Operation Walküre/Spielfilm

@Brisso: Wäre mal interessant, ob "Spartacus" oder andere weiter zurückliegende Helden eher ins Gedächtnis durch Leinwandlegenden zurück gerufen werden mussten. (Spartacus kam zumindest bei uns im Geschichtsunterricht nicht mehr vor, auch wenn es noch zu DDR-Zeiten sehr thematisiert wurde.)

Das ist wohl wahr, selbst wenn man "klassische Bildung" genossen hat. Ich denke da auch für uns Deutsche z.B. an Thomas Müntzer.
 
Auf den Kern meiner Kritik - am Film, nicht an Dir - gehst Du leider nicht ein: nämlich auf die Suggestion der Bilder. Es wird ins kollektive Gedächtnis eingehen, dass Staufenberg sich die Wange schnitt (um beim gewählten Bsp. zu bleiben), um einen Vorwand zu haben, den Besprechungsraum zu verlassen. Ebenso werden andere falsch dargestellte Dinge, wenn sie einer dramaturgischen Logik entsprechen, ins kollektive Gedächtnis eingehen.

Das mag sein, aber sind diese Details für den Durchschnittsmenschen wichtig? Oder ist vielmehr die eigentliche Geschichte das Wichtige?

@rukelie Ich mag mich vielleicht komplett täuschen was die Qualität des Filmes betrifft (vermutlich sogar, bei den guten Kritiken, die er in SZ und FAZ bekommen hat:D), aber das ist der Eindruck den er in mir weckt. Und das ist keine grundsätzliche Kritik am amerikanischen Film.

Was ich an dem Film aber sehr schätze, ist etwas anderes: Er vermag es dieses, für soviele unbekannte Kapitel der deutschen Geschichte ins Gedächtnis der Menschen zu pflanzen. Manch einem Amerikaner wird er vielleicht sogar helfen, zu begreifen dass die Welt nicht nur aus Gut und Böse besteht.

@rukelie Ich mag mich vielleicht komplett täuschen was die Qualität des Filmes betrifft (vermutlich sogar, bei den guten Kritiken, die er in SZ und FAZ bekommen hat:D), aber das ist der Eindruck den er in mir weckt. Und das ist keine grundsätzliche Kritik am amerikanischen Film.

Wie ich geschrieben habe, du bist mit vielen Vorurteilen in diesen Film gegangen - zumindest hat sich dein Posting danach "angehört" - wenn man so etwas tut wird einem all das was diese Vorurteile bestätigt auffallen, während einem das was die Vorurteile widerlegt weniger bis gar nicht auffällt. Selektive Wahrnehmung halt.
Kritiken lese ich grundsätzlich nicht. Filme sind Geschmackssache und deren Meinung ist auch nicht mehr Wert als die von irgendwem anderes.

es dieses, für soviele unbekannte Kapitel der deutschen Geschichte ins Gedächtnis der Menschen zu pflanzen. Manch einem Amerikaner wird er vielleicht sogar helfen, zu begreifen dass die Welt nicht nur aus Gut und Böse besteht.

Vielleicht für andere Menschen, aber für viele Deutsche ist das Ereignis längst im Gedächtnis der Menschen. Stauffenberg ist meines Erachtens ein bekannterer Name und den Zusammenhang mit einem Anschlag auf Hitler und den Widerstand ist schon allein durch den Geschichtsunterricht, abgesehen von der häufigen Nennung in den Medien, kennen auch die Meisten, die den Namen schon gehört haben.

Nun, da der Durchschnittsmensch außerhalb Deutschlands wenig bis nichts über den deutschen Widerstand weiß kann ich mir durchaus vorstellen, dass Viele nach dem dem Sehen des Films eine differenziertere Sichtweise zum 3. Reich haben. Denke dass der Film das Deutschlandbild im Ausland durchaus (mit-)prägend für die nächsten Jahre wirken wird.
Klar kennen viele Deutsche den Namen Stauffenberg aber wenn ich mir anschaue, dass so etwas weder an Hauptschulen noch an Realschulen unterrichtet wird, denke ich dass der Film bei so einigen durchaus zur Bildung beiträgt.

Wäre mal interessant, ob "Spartacus" oder andere weiter zurückliegende Helden eher ins Gedächtnis durch Leinwandlegenden zurück gerufen werden mussten. (Spartacus kam zumindest bei uns im Geschichtsunterricht nicht mehr vor, auch wenn es noch zu DDR-Zeiten sehr thematisiert wurde.)

