar 1933 stiegen die Verkaufszahlen massiv an. Bis Dez, 1933 waren es dann 1,5 Millionen Ex. die verkauft wurden.
287.000 Exemplare – das wäre auch nach heutigem Maßstab ein Bestseller.


Noch mal, wir reden hier vom Deutschen Ottonormalverbraucher als Wähler 1929-1933.
Die deutschen Ottonormalverbraucher als Wähler wussten damals von der Politik so viel, wie die heutigen von der heutigen – das Verhalten der Masse ist überall auf der Welt ziemlich gleich. Ein Spruch Hilters aus dem „Mein Kampf“ gilt heute noch:

Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwenden, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag.

Immerhin gab es bei den entscheidenden Wahlen eine enorme Wahlbeteiligung, die in unseren Zeiten nie wieder erreicht wurde. Was beweist: Die Menschen waren damals politisierter als heute.


Das alles ändert ja nichts daran, dass MK nicht die einzige Publikation der Nazis war, Völkischer Beobachter und Stürmer war für jedermann zu lesen, zudem die Meinung der bürgerlichen Presse - die vielfach in den Händen Hugenbergs war - und der proletarischen Presse zu den Nazis und ihren Bekundungen. Gerade den Menschen in den Großstädten aber auch auf den Dörfern konnte nicht entgehen, was die Nazis auf der Straße veranstalteten: Straßenkämpfe und Saalschlachten. Nicht zuletzt war Hitler Wahlkämpfer, der vieles von dem, was er geschrieben hatte in ähnlicher Form auch in seinen Wahlkampfreden von sich gab.
Ja, man sah, las und hörte das alles – und tolerierte es. Weil die etablierte Politik es ganz offensichtlich nicht schaffte, die nun schon 3 Jahre dauernde Wirtschaftskrise zu meistern, dachten sehr viele, man müsse neue Wege gehen und einem anscheinend starken Mann eine Chance geben.


Wieso hat das Volk an bestimmten Stellen nicht STOP gesagt? Einerseits wurde das in der Nachkriegszeit den Deutschen immer wieder vorgeworfen, aber andererseits: wie realistisch wäre das gewesen? Wie hätte sich bei all den oppotunistischen Mitläufern eine größere Opposition entwickeln können?
Der großen Mehrheit ging es ja gut im Hitler-Deutschland. Das war schon 1933 zu spüren gewesen und steigerte sich bis zum Krieg permanent. Man darf nicht vergessen, in der NSDAP steckten 2 Wörter (sozialistisch und Arbeiter), die diese Partei ernst nahm: Sie taten was für die Arbeiter und die sog. kleinen Leute – siehe Beschäftigungs- und Häuserbauprogramme. Die ersten 6-7 Jahre der Diktatur wurden von den Zeitgenossen wirtschaftlich als euphorisch empfunden. Und auch Anfangserfolge im Krieg waren nicht dazu angetan, Bedenken gegen den Führer zu schüren. Später, nach Stalingrad und Städtebombardierungen, kam noch Trotz dazu: Wir stehen zusammen, egal was kommt.

In meiner Verwandtschaft in Celle hat man mir glaubhaft versichert, dass sie die ersten KZ-Insassen bei Aufräumarbeiten nach Bombardierungen gesehen hatten. Vorher wussten sie zwar von der Existenz dieser Lager, aber glaubten, da seien Asoziale und Arbeitsscheue untergebracht, um umerzogen zu werden. Das fanden sie voll in Ordnung, denn gegen solche „Elemente“ hat die große Mehrheit noch heute Vorurteile – siehe die Pauschalisierungen über die Hartz IV Empfänger. Nicht umsonst konnte Thilo Sarrazin Säle füllen mit Leuten, die jeden Kritiker niederbrüllten. Und das waren beileibe keine einfache Leute, sondern welche im feinen Zwirn – ich hab es selbst erlebt.
 
Die Frage ist komplizierter, als sie auf den ersten Blick scheint- Auf der einen Seite lässt Hitlers "Mein Kampf" keine Zweifel an seinen Absichten. Das Bürgertum war auch durchaus in der Lage, sich Zugang zu diesem Buch zu verschaffen und es entsprechende zu interpretieren.

Mein Vater (*1929) war erstaunt, im Nachlass meiner Großeltern auch eine Ausgabe von "Mein Kampf" zu finden. Meine Großeltern waren überzeugte Antifaschisten. Mein Großvater wollte seinen alten Kaiser Wilhelm zurück, die Nazis waren für ihn "Pöbel, der auf den Straßen randaliert". Meine Großmutter, akademisch gebildet und aus alter Bildungsbürgerfamilie, fand es ein Unding, dass eine Regierung sich anmaße, ihr vorzuschreiben, die jüdische Nachbarin nicht mehr zu grüßen. Natürlich grüße man seine Nachbarn, das sei eine Frage des Anstands. Sie hat meinen Vater ermutigt, diese Nachbarin zu besuchen, allerdings mit dem Hinweis, doch lieber durch den Garten als über die Straße zu gehen (der Hamburger SS-Chef wohnte nur ein paar Häuser weiter).
Sonst wurde über Politik in Anwesenheit meines Vaters nicht viel gesprochen - vielleicht aus gutem Grund. Die jüdische Nachbarin überlebte das "Dritte Reich" physisch unbeschadet in Hamburg, die Söhne emigrierten 1937 nach Lateinamerika, konnten das Familienvermögen dank irgendjemandes Hilfe ebenfalls dorthin transferieren, und unterstützten nach 1945 meinen Großvater massiv beim Wiederaufbau seines Geschäfts. Ob und wie weit meine Großeltern bei alldem ihre Hände im Spiel hatten, haben mein Vater und ich oft diskutiert. Ausser der Tatsache, dass mein Großvater als Versorgungsoffizier privilegierten Zugang zu dänischer Butter und Sahne hatte, was er u.a. dazu nutzte, meinen Vater vor einem Schulverweis zu retten (mein Vater hatte die Aussprache seines Englischlehrers kritisiert, woraus nicht zu Unrecht auf regelmäßiges BBC-Hören geschlossen wurde), förderten diese Diskussionen jedoch wenig an belastbaren Erinnerungen zu Tage.
Wie auch immer - "Mein Kampf" im Besitz meiner Großeltern bezeugt, dass zumindest das Groß- bzw. Bildungsbürgertum in der Lage war, sich ein Bild von Hitlers Absichten zu machen, und dies auch tat.

