Napoleon in der Geschichtsbewertung

Weshalb wird Napoleon in der Geschichte bis heute so positiv bewertet? Die bisherigen Stellungnahmen weisen in diese Richtung, sie laufen auf eine Relativierung, wenn nicht gar Verteidigung seiner Person hinaus. Sind die zahllosen Opfer seiner nicht endenden Kriegspolitik nebensächlich? Soll das Herrscherbild mit Lorbeerkranz und Prunkmantel weiterhin nicht hinterfragt strahlen?

Die Nachfragen bezogen sich konkret auf diese Punkte:

- welche Darstellungen bewerten "so positiv"?
- welche "relativieren" oder sind als Apologie zu verstehen?
- welche Forschungsliteratur bezeichnet die Opfer als nebensächlich?
- welche läßt das "Herrscherbild erstrahlen"?

Du stellst hier Hypothesen bzgl. inhaltlicher Darstellungen auf.

Dazu kam mehrfach die Nachfrage, Ross und Reiter zu benennen. Wo ist das Problem, diese Nachfragen zu beantworten, wenn Du die Hypothesen zum Ausgangspunkt Deiner Darstellungen machen willst?
 
Moin

Ich denke Jürg Fink geht es nicht darum, wie die "Großen" Persönlichkeiten in der Forschungsliteratur abgehandelt werden, sondern wie sie in der Gesellschaft angesehen werden (angesehen sind)!

Er hat ja schon geschrieben, dass diese Fragestellung von seinen Schülern oft aufgeworfen wurde. Was soll da die Forderung "Ross und Reiter" zu nennen?
 
Er hat ja schon geschrieben, dass diese Fragestellung von seinen Schülern oft aufgeworfen wurde. Was soll da die Forderung "Ross und Reiter" zu nennen?

Oben war zu lesen:
... haben mir Schüler Fragen gestellt wie: Weshalb wird ein Kriegstreiber wie Napoleon verherrlicht? .

Die Frage ist doch zunächst, ob das Bild stimmt. Ausgangspunkt ist, woran sich diese Verklärung festmachen lässt. Ist die Wahrnehmung zutreffend?

Über was redet man: Napoleon-Biographien, Politikgeschichte, Geschichtsmagazine, Presse? Welche?
 
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Über was redet man: Napoleon-Biographien, Politikgeschichte, Geschichtsmagazine, Presse? Welche?

Das Bild, das sich die Gesellschaft von einer Persönlichkeit macht (z.B. Karl der Große, Alexander der Große, Napoleon), basiert doch auf einer Vielzahl von Einflüssen (Angefangen von Sandalen-Filmchen bis hin zur Fachliteratur).

Unter Historikern mögen die Taten der "Großen" ja vielleicht kritisch hinterfragt werden, aber mein Eindruck ist auch, dass bei Geschichtslaien eher eine gewisse Bewunderung mitschwingt.
 
Unter Historikern mögen die Taten der "Großen" ja vielleicht kritisch hinterfragt werden, aber mein Eindruck ist auch, dass bei Geschichtslaien eher eine gewisse Bewunderung mitschwingt.

Dann wollen wir doch hoffen, das ein "Geschichtslehrer" seine Darstellung von Napoleon bzw. von Hitler nicht auf der Basis von "laienhaften", sondern von "professionellen" Darstellungen vornimmt.

Ansonsten verbirgt sich hinter der Frage nach "Ross und Reiter" der Versuch einer Klärung, auf welche Darstellungen der "Geschichtslehrer" die Vermittlung seines Napoleon- respektive Hitlerbilds aufbaut.

Dass dieses mehr als sinnvoll ist, kann man anhand einer Darstellung in einer wohl als "Referenz" zu bezeichnenden aktuellen Napoleon Biographie von Gueniffey. erläutern.

https://books.google.de/books?id=J9noCAAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=gueniffey&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=gueniffey&f=false

Das Problem der Darstellung von Napoleon in der Historiographie beschreibt Gueniffey sehr zutreffend und spricht auch ein grundsätzliches Dilemma einer seriösen historiographischen Rekonstruktion von Epochen und den damit eingebundenen historischen Akteuren an. (vgl. dazu Evans: In defence of history; Appleby, Hunt & Jacob: Telling the truth about history; Novick: That noble dream. )

"Worse still, from now on Napoleon would have to make his way not only against Napoleon who was larger than life - the memory of Napoleon." und fährt fort zu beschreiben, dass in einer fiktiven posthumen Situation Napoleon in einen Raum (Taverne) geführt wird, "where he finds himself in the presence of all kinds of Napoleons who look more or less like him and are making strange remarks and behaving in bizarre ways. He is no longer Napoleon; now he exists outside himself."

Und das zeigt deutlich, wie berechtigt es ist, immer wieder auf die Qualität und Kompetenz von unterschiedlichen Historikern zu verweisen. Und es zeigt auch, quellenkritisch mit dem "Erkenntnisinteresse" von Autoren umzugehen.

