Neue archäologische Entdeckungen

Über bestimmte Schädelverletzungen, die an einigen Funden für den Zeitraum 7000-2000 BC festgestellt worden sind, hatte man schon länger gerätselt.

Nach einer in der „Antiquity“ erschienenen, aktuellen Publikation hält man nun den Gebrauch einer Waffe für denkbar, die aus dem „Themse-Schläger“ (datiert 4 Jht BC) rekonstruiert worden ist.

Offenbar diente der dann doch nicht einem Vorläufer des baseball. :D

Publikation: digital verfügbar (derzeit open access) in der Antiquity

Understanding blunt force trauma and violence in Neolithic Europe: the first experiments using a skin-skull-brain model and the Thames Beater


Presse: zB Nature-Meldung:

[URL='https://www.nature.com/articles/d41586-017-08306-1']What the ‘Thames Beater’ could do to skulls
- A team tracked the source of skull fractures in prehistoric Europeans[/url]
 
Was die Tradition des Cricket bis ins Neolithikum zurückgehen lässt. ;)
Ein wenig erinnert das an den mexikanischen Macuahuitl.
 
Der Bau der Porta Nigra in Trier konnte datiert werden:

Römisches Stadttor in Trier: So alt ist die Porta Nigra wirklich

Porta Nigra in Trier: Unter diesem Kaiser entstand der älteste Monumentalbau - WELT

Erstaunlicherweise ist die Porta Nigra älter als gedacht: sie wurde unter Kaiser Marc Aurel im Jahre 170 n. Chr. errichtet. Die Datierung erfolgte aufgrund dendrochronologischer Daten, die man aus Stämmen gewonnen hat, die als Fundament dienten.

Ich habe noch mal nachgesehen, die Datierung auf das zweite Jahrhundert ist nicht ganz neu. In "Die Römer in Rheinland-Pfalz", 1990 finden sich die folgenden Angaben: "Erbauung im letzten Viertel des 2. JhnChr." (S. 605). Die Datierung beruhte auf Ähnlichkeiten mit der Porta Praetoria in Regensburg, die 179/180 errichtet wurde, und auf einer Belagerung im Jahr 197 im Rahmen des Aufstandes des Clodius Albinus. Im Jahre 197 hätte danach die Stadtmauer und das Tor schon gestanden haben (ebenda, S. 607).

Interessanterweise ist die Porta Nigra nie fertiggestellt worden:

In die Drehachse der Tore ragen aber immer noch die Bossen der nicht fertig bearbeiteten Quader, so dass ein bewegliches Tor niemals eingebaut werden konnte.

Auch für das ungeübte Auge macht die Porta einen unfertigen Eindruck, zum Beispiel sind die auf der Fassade der Landseite vorgelagerten Halbsäulen im rohen Zustand belassen worden.

Porta Nigra – Wikipedia

Da liegt zumindest die Vermutung nicht fern, dass der "letzte Schliff" (im wahrsten Sinne des Wortes biggrin.gif) nicht ausgeführt wurde, weil die Belagerung stattfand, und danach niemand sich die Mühe machen wollte, die Baugerüste wieder aufzubauen.
 
Eine neue Untersuchung von Funden zur Frage der frühesten „menschlichen“ Besiedlung Europas, speziell Untermassfeld/Thüringen, mit konträren Ergebnissen zum früheren Forschungsstand:


Uneven Data Quality and the Earliest Occupation of Europe—the Case of Untermassfeld (Germany)

Abstract Übersetzung ~ DeepL

“Die Datenlage über die früheste Besiedlung Europas hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten in Quantität und Qualität der Datenpunkte signifikant erhöht, vor allem durch die Aufnahme neuer Standorte als Ergebnis langfristiger systematischer Ausgrabungen und großflächiger Prospektionen von Expositionen des Früh- und Frühmittel-Pleistozäns.

Das Verteilungsmuster der Standorte deutet auf eine ephemere Präsenz von Homininen im Süden Europas seit etwa 1 Million Jahren hin, mit gelegentlichen kurzen nördlichen Ausdehnungen entlang der westlichen Küstengebiete, wenn die gemäßigten Bedingungen dies zuließen.

Vor etwa 600.000 bis 700.000 Jahren tauchten in Europa Acheulean-Artefakte auf, und etwas später scheint sich die Präsenz von Homininen zu verstärken, mit mehr Fundorten und jetzt auch in kälteren Klimazonen. Erst später, vor rund 350.000 Jahren, zeigen sich die ersten Standorte in kontinentalen, zentralen Teilen Europas, östlich des Rheins.

Eine Reihe von neueren Arbeiten über die paläontologische Fundstätte Untermassfeld (Thüringen) im frühen Pleistozän stellt Behauptungen auf, die für die Erforschung des frühesten Europas von großem Interesse sind und im Widerspruch zu dem beschriebenen Muster stehen: Die Papiere deuten darauf hin, dass Untermassfeld Steinwerkzeuge und menschlich veränderte Tierreste hervorgebracht hat, Beweise für eine 1 Million Jahre alte Hominin-Präsenz in europäischen kontinentalen mittleren Breitengraden und zusätzliche Beweise dafür, dass Hominine in Europa bereits um diesen Zeitraum herum gut etabliert waren.

