Wussten die Deutschen was (!) sie 1929-1933 wählten?

... ist das, was Du jetzt betreibst.

Es geht um folgendes:
Wenn sie den Hitler aus tiefstem Herzen gewollt hätten, hätten sie ihn mehrheitlich gewählt, dann hätte es keinen Hindenburg und keine konventionelle nationalistische Rechte gebraucht um ihm den Weg an die Hebel der Macht zu ebnen, brauchte es aber.

Tatsache (und nicht Haarspalterei) ist: Hitler bekam unter demokratischen Bedingungen nie eine Wählermehrheit, weder bei der Reichspräsidentschaftswahl 1932 noch bei den Reichstagswahlen.
 
Wo kann man einen derartigen Unsinn nachlesen?
Zum 30.1 .33 gab es in Berlin das Gerücht eines bevorstehenden Militärputsches, mit Verhaftung Hindenburgs, um letzlich Hitler zu verhindern, nachzulesen u.a bei scriba, deutsches historisches museum berlin. Goebbels schreibt in seinem Tagebuch, dass sein Planfür ein Gerücht über einen bevorstehenden kommunistischen Putsch aufgegangen sei. , er die Angst der Deutschen vor dem Kommunismus richtig genutzt hat.

Nicht einfach von "Unsinn " gar Langeweile schreiben, auch wenn vielleicht das eine oder andere nicht so leicht ins Ohr geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Standardwerk zu den Wahlen: Jürgen W. Falter. Hitlers Wähler. C.H. Beck Verlag 1991 443 Seiten.

Noch als Ergänzung zu Falter:
Childers, Thomas (1983): The Nazi voter. The social foundations of fascism in Germany, 1919-1933. Chapel Hill: University of North Carolina Press.
Mühlberger, Detlef (2003): The social bases of Nazism, 1919-1933. Cambridge, New York: Cambridge University Press

Und als "statistisches Arbeitsbuch":
Falter, Jürgen W.; Lindenberger, Thomas; Schumann, Siegfried (1986): Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik. Materialien zum Wahlverhalten, 1919-1933. München: C. H. Beck
 
... ist das, was Du jetzt betreibst.

Es geht um folgendes:


Tatsache (und nicht Haarspalterei) ist: Hitler bekam unter demokratischen Bedingungen nie eine Wählermehrheit, weder bei der Reichspräsidentschaftswahl 1932 noch bei den Reichstagswahlen.
Rechnen !!!, 37 % im juli 1932 , 33 % im Nov 1932 sind einfache Mehrheit, und das waren demokratische Wahlen mit einer hohen Wahlbeteiligung d,h. die Leute, die der NSDAP fast 40 % gaben, Wollten die NSDAP
 
Scriba schreibt auf der Seite des DHM folgendes:

"Währenddessen führte Papen mit Zustimmung Hindenburgs mehrere Sondierungsverhandlungen mit Hitler, um in die Regierung zurückzukehren. Sein Vorhaben, selbst das Amt des Reichskanzlers zu übernehmen, musste dabei durch den Führungsanspruch Hitlers zurückgestellt werden. Der 85-jährige Reichspräsident gab schließlich dem Drängen seiner Ratgeber aus Politik und Wirtschaft nach und stellte seine politischen und persönlichen Vorbehalte gegenüber Hitler hinten an. Insbesondere Papen überzeugte Hindenburg davon, dass ein von einer konservativen Kabinettsmehrheit "eingerahmter" und neutralisierter NSDAP-Führer als Träger der Regierungsgewalt eine nur geringe Gefahr bedeute. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und die Vereidigung seines Kabinetts am 30. Januar 1933 erfolgten aufgrund eines Gerüchts über einen unmittelbar bevorstehenden Militärputsch in einer hektischen Atmosphäre. Angeblich plante Schleicher mit der Verhaftung Hindenburgs, die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zu verhindern. Damit zerstreuten sich beim Reichspräsidenten auch die letzten noch möglichen Bedenken gegenüber Hitlers Kanzlerschaft."

Das ist mir neu, dass es dieses Gerücht gegeben haben soll. Es werden keine Verweise angeführt. Kennt jemand entsprechende Literatur, die diese Passage bestätigt.

Bisher kenn ich nur die Variante, die ich vor Jahren auch mal im Forum geschrieben habe, dass Hindenburg eine Reihe seiner Freunde gefragt hätte, denen er vertraut hat, und die ihm die wirtschaftspolitische Kompetenz von Hitler bestätigt hatten. Daraufhin hätte Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler ernannt, weil er gehofft hatte, dass im Rahmen eines autoritären Regimes sich die wirtschaftliche Situation in der WR bessern würde. Entsprechende Fundstelle im GF oder in der Literatur müßte ich suchen.
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Nachtrag:
Fündig geworden: Pyta: Hindenburg, S. 750ff zur positiven Einschätzung der wirtschaftlichen Komeptenz von Hitler durch Hindenburg. Es finden sich bei Pyta keine Hinweise auf die Bedeutung eines "Militärputsches" im Zusammenhang mit der Ernennung. Bei Bracher u.a. "Die Nationalsozialistische Machtergreifung" (S. 43 - 44) ist ein kurzer Hinweis auf das Gerücht: Das hinderte allerdings nicht, dass noch am 29. Januar von interessierter Seite [wer war das?????] das Gerücht von einem bevorstehenden Putsch der Reichswehr lanciert und dann auch von Hindenburgs Umgebung zur Beschleunigung der letzten Verhandlungen und des Regierungswechsels selbst benutzt wurde."

Dass Scriba dieses Gerücht so aufbläht in seiner Bedeutung ist m.E. erstaunlich.

Gibt es weitere Fundstellen zur Bedeutung eines "angeblichen" Militärputsches, die Hindenburg beeinflußt haben könnten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Deine Argumentation ist falsch, und seltsam. Versailles galt nicht für die CCCP,

Was nichts daran ändert dass die Weimarer Politiker der 1920er Jahre die Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrags und die damit verbundene Ausbildung militärischer Kader durch ""outsourcing"systematisch umgingen, wobei die Sowjetunion als Partner eine herausragende Rolle spielte.
Folglich bemühten die demokratischen Politiker von SPD, Zentrum, BVP, DDP, DVP und zeitweise auch USPD und DNVP als direkte Regierungsparteien oder durch Tolerierung einer Minderheitsregierung, die ach so verhassten "Russen" als Hebel zur Umgehung verschiedener Bestimmungen des Versailler Vertrags.