Auf der anderen Seite gibt es das alte Sprichwort "Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird". Die Erwartung, dies träfe auch auf Hitler bzw. die NSDAP zu, war wohl ebenfalls weit verbreitet. Exemplarisch dafür steht der Hamburge Bankier Max Warburg, der nicht nur als Jude, sondern auch als Mitglied der deutschen Delegation bei den Friedensverhandlungen von Versailles allen Grund hatte, den Nazis zu mißtrauen. Trotz der nach 1933 erfahrenen Demütigungen (u.a. Verlust der Sitze im Reichsbankrat, und im Aufsichtsrat der IG Farben, der HAPAG und des Norddeutschen Lloyd) unterstützte er noch 1937/38 die Reichsregierung aktiv bei der Kreditbeschaffung in den USA. Ohne seine Verbindungen dorthin (sein Bruder Paul M. Warburg war Teilhaber der Investment-Bank Kuhn, Loeb & Co., die später mit Lehman Brothers fusionierte, und gilt als "Vater" der amerikanischen Federal Reserve Bank) wäre es den Nazis wohl schwerlich gelungen, die für die Aufrüstung benötigten Devisen zu beschaffen.
Wenn also selbst ein erfahrener und international vernetzter deutsch-jüdiischer Bankier und Politiker die Nazis so massiv unterschätzte, welchen Schluß kann man dann für "Otto Normalbürger" ziehen?

Ich denke, viele NSDAP-Wähler 1939 stimmten zunächst und vor allem für den "Wechsel" - wirtschaftlich, auch politisch. Die "etablierten Parteien", zu denen inzwischen auch SPD und Demokraten gehörten, hatten ihre Glaubwürdigkeit verloren. Es mag sogar den einen oder anderen NSDAP-Wähler gegeben haben, der darin einen Weg sah, das Brüningsche "Erlaßregime" zu beenden und endlich wieder eine stabile, parlamentarisch legitimierte Regierung zu bekommen. Die Erwartung, es würde nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wurde, und die Machterlangung würde die Nazis entradikalisieren und pragmatisieren, ist durchaus nachvollziehbar - auch aufgrund der Erfahrung mit der SPD nach 1918.
Viele andere Wähler sahen die NSDAP kritisch, sei es als überzeugte Kommunisten, Sozialdemokraten, Demokraten, Christen (Katholiken), oder wertkonservative Bildungsbürger wie meine Großeltern. Ob die Mehrheit von ihnen gewusst hat, gegen was sie stimmten, ist allerdings ebenfalls fraglich. NSDAP-Prinzipien wie Gewalt gegen Andersdenkende, Ausgrenzung von Minderheiten und Einschränkung der Meinungsäußerung waren offensichtlich, verurteilenswert, und für Menschen mit ethischem und politischen Bewußtsein eigentlich unwählbar. Aber ob die Mehrheit der Nicht-NSDAP-Wähler 1933 wusste, dass sie gegen Angriffskrieg und Völkermord in historisch beispiellosem Ausmaß stimmten, wage ich zu bezweifeln.
 
@Augusto: Danke für diesen aufschlußreichen, anschaulichen Beitrag.

Vielleicht noch ein kleiner Hinweis an jene, die ihren Vorfahren aufgrund damals vorhandener Parteiprogramme, Wahlkampfreden und Kampfschriften, all zu bereitwillig einen Vorwurf stricken möchten. Ja, aus heutiger Sicht, kann man sagen, sie hätten es wissen können.

Aber schauen wir mal ins Heute. Ein Thema, das mittlerweile viele bewegt ist ...

[MOD: Bitte Forenregeln beachten. Tagespolitik ist nicht Gegenstand des Geschichtsforums]

Es kann uns also auch passieren, daß wir in den Augen unserer Nachkommen versagt haben. Weil wir es doch hätten wissen können. Ja! Das hätten wir, aber wir setzten nunmal andere Prioritäten (leider) und denken uns "...so schlimm wird es schon nicht werden..."
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Mein Vater (*1929) war erstaunt, im Nachlass meiner Großeltern auch eine Ausgabe von "Mein Kampf" zu finden. [...]
Wie auch immer - "Mein Kampf" im Besitz meiner Großeltern bezeugt, dass zumindest das Groß- bzw. Bildungsbürgertum in der Lage war, sich ein Bild von Hitlers Absichten zu machen, und dies auch tat.

Was besagt die Tatsache, dass ein Buch sich im physischen Besitz einer Person befindet darüber aus, ob sie es gelesen hat? Das Hochzeitsdatum deinr Großeltern spricht immerhin dafür, dass es kein Hochzeitsgeschenk von Seiten des Standesamtes war. Mehr aber auch nicht. Lesespuren, die könnten etwas aussagen.

