Bevor hier die Verschwörungsdebatten ausufern, zunächst Folgendes:
Die religionsgeschichtliche Wissenschaft ist christlich dominiert. Eigtl. ist das eine Selbstverständlichkeit, wer interessiert sich sonst für diesen Kram? Höchstens Sonderlinge wie ich. Ich kenne keinen einzigen Moslem, der sich mit dem frühen Christentum befasst, fast alle Autoren, die ich gelesen habe, haben einen kirchlichen Hintergrund.
Wenn ich das mit der Medizin vergleichen darf: Hier kann kaum jemand in renommierten Blättern publizieren, der irgendeinen "financial conflict of interest" haben könnte... Ich will nur sagen, dass Argumente wie "allgemein anerkannt" oder "Mehrheitsmeinung" durch dieses Phänomen ihre Überzeugungskraft verlieren.
Um den Smalltalk fortzusetzen, eine kursiv gesetzte Vorbemerkung:
Wir haben ja hier nun leider reichlich Erfahrung mit Forentrolls, die ihre weltanschaulichen "Thesen" forschungs- und literaturfern absondern. Der Forschungsstand wird - weil missliebig - erst gar nicht zitiert, und ein zweiter wichtiger Reflex setzt ein: dem missliebigen Forschungsstand wird Tendenziösität unterstellt. Das ist ein überaus praktischer Vorgang: es erspart dem Troll jede Auseinandersetzung mit dem Stand der Forschung, weil ohnehin störend. Smalltalk Ende.
Ich habe nun keinen Zweifel, dass Dein kritischer Hinweis fundiert, objektiv nachprüfbar und nach gewissenhafter Erarbeitung der wesentlichen Literaturgrundlagen in diesem Sektor erfolgt.
Von daher ist es außerordentlich wichtig, dass Du eine Teilhabe des Wissens über die gravierenden Auswirkungen gestattest, die sich aus dieser "christlichen Dominierung", der unterstellten finanziellen Beeinflussung, ergo dem "Verlust an Überzeugungskraft" ergibt.
Schließlich scheint es - siehe Zitat - "Sonderlingen" vorbehalten zu sein, die Spreu vom Weizen zu trennen. Das ist eine respektabwürdigende Aufgabe, für die es eines großen Überblicks bedarf. Und eine wichtige Aufgabe, wenn solche christlichen Heerscharen sich anschicken, globale Verdummung - systematisch betrieben seit ca. 1800 BP und im Mittelalter zur Perfektion getrieben, weiter aufrecht erhalten.
Ich mache es sehr, sehr einfach:
Für die Datierungsforschung gibt es im aktuellen Bereich einige Grundlagenwerke, die jeder kennt, der sich damit ernsthaft beschäftigt (weil er sich ja - Du hast es oben indirekt angesprochen - mit der Faktenlage der Quellen und den Argumentationen auseinander setzen muss).
Damit es so ganz kinderleicht wird, hier die Liste:
Holmen/Porter: Handbook for the Study of the Historical Jesus
Hill/Kruger: The Early Text of the New Testament
Harvey/Hunter: The Oxford Handbook of Early Christian Studies
Mitchell/Young: Cambridge History of Christianity, Vol. I
Den Boeft/van Oort/Petersen/Runia/Scholten/van Winden: Expansion of Christianity
Dunn: Beginning from Jerusalem
Die ersten 4 sind bekannte Standardwerke, aus denen sich Ausführungen zur Datierung entnahmen lassen (das weißt Du ja). Umso schlimmer, dass sich hier hinter ein breite Verschwörung festmachen lassen soll. Ich finde das ungeheuerlich!
Daher die konkreten Fragen, die Du bitte ohne Umscheife und konkret auf den Punkt beantwortest:
1. In welchen wesentlichen inhaltlichen Details - "Big Points" - äußert sich hier die "christliche Dominierung"?
2. Welche konkrete Folge hat das im Detail der Darstellung? Natürlich kannst Du das hier auf wenige ganz wesentliche Verwerfungen beschränken.
3. Welche Kernaussagen verlieren damit konkret die Überzeugungskraft?
4. Welche wesentlichen Falschdarstellungen sind erfolgt, welche Darstellungen sind christlich "beeinflusst", indem Quellen ausgelassen, Aussagen verändert, verfälscht oder kontrafaktisch "erzeugt" werden?
5. In welchen Abwägungen als kritisch dargestellter offener Fragen werden Kernhypothesen "christlich dominiert" - das soll vermutlich Einseitigkeit ausdrücken - vorgetragen und auf welche Weise genau werden sie tendenziös beantwortet?
Die Fragen sind einfach verständlich, sie sollten mit Expertise aus der Hand und auf den Punkt und zwar anhand dieser Literatur beantwortet werden können. Die Expertise müsstest Du haben, schließlich hast Du darüber
bereits professionell geurteilt.
Das soll natürlich kein Misstrauen ausdrücken. Sinn der Aktion ist es, dass Du kurz verdeutlichst zu wissen, wovon Du redest, wenn Du im Smalltalk Vorbereitungen triffst, Forschungsstände - natürlich gut begründet - zu negieren.
Wir können dann besser unterscheiden, was hier weltanschaulicher smalltalk ist, und was sachbezogen-fundierte, objektive, und zumindest mit etwas - ganz wenig - Basisliteratur abwägende Äußerung und Argumentation.
Damit das gelingt, nochmal die Bitte: auf den Punkt: AUS der genannten Literatur zitiert. Keine Ausflüge ins Mittelalter, keine Ausflüge in sonstige Verschwörungsdebatten, keine theologischen Eigen"deutungen" als Laie, ganz einfach nur "
hart am Wind" dieser aktuellen Literatur.
Auch irgendwelche Sonderlinge im Promillebereich (gemessen an dieser ungeheuerlichen Verschwörung von der Antike bis Null BP) brauchen wir dafür nicht, da sich ja die Verschwörung in dieser Literatur
an den darin getätigten Aussagen festmachen lassen muss.
Und da diese absolute Basis-Literatur bereits allgemein und breit bekannt ist, wird das
unverzüglich und schnell gehen.