Die NSDAP WURDE mehrheitlich gewählt, , woher hast Du nur Deine Zahlen, fast 40 % im Juli 1932, im Nov 1932 etwas weniger, aber es war die Mehrheit, wende nur eine von 4 Grundrechenarten an.
Wenn jemand meint, weil 40% der Wählerschaft hinter ihm stünden, stünde ihm die Übernahme der Regierungsgeschäfte zu, auch wenn er nicht im Stande ist eine Mehrheit der Parlamentsmadate hinter sich zu bringen und versucht dass dann in die Tat umzusetzen, nennt man ihn für gewöhnlich einen Putschisten.
< 40% sind offensichtlich keine Mehrheit, die jemanden zur Übernahme der Regierungsgeschäfte qualifizieren würde und es ist erst recht keine Mehrheit, die jemanden zur Änderung oder Aussetzung der Verfassung qualifizieren würde.
Hitler wurde nie von der Mehrheit der Bevölkerung gewählt und selbst wenn er von einer Mehrheit gewählt worden wäre, wäre dies geschehen um ihn im Rahmen des existierenden politischen Systems mit den Kompetenzen eines Reichskanzlers auszustatten, nicht mit denen eiens allmächtigen Diktators.

So dumm wie so gerne dargestellt war Hindenburg nicht, es ist nicht sein Verwechseln des österreichischen Braunaus mit der Namensschwester in Böhmen, Hindenburg sah die Gefahr von Hitlers Bewegung,, weigerte sich bis zum Schluss den Mann zum Kanzler zu ernennen, erst die Lüge Goebbels über einen bevorstehenden kommunistischen Putsch lies ihn umstimmen.

Zum einen, dafür würde ich ganz gerne mal einen belastbaren Quellenverweis sehen. Zum anderen, widersprichst du dir damit ein ganzes Stück weit selbst, wenn du einerseits unterstellst Hindenburg war nicht dumm, andererseits sei er aber auf eine offensichtliche Luftnummer seitens Goebbels hereingefallen und hätte einzig auf dieser Basis immens wichtige strategische Entscheidungen getroffen.

Was hatten denn die Kommunisten anno 1933? Sie hatten eine Zustimmung von zwischen 10 und 15% in der Bevölkerung und den Rest scharf gegen sich, wofür sie mit ihren ständigen Attacken gegen die Sozialdemokratie selbst gesorgt hatte.
Sie hatte kaum Politiker von Format, die tatsächlich Massen mobilisieren konnten, sie hatte mit dem was vom Rotfrontkämpferbund noch übrig war lediglich geringes militärisches Potential.
Demgegenüber standen 85-90% der Gesellschaft, die sich wenigstens in dem einen einig waren, dass sie keine "russischen Zustände" in Deutschland wollten, mit dem Gewaltpotential der Reichswehr, der jeweiligen Polizeikader der Einzelstaaten und dem paramilitärischen Potential von Reichsbanner, Stahlhelmbund und SA.
Unter solchen Bedingungen, soll der alte Feldmarschall Angst vor einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit den Kommunisten gehabt haben?
Ich würde eher annehmen, hätte man solche Gerüchte an ihn heran getragen und er sie ernst genommen, hätte ihn das hoch erfreuen müssen, weil ein Putschversuch der Kommunisten unter diesen Umständen ohnehin zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. er wäre aber die Handhabe gewesen nach Niederschlagung die KPD zu verbieten und den linken Flügel der Sozialdemokratie zu repressieren, womit sich eine Rechtsverschiebung des gesammten Parlaments ergeben hätte, die in Hindenburgs Sinn gewesen wäre und möglicherweise auch wieder zu rechtslastigen, parlamentarischen Mehrheiten geführt hätte, also genau auf den Wunschzustand Hindenburgs zu.

Wie sehr Tucholsky mit dem Satz, dass Soldaten Mörder sind und damit an den Grundpfeilern deutschen Denkens
rüttelte , hat der Prozess gezeigt,
Tucholskys Einlassung hat mit Hitler genau was zu tun?

Und: bei allem Wohlwollen, Antisemitismus ist kein Phänomen, damit redest Du Hitlers und der Deutschen Mordlust klein
Selbstredend ist Antisemitismus als Sentiment erstmal ein Phänomen, dass Teile der Gesellschaft in unterschiedlichem Maße von überhaupt nicht bis extrem betraf.
Wäre die deutsche Gesellschaft stramm antisemitisch gewesen, wären die Nürnberger Rassegesetze nicht 1935 von den Nazis oktroyiert worden, sondern man hätte sie direkt 1919 (oder vergleichbare Handhabungen für Repressionen) in die Weimarer Verfassung geschrieben.
Fakt ist und lediglich davon sprach ich, dass der Antisemitismus per se, offensichtlich kein Kriterium war Wahlentscheidungen herbei zu führen, ansonsten hätte die DNVP als diejenige Partei mit dem größten antisemitischen Potential vor dem Auftreten der NSDAP eine veritable Massenpartei mit entprechenden Wahlergebnissen sein müssen. Sie kam aber zu keiner Zeit deutlich über die 20% hinaus, ihr bestes Wahlergebniss erreichte sie im Dezember 1924, mit 20,5% und 103 Sitzen.
Das war dann allerdings auch die Westarp-DNVP, die sich im Vergleich zur späteren Hugenberg-DNVP gemäßigt benahm und die Kabinette Luther I, Marx IV und Brüning I mittrug, sich also in keinem scharfen Gegensatz zum demokratischen System an und für sich befand.

Die mindestens teilweise offen antisemitische DNVP und die NSDAP, konnten bis zum September 1930 niemals mehr als rund ein 1/4 der Wählerschaft mobilisieren, wenn man ihre Einzelergebnisse aufsummiert. Das bereits bevor man berücksichtigt hat, dass sich hier noch die Frage stellt, wie große Teile der Wählerschaft diese Parteien wegen oder trotz ihres Antisemitismus (Das "trotz" dürfte bei der DNVP eine größere Rolle gespielt haben, als bei der NSDAP, jedenfalls vor Hugenberg) gewählt haben.
Wenn wir also nicht annehmen wollen, dass der unheilige Geist des Antisemitismus am Abend des 13. September 1930 in das deutsche Volk fuhr, sondern man einen gewachsenen, latenten Antisemitismus von Teilen der Bevölkerung als gegeben voraussetzt, ist offensichtlich, dass dieser Aspekt keine wesentliche Rolle bei der Findung der Wahlentscheidung der Mehrheit spielte.
Hätte er das getan und die Bevölkerung gemäß einem allgemeinen antisemitischen Sentiment gewählt, währen dabei Keine Regierungen zu stande gekommen, in denen keine mindestens teilweise programmatisch antisemitische Partei beteiligt gewesen wäre. Eben solche Regierungen dominierten allerdings bis zum Beginn der Präsidialkabinette die politische Landschaft Deutschlands.