Wenn also selbst ein erfahrener und international vernetzter deutsch-jüdiischer Bankier und Politiker die Nazis so massiv unterschätzte, welchen Schluß kann man dann für "Otto Normalbürger" ziehen?
Zunächst einmal halte ich es für falsch, hier zwei Gruppen aufzumachen, nämlich die Gruppe der Nazis und die Gruppe der Deutschen. Die Nazis waren eine Teilmenge der Deutschen und jeder Deutsche, der in irgendeiner Form "nazifiziert" war, war es in einem anderen Ausmaß. Es gab Nazis, die keine Antisemiten waren und Antisemiten, die keine Nazis waren. Es gab Leute, die Antisemiten waren aber Gewalt verabscheuten und andere, die weder Nazis noch Antisemiten waren, aber später am Massenmord aktiv mitwirkten und zwar nicht, weil sie eine besondere Disposition zu Gewalt hatten, sondern weil die Situation sich eben so ergab...
Zum zweiten vergisst du, dass manche Leute sich auch auf ihren Prominentenbonus etwas einbildeten und meinten, dass der sie schützen würde. In manchen Fällen hat das geklappt (von Galen, aber auch da gab es entsprechende Planungen, die auf die Zeit nach dem Endsieg verschoben waren), in anderen Fällen eben nicht.

Wer die Nazis 1932/33 wählte, der wusste ganz genau, was auf den Straßen abging, was die Schlägerbanden der SA anrichteten.

Aber ob die Mehrheit der Nicht-NSDAP-Wähler 1933 wusste, dass sie gegen Angriffskrieg und Völkermord in historisch beispiellosem Ausmaß stimmten, wage ich zu bezweifeln.
Zumindest die KPD machte damit Wahlkampf: "Wer Hitler wählt, wählt Krieg."
Aber ich würde sogar noch weitergehen als du: Wenn man am 1. September 1939 denjenigen, welche in den folgenden sechs Jahren zu Massenmördern wurden, dieses gesagt hätte, die hätten es nicht geglaubt.
Das zu wissen ist wichtig. Denn darin steckt ein kategorischer Verhaltensimperativ auch für uns heute noch. Für jeden Menschen.
 
1 natürlich wußten die Wähler, was sie wählten. Zum einen weil 33 bereits über 1Mio Exemplare von “Mein Kampf“ verkauft worden waren. Zum anderen war die menschenverachtende NS-Programmik seit 1920 im Parteiprogramm ausformuliert worden

2 es war für viele Wähler eine Protestwahl, wie Falter und Childers zu Recht herausstellen. Die durchaus bestimmten sozialen Schichten zugeordnet werden kann und absolut nichts mit dem “kleinen Mann“ zu tun hat.

3 der Zeitpunkt für die Machtergreifung hätte nicht verzögert erfolgen dürfen, da sich die Wirtschaft nach 3 Jahren wieder erholte und die NS Bewegung Auflösungserscheinungen zeigte, da sie programmatisch sehr heterogen war.

4 konzidieren kann man bestenfalls, dass 33 keiner wußte welche Dimension die bereits 1920 !!!! ausformulierte Entrechtung bzw. Entzug der staatsbürgerlichen Rechte für Deutsche mit vor allem jüdischen Glauben annehmen würde.

Ansonsten wäre es hilfreich, die Darstellung dieser Periode nicht primär über Onkel, Tanten, Oma oder Opa laufen zu lassen,damit meine ich nicht “Augusto“, sondern objektiver anhand der entsprechenden Literatur. Nicht zuletzt deswegen, da die Darstellung des 3. Reichs in letzter Zeit teilweise “leicht merkwürdig“ erscheint
 
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Was besagt die Tatsache, dass ein Buch sich im physischen Besitz einer Person befindet darüber aus, ob sie es gelesen hat? Das Hochzeitsdatum deinr Großeltern spricht immerhin dafür, dass es kein Hochzeitsgeschenk von Seiten des Standesamtes war. Mehr aber auch nicht. Lesespuren, die könnten etwas aussagen.
Ich habe MK aus dem Nachlass meiner Großeltern damals (1983) auch gelesen. Annotiert war es nicht, es wirkte aber auch nicht ungelesen. Leider erinnere ich nicht mehr, aus welcher Ausgabe das Exemplar stammte.
Zum zweiten vergisst du, dass manche Leute sich auch auf ihren Prominentenbonus etwas einbildeten und meinten, dass der sie schützen würde.
"Prominentenbonus" erklärt das Phänomen Max Warburg nur unvollständig. De facto hat er die deutsche Kriegsvorbereitung aktiv, über Devisenbeschaffung, unterstützt. Wohl aus nachvollziehbaren Motiven (Schutz deutscher Juden), aber auch in massiver Unterschätzung dessen, was das Regime mit dem Geld vorhatte.
Wer die Nazis 1932/33 wählte, der wusste ganz genau, was auf den Straßen abging, was die Schlägerbanden der SA anrichteten.
Yup.
Aber ich würde sogar noch weitergehen als du: Wenn man am 1. September 1939 denjenigen, welche in den folgenden sechs Jahren zu Massenmördern wurden, dieses gesagt hätte, die hätten es nicht geglaubt.
Das zu wissen ist wichtig. Denn darin steckt ein kategorischer Verhaltensimperativ auch für uns heute noch. Für jeden Menschen.
Wehret den Anfängen!
 
In einem anderen Thread wurde auf die Sammlung der Abel-Papiere verwiesen. Sie sind durch Giebel u.a. erneut in den USA gesichtet worden und kommen neu editiert auf Deutsch am 11.09. 2018 auf den Markt.

Und es wird anhand der autobiographischen Texte deutlich, wie die Wirtschaftskrise und der Streit der traditionellen Parteien, die Bereitschaft förderte, Hitler zu wählen.

Ihnen war wohl nicht ausreichend bewußt, was mittel- bis langfristig auf der politischen Agenda von Herrn H. stand, aber auch die Erwartungen an die Wahl von Hitler war, dass er vor allem die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen, im Rahmen der "völkischen Gemeinschaft", stabilisiert.

Giebel, Wieland (2018): "Warum ich Nazi wurde". Biogramme früher Nationalsozialisten. 1. Auflage. Berlin: Berlin Story Verlag GmbH.

https://www.berliner-zeitung.de/pol...-beschreiben--warum-sie-nazis-wurden-31235180

Teilweise sind sie bereits durch Abel selber aufbereitet worden.