Wenn man die seriösen, aus sehr unterschiedlichen historischen Schulen kommende, Napoleon-Biographien betrachtet, dann drängt sich mir nicht das Bild einer "Verherrlichung" auf:

Betrachtet man jetzt primär deutsche Biographien dann ergibt sich - auf die Schnelle - folgendes Bild für mich:
ältere:
Markov: Napoleon und seine Zeit
Tulard:Napoleon oder der Mythos des Retters
Lefebvre: Napoleon

neuere:
Ullrich: Napoleon
Willms: Napoleon

Dabei ist die Willms-Biographie wohl die am meisten rezipierte und die ist explizit sehr kritisch.

Betrachtet man zusätzlich die - überwiegend englischen - Darstellungen seiner Feldzüge beispielsweise bei Chandler, Esdaile, Zamoyski oder Lieven, dann wird man auch eher eine sachlich, kritische Darstellung finden. Apologie sieht anders aus. Und verhindert die Instrumentalisierung von Images oder Klischees für politische Zwecke (vgl. MacMillan: The uses and abuses of history)

Und dann gibt es sicherlich auch ein "Genre", dass sich unter patriotischen, amorösen, militaristischen oder sonstigen Gesichtspunkten mit Napoleon beschäftigt. Aber, who cares.

Und deswegen ist die Frage nach "Ross und Reiter" wichtig. Und sie wurde immernoch nicht von unserem Threadersteller beantwortet.

Und ähnlich ließe sich das auch für Hitler darstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Und dann gibt es sicherlich auch ein "Genre", dass sich unter patriotischen, amorösen, militaristischen oder sonstigen Gesichtspunkten mit Napoleon beschäftigt. Aber, who cares. ...

Moin

Was heißt hier "who cares"? Die Masse der Bevölkerung wird sich die verklärten, historisch wenig korrekten Filme reinziehen und sich so ihr Bild machen!
Kaum anzunehmen, dass sie eines deiner angeführten Werke zur Hand nehmen. ;)
 
Ich bin kein großer Experte für diese Zeit, aber aus meiner Sicht hat sich die Napoleon-Rezeption, die ja schon quasi 1813-1815 begann, doch über die Jahre sehr gewandelt.
Aus eigenem Erleben: im Geschichtsunterricht wurde Napoleon von meinen damaligen Geschichtslehrern - die Hälfte davon Alt-68er - sehr negativ gezeichnet. Mit dem Tenor und Schwerpunkt, dass er die Ideale der französischen Revolution verdreht und eine Diktatur errichtet hätte. Im Grunde war es eine Sichtweise von Napoleon als Despot und Tyrann.
Demgegenüber schien mir in den Ausstellungen der letzten Jahre wie etwa der großen Napoleon-Ausstellung in Bonn ein etwas positiveres Bild von Napoleon geherrscht zu haben. Häufig schien mir - aber auch das eine rein persönliche Betrachtung - das Bild von Napoleon als gescheitertem und zu übereifrigem Utopisten entworfen worden zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Häufig schien mir - aber auch das eine rein persönliche Betrachtung - das Bild von Napoleon als gescheitertem und zu übereifrigem Utopisten entworfen worden zu sein.
Welche Utopie soll er denn gehabt haben?

Ich habe bis jetzt nicht verstanden, was Napoléons Vision von Frankreich oder Europa sein sollte. Dafür ist er irgendwie doch nicht ausreichend konsequent - am ehesten noch in seiner Außenpolitik.
 
Welche Utopie soll er denn gehabt haben?

Ich habe bis jetzt nicht verstanden, was Napoléons Vision von Frankreich oder Europa sein sollte. Dafür ist er irgendwie doch nicht ausreichend konsequent - am ehesten noch in seiner Außenpolitik.

Wie gesagt - es ist nichts, womit ich mich ständig oder intensiv befasst habe. Aber ich meine mich zu erinnern, dass es in Ausstellungen wie "König Lustik" in Kassel gerade auch um die begonnene Reformierung Deutschlands ging, um das Königreich Westphalen, Herzogtum Frankfurt usw.
 
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Das Bild, das sich die Gesellschaft von einer Persönlichkeit macht (z.B. Karl der Große, Alexander der Große, Napoleon), basiert doch auf einer Vielzahl von Einflüssen (Angefangen von Sandalen-Filmchen bis hin zur Fachliteratur).

Unter Historikern mögen die Taten der "Großen" ja vielleicht kritisch hinterfragt werden, aber mein Eindruck ist auch, dass bei Geschichtslaien eher eine gewisse Bewunderung mitschwingt.
Ich möchte auch noch kurz dazusenfen: Jürg Fink spricht ja explizit vom Bild in der Geschichte und nicht vom gesellschaftlichen Bild aus Kommerz und Kitschfilm, das hatte ich ja schon nachgefragt.
 