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Haarspalterei, 40 % von 100 % bei Aufteilung der 60 % auf 6-8 Andere sind nun einmal die einfache Mehrheit, die anderen 6-8 waren ja nun auch keine Demokraten.

Das ist selbstredend keine Haarspalterei.
Und es handelt sich auch nicht um eine einfache Mehrheit, sondern lediglich um eine relative, die aber zu keiner Übernahme politischer Ämter qualifiziert, jedenfalls nicht nach dem damaligen Wahlrecht.
Bis zum Juli 1932 war in der Weimarer Republik stets die SPD die stimmstärkste Partei, also mit einer relativen Mehrheit ausgestattet. Das berechtigte deren Vorsitzenden allerdings nicht dazu irgendwelche Regierungsämter zu beanspruchen und mit Ausnahme des Kabinetts Müller II, war sie seit dem Kabinett Stresemann II an keiner Weimarer Regierung mehr direkt beteiligt.
Innerhab der 13 Jahre von Beginn der Weimarer Republik an, bis zu dem Zeitpunkt als die NSDAP stärkste Kraft im Reichstag wurde, war die bis dahin politisch stärkste Kraft SPD die Hälfte der Zeit überhaupt nicht in der Regierung und abgesehen von der Anfangszeit unter der provisorischen Regierung auch nicht in der Lage die Politik maßgeblich im Alleingang zu prägen.

Insofern nein. Wenn < 40% der Wahlberechtigten Hitler wählte, hat nicht "das Volk" Hitler mit einer wie auch immer gearteten Mehrheit ausgestattet und erst recht hat es Hitler dadurch nicht mit einem Mandat ausgestattet die Verfassung aus den Angeln zu heben, als Diktator zu wirken und Krieg und Völkermord den Weg zu bereiten.
 
Teil 2:

Der SPD und den Linken hängt der Vorwurf nach, sie hätten kein geklärtes Verhätnis zu Gewalt, hätten ihre unseelige Vergangenheit nicht geklärt , die Angst bestünde , ein Wiedererwachen kommunistischer Tendenzen wäre denkbar.
Zum einen ist dass was du dan ansprichst Tagespolitik, zum anderen hat doch niemand per se der SPD vorgeworfen, dass sie ein nicht geklärtes Verhältnis zur Gewalt gehabt hätte. Das würde ich auch der USPD per se nicht vorwerfen. Mit ihrem Spaltprodukt dem Spartakusbund und der KPD verhielt es sich dann allerdings ein klein wenig anders.

In der Rückschau, kann man den Einsatz der Mittel zur Niederschlagung der Gewaltaktionen der extremen Linken sicherlich als unangemessen beurteilen.
Für eine saubere historische Beurteilung sind dann allerdings, wie etwa in jüngerer Zeit bei M. Jones geschehen auch die Begleitumstände in Rechnung zu stellen.
Darüber hinaus, bleibt das Faktum des bewaffneten Aufstands von Teilen der extremen Linken, wenn dieser auch eher erfolglos blieb, sofern es Spartakus und die spätere KPD betrifft einmal bestehen. Und das auch nicht als Einzelfall im Januar 1919, sondern etwa auch im Rahmen des Ruhraufstands 1920 und der Weigerung diverser Akteure ihre Waffen abzugeben und den Kampf gegen die legale Regierung einzustellen, ditto etwa bei der Münchner Räterepublik.
Die extreme politische Linke hatte mindestens bis 1923 ein sehr klärungsbedürftiges Verhältnis zur Anwendung von Gewalt. Die Kritik an den regierungsseitigen Gegenmaßnahmen ist in Teilen, wie gesagt berechtigt, nur wenn man sich auf diese allein fokussiert, lässt man dabei geflissentlich das Faktuk außer acht, dass diese in weiten Teilen Reaktion auf linksgerichtete Umsturzversuche und nicht Aktion gegen die politische Linke darstellte.

Gilt das aber auch für die CDU und für das intime Verhältnis ihrer Vogängerpartei, dem katholischen Zentrum zur NSDAP ?
Ich finde es immer wieder interessant wie versucht wird, aus dem Hinweis auf nicht bestreitbare historische Tatsachen, wie die Gewaltbereitschaft von Spartakus und KPD und deren Inrechnungstellen bei der Beurteilung der Situation in den verschiedenen Phasen der Weimarer Republik versucht wird, daraus irgendwelche politischen Standpunkte des Hinweisenden zu konstruieren.
Da du das in deine Antwort an Sepiola geschrieben hat, es de facto aber in thanes und meine Richtung zielt, kann ich dir dazu nur sagen, dass was mich betrifft, deine Antizipation der persönlichen politischen Position falsch ist, du dich bei einem Blick auf meinen Wahlzettel sehr wundern würdest und somit das politische Meta nicht nur im Rahmen des Forums unangebracht ist, sondern auch auch am Zeil vorbei geht, wegen falscher persönlicher politischer Verotrung des Adressaten.
Insofern würde ich anregen es ad acta zu legen.

Erinnern wir uns, die Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz Hitlers, dass Erreichen der verfassungsmäßigen 2/3 Mehrheit war nur durch die Stimmen des Zentrums möglich.
Zu pauschal. Das übersieht, dass mit der Reichstagsbrandverordnung die Büchse der Pandora bereits in der Möglichkeit zur außerverfassungsmäßigen Ausschaltung der politischen Opposition gegeben war, manifestiert in der Zerschlagung der KPD und ihrer Organisationen, so wie Repression der SPD und ihrer Funktionäre.

Die Behauptung, es sei nur durch das Zentrum möglich und gleichzeitig verfassungsmäßig gewesen, postuliert zum einen, dass die Zerschlagung der KPD und das Kassieren ihrer Mandate, mit der entsprechenden Verschiebung der Machtverhältnisse im Reichstag, die dem Beschluss des Ermächtigungsgesetzes zu Grunde liegt, verfassungsmäßig gewesen wäre, wie auch die gewaltsame Repression der politischen Linken im vorrangegangenen Wahlkampf.
Das möchte ich persönlich bestreiten und somit kann und muss man mMn auch infrage Stellen, inwiefern man das Ermächtigungsgesetz als verfassungsmäßig beschlossen ansehen kann.