Abel, Theodore (2017): The Nazi movement. Abingdon, Oxon, New York, NY: Routledge.
Abel, Theodore Fred (1986): Why Hitler came into power. Cambridge, Mass.: Harvard University Press.

Mann hatte ebenfalls einen immanenten Versuch unternommen - unabhängig von den Abel-Papieren - die Motivation verstehend zu rekonstruieren.

Mann, Michael (2004): Fascists. Cambridge: Cambridge Univ. Press.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber natülich wussten de NSDAP-Wähler was sie wählten. Sie wollten den Hitler, der sich Ihnen präsentierte, laut, vulgär, den Mann, den es eigentlich nicht gibt, der nur durch sein Gebrüll auffällt , UND durch seine Schlägertrupps von der SA, in Uniform, was immer noch der Mentalität der überwiegenden Mehrheit der Deutschen entsprach, Zuckmeiers Schuster Vogt war kein Zufalll. Und es ging der satten Mehrheit der Deutschen um ein Bollwerk gegen den Kommunismus, da nahm man doch Hetze gegen Juden inkauf.
Ich denke auch, dass die SPD , Friedrich Ebert indirekt Hitler an die Macht gebracht hat Stichworte: Wer hat uns verraten ? Sozialdemokraten ! Mit dem Zusammenkartätschen der Revolution 1919 durch die SPD musste diese immer für eine Regierungsbildung brüchige Koalitionen eingehen, statt eine starke und sozialistische Demokratie zu schaffen. Und, Deutschland hatte keine Demokraten, die Verwaltung war monarchistisch, das Militär ohnehin, Polizei der Büttel der Obrigkeit
 
@nefteta: Nahezu jede Aussage ist falsch oder unsinnig. Es geht auch wohl eher um Provokation.

1. Es ging den Wählern der NSDAP nicht um ein "Bollwerk gegen den Kommunismus", sondern um einen Weg aus der Wirtschaftskrise. Die entsprechende Fachliteratur von Falter, Childers etc. ist ausführlich im Forum referiert worden. Und es gibt eine ausführlich Diskussion zur Art der Inszenierung des "Führers" im Rahmen seiner Auftritte durch die NSDAP und seiner Stilisierung als "Heiland".

Und spätestens seit den Arbeiten von Bracher und anderen ist die Rolle der SA zur Gewinnung der Macht ausführlich dokumentiert und analysiert worden.

2. Wen oder was die SPD 1918 und danach angeblich verraten hat, ist eine Frage des historischen Diskurses. Dabei liegt die Betonung auf der Kenntnis der historischen Fakten.

Eine kleine Auswahl bieten folgende Titel. Dabei ist Rosenberg und Haffner durchaus als Einstieg interessant. Fundierter sind die früheren Arbeiten von Kluge, Kolb und Rürup.

Eine positive Neuberwertung liegt beispielsweise in den aktuellen Arbeiten von Käppner und Niess vor.

Und wenn man sich denn an der SPD reiben möchte, dann bietet die Arbeit von Wette zu Noske ausreichend Material einer fundierten kritischen Bewertung.

Haffner, Sebastian (2008): Die deutsche Revolution 1918/19. Köln: Anaconda.
Käppner, Joachim (2017): 1918 - Aufstand für die Freiheit. Die Revolution der Besonnenen. München: Piper.
Kluge, Ulrich (1992): Die deutsche Revolution. 1918/1919 ; Staat, Politik und Gesellschaft zwischen Weltkrieg und Kapp-Putsch.Frankfurt am Main: Suhrkamp
Kolb, Eberhard (1978): Die Arbeiterräte in der deutschen Innenpolitik. 1918 - 1919. Zugl.: Göttingen, Univ., Diss., 1959.
Niess, Wolfgang (2017): Die Revolution von 1918/19. Der wahre Beginn unserer Demokratie. Berlin, München, Zürich, Wien: Europa Verlag.
Rosenberg, Arthur (1977): Entstehung der Weimarer Republik. 17. unveränderte Aufl. Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt.
Rürup, Reinhard (1975): Arbeiter- und Soldatenräte im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Studien zur Geschichte der Revolution 1918/19; Wuppertal: Hammer.
Wette, Wolfram (2010): Gustav Noske und die Revolution in Kiel 1918. Heide: Boyens (Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, 64).
Winkler, Heinrich August (2018): Weimar 1918-1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie.. München: C.H. Beck
 
Zuletzt bearbeitet:
Nö, es geht nicht um Provokation
1. die SPD der Nachkriegszeit WK 2 tat sich immer schon schwer mit einer historischen Beurteilung nach WK 1, dass um gotteswillen nicht an der Ikone Ebert gerüttelt wird. an Ebert, der Jahrzehnte die sozialistische Revolution gepredigt hat, und dann, als sie da war, sich mit den Rechten ins Bett gelegt hat. Die Leiche im Landwehrkanal ist das Produkt von Ebert, Es war doch Ebert, der am Brandenburger Tor die Truppen damit begrüßt hat, dass kein Feind sie geschlagen hätte und er damit der Dolchstoßlegende Vorschub geleistet hat. Wer schrieb denn diese Rede ?,
Tausende Bücher wurden vollgeschrieben um zu beweisen, dass Ebert Deutschland vor dem Kommunismus gerettet hätte., Ja selst der gegenüber Hitler schwankende Reichspräsident Hindenburg gab sein OK erst nachdem behauptet wurdem die Kommunisten hätten für den 29.Jan 33 einen Putsch geplant,
2.) Die immer wieder bemühte Wirtschaftskrise, aus der Hitler versprach zu führen, oder diese Eindruck vermitteln wollte, ist falsch.
Richtig ist zwar, dass sich die Wirtschaft in 1932 nur langsam erholte,, aber die Arbeiter hatten Mitte 1932 schon mehr Lohn, , warum Hitler wählen ? bei den Wahlen in Nov 32 erlitt die NSDAP erhebliche Verluste,

Die "Schmach" des WK I wirkte nach, vom hohen Sockel der Geschichte gestoßen zu werden, DAS war ja noch nicht einmal von den Rechten in Deutschland nach WK II (Adenauer, FischerKontroverse) real verarbeitet worden.
 