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Das Problem der Darstellung von Napoleon in der Historiographie beschreibt Gueniffey sehr zutreffend und spricht auch ein grundsätzliches Dilemma .... an.
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"Worse still, from now on Napoleon would have to make his way not only against Napoleon who was larger than life - the memory of Napoleon." und fährt fort zu beschreiben, dass in einer fiktiven posthumen Situation Napoleon in einen Raum (Taverne) geführt wird, "where he finds himself in the presence of all kinds of Napoleons who look more or less like him and are making strange remarks and behaving in bizarre ways. He is no longer Napoleon; now he exists outside himself."

Und das zeigt deutlich, wie berechtigt es ist, immer wieder auf die Qualität und Kompetenz von unterschiedlichen Historikern zu verweisen. Und es zeigt auch, quellenkritisch mit dem "Erkenntnisinteresse" von Autoren umzugehen.
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Damit einem nicht das widerfährt was Daniel Dennet so ausdrückt:
"I don't know about you, but I am not initially attracted by the idea of my brain as a sort of dung heap in which the larvae of other people's ideas renew themselves, before sending out copies of themselves in an informational Diaspora."
:D:D: :devil:
 
@ Jürg Fink: Napoleon hat schon immer polarisiert, bereits zu seinen Lebzeiten.
Neben den Anhængern gibt es auch starke Ablehner, und auch die zahllosen Biographen und Biographien werden gerne so eingeteilt.
Aber gerade bei Napoleon ist ein Schwarz-Weiss-Denken - das uns bei Hitler sehr leicht fællt - nicht angebracht.
Ich stolpere dann schon ueber solche Sætze von Dir, die mich, da du ja Geschichtslehrer bist/warst, doch wundern:

Doch, liebe Kolleginnen und Kollegen, bedenkt folgendes: Napoleon hätte weiterhin gesiegt, wäre endgültig zum Herrscher über Europa (und Russland) aufgestiegen, was wäre dann gewesen? Hätte er mit seinen Eroberungen aufgehört? Das ist nicht anzunehmen. Ich sehe in ihm eine moderne Variante Alexanders (jetzt kommen dann die Einwände, wir könnten die zwei nicht vergleichen...) der seine Feldzüge immer weiter ausweitete, bis ihm die Generäle die Gefolgschaft verweigerten. Es liegt im Wesen des imperialen Denkens, dass niemals genug Land erobert ist. Figuren wie Napoleon träumen letztlich von der Weltherrschaft und hier setzt die Parallele zu Hitler. ein.

In 32 Jahren Unterricht als Geschichtslehrer haben mir Schüler Fragen gestellt wie: Weshalb wird ein Kriegstreiber wie Napoleon verherrlicht?

Hier hætte ich mir gewuenscht, genau das mal zu hinterfragen, und auch den Schuelern als Anregung mitzugeben:

War Napoleon tatsæchlich ein Kriegstreiber, war er wirklich der "geborene" Tyrann, nur von dem Wunsche beseelt, die ganze Welt zu erobern und zu beherrschen?

Guckt man dann genauer, sollte die Schlussfolgerung eine andere sein.

Sein Wirken als General, im Auftrag seiner Regierung, kann man kaum kritisieren. Im Krieg erfolgreich zu sein, kann kein Kriterium sein, jemanden als "Kriegstreiber" zu stigmatisieren.
Wenn, dann muessen wir seine Politik als Regierungschef unter die Lupe nehmen.
Und da fallen mir eine ganze Menge Friedensschluesse ein, die jeweils von der Gegenseite genau so lange akzeptiert wurden, bis man der Meinung war, wieder einen Waffengang wagen zu können.
Und da fællt mir eine Regierung ein, die -um sich die eigene "Weltherrschaft" zu sichern und ausbauen zu kønnen, niemals mit Napoleon hat arrangieren wollen, sondern tatsæchlich unversøhnlich war.

Jetzt habe ich vielleicht auch etwas ueberspitzt - aber genau zwischen diesen beiden Extremen sollte irgendwo seine Politik zu bewerten sein.

Auf jeden Fall sehe ich keinen "Masterplan" der einen vorgeschriebenen Weg vom Herrscher Frankreichs zum Weltherrscher beschreibt.
Dazu scheint mir auch sein Wesen, seine Politik zu sprunghaft und impulsiv. Wir haben eigentlich nur eine Konstante, den Kampf gegen England.

Gruss, muheijo
 
Auf jeden Fall sehe ich keinen "Masterplan" der einen vorgeschriebenen Weg vom Herrscher Frankreichs zum Weltherrscher beschreibt.
Dazu scheint mir auch sein Wesen, seine Politik zu sprunghaft und impulsiv. Wir haben eigentlich nur eine Konstante, den Kampf gegen England.

Das sehe ich etwas anders. Nicht dass es mir daran liegt, Napoléons Leistungen zu schmälern oder seine grundsätzliche Politik zu kritisieren, aber es unübersehbar, dass Frankreich (ob Republik oder Kaiserreich) wie auch schon vor der Revolution eine hegemoniale Stellung in Europa anstrebte. Und diese Stellung erreichte Napoléon auch, zumindest in der Zeit zwischen 1807 bis 1812.