Nehmen wir aber einmal an, wir würden es als verfassungsmäßig sehen, dann würde wegen des Zustandekommens daraus resultieren, dass auch die demvorrangegengene Pression der politischen Opposition, die den Hauptteil dazu leistete die Stimmehrheit zu ermöglichen, ebenfalls verfassungsmäßig rechtens was.
Wenn aber die Repression des politischen Gegners ohne Scharfe Abgrenzung (Terrorisierung nicht nur der KPD, sondern faktische Repression auch der sozialdemokratischen Abgeordneten und ihres Wahlkampfes) rechtens gewesen sein soll, was hätte Hitler dann daran hindern sollen bei Bedarf die restlichen Abgeordneten der SPD, DDP des Zentrums und der BVP ebenfalls zu verhaften und ihre Mandate zu kassieren um das Gesetz dann anschließend einem einzig aus DVP, DNVP und NSDAP bestehenden Rumpfparlament vorzulegen, in dem nach Maßgabe der Stimmverteilung basierend auf dem Wahlergebniss vom März 1933, abzüglich der kassierten Mandate der politischen Gegner die NSDAP allein eine Zweidrittelmehrheit zustande gebracht hätte?

Daraus kann man, wie ich das sehe 2 Schlüsse ziehen:

1. Auf Grund der vorrangegangenen Manipulation, der außerverfassungsmäßigen und in Teilen auch wiederrechtlichen, gewalttätigen Repression der politischen Opposition, die der Stimmehrheit für das Ermächtigungsgesetz zu Grunde lag, kann dieses ohnehin nicht als rechtens betrachtet werden, weil gewählte Abgeordnete, ohne einen nachweislichen plausiblen Grund an der Wahrnehmung ihres Mandats und der Bekundung ihrer Gewissensentscheidung, ihres politischen Willen und dem ihrer Wählerschaft aktiv gehindert wurden.

2. Man kann das ignorieren und das Ermächtigungsgesetz persönlich für rechtens halten. Dann kann man aber die Möglichkeit zur beliebigen Fortsetzung der Repression, die man somit für rechtens befunden hat, nicht außer acht lassen und wird somit zu dem Schluss kommen müssen, dass Zentrum und BVP keine Handhabe hatten, den Beschluss des Ermächtigungsgesetzes zu verhindern, sondern allenfalls eine, sie bis zur verhaftung ihrer eigenen Mandatsträger zu verzögern.
Ob dann damit dem Volk wesentlich besser gedieht worden wäre, kann man lediglich mutmaßen.
 
Teil 3

Der Deal, den die Vorgänger der CDU mit Hitler gemacht hatten hieß: Uns geschieht nicht, was Hitler mit der SPD und KPD gemacht hat, wir werden geschohnt, dafür
stimmen wir für das Ermächtigungsgesetz
"Deal" unterstellt, dass es zu diesem Zeitpunkt noch realistische machtpolitische Alternativen dazu gegeben hätte. Wie genau hätten die ausgesehen? Die Organisationen der KPD waren weitgehend zerschlagen, ihre Funktionäre Verhaftet oder untergetaucht und an der SPD wurde eben dies gerade vollzogen.
Die populäre Rezeption des Ermächtigungsgesetztes von 1933 als Wende von der Republik zum NS-Reich hin, ist für mich insofern ein großes Missverständnis, als dass dieses Gesetz nicht die Abschaffung der Demokratie ermöglichte, sondern das es diesich auf Basis der Reichstagsbrandverordnung und der Toleranz Hindenburgs gegenüber deren äußerst großzügiger Ausweitung und Überschreitung, vollziehende Abschaffung der Demokratie, die sich faktisch bereits in der Manipulation der Parlamentszusammensetzung bei Abstimmung manifestierte, eine rückwirkende Legitimation verschaffte.

Insofern wurde die letzte reale Chance auf Widerstand, die nur auf einem Schulterschluss von KPD, SPD und Zentrum gegen die Bestimmungen der Reichstagsbrandverordnung hätte bestehen können, zu einem Zeitpunkt verschenkt, als dass Ermächtigungsgesetzt im Wortlaut dem Parlament zur Abstimmung noch gar nicht vorlag.
Insofern wäre eine Ablehnung symbolträchtig zwar honorig gewesen, hätte aber an der machtpolitischen Realität wohl kaum etwas verändert.
Demgegenüber hatte die KPD seit dem Sturz des Kabinetts Brüning I kontinuierlich die Möglichkeit einen Staatsstreich von rechts zu verhindern, wenn sie bereit gewesen wäre ihre Fundamentalopposition gegen den Parlamentarismus aufzugeben.
Im Falle eines konstruktiven Mitwirkens der KPD im Parlament hätte es weiterhin die Möglichkeit zur Mehrheitsbildung gegeben und bereits der Übergang zu Notverordnungen und Präsidialkabinetten wäre rechtlich nicht gangbar gewesen. Eine Wiederwahl Hindenburgs als PR 1932 hätte man mit der gemeinsamen Unterstützung eines gemäßigt linken oder eines Zentrumskandidaten, ebenfalls verhindern können, im Besonderen so lange die DNVP zunächst auf einer Nominierung Theodor Duesterbers als eigenem Kandidaten bestand und sich weigerte im ersten Wahlgang Hitler zu unterstützen.

Insofern wird man Zentrum und SPD vorwerfen können im Moment des Regierungsantritts Hitlers und dem Erlass des Ermächtigungsgesetzes nicht rechtzeitig gemeinsam dagegen opponiert zu haben. Der KPD wird man demgegenüber vorwerfen können, in den beiden vorraus gegangenen Jahren politisch daran versagt zu haben einen Beitrag zur Erhaltung der Demokratie zu leisten.
Im Rahmen der Abstimmung um das Ermächtigungsgesetz vertraten Zentrum/BVP, so weit es ihnen möglich war, ihre partikularen Interessen, mit der Aufstellung Thälmanns bei der RP-Wahl 1932 und der Weigerung für parlamentarische Mehrheiten zu sorgen um Hindenburgs außerverfassungsmäßige Notstandandamaßnahmen ins Unrecht zu setzen, stellte die KPD zuvor die ihrigen vor das Gemeininteresse der Erhaltung der Demokratie.