Hm, Spartacus wurde bei mir auch nicht speziell thematisiert, die Sklavenaufstände in Rom wurden allerdings, wenn auch nicht ausführlich, bearbeitet.
 
Ich hab ihn mir Gestern angeschaut. Und für mich hat es sich gelohnt. Da einige Geschichtliche Fakten wiedergegen wurden diese man nicht so altäglich erfährt. Oder halt noch nicht in meinem Allgemeinwissen waren. Was mich zum Nachdenken gebracht hat ist das ein Amerikaner "Walküre" verfilm hat.
 
Ich hab ihn mir Gestern angeschaut. Und für mich hat es sich gelohnt. Da einige Geschichtliche Fakten wiedergegen wurden diese man nicht so altäglich erfährt. Oder halt noch nicht in meinem Allgemeinwissen waren. Was mich zum Nachdenken gebracht hat ist das ein Amerikaner "Walküre" verfilm hat.

Es gibt auch viele deutsche Filme über diese Thema.
Warscheinlich verkauft sich ein Hollywood Film besser in den Kinos.
 
Ich hab ihn mir Gestern angeschaut. Und für mich hat es sich gelohnt. Da einige Geschichtliche Fakten wiedergegen wurden diese man nicht so altäglich erfährt. Oder halt noch nicht in meinem Allgemeinwissen waren. Was mich zum Nachdenken gebracht hat ist das ein Amerikaner "Walküre" verfilm hat.

Es gab schon mal einen amerikanischen TV-Film zum Thema, den ich auch gar nicht übel in Erinnerung habe.
 
Was mich zum Nachdenken gebracht hat ist das ein Amerikaner "Walküre" verfilm hat.

Das ist nicht der erste Film über das Attentat:

1955 Der 20. Juli Deutsche-Produktion
1955 Es geschah am 20. Juli Deutsche-Produktion (Spielfilm)
1971 Operation Walküre Deutsche-Produktion (Dokudrama)
1990 Stauffenberg - Verschwöhrung gegen Hitler
2001 Die Stunde der Offiziere (Dokudrama)
2005 Stauffenberg (deutsch-österreichische Fernsehdokumentation)

Robe schrieb:
Da einige Geschichtliche Fakten wiedergegen wurden diese man nicht so altäglich erfährt.

Welche denn?
 
Da vor kurzem der Film "Operation Walküre" ausgestrahlt wurde:

Ein besonderes Dokument ist das Fernschreiben, dass von den Widerstandskämpfern an die Wehrmachtsstellen versandt wurde, die nicht in die Umsturzpläne eingeweiht waren. Wiki sagt dazu:
Attentat vom 20. Juli 1944 ? Wikipedia
Eine besonders schwerwiegende Panne ereignete sich kurz zuvor beim Versand desjenigen Fernschreibens, welches den nicht in die Verschwörung Eingeweihten den Anlass der Walküre-Operation klarmachen sollte:

„Der Führer ist tot ! Eine gewissenlose Clique frontfremder Parteiführer hat es unter Ausnutzung dieser Lage versucht, der schwer ringenden Front in den Rücken zu fallen und die Macht zu eigennützigen Zwecken an sich zu reißen....“

Stauffenbergs Adjutant Friedrich Karl Klausing ließ dieses Fernschreiben als „Geheime Kommandosache“ einstufen. Dadurch konnte es nicht gleichzeitig an jeweils 30 Empfänger durchgegeben werden, sondern musste zunächst verschlüsselt und dann jede Seite einzeln versandt werden. Bis ab etwa 17:30 Uhr alle Empfänger das Fernschreiben erreicht hatten, wurde es später als 21 Uhr.



