Die Figur Napoleon ist in der Geschichte ausreichend erforscht worden. Sehr erstaunlich ist jedoch seine Bewertung in der geschichtlichen Betrachtung. Verkürzt ausgedrückt, hat Napoleon Europa endlos mit Kriegen überzogen, die Länder ausgeplündert, die Grenzen willkürlich geändert, seine Vasallen eingesetzt und und damit erst aufgehört, als er in Waterloo besiegt worden war. Das ist allgemein bekannt und in jedem einschlägigen Werk nachzulesen. Doch wie steht es um sein Bild in der Geschichte? Edler Cognac wird nach ihm benannt, Gemälde und Statuen preisen ihn, Hotels bieten Napoleon-Suiten an, kitschige Filme beleuchten seine Liebesaffären, sein Name steht für Noblesse, Grösse und Glanz. - Man stelle sich vor: Ein Getränkehaus würde einen Hitler-Weinbrand anbieten, ein Hotel eine Hitler-Suite führen und ein Museum das offizielle Führerporträt ausstellen. Natürlich ist der Vergleich mit Hitler problematisch, doch es gibt viele Parallelen. Über den Österreicher steht das geschichtliche Urteil längst fest. Weshalb jedoch, leuchtet die Figur Napoleon nicht hinterfragt derart strahlend bis zum heutigen Tag?
Jürg Fink, Zürich
Jürg Fink, Zürich