Der Unterschied im Versagen zwischen KPD und Zentrum liegt darin, dass das Versagen des Zentrums punktuell, das Versagen der KPD hingegen kontinuierlich war und die KPD bei ihren Fehlentscheidungen völlig andere Spielräume gehabt hatte, als das Zentrum, als es um das Ermächtigungsgesetz ging.
Die Zentrumspolitiker hätte man verhaftet und ihre Partei zerschlagen, wenn sie das abgelehnt hätten. Die KPD-Politiker hätte, wenn sie einen sozialdemokratischen RP-Kandidaten unterstützt oder eine Minderheitsregierung toleriert hätten, niemand verhaftet oder ihre Parteimitglieder repressiert, sondern sie hätten allenfalls einige Wählerstimmen und die (finanzielle) Rückendeckung Moskaus eingebüßt.

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Zum 30.1 .33 gab es in Berlin das Gerücht eines bevorstehenden Militärputsches, mit Verhaftung Hindenburgs, um letzlich Hitler zu verhindern, nachzulesen u.a bei scriba, deutsches historisches museum berlin. Goebbels schreibt in seinem Tagebuch, dass sein Planfür ein Gerücht über einen bevorstehenden kommunistischen Putsch aufgegangen sei. , er die Angst der Deutschen vor dem Kommunismus richtig genutzt hat.

Nicht einfach von "Unsinn " gar Langeweile schreiben, auch wenn vielleicht das eine oder andere nicht so leicht ins Ohr geht.

Oben schreibst du was von wegen Gerüchten um einen Kommunistischen Putsch und jetzt hier von solchen um einen Militärputsch. Was denn nun?
Oder war die Führung der Reichswehr auf einmal geschlossen in die KPD eingetreten und bekam ihre Direktiven aus dem Kreml von Stalin persönlich?
Ich möchte nicht allzu gehässig erscheinen, aber dadurch, dass du dich mit dir selbst nicht auf den Protagonisten einigen kannst, wird doch klar, wie substanzlos dass von Anfang an gewesen sein muss. Wenn es solche Gerüchte gab, wiso hätte das Hindenburg in seiner Entscheidung beeinflussen sollen? Mal agesehen davon, dass das dem Forschungsstand hinsichtlich der Entscheidungsfindung (siehe etwa Pyta: "Hindenburg") widerspricht.

Warum es unwahrscheinlich es, dass Gerüchte um einen kommunistischen Putschversuch Hindenburgs Entscheidung signifikant beeinflussten, habe ich oben dargelegt.
Was einen "Militärputsch" angeht: Welche Veranlassung hatte das Militär denn die Einsetzung einer Regierung Hitler unter Mitwirkung der nationalistischen Rechten und der Konservativen unbedingt verhindern zu wollen? Von diktatorischen Vollmachten exklusiv für die Nazis war ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede. Eine Einbindung der NSDAP oder mindestens von Teilen davon in die Regierung ist von Hitlers Vorgänger Schleicher durch dessen Zugehen auf Strasser, mit der Absicht die NSDAP zu disziplinieren oder zu spalten, ja durchaus aktiv betrieben worden.

Hitlers Regierung zusammen mit der DNVP hatte zu Beginn keine parlamentarische Mehrheit und dem Trend der Wahlausgänge (mit dem du selbst argumentiert hast) folgend, wäre eine solche in der Folge auch nicht zu erwarten gewesen, von qualifizierenden Mehrheiten für Verfassungsänderungen ganz zu schweigen.
Die Reichswehr hatte von einer von der NSDAP-geführten Regierung als Institution selbst weniger Einbußen, als Förderung zu erwarten.
Schleicher verlor dadurch zwar seinen Posten, aber welche Konsequenzen ergaben sich dadurch für die Mannschaften, die einen putsch mit hätten tragen müssen und vor allem, was hätte diese aus ihrem soldatischen Weltbild heraus veranlassen sollen gegen ihren "Feldmarschall" und "Helden von Tannenberg" zu putschen?
Die Vorstellung, dass sich da substanzielle Kräfte potentiell hätten finden können, um einen Staatsstreich durchzuziehen mit dem expliziten Ziel Hiterl zu verhindern, musste schon damals grottesk anmuten.
Spinntisierte absurde Vorstellungen von der politisch eingebundenen Teile der Generalität vielleicht, aber mehr hätte man auf Grund der vorligenden Situation kaum antizipieren können.

Nun hätte ich 2 persönliche Fragen an dich:

1. Wie passt deine Vorstellung eines dominierenden Antisemitismus und einer deutschen Mordlust, so wie deinem Postulat der Zustimmung zu Hitler durch das Volk zu der Vorstellung, Putschgerüchte des Militärs um Hitler zu verhindern hätten von irgendwem ernst genommen werden können?

2. Wie kommst du eigentlich rein methodisch auf den Trichter den Einlassungen Goebbels in dessen Tagebüchern auf's Wort zu glauben? Dass Goebbels möglichererweise Annahm die Entscheidung Hindenburgs zu Gunsten Hitlers als Kanzler maßgeblich beeinflusst zu haben, kann auch einfach Produkt aus Selbstüberschätzung und mangelnder Einsicht in den Entscheidungsprozess bei Hindenburg selbst geschuldet sein. Nach der vorliegenden Sachlage, ist dies deutlich wahrscheinlicher, auch gemessen am Forschungsstand zur Person Hindenburgs.
 
Bei Bracher u.a. "Die Nationalsozialistische Machtergreifung" (S. 43 - 44) ist ein kurzer Hinweis auf das Gerücht: Das hinderte allerdings nicht, dass noch am 29. Januar von interessierter Seite [wer war das?????] das Gerücht von einem bevorstehenden Putsch der Reichswehr lanciert und dann auch von Hindenburgs Umgebung zur Beschleunigung der letzten Verhandlungen und des Regierungswechsels selbst benutzt wurde."

Im Tagebuch von Goebbels (Tagebücher , Band 2, Piper, 30.01.1933, S.756) finden sich Hinweise auf diesen angeblichen Militärputsch von Schleicher. Morgens kommt Alvensleben mit der "tollen Mär", dass sich Schleicher und die Reichswehr die Absetzung nicht gefallen lassen würde. Und die Personen um Hindenburg verhaftet werden sollen. "Also Staatsstreich. Drohung, Ernst, Kinderei?" waren dann die Assoziationen von Goebbels.