Nö, es geht nicht um Provokation
1. die SPD der Nachkriegszeit WK 2 tat sich immer schon schwer mit einer historischen Beurteilung nach WK 1, dass um gotteswillen nicht an der Ikone Ebert gerüttelt wird.
Verzeihung, aber welche Ikone? In der Rückschau herrscht doch was die historische Betrachtung angeht, weitgehend Konsens dahingehend, dass Ebert als Reichspräsident in Teilen sehr unglücklich aggiert hat, mitunter auch daran mitwirkte die Blaupause für Ausbrüche aus der Verfassung mit zu schaffen.
Ich persönlich kenne da niemanden, weder seriösen Historiker, noch geschichtsbewusster Sozialdemokrat, der Ebert heute noch über den grünen Klee loben würde.
Sofern überhaupt in der rückläufigen Betrachtung jemand aus der Riege der Weimarer Politiker heraussticht, dass er zur ikone taugen würde, dürfte dass dann eher Stresemann sein.

an Ebert, der Jahrzehnte die sozialistische Revolution gepredigt hat, und dann, als sie da war, sich mit den Rechten ins Bett gelegt hat. Die Leiche im Landwehrkanal ist das Produkt von Ebert, Es war doch Ebert, der am Brandenburger Tor die Truppen damit begrüßt hat, dass kein Feind sie geschlagen hätte und er damit der Dolchstoßlegende Vorschub geleistet hat. Wer schrieb denn diese Rede ?
Hier beginnt es dann ein bisschen abstrus zu werden. Was genau hat denn Ebert nun mit den Morden an Liebknecht und Luxemburg zu schaffen?
Die sind wohl eher ein Produkt aus Noskes eigenmächtig verschärftem Schießbefehl, der Herangehensweise und Absichten der anwesenden Freikorps-Kader, so wie der Neigung der Spartakus-Anhänger zur bewaffneten Aktion.

Ebert hat weder Spartakus zum bewaffneten Aufstand und zur Okkupation von Teilen der Berliner Innenstadt aufgestachelt, noch hat er Liebknecht/Luxemburg dazu gezwungen, sich an dieser Aktion zu beteiligen, noch war er anwesend, als die Freikorps-Leute taten, was sie dann anschließend taten.
Sicherlich eine unglückliche Tatsache, dass diese Formationen herangezogen wurden, andererseits, ohne Aufstand wäre es nicht nötig gewesen diese herbei zu rufen.
Dass die Regierung ohne eine solide Basis an verlässlichen regulären Truppen darstand, wusste man unter den Aufständischen ganz gut, deswegen hat man ja auf die bewaffnete Aktion gesetzt. Das in dieser Situation die Regierung sich dann mit anderen Mitteln verteidigen würde, hätte man vorher absehen können.

Tausende Bücher wurden vollgeschrieben um zu beweisen, dass Ebert Deutschland vor dem Kommunismus gerettet hätte., Ja selst der gegenüber Hitler schwankende Reichspräsident Hindenburg gab sein OK erst nachdem behauptet wurdem die Kommunisten hätten für den 29.Jan 33 einen Putsch geplant,
Kannst du mir aus diesen 1.000 Bücher 10 nennen, die man ernst nehmen kann?
Ferner ist auch dieser Vergleich schief.
Zum einen existierten Blaupausen für eine Pression der politischen Linken, seit dem Kabinett Papen auf ebene von Reichsregierung und RP, siehe dazu #7 im Faden zum Reichstagsbrand:
Reichstagsbrand 1933

Insofern ist dass, was du hier betreibst Schönfärberei Hindenburgs. Der Mann war auch ohne Zutun Hitlers prinzipiell bereit außerhalb der Mittel der eigentlichen Verfassung gegen die politische Linke (mindestens aber die Radikale) vorzugehen, einzig bis zum Reichstagsbrand fehlte der konkrete Anlass.
Darüber hinaus ist der Vergleich von 1918/1919 zu Anfang 1933 insofern Unsinn, als dass 1918/1919 die Situation vollkommen unübersichtlich und chaotisch war.
Die Armee löste sich zunehmend auf (freilich ohne ordnungsgemäße Demobilisation und ohne dass man auch nur einen Überblick über das im Umlauf befindliche Kriegsmaterial gehabt hätte, geschweite denn in der Lage gewesen wäre, es einzusammeln), der politische Umbruch kam knall-auf Fall und in Teilen begleitet von bewaffneten Auseinandersetzungen, wenn die auch meist glimpflich abgingen.
Ein geordnetes politisches System geb es nicht und so mancher versuchte in dieser Situation seine eigene Revolution zu machen, hinzu kommt das Beispiel des russischen Bürgerkrieges, der ja zu dieser Zeit ein präsentes, tagesaktuelles Ereignis gewesen ist.

Entsprchrend dem Mangel an zuverlässiger Information war zu diesem Zeitpunkt kaum seriös einzuschätzen, wie stark die extreme Linke im Volk tatsächlich war.

Die Situation 1933 ist eine vollkommen andere. Das mitgeführte, unterschlagene Kriegsgerät, dass 1918/1919 einiges an Kopfzerbrechen machen durfte, war anno 1933 entweder völlig veraltet, vernutzt oder aufgebraucht, Moskau hatte seine Aufstands-Taktik seit Mitte der 1920er Jahre ad acta gelegt und die von der KPD eilfertig befolgte Direktive Stalins die Sozialdemokratie als Hauptfeind zu betrachten und danach zu handeln, sorgte nachhaltig für eine gesellschaftliche Isolation der KPD, mit einer Wirkmächtigkeit von irgendwas zwischen 10 und 15% Zustimmung in der Bevölkerung.