Und da fællt mir eine Regierung ein, die -um sich die eigene "Weltherrschaft" zu sichern und ausbauen zu kønnen, niemals mit Napoleon hat arrangieren wollen, sondern tatsæchlich unversøhnlich war.

Wer aber findet sich gern mit einer Hegemonialmacht ab? Ein Friedensschluss mit Frankreich hätte für England die Anerkennung der französischen Vorherrschaft in Europa bedeutet - genauso gut kann man kritisieren, dass die Griechen der Antike sich nie mit der persischen Monarchie arrangieren wollten.

Nun aber genug genörgelt.:devil:

Den Hauptpunkt sehe ich nämlich woanders:
Napoleons und Frankreichs Hauptproblem, das jeden dauerhaften Friedensschluss zumindest mit den kontinentalen Mächten verhindert war, dass sich auf den Schlachtfeldern der Napoleonischen Epoche zwei grundsätzliche Ideologien bekämpften.

Auf der einen Seite das moderne Frankreich, das versuchte, die Französische Revolution (bzw. die 95% davon, die die napoleonische beibehalten hatte) zu exportieren, auf der anderen Seite aber die alten Monarchien Europas, die Liberalismus, Nationalismus und Freihandel als Bedrohung ansahen.

War Napoleon tatsæchlich ein Kriegstreiber, war er wirklich der "geborene" Tyrann, nur von dem Wunsche beseelt, die ganze Welt zu erobern und zu beherrschen?

Woher kommt eigentlich sein Ruf als Tyrann? Viele seiner Reformen, die übrigens erst durch seine Kriege und Siege ermöglicht wurden, bilden zusammengelegt eher das Bild eines Republikaners und Revolutionärs auf dem Kaiserthron. Es fängt ja schon bei der Bauernbefreiung an, die, mit gewissen Abstrichen, in Westphalen und Berg um einiges gründlicher durchgeführt wurde als z. B. in Preußen.

Weiter geht es mit dem Aufbau eines modernen Staates, der diesen Namen verdient - eine einheitliche Verwaltungsstruktur, ein allgemeines Recht (und damit Rechtssicherheit), eine unabhängige Justiz (Geschworenengerichte), Anfänge des Parlamentarismus, Ansätze von Menschen- und Bürgerrechten, die Grundlagen eines allgemeinen Bildungswesens etc.

Kann man da noch von einer Tyrannei sprechen? Nicht einmal Aufgeklärter Absolutismus scheint mir da noch passend - immerhin haben es die "aufgeklärten" Monarchen nie gewagt, an der Stütze ihrer Macht zu rütteln. Charakterisieren könnte sein System ein "Republikanischer Absolutismus" oder "Plebiszitärer Cäsarismus".

Sein Wirken als General, im Auftrag seiner Regierung, kann man kaum kritisieren. Im Krieg erfolgreich zu sein, kann kein Kriterium sein, jemanden als "Kriegstreiber" zu stigmatisieren.
Wenn, dann muessen wir seine Politik als Regierungschef unter die Lupe nehmen.
Und da fallen mir eine ganze Menge Friedensschluesse ein, die jeweils von der Gegenseite genau so lange akzeptiert wurden, bis man der Meinung war, wieder einen Waffengang wagen zu können.

Ich denke die Bewertung von Napoléons Kriegen hängt auch davon ab, welchen allgemeinen Punkt man zum Krieg vertritt.
Gesteht man "Befreiungskriegen" ein Existenzrecht ein, so wie es z. B. die polnischen Soldaten Napoléons* taten, so war die "Kriegstreiberei" Frankreichs durch ein höheres Ziel legitimiert: Die Verteidigung der Französischen Revolution, das Ende der österreichischen Herrschaft in Italien, das Ende der preußischen Herrschaft in Warschau, das Ende des Feudalismus in Deutschland, nicht zu vergessen das Ende von Inquisition und Absolutismus** in Spanien.

* Ich denke hierbei an die polnische Nationalhymne
**Letzteres zumindest offiziell

Anders sahen das bestimmt die vielen Wehrpflichtigen, die in Frankreich und seinen Satellitenstaaten zu den Waffen gerufen wurden und ihr Leben/ihre Gesundheit auf den Schlachtfeldern Spaniens und Russlands ließen. Die Wehrpflicht war in vielen Fällen sogar der Hauptvorbehalt gegen die französische Herrschaft (während andere Maßnahmen mit Freude aufgenommen wurde) - aber ohne die Wehrpflicht hätte die Grande Armée nie die Stärke erreicht, die sie benötigte, um die Siege zu erringen, die sie schließlich errungen hat.

Letztendlich war es ein Teufelskreis - ohne Wehrpflicht und Belastungen keine Siege, aber ohne Siege auch keine Modernisierung und Entlastungen. Und das kann man ja wohl Napoléon nicht anlasten.
 
@ romanus00I: Vielen Dank für die kompetente Darstellung zu Napoleon. Ein paar ergänzende Anmerkungen, die den Gedankengang fortführen. "Männer - auch manchmal Frauen - machen Politik."