Darauf verständigt Göring Meißner und Papen. Und so wird das Gerücht zum "Vergifter" für die Situation.

In der FN der Tagebücher findet sich der Hinweis zu diesem Vorgang, dass die Drohung der Verhaftung von Hindenburg durch Schleicher bzw. die Garnison von Potsdam zur Beschleunigung der Ernennung geführt hätte. Und bezieht sich auf eine Niederschrift von Hammerstein, in Hillgruber: Die Auflösung der Weimarer Republik.

Szenenwechsel: Um 14.00 Nachmittags bekam Graf Kessler die Information, dass Hitler zum RK ernannt worden ist. Kessler war von der Lösung und auch der Geschwindigkeit der Ernennung überrascht. Abends war er zum Essen bei Seeckt eingeladen.

Am 31.01. wird Alvensleben als "Kronzeuge" von der Polizei vernommen in Bezug auf Schleicher und Hammerstein. v. Blomberg neuer Reichswehrminister.

Die Bedeutung des Gerüchts kann in der Beschleunigung gelegen haben. Dennoch zeichnete sich die Ernennung ab. Das Gerücht selber hat keine Auswahl von Hindenburg für Hitler gehabt. Und ich persönlich kann nicht nachvollziehen, dass diesem Gerücht bei Scriba ein so breiter Raum in der Darstellung des DHM eingeräumt wird.

Nicht zuletzt, wie Shinigami es zutreffen in # 139 andeutet, dass man den Vorgang quellenkritisch beurteilen sollte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludolf-Hermann_von_Alvensleben
 
Korrektur. Der Überbringer der Information war nicht Ludolf-Hermann von Alvensleben, sondern Werner von Alvensleben. Ein Vertrauter von Schleicher.

https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_von_Alvensleben_(Politiker,_1875)

Bei Ulrich (Kap. 12 Januar 1933) findet sich noch eine abweichende Darstellung, die den Eintrag von Goebbels noch dubioser erscheinen läßt.

Es gingen wohl Gerüchte in Berlin um, dass Hindenburg ein Papen-Hugenberg-Kabinett einsetzen wolle, ohne die Beteiligung von Hitler. Die Reichswehr hätte eine derartige Lösung nicht tolerieren wollen.

Bereits am 29.01. - so die Aufzeichnungen von Hammerstein - hatte sich Hitler mit Hammerstein getroffen. Und Hammerstein hatte Hitler gefragt, ob die Verhandlungen von Hindenburg mit Hitler ernsthaft oder als Shwo geführt wurden. Sofern sie als "Showveranstaltung" von Hindenburg geführt wären, sicherte Hammerstein Hitler zu, dass die Reichswehr sich hinter Hitler stellen würde.

An dem Abend wurde Alvensleben zu Hitler in den Kaiserhof geschickt und formulierte - ungeschickt oder absichtlich - dass sofern Hindenburg mit Hitler alleine verhandeln würde, ohne Schleicher zu berücksichtigen, dann würde die Garnison von Potsdam eingreifen. Unklar ist, ob diese Formulierung von Alvensleben alleine stammt. Und ob Schleicher oder sogar Hammerstein in diese versuchte Erpressung eingeweiht waren.

Zumindest vermutete die NSDAP-Führung im Kaiserhof an diesem Abend - 29.01 - dass Hindenburg ein Papen-Hugenberg Kabinett einsetzen wollte und die RW als Reaktion einen coup d`état planen würde.

Es war allerdings jenseits der Vorstellungskraft, dass Hindenburg durch die RW verhaftet und ins Gefängnis gebracht worden wäre.

Diese absurde und fiktive Verschwörungstheorie wäre der Auslöser für einen Bürgerkrieg gewesen, in dem RW gegen RW gestanden hätte. Und vermutlich hat niemand ernsthaft an diese Verschwörungstheorie geglaubt, aber sie war hilfreich für die Destabilisierung der gesamten Situation.

Und es ist interessant, dass die NSDAP-Führung den zuverlässigen Polizei-Major Wecke einschaltete, der mit immerhin sechs Polizei Battalionen die Wilhelmstraße besetzen wollte / würde, sofern es erforderlich sein sollte.

Und Ulrich sieht die Funktion dieser Gerüchte, die kompletter Unsinn waren, dennoch als Beschleuniger der Vorgänge an. Und als Reaktion präsentierte Papen am späten Abend des 29.01 Hindenburg die Liste des neuen Kabinetts mit Hitler als Reichskanzler.

Ullrich, Volker (2013): Adolf Hitler. Biographie, Bd. 1. Die Jahre des Aufstiegs 1889 - 1939. 2 Bände. Frankfurt am Main: S. Fischer.
 
Ich finde es bemerkenswert, wie sich hier der Eine oder Andere in minutiösem Ablauf echauffiert. kehren wir zur Eingangsfrage zurück, ob die Deutschen wussten, wen sie wählten, wollten Die Mehrheit wollte Hitler, aus vielerlei Gründen, jeder Grund ist erklärlich, kritisch diskutabel, wobei bei jeder Wahlentscheidung das Für und Wider für eine Partei/Person abgewogen werden muss, eine Binsenweisheit. Für die 35 bis 40 % der NSDAP Wähler, hatte das Völkische, der Revisionsgedanke zum WK I Vorrang vor Antisemitismus, Kommunistenhass Das wir den Deutschen immer zum Vorwurf gemacht werden können. Hitler kam nicht als eine Art Heimsuchung, Hitler kam gewünscht,
 
Ich finde es bemerkenswert, wie sich hier der Eine oder Andere in minutiösem Ablauf echauffiert.

Sollte ich gemeint gewesen sein, dann geht es nur am Rande um Deine kruden Plattitüden oder um Deine falschen Behauptungen. Es geht darum, ob man ein Thema verstanden hat oder nur glaubt es verstanden zu haben und dann Halbwahrheiten von sich gibt. So einfach ist das.

Ausgangspunkt war folgender Unsinn, den Du mit Hinweis auf eine Darstellung bei DHM und Goebbels geschrieben und gerechtfertigt hast.

Hindenburg sah die Gefahr von Hitlers Bewegung,, weigerte sich bis zum Schluss den Mann zum Kanzler zu ernennen, erst die Lüge Goebbels über einen bevorstehenden kommunistischen Putsch lies ihn [also angeblich Hindenburg] umstimmen.