Insofern konnte man anno 1918 unter den damaligen Umständen noch ganz andere begründete Befürchtungen hinsichtlich linksgerichteten Umsturzes haben, als anno 1933.

2.) Die immer wieder bemühte Wirtschaftskrise, aus der Hitler versprach zu führen, oder diese Eindruck vermitteln wollte, ist falsch.
Richtig ist zwar, dass sich die Wirtschaft in 1932 nur langsam erholte,, aber die Arbeiter hatten Mitte 1932 schon mehr Lohn, , warum Hitler wählen ? bei den Wahlen in Nov 32 erlitt die NSDAP erhebliche Verluste
Das die Wirtschaftskrise und die Brüning'sche Deflationspolitik bei Hitlers Aufstieg eine ganz erhebliche Rolle spielten, ist überhaupt nicht weg zu reden.
Sie mah für den Sprung von > 30% auf die Regierungsbank nicht mehr ausschlaggebend gewesen sein, sie war aber sehr wohl ausschlaggebend für den Sprung von 3% auf > 30% und diesen hielt die NSDAP.

"Die Arbeiter hatten Mitte 1932 schon mehr Lohn", ist auch eine nicht zu Ende gedachte Interpretation. das diejenigen die Arbeit hatten möglicherweise leichte Lohnsteigerungen (branchenspezifisch) verbuchen konnten, half denen, die keine hatte nicht.
Darüber hinaus. Etwa im Rekurs auf Falters Forschungen hinsichtlich der Zusammensätzung der Wählerschaft der NSDAP, ist noch ein ganz anderer Punkt in Rechnung zu stellen. Nimmt man die Ergebnisse ernst und dementsprechend an, dass die überwiegende Anzahl der beruflich Perspektivlosen, sich bei der KPD, nicht aber bei der NSDAP sammelte und sich die Wählerschaft der NSDAP ohnehin mehr aus Angestellten, Handwerkern, Bauern und Kleinbürgertum, als aus der tatsächlichen Industriearbeiterschaft zusammensetzte, ist bei eben dieser Wählerschaft weniger von persönlicher Verzweiflung durch Perspektivlosigkeit als Motiv auszugehen, sondern eher die Befürchtung in diese Situation hinein geraten zu können.
Wenn du nun also behauptest, die Wirtschaftskrise sei für die Wahlentscheidung nicht der Ausschlaggebende Punkt berücksichtigst du dabei nicht, dass neben der desperaten Situation gerade bei der Wählerschaft der NSDAP massive Verlustängste eine Rolle spielten.
Mit der Landwirtschaft im Osten ging es seit Bismarcks Zeiten und seitdem das Zarenreich dank Eisenbahn und Dampfschiffahrt seine Lebensmittel-Exporte massiv steigern konnte, kontinuierlich bergab.
kleine Handwerker und Dienstleister, sind damit ihr Geschäft einigermaßen gut funktionieren kann weitgehend darauf angewiesen, dass die Bevölkerung en gros zahlungskräftig und investitionsfreudig ist.
Das ist, würde ich meinen, eine etwas andere situation, als wenn für staatliche, semistaatliche Abnehmer, den Export oder die weiterverarbeitenden Industrie produziert wird und wenn in Folge sinkender Kaufkraft der Bevölkerung und allgemeiner Verunsicherung die Auftragsbücher leer bleiben oder das zu befürchten steht, nutzt es den genannten Personengruppen herzlich wenig, wenn die Löhne der Industriearbeiter anfangen sich zu stabilisieren.

Die "Schmach" des WK I wirkte nach, vom hohen Sockel der Geschichte gestoßen zu werden, DAS war ja noch nicht einmal von den Rechten in Deutschland nach WK II (Adenauer, FischerKontroverse) real verarbeitet worden.

Für die "Tilgung der Schmach" der Niederlage im ersten Weltkrieg musste man aber nicht NSDAP wählen. DVP, DNVP und KPD lehnten den Versailler Vertrag ja schließlich genau so ab, wie die NSDAP, SPD, Zentrum und DDP waren seinerzeit zwar für die Annahme um die Konsequenz möglicher weiterer territorialer Einbußen abzuwenden und das Elend der Bevölkerung zu beenden, versuchten aber auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Angelegenheit auf friedlichem Wege zu umgehen, neu zu verhandeln oder zu revidieren, siehe Rapallo, Locarno, den der Ruhrbesetzung vorrausgegangenen Versuch die Entente dadurch zu spalten Frankreich zur Aktion zu reizen, siehe Lausanne.

Wenn die wirtschaftliche Situation keine Begebenheit gewesen sein soll, aus der die NSDAP ganz erheblichen Profit schlug, war es der Versailler Vertrag 3 mal nicht.
 
1. Die SPD hat sich schwer getan mit der Bewertung der "Novemberrevolution". Käppner und Niess fordern deswegen auch - m.E. zu Recht - dass sie als zentrales Ereignis für die demokratische Kultur Deutschlands begriffen und gewürdigt wird.

Käppner, Joachim (2017): 1918 - Aufstand für die Freiheit. Die Revolution der Besonnenen. München: Piper.
Niess, Wolfgang (2017): Die Revolution von 1918/19. Der wahre Beginn unserer Demokratie. Berlin, München, Zürich, Wien: Europa Verlag

2. Bei der Bewertung der Vorgänge zwischen 1918 und 1920 entspricht Deine Sicht nicht dem "Konsens" der Historiker. Richtig ist, dass festgehalten wird, dass die SPD eine "vorsichtige" Politik betrieben hat, vor dem Hintergrund der - blutigen - Ereignisse in Russland.

