Ich habe die Schiffahrts-Diskussion zur Kenntnis genommen und steige da für Europa auch später wieder detaillierter ein. Insbesondere die Besiedlung Norwegens, die über die See aus Doggerland (Ahrensburger Kultur) erfolgte, und in ihren Anfängen (9.500 calBC) noch ins Epi-Paläolithikum fällt, ist spannend und für die "Robbenjäger"-Diskussion von Belang. Auf einigen norwegischen Felszeichnungen (Anlage) sind übrigens durchaus segelartige Installationen erkennbar.
Bjerck, H. B. (2007), Mesolithic coastal settlements and shell middens (?) in Norway. In Milner, N., O. E. Craig, and G. N. Bailey, Shell Middens in Atlantic Europe, 5-31. Oxford: Oxbow. | Hein Bjerck - Academia.edu
Weitere Belege für frühe Seefahrt finden sich im nachfolgenden Link. Die dortige Segel-Diskussion (Abstract 5) enthält leider keine konkreten Daten. Vielleicht hat jemand Lust, diesbezüglich tiefer in Bibliotheken bzw. bei Google einzusteigen..
http://www.ntnu.no/documents/10476/...LETE.pdf/221fa573-f348-476a-8671-554e76ad1686
Als Hinweis an Dich, Silesia: Der "Sonderfall Marianen" wurde aktueller Forschung zufolge bereits vor etwa 5.200 Jahren besiedelt, worüber sich die Lapita-Forschung noch kräftig die Köpfe kratzt (ICOMOS-Studie S. 79):
Jomon sherds from Aomori, Japan, not Mele, Efate - DICKINSON - 2013 - Archaeology in Oceania - Wiley Online Library
@sepiola: Du solltest wirklich mal an Deiner bekannten Lese- bzw. Zitierschwäche arbeiten:winke:.Hier noch mal das Originalzitat:
Eine andere Sache ist Sichtweite von Land aus. Da gibt es diverse Beispiele für "blind" besiedelte Inseln, u.a. Buka (Solomonen), und Zypern (bei Erstsiedlung von Libanon/ Syrien aus). Auch die Japanische Altsteinzeit müßte man sich noch mal genauer ansehen - eine Landbrücke nach Korea bestand vor ca. 45.000 Jahren nicht. Weiterhin der Hinweis, daß die westlichen Aleuten mehrfach nicht auf Sicht, teilweise (Medny (Insel) - Attu 335 km) wohl noch nicht mal "inter-visible" liegen/lagen. Ich verweise auch auf Rockall, ebenfalls wohl nicht "inter-visible", dessen paläolithische Besiedlung von der britischen Archäologie als denkbar und untersuchungswürdig ("does offer limited archeological potential") erachtet wird.
https://www.gov.uk/government/uploa..._data/file/197044/SEA7_PreArchaeology_CWJ.pdf (S. 38f)
Schon die Besiedlung Sahuls erforderte auf den südlichen zwei der fünf in Betracht gezogenen Routen (beide via Timor) "blinde" Überfahrten. Von den drei weiteren Routen via Sulawesi lagen die zwei südlicheren "on the border or intervisibility". Lediglich die Nordroute von Sulawesi über Halmahera war auf Sichtweite. Hier ist aber das Problem, daß Sulawesi von Borneo aus nur bei sehr niedrigen Wasserständen auf Sicht erreichbar war. Neueren Untersuchungen zu Folge wurden diese niedrigen Wasserstände erst nach 30.000 BP, also mindestens 15.000 Jahre nach Eintreffen der ersten Siedler in Sahul, erreicht. Somit ist die Besiedlung Sahuls ohne "blinde" Überfahrten höchst unwahrscheinlich. Entsprechende Analyse, einschließlich lesenswerter Diskussion zu Kolonialisierungsstrategien, minimalen Siedleranzahlen, und sich aus Wasserstands-/ Küstenverlaufssimulationen ergebenden weitergehenden Fragen wie Landemöglichkeiten und Nahrungs-/ Wasserangebot an den jeweiligen Küsten, führt zur Schlüßfolgerung:
http://archive.anthro.utah.edu/PDFs/allenoc.pdf
Bjerck, H. B. (2007), Mesolithic coastal settlements and shell middens (?) in Norway. In Milner, N., O. E. Craig, and G. N. Bailey, Shell Middens in Atlantic Europe, 5-31. Oxford: Oxbow. | Hein Bjerck - Academia.edu
Weitere Belege für frühe Seefahrt finden sich im nachfolgenden Link. Die dortige Segel-Diskussion (Abstract 5) enthält leider keine konkreten Daten. Vielleicht hat jemand Lust, diesbezüglich tiefer in Bibliotheken bzw. bei Google einzusteigen..
http://www.ntnu.no/documents/10476/...LETE.pdf/221fa573-f348-476a-8671-554e76ad1686
Als Hinweis an Dich, Silesia: Der "Sonderfall Marianen" wurde aktueller Forschung zufolge bereits vor etwa 5.200 Jahren besiedelt, worüber sich die Lapita-Forschung noch kräftig die Köpfe kratzt (ICOMOS-Studie S. 79):
Aus der gleichen Zeitstellung (ca. 3.300 BC) gibt es auch Funde japanischer Jomon-Keramik (Herkunft über Glasuranalysen gesichert) auf Vanuatu. Hier ist jedoch denkbar, daß im Louvre in Paris, wo die Funde aufbewahrt werden, irrtümlicherweise japanische Scherben in die Vanuatu-Kollektion einsortiert wurden.Moreover, simple dentate-stamped sherds have been securely dated to 1800 BC in northern Luzon and to at least 3200-3300 BC in the Marianas, so to start the ceramic sequence of the Bismarck Archipelago with only plain pottery seems incongruous. In conclusion, to be blunt, archaeologists are probably still missing the origin phase of Lapita in the Bismarcks, mainly because they do not really know what was happening further west just before the appearance of the currently earliest ceramic sites in northern Island Melanesia.