Bei Goebbels ist für die Zeit zu einem "kommunistischen Putsch" nichts zu finden. Wie jetzt von mir in der Folge gezeigt. Es ging immer um Schleicher auch bei Goebbels udn beim DHM.

Ansonsten ist der Hinweis - auch auf der Seite des DHM - auf das Gerücht eines coup d`état zwar für eine historische Darstellung hilfreich, aber dennoch ist es eine marginale Randposse, die eigentlich niemand wirklich ernst nehmen konnte. Und ob Papen ernsthaft am 29.01 geglaubt hat, dass Schleicher & Garnison in Potsdam den Ersatzkaiser, Reichspräsident und Feldmarschall Hindenburg verhaften werde, das erscheint gelinge gesagt sehr dubios.
 
Zuletzt bearbeitet:
@nefteta
Wie du ja sicher festgestellt hast, befindest du dich in einem Geschichtsfourm. Wir sind zwar kein wissenschaftliches Forum, dennoch gibt es ein paar Regeln, die auch ein "nicht" Wissenschaftler gut erfüllen kann.

Wer Thesen aufstellt, was in den Raum stellt etc. sollte immer Belege liefern. Kannst du uns aufklären, welche Quellen, Literatur etc. du benutzt/gelesen hast? Diese Offenlegung hilft uns deine Gedankengänge nachvollziehen zu können.
 
Ich finde es bemerkenswert, wie sich hier der Eine oder Andere in minutiösem Ablauf echauffiert. kehren wir zur Eingangsfrage zurück, ob die Deutschen wussten, wen sie wählten, wollten Die Mehrheit wollte Hitler, aus vielerlei Gründen, jeder Grund ist erklärlich, kritisch diskutabel, wobei bei jeder Wahlentscheidung das Für und Wider für eine Partei/Person abgewogen werden muss, eine Binsenweisheit. Für die 35 bis 40 % der NSDAP Wähler, hatte das Völkische, der Revisionsgedanke zum WK I Vorrang vor Antisemitismus, Kommunistenhass Das wir den Deutschen immer zum Vorwurf gemacht werden können. Hitler kam nicht als eine Art Heimsuchung, Hitler kam gewünscht,

Dann kommen wir zur Rückfrage zurück:
Wenn Hitler von den Deutschen gewünscht war, warum wählten sie ihn dann nicht mehrheitlich?

Weitere Fragen:

Wenn völkische Revisionsgedanken, Antisemitismus und Kommunistenhass für die Wahlentscheidung des Löwenanteils der Bevölkerung ausschlaggebend gewesen sein sollte (die Frage, warum sie bis 1932 dann mehrheitlich SPD und Zentrum wählte, lasse ich jetzt mal weg), warum wurde dann die DNVP, die dass alles verkörperte niemals Massenpartei?
Du tust hier nachgerade so, als hätte die NSDAP diese eigenschaften erfunden und bei sich monopolisiert. Das mag vielleicht auf die Ausdrucksweise des Krawall-Antisemitismus zutreffen, der sich in seiner Ausprgung von dem Salon-Antisemitismus der DNVP noch etwas abhob, sonstigenfalls bot die DNVP in dieser Hinsicht aber ein sehr ähnliches Programm, wurde aber nie im vergleichbaren Maßsstab gewählt.

Kann an diesen Inhalten so also nicht liegen.
Nö, als Heimsuchung kam Hitler sicher nicht. Gewünscht war er von einer Minderheit, offenkundig aber nicht allein ausschlaggebend wegen Antisemitismus, Ablehung der Kommunisten oder der Bestrebung den Versailler Vertrag zu revidieren.
Wären dass die Sorgen der Bevölkerung gewesen, hätten sie sich auch um Ludendorff oder kapp-Lüttwitz scharen können, die das gleiche vertraten, aber wesentlich früher als Hitler. Warum also wollten diejenigen, die diese Politik beführworteten, also nicht das Orriginal, sondern den österreichischen Abklatsch des Italo-Faschismus?

Apropos Italien, wie passt eigentlich Hitlers Statement zu Gunsten eines Bündnisses mit Mussolini die deutschsprachige Bevölkerung in Südtirol abschreiben zu wollen, wovon dieser bereits in den 1920er Jahren sprach denn so zu völkischen Revisionsphantasien?
Hätten ihm die völkischen Nationalisten da nicht eigentlich in Scharen von der Fahne gehen müssen?

Es ist offensicht, wirklich allzu offensichtlich, dass Hitlers Wähler zwar in diesem Sinne tickten, darüber hinaus aber auch an anderen programmatischen Teilen der Nazi-Bewegung Gefallen gefunden haben mussten, die es bei der konventionellen extremen Rechten so nicht gab.
 
Ich glaube ja, dass sie ihn aus Angst und Unsicherheit wählten...die Weltwirtschaftskrise zerstörte viele finanzielle Existenzen in einem Maße, wie wir es heute glücklicherweise(bisher) noch nicht kennenlernen mussten.
Vor dem Börsencrash hatte Hitler mit seiner Partei oft sogar noch weniger Stimmen als heutige Populisten und seine Partei war gesellschaftlich geächtet.
Erst der Börsencrash ermöglichte dieser eigentlich für anständige Menschen unwählbaren Partei leider einen kometenhaften Anstieg.
In den Jahren zuvor, als es einen kurzzeitigen wirtschaftlichen Aufschwung gab, wählte kaum jemand NSDAP.
Meine These ist ja, dass rechte Hetzer immer dann gewählt werden, wenn besonders schlechte Zeiten sind, wenn es den Menschen gutgehen, fallen nicht viele Stimmen für die Hetzer ab.
Ich bin davon überzeugt, dass ohne den Crash von 1929 die NSDAP niemals an die Macht gekommen wäre.
 