Hier werten wir diese Behauptungen aus und zeigen, dass diese Studien hinsichtlich der Daten über die Provenienz der untersuchten Materialien und der Interpretation von Faunenresten und Lithics als Zeugnis für eine Hominin-Präsenz an der Stätte schwer fehlerhaft sind. Tatsächlich ist jede Bezugnahme auf die Fundstätte Untermassfeld als archäologische Fundstätte ungerechtfertigt. Darüber hinaus ist es nicht die einzige europäische frühe pleistozäne Stätte, in der abgeleitete Beweise für die Anwesenheit von Hominin problematisch sind. Die Stärke der räumlich-zeitlichen Muster der Anwesenheit und Abwesenheit von Hominin hängt von der Qualität der Datenpunkte ab, mit denen wir arbeiten, und die Pflege der Datenbank, einschließlich der kritischen Bewertung neuer Standorte, ist entscheidend, um unser Wissen über die Ausdehnungen und Kontraktionen der Homininbereiche während des Pleistozäns zu erweitern.“



 
Diese veröffentlichte Untersuchung hat es in sich. Letzter Absatz: "An open scientific debate is the most powerful tool to clean up and maintain our database, and that sometimes involves presenting negative evidence, as we have done here: Untermassfeld is not an archaeological site. Which site is next?"
 
Egal:

Late Bronze Age climate change and the destruction of the Mycenaean Palace of Nestor at Pylos

Abstract: Übersetzung ~ DeepL

“Diese Publikation präsentiert neue hochauflösende Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopendaten aus Stalagmite S1 von Mavri Trypa Cave, SW Peloponnes.

Unsere Daten liefern den klimatischen Hintergrund für die Zerstörung des nahegelegenen mykenischen Palastes von Nestor in Pylos am Übergang vom späten Helladic (LH) IIIB zum LH IIIC, ~3150-3130 Jahre vor der Gegenwart (vor 1950 n. Chr., nachher BP) und der folgenden Periode. S1 wird mit 24 U-Th Datumsangaben mit einer mittleren Genauigkeit von ±26 Jahren datiert (2σ) und bietet damit eine der robustesten Paläoklimaaufzeichnungen aus dem östlichen Mittelmeerraum für das Ende der Spätbronzezeit (LBA).

Die δO Aufzeichnung zeigt im Allgemeinen feuchtere Bedingungen zu der Zeit, als der Palast von Nestor in Pylos zerstört wurde, aber eine kurze Periode trockenerer Bedingungen um 3200 Jahre BP kann das mykenische Landwirtschaftssystem gestört haben, das zu der Zeit wahrscheinlich nahe an seiner Grenze arbeitete. Die allmähliche Entwicklung der Trockenheit nach 3150 Jahren BP, d.h. nach der Zerstörung, verminderte wahrscheinlich die Ernteerträge und trug dazu bei, die Grundlage für die Wiederherstellung einer zentralen Verwaltung und des Palastes selbst zu schwächen.“
 
Diese veröffentlichte Untersuchung hat es in sich. Letzter Absatz: "An open scientific debate is the most powerful tool to clean up and maintain our database, and that sometimes involves presenting negative evidence, as we have done here: Untermassfeld is not an archaeological site. Which site is next?"
Noch ein Hinweis, Zitat:

“Der »Fall Untermaßfeld«

In einer kürzlich im Fachjournal »Journal of Paleolithic Archaeology« veröffentlichten Studie widerlegt der Senckenberg-Wissenschaftler Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahlke gemeinsam mit einem internationalen Team renommierter Steinzeitexperten eine kürzlich erschienene Veröffentlichung zur Ausbreitung des Menschen in Europa. In dieser wird die These aufgestellt, dass die ersten Menschen schon vor etwa einer Million Jahre in Nord- und Mitteleuropa lebten – gut 200.000 Jahre früher als bisher belegt. Das Team zeigt zudem, dass die »Belegstücke« der archäologischen Untersuchung vermutlich aus der Forschungsgrabung Untermaßfeld gestohlen wurden.“

http://prehistoricarch.blogspot.de/2018/01/menschheitsgeschichte-muss-nicht-neu.html
 
In Nordengland ist ein Friedhof entdeckt worden, auf dem Wikinger beerdigt wurden und der vermutlich mit den Wikingerinvasionen des 9. Jhdts. zusammenhängt:

Zusammenfassung in National Geographic (englisch):

This Mass Grave May Belong to 'Great Viking Army'


Die Studie (englisch):

https://www.cambridge.org/core/serv...england_new_dates_from_the_repton_charnel.pdf

Großes Heidnisches Heer – Wikipedia

Und das ganze auf einer deutschsprachigen Seite. Bei Spektrum:

Nordmänner: Englisches Massengrab ist voller Wikinger
 
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