Deutlich wird diese "Vorsicht" beispielsweise an der Distanz gegenüber den "Räten" und der geringen Bereitschaft der SPD - Volksbeauftragten, die Forderungen zur "Ent-Mlitarisierung" der Armee umzusetzen. (vgl. Beschluss des Reichsrätekongresses zur Kommandogewalt (Sieben Hamburger Punkte) vom 18.12.1918)

1. Die Kommandogewalt über Heer und Marine und Schutztruppen üben die Volksbeauftragten unter Kontrolle des Vollzugsrats aus.
2. Als Symbol der Zertrümmerung des Militarismus und der Abschaffung des Kadavergehorsams wird die Entfernung aller Rangabzeichen und des außerdienstlichen Waffentragens angeordnet.
3. Für die Zuverlässigkeit der Truppenteile und für die Aufrechterhaltung der Disziplin sind die Soldatenräte verantwortlich. Der Kongreß der Arbeiter- und Soldatenräte ist der Überzeugung, daß die unterstellten Truppen den selbstgewählten Soldatenräten und Vorgesetzten im Dienste den zur Durchführung der Ziele der sozialistischen Revolution unbedingt erforderlichen Gehorsam erweisen. Vorgesetzte außer Dienst gibt es nicht mehr.
4.Entfernung der bisherigen Achselstücke, Unteroffizierstressen usw., Kokarden, Achselklappen und Seitengewehre ist ausschließlich Angelegenheit der Soldatenräte und nicht einzelner Personen. Ausschreitungen schädigen das Ansehen der Revolution und sind zur Zeit der Heimkehr unserer Truppen unangebracht.
5. Die Soldaten wählen ihre Führer selbst. Frühere Offiziere, die das Vertrauen der Mehrheit ihres Truppenteils genießen, dürfen wiedergewählt werden.
6. Offiziere der militärischen Verwaltungsbehörden und Beamte im Offiziersrange sind im Interesse der Demobilisation in ihren Stellungen zu belassen, wenn sie erklären, nichts gegen die Revolution zu unternehmen.
7. Die Abschaffung des stehenden Heeres und die Errichtung der Volkswehr sind zu beschleunigen.

Und richtig ist auch, dass der objektive politische Spielraum der Volksbeauftragten größer gewesen ist wie sie selber angenommen haben, so der Konsens der oben angeführten Fachhistoriker. Das ist aber auch immer die Haltung des "Klugscheißers", der hinterher sowieso immer alles besser weiss.

3. Ansonsten wird vieles vermischt, was nichts miteinander zu tun hat. Die Vorgänge um die Ermordung von Liebknecht und Luxemburg haben keinen Bezug zur Dolchstosslegende.

4. Und "die Arbeiter" zwar auch zum Teil Hitler gewählt haben. Aber mehrheitlich SPD oder KPD und die Stimmen für Hitler in starkem Maße aus anderen Milieus kamen.

Insgesamt ist festzuhalten, dass die Vielfalt und Unsystematik der "steilen Thesen" von "nefteta" dafür systematisch korreliert sind mit der Verweigerung, sie in irgendeiner Form zu belegen.
 
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Ich sehe es trotz aller wortreichen Beteuerungen, dass es unausweichlich gewesen sein soll, denn DAS ist der Tenor, Diee Deutschen der Jahre 1928 bbis 33 wussten, was sie wählten,, es war die Majorität der Mittelschicht. die Beamten kaum Arbeiter, das war später .Hitler hatte sie auch nicht hinters Licht geführt, wie nach 1945 entschuldigend gesagt wurde. Die meisten Deutschen waren ein rachsüchtiges Volk, mit ausgeprägten antijüdischen und antirussischen Ressentiment. Sie bekamen den Hitler, den sie im tiefsten Herzen wollten. ... und sich dann noch beschweren.....
 
Die meisten Deutschen waren ein rachsüchtiges Volk, mit ausgeprägten antijüdischen und antirussischen Ressentiment. Sie bekamen den Hitler, den sie im tiefsten Herzen wollten. ... und sich dann noch beschweren.....

Derartiger Unsinn ist durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Und offensichtlich hat heute jemand zuviel Zeit und schreibt ein bißchen seine persönliche Sicht der "Deutschen Geschichte".

Festzuhalten ist, dass es keine Studien gibt, die belegen könnten, dass die "Deutschen" rachsüchtig" waren. Es gab, wie in allen Ländern einen veritablen nationalistischen Chauvinismus. Der sich stark auf die Rückeroberung von Gebieten von Polen -Stichwort Danzig - konzentriert hatte. Das ganze differenzierte sich allerdings über Parteigrenzen deutlich und war eher auf dem rechten Parteienspektrum stärker ausgeprägt (vgl. Fromm: Arbeiter und Angestellte...)

Es gab Rassismus gegenüber Juden im Deutschen Reich - zuletzt diskutiert im Rahmen der sogenannten "Judenzählung" - und später in der Weimarer Republik und das ist auch insgesamt ausführlich im Forum schon dargestellt worden. Mal wieder ein alter Hut, den nefteta da simplifiziert und polemisch zugespitzt präsentiert.

Es ist richtig, dass im NS-System konservative Kreise den Aufstieg von Hitler begrüßt haben. Und es ist auch richtig, dass KZ`s - wie Dachau etc. - in der publizierten Öffentlichkeit - häufig - keine Kritik erfuhren haben. Sondern die "Erziehung" von "Novemberverbrechern" etc. positiv gesehen wurde (vgl. z:B. Gellatelly: Backing Hitler. Consent and Coercion in Nazi Germany)

Generell erhielt die NS-Bewegung aus vielerlei Gründen einen Zuspruch. (vgl. Brockhaus: Attraktion der NS-Bewegung)

Ansonsten erwarteten die meisten Wähler von Hitler die Sicherung einer "kleinbürgerlichen Idylle", die vor allem materielle Sicherheit und eine "ordentliche" Lebensplanung sicher stellen sollte. Nicht mehr und nicht weniger und sicherlich hat "das deutsche Volk" von Hitler weder den "Holocaust" noch einen Weltkrieg erwartet (vgl. Taylor). Für diesen Krieg gab es keine Begeisterung.