Jomon sherds from Aomori, Japan, not Mele, Efate - DICKINSON - 2013 - Archaeology in Oceania - Wiley Online Library
@sepiola: Du solltest wirklich mal an Deiner bekannten Lese- bzw. Zitierschwäche arbeiten:winke:.Hier noch mal das Originalzitat:
"intervisibility" ist nicht "visibility" (Sichtweite), sondern bezieht sich darauf, daß an keinem Punkt der Überfahrt beide Landmassen sichtbar sind, man also hohe See ohne jede Landsicht befahren muß. Die damit verbundenen Probleme hast Du ja schön für die römische Seefahrt verdeutlicht, und damit auch gezeigt, daß die Römer nicht nur zeitlich weit hinter anderen maritimen Kulturen zurückblieben [Offenbar waren Galeerensklaven billiger und leichter beschaffbar als Segelmacher].Manus may represent a real threshold in (human) voyaging ability as it is the only island (anywhere on the planet) settled in the Pleistocene beyond the range of one-way intervisibility.
Eine andere Sache ist Sichtweite von Land aus. Da gibt es diverse Beispiele für "blind" besiedelte Inseln, u.a. Buka (Solomonen), und Zypern (bei Erstsiedlung von Libanon/ Syrien aus). Auch die Japanische Altsteinzeit müßte man sich noch mal genauer ansehen - eine Landbrücke nach Korea bestand vor ca. 45.000 Jahren nicht. Weiterhin der Hinweis, daß die westlichen Aleuten mehrfach nicht auf Sicht, teilweise (Medny (Insel) - Attu 335 km) wohl noch nicht mal "inter-visible" liegen/lagen. Ich verweise auch auf Rockall, ebenfalls wohl nicht "inter-visible", dessen paläolithische Besiedlung von der britischen Archäologie als denkbar und untersuchungswürdig ("does offer limited archeological potential") erachtet wird.
https://www.gov.uk/government/uploa..._data/file/197044/SEA7_PreArchaeology_CWJ.pdf (S. 38f)
Schon die Besiedlung Sahuls erforderte auf den südlichen zwei der fünf in Betracht gezogenen Routen (beide via Timor) "blinde" Überfahrten. Von den drei weiteren Routen via Sulawesi lagen die zwei südlicheren "on the border or intervisibility". Lediglich die Nordroute von Sulawesi über Halmahera war auf Sichtweite. Hier ist aber das Problem, daß Sulawesi von Borneo aus nur bei sehr niedrigen Wasserständen auf Sicht erreichbar war. Neueren Untersuchungen zu Folge wurden diese niedrigen Wasserstände erst nach 30.000 BP, also mindestens 15.000 Jahre nach Eintreffen der ersten Siedler in Sahul, erreicht. Somit ist die Besiedlung Sahuls ohne "blinde" Überfahrten höchst unwahrscheinlich. Entsprechende Analyse, einschließlich lesenswerter Diskussion zu Kolonialisierungsstrategien, minimalen Siedleranzahlen, und sich aus Wasserstands-/ Küstenverlaufssimulationen ergebenden weitergehenden Fragen wie Landemöglichkeiten und Nahrungs-/ Wasserangebot an den jeweiligen Küsten, führt zur Schlüßfolgerung:
http://archive.anthro.utah.edu/PDFs/allenoc.pdf
The northern route [from Timor] that eventually brought people on to or near the Bird’s Head of western New Guinea (..) is the most likely route of entry into Sahul.(..) In keeping with our understanding of the ability of behaviourally modern humans to solve problems with technology and determine the costs and benefits of their actions and decisions, we see little to recommend the parsimony of minimalist views that wash the first Australians and New Guineans ashore as helpless castaways. (..) People crossed Wallacea as a consequence of specialised foraging behaviour, in much the same manner as they had travelled from Africa to the edge of Sunda.
Interessant auch (S. 37):
Die Autoren belassen es dabei, dicke Fragezeichen an die "minimalist views" der steuerungslosen Bambusflöße zu malen, ohne die "interesting implications" weiter zu vertiefen. Ich verweise hier aber auf die von mir im vorangegangen Post zum Thema zitierte, Dir scheinbar entgangene Feststellung, daß zum Aushöhlen von Einbäumen geeignete Werkzeuge ab ca. 10.000 BC archäologisch belegt sind. Sofern die Melanesier damals nicht schon Ackerbauern waren und fleißig Land rodeten, fragt man sich doch, welchen Anlaß sie zur Herstellung von Adzen hatten. Daß der archäologische Befund häufig der Erstnutzung einer Technologie hinterherhinkt, ist bekannt, und wird an den sehr späten archäologischen Belegen von polynesischen Einbäumen deutlich. Für ost-indonesische/ melanesische Adzen mag ähnliches gelten.If bamboo rafts were used, however, there are interesting implications, for Birdsell (1977:144, following Munro 1868) argued that while suitable bamboos are nearly continuous along the northern route, they do not occur along the southern route beyond Java, and that if the southern route was used, different materials would have been demanded. Although the Pleistocene distribution of bamboo is unknown, if drier and cooler conditions pertained we might expect its Pleistocene distribution to have been even narrower than today. Understanding distributions of bamboo 45,000 years ago is also complicated by the likelihood that its usefulness to humans caused them to move this plant to locations beyond its natural distribution at that time.