Dieser Gefahr unterliegen wir bei Napoleon in besonderem Maße, da er wie wenige andere historische Akteure durch sein Handeln neue politische Strukturen geschaffen hat. Das ist, wie "Scorpio" in einem anderen Thread zu Recht kritisiert jedoch nur eine Sicht, die ich explizit nicht in Richtung "romanus00I" formuliere, sondern generell aufwerfe.

...Und ich halte es nach wie vor für legitim, 1. einem Geschichtsbild zu widersprechen, das eine antiquierte Sicht historischer Ereignisse konserviert und darauf beharrt, Geschichte wurde/ und wird nun einmal von Köpfen gemacht, und das werde noch in 1000 Jahren der Fall sein.

Nicht zuletzt, da im letzten "Chromwell"-Thread ein ähnliches methodisches Problem auftritt und sich die aktuelle Forschung von der akteursbezogenen Forschung verabschiedet und die Person in den historischen Kontext - sprich die Strukturen - einbettet (vgl. Little: Oliver Cromwell. New Perspectives; Bennett: Oliver Cromwell).

Zwei wichtige Aspekte, die den "strukturellen" Einfluss des Handelns von Napoleon erklären wurden schon genannt.

aber es unübersehbar, dass Frankreich (ob Republik oder Kaiserreich) wie auch schon vor der Revolution eine hegemoniale Stellung in Europa anstrebte.

Auf der einen Seite das moderne Frankreich, das versuchte, die Französische Revolution (bzw. die 95% davon, die die napoleonische beibehalten hatte) zu exportieren,

Der erste Aspekt steht dabei relativ deutlich in der Traditionslinie eines Ludwig XIV., der auf die Frage an seinem Totenbett geantwortet hatte, was er seinen Nachfolgern empfehlen würde, dass sie weniger Krieg führen sollen.

Dieses Vermächtnis kannte Napoleon sicherlich nicht, dennoch kannte er die kriegerische Geschichte und die permanenten Versuche Ludwigs, seine Grenzen nach Osten bzw. Süd-Osten, in das HRR hinein zu verschieben. Und damit spiegelt Napoleon primär den Zeitgeist wieder, der auch bei FdG anzutreffen war, der Erobern und Kriegführung als "edles" Vorrecht der "Herrscher" ansah und darin auch eine legitime politische Aufgabe bzw. Handeln erblickte.

Somit war die "politische Sozialisation" eines Napoleon geprägt durch Werte, die einem kriegerischen Wertehorizont zugerechnet werden müssen.

Diese traditionelle militärische Sichtweise wurde durch die radikalaufklärerischen Gedanken (vgl. dazu beispielsweise J. Israel: Revolutionary Ideas) der universalistischen Werte der Französischen Revolution "kontaminiert" und durch ein gewissen "missionsarisches Sendungsbewußtsein" der "Revolutionsgeneration ergänzt. Mit deutlichen und zunehmenden patriotischen, nationalistischen französischen Untertönen. Und haben in der Konsequenz dazu geführt, dass der "Befreiungsaspekt", den die Französische Revolution" zunächst zu Recht für sich beansprucht hatte, einem aggressiven und hegemonialen Eroberungsdenken weichen mußte. Jedoch nicht, ohne ganz an Bedeutung zu verlieren (vgl. dazu beispielsweise M. Broers: Europe under Napoleon)

Als dritter Punkt wurde zusätztlich von "muheijo" der Konflikt zu GB angeführt. Dieser Aspekt ist als strukturelle Merkmal für den Konflikt ebenfalls zentral, da er vor allem die wirtschaftliche Dynamik bzw. Rivalität betrifft.

So argumentiert beispielsweise Copeland in seinem neuesten Buch, dass die zukünftige negative Bewertung von ökonomischen Perspektiven ein zentraler Grund ist für Staaten, einen - präventiven - Krieg zu beginnen (Copeland: Economic Interdepence and War). Vor diesem Hintergrund kann man die "späteren" Kriege von Napoleon - im Rahmen der Durchsetzung der Kontinentalsperre - auch als wirtschaftlich motivierte Kriege einschätzen.

Alle diese Aspekte zusammen ergeben dann ein Bild eines Staatsmannes, der viele Merkmale späterer Entwicklungen vorwegnahm. Vor allem wurde durch die Französische Revolution und durch ihn, die nationalstaatliche Entwicklung Europas dynamisiert. Und damit auch die "Totalisierung" von Politik und somit auch von Kriegen, wie an anderer Stelle im Forum schon dargestellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für den Post!

Eine kurze Frage zur Aussage von Ludwig dem 14. auf dem Totenbett: Ist diese wirklich erfolgt? Ich bin davon ausgegangen, dass dies mehr eine Legende sei.

Und War die Ausbreitung Frankreichs, gerade in Richtung Rhein, nicht ein Teil der Staatsräson?
 