Taylor, Frederick (2019): Der Krieg, den keiner wollte. Briten und Deutsche: Eine andere Geschichte des Jahres 1939. München: Siedler.
 
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Die meisten Deutschen waren ein rachsüchtiges Volk, mit ausgeprägten antijüdischen und antirussischen Ressentiment. Sie bekamen den Hitler, den sie im tiefsten Herzen wollten. ... und sich dann noch beschweren.....

Seltsam. Wenn es so ein ausgeprägtes antirussisches Ressentiment gab, warum wählte dieses Volk dann mehrheitlich bis Ende der 1920er Jahre konsequent Parteien, deren zusammenarbeit mit der Sowjetunion, mithin auch die Umgehung der Bestimmungen des Versailler Vertrags in diesr Weise, ein mehr oder minder offenes Geheimnis war, so offen, dass man sich nicht genierte, diese Causa im Rahmen des "Weltbühne-Prozesses" Anfang der 1930er Jahre sogar öffentlich zu verhandeln?

Wenn sie den Hitler aus tiefstem Herzen gewollt hätten, hätten sie ihn mehrheitlich gewählt, dann hätte es keinen Hindenburg und keine konventionelle nationalistische Rechte gebraucht um ihm den Weg an die Hebel der Macht zu ebnen, brauchte es aber.

Antisemitismus war innerhalb der deutschen Bevölkerung sicherlich ein weit verbreitetes Phänomen. Er war allerdings offensichtlich kein entscheidendes Element beim kippen des demokratischen Systems, denn wenn ein latent schon immer vorhandener Antisemitismus, der von der extremen Rechten bediehnt wurde hierfür ausschlaggebend gewesen wäre, hätte die republik schon den Kapp-Lüttwitz-Putsch nicht überstanden, geschweigedenn die restliche Zeit bis 1933.
 
Deine Argumentation ist falsch, und seltsam. Versailles galt nicht für die CCCP,
Die NSDAP WURDE mehrheitlich gewählt, , woher hast Du nur Deine Zahlen, fast 40 % im Juli 1932, im Nov 1932 etwas weniger, aber es war die Mehrheit, wende nur eine von 4 Grundrechenarten an.
So dumm wie so gerne dargestellt war Hindenburg nicht, es ist nicht sein Verwechseln des österreichischen Braunaus mit der Namensschwester in Böhmen, Hindenburg sah die Gefahr von Hitlers Bewegung,, weigerte sich bis zum Schluss den Mann zum Kanzler zu ernennen, erst die Lüge Goebbels über einen bevorstehenden kommunistischen Putsch lies ihn umstimmen.
Wie sehr Tucholsky mit dem Satz, dass Soldaten Mörder sind und damit an den Grundpfeilern deutschen Denkens
rüttelte , hat der Prozess gezeigt,
Und: bei allem Wohlwollen, Antisemitismus ist kein Phänomen, damit redest Du Hitlers und der Deutschen Mordlust klein
@thanpower, Du siehst ernstlich keinen Unterschied zwischen Rachsucht und dem Bestreben , schuldhaft verlorene Territorien wieder zurückzuholen ?
 
Deine Argumentation ist falsch, und seltsam. Versailles galt nicht für die CCCP,
Die NSDAP WURDE mehrheitlich gewählt, , woher hast Du nur Deine Zahlen, fast 40 % im Juli 1932, im Nov 1932 etwas weniger, aber es war die Mehrheit, wende nur eine von 4 Grundrechenarten an.

"Fast 40%" sind also mehr als der Rest von über 60%?

Interessante Anwendung der Grundrechenarten.

(Alte Volksweisheit: 30 von 100 Abiturienten haben keine Ahnung vom Prozentrechnen. Das sind über 60 Prozent!)
 
Zu den Reichstagswahlen gibt es ja genügend Informationen. Hier mal die beiden Wahlen, damit wir wissen von welchen Zahlen man ausgeht. Diese findet man übrigens auch im Statistiken Jahrbuch für das Deutsche Reich.
(Quelle der Bilder: https://www.dhm.de/lemo/bestand/objekt/reichstagswahl-6-november-1932.html)

Standardwerk zu den Wahlen: Jürgen W. Falter. Hitlers Wähler. C.H. Beck Verlag 1991 443 Seiten.

Reichstagswahl-31-Juli-1932.jpg



Reichstagswahl-6-November-1932.jpg
 
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"Fast 40%" sind also mehr als der Rest von über 60%?

Interessante Anwendung der Grundrechenarten.

(Alte Volksweisheit: 30 von 100 Abiturienten haben keine Ahnung vom Prozentrechnen. Das sind über 60 Prozent!)

Haarspalterei, 40 % von 100 % bei Aufteilung der 60 % auf 6-8 Andere sind nun einmal die einfache Mehrheit, die anderen 6-8 waren ja nun auch keine Demokraten.

Der SPD und den Linken hängt der Vorwurf nach, sie hätten kein geklärtes Verhätnis zu Gewalt, hätten ihre unseelige Vergangenheit nicht geklärt , die Angst bestünde , ein Wiedererwachen kommunistischer Tendenzen wäre denkbar.

Gilt das aber auch für die CDU und für das intime Verhältnis ihrer Vogängerpartei, dem katholischen Zentrum zur NSDAP ?
Erinnern wir uns, die Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz Hitlers, dass Erreichen der verfassungsmäßigen 2/3 Mehrheit war nur durch die Stimmen des Zentrums möglich. Der Deal, den die Vorgänger der CDU mit Hitler gemacht hatten hieß: Uns geschieht nicht, was Hitler mit der SPD und KPD gemacht hat, wir werden geschohnt, dafür
stimmen wir für das Ermächtigungsgesetz
 
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