Hier der Eingang bei der Seekriegsleitung Nr. 1 -4; zuvor war bereits das "Gegen-Telegramm" von Dönitz eingetroffen, es ist als Nr. 5 angefügt. Das "Gegen-Telegramm" von Dönitz belegt, wie er sich endgültig in aussichtsloser militärischer Lage dem Verbrechen verschreibt, Durchhalte-Mentalität 1944/45 und in nichts mehr unterscheidbar von irgendwelchen SS-Schergen, die kapitulierende Bürgermeister auf dem Rückzug aufknüpften:
 

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In dem Film wurde ganz gut dargestellt, dass Hitler mit dem Tisch, da er sich gerade über diesen beugte, an die Decke flog und wieder herunterkrachte (die Szene war nur ein bis zwei Sekunden lang). Dieser Umstand ließ ihn am Leben und ohne größere Verletzungen bleiben.
Was für mich grotesk wirkt (nicht in diesem Film dargestellt); Seine Hose war volkommen zerfetzt, die Beine aber noch dran. Sein erster Satz soll gewesen sein: "Die Hose war neu."

Damals der Kommentar der Briten zu diesem Attentat: "Jetzt schießen die sich schon gegenseitig tot."
 
Da vor kurzem der Film "Operation Walküre" ausgestrahlt wurde:...

...zuvor war bereits das "Gegen-Telegramm" von Dönitz eingetroffen, es ist als Nr. 5 angefügt. Das "Gegen-Telegramm" von Dönitz belegt, wie er sich endgültig in aussichtsloser militärischer Lage dem Verbrechen verschreibt, Durchhalte-Mentalität 1944/45 und in nichts mehr unterscheidbar von irgendwelchen SS-Schergen, die kapitulierende Bürgermeister auf dem Rückzug aufknüpften:

Hier anliegend noch ein Rundschreiben von Guderian zum 20. Juli 1944/zum Widerstand und Attentat/die Kriegsfortführung betreffend.

Es passt auch zu dem hier, und steht im Gegensatz zum "Nachkriegsbild" Guderians (und zu seinen Memoiren):
http://www.geschichtsforum.de/715288-post32.html
 

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Eine zentrale Begründung, warum die WM während des 3. Reichs zum "Führer" gestanden ist, war das Argument, dass man keine Wiederholung einer neuen "Dolchstoßlegende" durch sein eigenes Verhalten Vorschub leisten wolle.

Ob dieses Argument eine nachträgliche Rechtfertigung gewesen ist, sei mal dahin gestellt.

Dennoch zeigt es, dass auch die nachträgliche Konstruktion der "sauberen Wehrmacht" ein widerspruchsvolles Konstrukt war.

Auf der einen Seite wurde die "Pflichterfüllung" betont in Kombination mit einem "Befehlsnotstand" und einer Bindung an den "Eid auf den Führer".

Das beinhaltete das Involvement in fast alle Aspekte der Kriegsführung, inklusive den Aspekten, die direkt dem Vernichtungskrieg zugeordnet werden können.

Diese Darstellung beinhaltete, wie auch aus dem Befehl von Guderian ersichtlich, eine militärische "Nibelungentreue" des Offiziers-Korps, das völlig unkritisch, aber durchaus sehr politisch, nämlich im Sinne der NS-Ideologie, sich aktiv in seiner großen Mehrheit hinter den "Führer" gestellt hatte.

Auf der anderen Seite mußte das Nachkriegsbild der Wehrmacht zwar die "Pflichterfüllung" deutlich machen, andererseits aber auch betonen, dass man lediglich ausführendes Organ war und die Verantwortung für die Befehle beim "Führer" lagen. Gleichzeitig den schwarzen Peter an die SS und Waffen-SS schieben, die für die eigentlichen Verbrechen zuständig waren.

Im Rahmen dieses Bildes der Wehrmacht in der Nachkriegszeit war die Wehrmacht für die "heroischen" Aspekte der Kriegsführung zuständig gewesen und der "Dolchstoß" wurde in diesem Fall von einem anmaßenden, fast größenwahnsinnigen "Führer" verübt. Der implizite "Dolchstoß", ohne dass er so genannt wurde, erfolgte durch den "Führer" und seinen -
inkompetenten - Interventionen in die militärischen Planungen.

Hätte die Generäle alleine entscheiden können, so die vereinfachte Botschaft von Mannstein, Guderian, Kesselring etc., dann hätte man den Krieg gewonnen. Und es wäre auch nicht zu den "kritikwürdigen" Entgleisungen durch die militärischen Gliederungen der NSDAP gekommen.

In diesem Sinne ist wohl nach jedem Krieg zu erkennen, dass sich die Generäle für die "Erfolge" für zuständig erklären, die "Mißerfolge" durch das Verhalten anderer - als Variation des "Dolchstoß"-Themas zu erklären sind. Und die "Schweinereien" in einem Krieg durch "Minderheiten" - als Ausnahme von der Regel - zu erklären sind.