Eine kurze Frage zur Aussage von Ludwig dem 14. auf dem Totenbett: Ist diese wirklich erfolgt? Ich bin davon ausgegangen, dass dies mehr eine Legende sei.

Und War die Ausbreitung Frankreichs, gerade in Richtung Rhein, nicht ein Teil der Staatsräson?

1. Ob sie wirklich so erfolgt ist kann ich nicht nachprüfen, aber ich hatte es in einem "seriösen" Buch so vor längerer Zeit gelesen (kann aber die Literatur nicht mehr benennen).

Fakt ist, dass er viele Kriege geführt hatte, deren "Return of Investment" für das absolutistische französische politische System zumindest fraglich war. Insofern mag er durchaus an der Sinnhaftigkeit der Kriegsführung gezweifelt haben als er dann sein Leben bilanziert hatte.

Wichtig ist vor allem daran, dass Kriegsführung einer der zentralen Handlungen von Monarchen war und sie teilweise auch legitimiert hatte.

2. Es gibt keine abstrakte, zeitneutrale Staatsräson. Diese wird durch die konkreten Interessen der politischen Akteure definiert und diese unterliegen ihrerseits den Einflüssen ihrer jeweiligen "Machtzentren". Insofern ist sie deutlich dynamisch in ihren Zielen, auch wenn die Suche nach "sicheren" Grenzen - definiert durch natürliche "Barrieren" - ein wichtiger Aspekt der Außenpolitik aller Staaten ist.

Die Komplexität derartiger Machtsysteme hat M. Mann (Geschichte der Macht") sehr gut illustriert. Er zeigt, dass es ein Geflecht - Netzwerk - von Machtzentren gibt, die er im "IEMP"-Modell systematisiert (vgl. die Darstellung Bd. 1, S. 56). Und zu diesen Machtzentren rechnet er die Akteure, die sich mit "Ideologie" beschäftigen, die der "Ökonomie" angehören, die dem "Militär" zugerechnet werden können und die zum politischen System zählen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sehe ich etwas anders. Nicht dass es mir daran liegt, Napoléons Leistungen zu schmälern oder seine grundsätzliche Politik zu kritisieren, aber es unübersehbar, dass Frankreich (ob Republik oder Kaiserreich) wie auch schon vor der Revolution eine hegemoniale Stellung in Europa anstrebte. Und diese Stellung erreichte Napoléon auch, zumindest in der Zeit zwischen 1807 bis 1812.



Wer aber findet sich gern mit einer Hegemonialmacht ab? Ein Friedensschluss mit Frankreich hätte für England die Anerkennung der französischen Vorherrschaft in Europa bedeutet - genauso gut kann man kritisieren, dass die Griechen der Antike sich nie mit der persischen Monarchie arrangieren wollten.

Den Hauptpunkt sehe ich nämlich woanders:
Napoleons und Frankreichs Hauptproblem, das jeden dauerhaften Friedensschluss zumindest mit den kontinentalen Mächten verhindert war, dass sich auf den Schlachtfeldern der Napoleonischen Epoche zwei grundsätzliche Ideologien bekämpften.

Auf der einen Seite das moderne Frankreich, das versuchte, die Französische Revolution (bzw. die 95% davon, die die napoleonische beibehalten hatte) zu exportieren, auf der anderen Seite aber die alten Monarchien Europas, die Liberalismus, Nationalismus und Freihandel als Bedrohung ansahen.



Woher kommt eigentlich sein Ruf als Tyrann? Viele seiner Reformen, die übrigens erst durch seine Kriege und Siege ermöglicht wurden, bilden zusammengelegt eher das Bild eines Republikaners und Revolutionärs auf dem Kaiserthron. Es fängt ja schon bei der Bauernbefreiung an, die, mit gewissen Abstrichen, in Westphalen und Berg um einiges gründlicher durchgeführt wurde als z. B. in Preußen.
Die Frage bei Napoléon ist doch immer womit man ihn vergleicht, wenn Kritik greifen will.

Wenn man die Bauernbefreiung mit dem rechtlichen Status der Bürger in den neu von Frankreich besetzten Gebieten vergleicht, hakt es ja schon daran, dass Preußen bzw. „Ostelbien“ eh eine Sonderrolle einnimmt. In vielen Staaten wie Österreich und Baden war die Leibeigenschaft um 1800 schon längst abgeschafft. Selbst wo sie noch existierte zeigte sich, dass man von vielen Forderungen wie Fronarbeit aus zwei Gründen absah: 1. weil es sich nicht mehr mit den vorhandenen Machtmitteln umsetzen ließ und 2. weil es einfach nicht wirtschaftlich war (Fachleute im Straßen- und Schlossbau sind wohl günstiger als ungelernte Laien).
Zeitgenossen war oftmals bewusst, weshalb in Deutschland der Funke der Revolution einfach nicht überspringen wollte, einfach weil die Lage als nicht so bedrückend wie im Ancien Régime in Frankreich empfunden wurde – die Pfalz wird manchmal als Ausnahme angeführt.

