Ein Zeitgemälde in Hinblick auf Krieg und Frieden findet sich in Georges Duby, Der Sonntag von Bouvines 27. Juli 1214, Berlin 1988.
Mentalität und Handlungsweisen der Menschen im Mittelalter sind in Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter, Frankfurt, Berlin 1973 Thema.
Wenn Du in jener Zeit nach Abenteurern suchst, stößt Du auf Ritter, die von Turnier zu Turnier zogen und sich Kriegszügen anschlossen. Das zog sich bis in höchste Kreise. Such mal nach dem blannen Jan, König Johann von Böhmen. Aber auch danach, was er damit seinen Ländern und seinem Sohn, dem späteren Kaiser Karl IV., antat. Einen Teil hat Karl selbst beschrieben.
Wer keine entsprechende wirtschaftliche Basis hatte, zog wohl nur durch die Lande, um eine solche zu gewinnen. Da ist der Ritter, der nur seinen Adel besaß, der Minnesänger, dem seine Stimme das Überleben sicherte. Walther von der Vogelweide ist ein Beispiel für einen Sänger, der schließlich ein kleines Lehen erringen konnte.
Doch dass geschah innerhalb der Schranken der Gesellschaft. Bürgerliche und Bäuerliche Söldner stellten sich zunächst abseits der Gesellschaft auf. Ja, sie durchbrachen die Ordnung. Selten wohl vor dem Hintergrund eines genügenden Auskommen, eher um langfristig zu einem solchen zu gelangen.
Nur die Gruppe gab ihnen Schutz. Außerhalb, auch in kleinen Gruppen ohne Anstellung, waren es Banditen, Räuber. Um außerhalb der Gruppe tätig sein zu können, mussten sie sich einem Adligen oder einer Stadt anschließen. Das Geleitrecht lag bei Adligen. Im nordwestlichen Teil des späteren Hochstifts Paderborn hatten es z.B. die Edelherren zur Lippe inne. Allerdings war anerkannt, das sich Kaufleute schützen mussten: Sie durften Schwerter tragen, allerdings nicht am Gürtel, sondern am Sattel. Ihre angeheuerten Schlägertrupps mussten die Waffen auf den Wagen befördern. Regionale Unterschiede sind nicht ausgeschlossen.
Ein Szenario wie bei den Sieben Samurei von Kurosawa kann nicht ausgeschlossen werden. Aber in der Regel wussten sich Dörfer selbst zu beschützen. Laut Sachsenspiegel war ausdrücklich vorgeschrieben, dass auch Bauern Waffen besitzen mussten. Dabei wird auch der Bogen benannt, dessen Handhabung der Übung bedurfte. Und die Bauern konnten durchaus erfolgreich sein. Östlich von Delbrück in Westfalen besiegten sie 1410, eilig alarmiert, ein Heer aus Rittern und Aufgeboten von Städten, das gegen Paderborn zog. Als der Bischof mit dem Aufgebot der Ritter und Städte eintraf, brauchte er nur noch die Gefangenen in Empfang nehmen, deren Lösegelder seine Finanzen sanierten. Das sei als Beispiel gegeben, da Duby sich auf Frankreich konzentriert. Es fällt auf, dass die Bauern integriert bleiben, die wertvollen Gefangenen brav übergeben. Das ist natürlich ein extremes Beispiel, Räuber zu vertreiben wird öfter vorgekommen sein. Es gab eine Bestimmung, nach der 3 Burrichter zur Aburteilung einen Richter bestimmen durften, wenn der Gorichter nicht verfügbar war.
Anders ausgedrückt: Wer mit Waffen unterwegs war, ohne Ritter, Kaufmann, Student oder Angehöriger eines Heeres zu sein, hatte besser einen guten Grund.
Natürlich gilt das für sichere Zeiten, die damals seltener waren.
Der berüchtigte Bengler Bund, ein Ritterbund, terrorisierte jahrelang im Rahmen seiner Fehden Sauerland, Sintfeld und das nördliche Hessen. Auf dem Rückweg von einem Raubzug, bei der die Kirche von Verne geplündert wurde, vielleicht um den Bauern der Gegner das Saatgut zu nehmen, wurden die Ritter gefangen genommen. Es waren etwa 80, um einmal üblichere Größenordnungen aufzuzeigen. (Meines Wissens waren dabei keine Söldner beteiligt.)
Ich will damit sagen, dass einige jene Jahrhunderte als abenteuerliche Zeiten bezeichnen werden. Aber denk an den chinesischen Fluch, der jemandem wünscht, in interessanten Zeiten zu leben. Ich denke, die Betroffenen sprachen eher von schrecklichen Zeiten.
Das sind alles nur einzelne Gesichtspunkte. Um die Frage wirklich zu beurteilen, wirst Du nicht darum herum kommen, Dich einzulesen.