Diese Form der legitimen Exkulpation nach war wohl auch dem Umstand geschuldet, dass man aus "Weimar" lernen wollte und die Armee in die demokratische Gesellschaft integrieren wollte.

In diesem Sinne folgte die politische und soziale Akzeptanz der Exkulpation führender Generale der allgemeinen politischen Überzeugung, dass die gesellschaftliche Integration der BRD wichtiger sei wie die rückhaltlose Aufklärung des Verhaltens der WM-Führung.
 
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Gestern mal wieder geschaut. Über das Thema an sich (Das Attentat vom 20. Juli 1944) braucht man denke ich nicht viele Worte verlieren, jeder dürfte wissen worum es da geht. Der Film ist hervorragend besetzt und packend inszeniert. Auch wenn man schon von Vornherein weiß wie die ganze Geschichte endet fiebert man dennoch mit Stauffenberg (Tom Cruise in einer seiner besten Rollen), Olbricht (klasse: Bill Nighy), von Tresckow (Kenneth Branagh) und ihren Mitstreitern mit. Es ist wirklich bedauernswert dass Hitler auch dieses Attentat überlebt hat (was letztlich einer Verkettung von Zufällen und auch einigem Pech geschuldet ist) und alle Verschwörer des 20. Juli den Henkern des Nazi-Regimes zum Opfer gefallen sind. Tröstlich ist einzig und alleine dass die Tatsache, dass General Fromm (der bis zuletzt abwartete welche Seite die Oberhand gewinnen würde und sich erst dann entschied linientreu zu bleiben, also ein Opportunist durch und durch), obwohl er durch die von ihm schnell angeordnete standrechtliche Erschießung der Hauptverschwörer (trotz anders lautenden Führerbefehls, der Major Remer befahl die Leute lebens zu fassen) seine Mitwisserschaft nicht vertuschen konnte und selbst hingerichtet wurde. Muss man gesehen haben!
 
Ich will weder Generaloberst Fromms Handlungsweise noch seine Motivation verteidigen, aber zu bedenken geben, dass den so rasch Erschossenen damit zumindest monatelange Folter und eine qualvollere Hinrichtungsart erspart blieb. Dass die Hauptverschwörer den Krieg überlebt hätten, kann man wohl ausschließen, spätestens in den letzten Kriegswochen wären sie vermutlich jedenfalls noch hingerichtet worden.
 
Wie man es mit Hitlers "persönlichem Gefangenen" Georg Elser gemacht hat.
Oder auch Wilhelm Canaris. Auch wenn der sicherlich genug Dreck am Stecken hatte, allein schon aus der Weimarer Zeit, aber schlampig gehängt zu werden und die Prozedur mehrmals zu wiederholen, bis man das hinter sich hat, stelle ich mir ausnehmend hässlich vor.
 
Ich will weder Generaloberst Fromms Handlungsweise noch seine Motivation verteidigen, aber zu bedenken geben, dass den so rasch Erschossenen damit zumindest monatelange Folter und eine qualvollere Hinrichtungsart erspart blieb. Dass die Hauptverschwörer den Krieg überlebt hätten, kann man wohl ausschließen, spätestens in den letzten Kriegswochen wären sie vermutlich jedenfalls noch hingerichtet worden.
Dass man ad hoc auf so einen Gedanken stößt, finde ich verständlich.
Hast Du aber mal die Reichweite und Konsequenzen bedacht?
Die wären nach meinem Eindruck erschreckend.
Richter, Befehlsgewalt bei standrechtlichen Erschießungen, Denunziationen, Militärärzte, etc.
 
Ich verstehe Deinen Beitrag leider nicht.
Dass ich Erschießungen (aus welchem Grund immer) nicht gut heiße, sollte aus meinem Beitrag hervorgegangen sein.
Ich wollte nur sagen, dass die Hauptverschwörer, nachdem sie einmal gefasst waren, wohl keine Überlebenschance hatten und ihnen durch ihre rasche Erschießung Monate der Folter und Todesangst erspart blieben. (Außerdem hätte natürlich auch die Gefahr bestanden, dass einer von ihnen unter der Folter zusammenbricht und weitere Beteiligte verrät.)
Dieser Gedanke soll aber keine Weißwaschung Fromms sein.
 
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