Wenn man aber mit harscher Kritik gegenüber Napoléon auftritt, muss man andererseits auch nach den Alternativen fragen. Dem Direktorium, wenngleich unserem modernen Verständnis von Demokratie deutlich näher als Napoléons Diktatur, jammerte offenbar kaum einer eine Träne nach. Es kam ja auch anders als 1793 beim Sturz der Gironde-Regierung nicht etwa zu einem Bürgerkrieg von Republikanern gegen Republikaner (gemäßigte gegen radikale).
Wer wäre also die personelle Alternative gewesen? Ducos und Sieyès waren dann im Konsulat offenbar leicht zu integrieren und zahnlose Löwen. Auch wenn manch einer auch nach 1800 wohl gern Moreau anstelle Bonapartes am Ruder gesehen hätte, widersprach dies sowohl Moreaus Charakter (ehrlicher, geradliniger, auch vom Feind geachteter Soldat) als auch seinen Intentionen (er soll es ja schon selber abgelehnt haben eine solche Rolle zu übernehmen).

Auf Europa bezogen aber hatte die franz. Revolution sowohl in den Niederlanden als auch in Italien Systeme installiert für welche die napoleonische Expansionspolitik und Rücksichtslosigkeit destabilisierend wirkte. Napoléon hat die Einverleibung des Königreichs Holland als einen seiner großen Fehler bezeichnet. Wenn man so mit seinen Bündnisgenossen umsprang, war es doch sehr unwahrscheinlich, dass sie einen stützen würden, sobald man selber in der Klemme saß. Das bewahrheitete sich ja 1813/14 auch. Sowohl in den franz. Departements in Deutschland als auch in Westphalen hatte das Regime in den Jahren zuvor nicht geschafft eine Anhänglichkeit mit dem neuen System zu generieren. Die Problematik wirkte sich ja in beide Richtungen aus. Die Regierenden misstrauten den bespitzelten Einwohnern, so dass man garnicht erst eine Art Landesdefension 1813 ins Leben rief, während andererseits die Einwohner auch nichts dafür übrig gehabt hätten. Das System Napoléon hatte über 5-6 Jahre etliche Versäumnisse, die ihnen letztlich zwangsläufig auf die Füße fallen mussten.

Der Hauptunterschied zwischen dem Regime Napoléons und dem aufgeklärten Absolutismus ist doch, dass zumindest nach außen hin Napoléon eine Art von Mitsprache der Bevölkerung suggerierte. Er selber war wohl monarchisch gesinnt und scheint mit dem republikanischen System nicht viel angefangen zu haben.
Dem gegenüber mögen aufgeklärt absolutistisch regierende Potentaten zwar ihre Segnungen wie Aufhebung der Leibeigenschaft und Lockerung in Religionsfragen über die Untertanen ausgeschüttet haben, ließen aber nie einen Zweifel daran, dass sie ihre Herrscherrolle unangefochten ausfüllen wollten (also absolute Herrscher blieben).
Hierzu muss freilich hinzu gefügt werden, dass es DEN Absolutismus außer vielleicht in Preußen und Österreich eh nirgends gab. Bis 1800 existierte fast überall eine ständische Mitbestimmung in manigfaltiger Ausprägung, welche eine Feindschaft gegenüber DEM Herrscher schwierig machte (selbst der sächs. Bauernaufstand 1791 änderte z.B. nichts am positiven Bild von F.A. III.).

Die modernere Geschichtsschreibung (wie letztens Napoleon und Bayern) bewertet auch Napoléons Verhalten sehr differenzierter. Es ist wahrscheinlich eine Sisyphosarbeit Napoléons Regime mit dem franz. Ancien Régime (wie es auch N.s Zeitgenossen taten) und obendrein den zahlreichen Staatsmodellen in v.a. Mitteleuorpa in ein Verhältnis zu setzen. Aber nur das führt zu einem stimmigen, sinnvollen Gesamtbild.

Der erste Aspekt steht dabei relativ deutlich in der Traditionslinie eines Ludwig XIV., der auf die Frage an seinem Totenbett geantwortet hatte, was er seinen Nachfolgern empfehlen würde, dass sie weniger Krieg führen sollen.

Dieses Vermächtnis kannte Napoleon sicherlich nicht, dennoch kannte er die kriegerische Geschichte und die permanenten Versuche Ludwigs, seine Grenzen nach Osten bzw. Süd-Osten, in das HRR hinein zu verschieben. Und damit spiegelt Napoleon primär den Zeitgeist wieder, der auch bei FdG anzutreffen war, der Erobern und Kriegführung als "edles" Vorrecht der "Herrscher" ansah und darin auch eine legitime politische Aufgabe bzw. Handeln erblickte.

Somit war die "politische Sozialisation" eines Napoleon geprägt durch Werte, die einem kriegerischen Wertehorizont zugerechnet werden müssen.

Ein sehr schöner Beitrag von Dir und ich finde auch diese Einordnung überaus zielführend. :yes:
 
450'000 Soldaten zogen 1812 gegen Russland, 40'000 kehrten wieder zurück. Das Thema ist bereits in meinem Eröffnungsbeitrag klar formuliert: Weshalb wird Napoleon in der Geschichte bis heute so positiv bewertet?

Die Thematik liegt jetzt etwas ausserhalb meines Interessensgebiets (Mittelater, Renaissance), weshalb mein Kenntnisse über die Epoche eher bescheiden sind und ich somit nur spekulieren kann, weshalb Napoleon trotz Opferzahlen in der Grössenordnung anderer "Welteroberern" (Hitler, Alexander der Grosse, Dschingis Khan, Ögodai etc) dennoch positiv bewertet wird.

Ich vermute, die Gründe für die positive Bewertung sind heute aus der allegemeinen Wahrnehmung verschwunden; sie lassen sich aber beispielsweise in alten Romanen (z.B. Victor Hugo) noch erahnen - und Du selbst hast einen mit der Schweiz von 1848 angetönt. Ich behaupte, Napoleon galt teilweise noch bis zur Mitte des 20. Jahrhundert als Retter der Errungenschaften der Französischen Revolution gegenüber dem monarchisch-adligen Reaktionismus und damit - indirekt - als Retter der republikanisch-demokratischer Werte gegen den Absolutismus.

Auch wenn Napoleon selbst alles Andere als ein Republikaner war (z.B. Konflikt mit Moreau), so begann seine Karriere doch zu einem Zeitpunkt, als Frankreich seine Republik gegen halb Europa verteidigen musste und zwar gegen ein Europa, welches Absoultismus und adlige Standesrivilegien in Frankreich wieder einführen wollte - und zwar durch Militärgewalt. Es ist zum grossen Teil Napoleon zu verdanken, dass dies nicht geschehen ist. Und mit der Einführung des Codes Zivil in manchen von Napoleon eroberten Regionen wurden Prinzipien wie Rechtsgleichheit ohne Berücksichtigung von Standesunterschieden eingeführt, Vorrechte des Adels abgeschafft, eine Trennung von Staat und Kirche durchgesetzt etc. und damit, zum Mindesten unterhalb der reinen Herrschaftausübung eine "bürgerliche" Ordnung eingeführt. Sogar Juden wurden zu gleichberechtigten Bürgern. Napoleons Eroberungen haben mit dazu beigetragen, dass die Ideale der Aufklärung zum Mindesten als Vorstellung resp. Leitidee die Reaktion und Restauration überlebten und in den bürgerlichen Unruhen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1816, 1848 usw.) wieder aufgegriffen werden konnten. Für viele bürgerliche Revolutionäre des 19. Jahrhunderts (nicht nur für die Französischen) war Napoleon (auch dank seines militärischen Erfolgs) eine republikanische Lichtegstalt, der es gelungen war, die repressiven absolutischen Staaten und Herrscher zu besiegen.

Unter Einbeziehung solcher, zugegebnermassen zum grossen Teil spekulativen Aspekte, könnte zum Mindesten für den Schulgebrauch erklärt werden, warum die Person Buonapartes gelegentlich "positiv" bewertet wird. Verbunden vielleicht mit einer Untersuchung, wieviele Tote und sonstige Opfer auf das Konto von Napoleons Gegenspieler gehen (die dürften auch erheblich sein, insbsondere bei den russischen Muschiks bei Zar Alexander I)
 
Zuletzt bearbeitet:
Du sprichst es richtig an. Napoleon hat im Gegensatz zu anderen auf gesellschaftlicher Ebene mehr erreicht ("Code Napoleon") bzw. auch keine Gräultaten in außergewöhnlichem Maße begangen. Bzw. man assoziiert mit ihm sowas nicht,
 
Ich denke, dass man allerdings bei Napoléon auch zu seinen Gunsten sagen muss, dass er nunmal kein Staatsmann war. Er hatte weder Jura noch etwas dergleichen intensiv studiert. Als er 1801 bspw. an die Neuordnung Deutschlands ging, die man zu Recht später als Einmischung in eigene deutsche Interessen empfand, hatte er fast noch keine staatsmännische Erfahrung - seine ungesetzliche Verhandlung mit den Österreichern 1797 als ein Beispiel ausgenommen. Und auch die Erfahrungen, die er hatte, kamen ja nur daher, wenn er wie ein General Politik betrieb. Würde man sich denn, plakativ gesagt, von einem Heizungsinstallateur seine Nierensteine entfernen lassen? :D So ähnlich verhielt er sich aber auch immer wieder, ja selbst als er schon einige Erfahrungen auf dem diplomatischen Parkett gesammelt haben müsste. Wenn man die Deutschlandpolitik des Ancien Régime damit vergleicht, sieht man es noch deutlicher. Frankreich wusste unter Louis XIV und Louis XV den kleinen deutschen Fürsten ein Gefühl der Bedeutung zu geben, was Vertrauen und wenngleich begrenzter Sympathie generieren konnte.
 
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