Die NSDAP verlor bei den Reichstagswahlen im November 1932 im Vergleich zum Juli deutlich an Stimmen (von 37,3 auf 33,4%). Die Partei drohte sogar zu zerfallen (bzw. sich spalten zu lassen ... Schleichers Gespräche mit Strasser), eine Anzahl von Anhängern Hitlers war desillusioniert, weil Hitler sich anscheinend "verzockt" hatte, als er entgegen diverser Vereinbarungen unter Papen nicht Vizekanzler werden wollte, bei der Wahl zum Reichspräsidenten im April 1932 unterlag (mit 36,7%) und nun auch noch schlechtere Wahlergebnisse eintraten. Da war die Wirtschaftskrise noch auf ihrem Höhepunkt. Ohne Crash kein solcher Aufstieg der NSDAP, da stimme ich zu. Aber ... der Crash alleine reicht zur Erklärung nicht, da die NSDAP ihren Zenit evtl. schon wieder überschritten hatte (mitten in der Krise) und man nun diskutieren müsste, ob Hindenburg Alternativen hatte, als er Hitler ernannte ... denn das war mMn der entscheidende Moment, der - gegen den "Trend" des letzten Wahlergebnisses (klar, wie aussagekräftig ist ein Wahlergebnis? War es ein Trend oder ein Ausrutscher? Meiner Ansicht nach - wenn man alle Ergebnisse des Jahres und die Enttäuschung unter den Anhängern Hitlers betrachtet - war es eher ein Trend) - die NSDAP an die Macht brachte.
 
Ich glaube ja, dass sie ihn aus Angst und Unsicherheit wählten...die Weltwirtschaftskrise zerstörte viele finanzielle Existenzen in einem Maße, wie wir es heute glücklicherweise(bisher) noch nicht kennenlernen mussten.
Vor dem Börsencrash hatte Hitler mit seiner Partei oft sogar noch weniger Stimmen als heutige Populisten und seine Partei war gesellschaftlich geächtet.
Erst der Börsencrash ermöglichte dieser eigentlich für anständige Menschen unwählbaren Partei leider einen kometenhaften Anstieg.
In den Jahren zuvor, als es einen kurzzeitigen wirtschaftlichen Aufschwung gab, wählte kaum jemand NSDAP.
Meine These ist ja, dass rechte Hetzer immer dann gewählt werden, wenn besonders schlechte Zeiten sind, wenn es den Menschen gutgehen, fallen nicht viele Stimmen für die Hetzer ab.
Ich bin davon überzeugt, dass ohne den Crash von 1929 die NSDAP niemals an die Macht gekommen wäre.


Nun in Form von Falters "Hitlers Wähler", liegt ja seit Jahrzehnten eine Studie über die typische Wählerklientel der NSDAP vor.
Derzufolge, wäre im Hinblick auf die wirtschaftlichen Verhältnisse zu unterscheiden zwischen Wählern, die reale Verluste und soziale Deklassierung hinnehmen mussten und solchen, die das lediglich befürchteten.

Was reale soziale Absteiger angeht, so neigten diese offenbar nicht dazu NSDAP zu wählen, sondern sammelten sich tendenziell eher in den Reihen der KPD.


Dann wäre hier noch regional und nach Konfession zu unterscheiden, und entsprechend zu beobachten, wo sich eine entsprechende Gegenmacht formieren konnte und wo das schwierig war.

Schaut man sich das regional an, wird recht schnell klar, dass die NSDAP die Organisationsmacht der Zentrumspartei in den katholischen Gebieten Süddeutschlands und Rheinpreußens und Oberschlesiens nie wirklich brechen konnte und auch in den Wahlkreisen Schwierigkeiten hatte, in denen ihr eine durch die SPD und KPD orgsnisierte Industriearbeiterschaft gegenüberstand, wie in Berlin, Hamburg, den westfälischen und nordrheinischen Wahlkreisen, und in Sachsen gegenüberstanden.

Schaut man sich den Zeitverlauf und die einzelnen Reichstagswahlen an, dauerte es sehr lange, bis die NSDAP in diesem Gebieten die Wahlkreise tatsächlich gewinnen konnte und wenn dann häufig nur mit einer relativ kleinen relativen Mehrheit.

Reichstagswahlen in Deutschland – Wikipedia
Reichstagswahl November 1932 – Wikipedia

Nehmen wir hier einfach mal als Beispiel den Wahlkreis Westfalen Süd, bei der Reichstagswahl vom November 1932.
Den gewann die NSDAP zwar auf dem Papier zwar, erreichte faktisch aber weniger als ein Viertel der abgegebenen Stimmen, dadurch, dass sich im Ruhrgebiet vor allem SPD und KPD und im erzkatholisch geprägten Ost- und in Südwestfalen die Zentrumspartei, gegenseitig die Wähler abjagten.


In Territorien, in denen die Gegemacht des politischen Katholizismus und oder einer organisierten Arbeiterschaft fehlte, fielen die Ergebnisse sehr viel deutlicher für die NSDAP aus.

Daraus lässt sich mehr oder minder folgern, dass sich Wähler, die von der Lage der überregionalen Weltkonjunktur abhängig waren, dadurch, dass ihre Arbeitsplätze sich im Bereich der Großindustrie befanden, dadurch in eher geringem Maße dazu ermuntert wurden, es mit der NSDAP zu halten.


Falter folgend, rekrutierte sich die Wählerschaft der NSDAP im Besonderen aus dem Kleinbürgertum, Teilen der Beamtenschaft, Handwerksberufen und aus dem Bauerntum.

Von diesen Gruppen hatten die Handwerker und Bauern sicherlich zeitgenössisch betrachtet, viele wirtschaftliche Schwierigkeiten, die aber nicht oder nur in Teilen unmittelbar mit den zyklen der Weltkonjunktur zusammenhingen, sondern vor allem auch mit den neueren Transportmöglichkeiten, der Entwicklung der Industrie und anderen politischen Gegebenheiten.

Das Bauerntum, befand sich seit Bismarcks Zeiten mehr oder minder in einer wirtschaftlichen Dauerkrise, weil der Ausbau der Eisenbahnen und der Dampschiffahrt ab den letzten beiden Dekaden des 19. Jahrhundert die Möglichkeit schuf schneller und über weitere Strecken zu importieren, womit die Landwirtschaft sich auf einmal größerer Konkurrenz aus Russland/Osteuropa, den USA und Indien ausgesetz sah, die es zuvor nicht gab.

In Teilen des Reichsgebiets, wo die Realteilung im Erbfall lange üblich blieb und sich der Grundbesitz dadurch immer kleinteiliger gliederte, musste auch dadurch nochmal gesonderter wirtschftlicher druck entstehen.

Eine gesonderte wirtschaftlich schwierige Situation ergab sich, was die Landwirtschaft betrifft, sicherlich auch im Speziellen für Ostpreußen, da die notorischen Zollstreitigkeiten des Reiches mit Polen, das fehlen einer Landverbindung zum übrigen Reichsgebiet, so wie die polnische Zollhoheit über Danzig und den faktischen Übergang Memels an Litauen, die Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse hier erschweren musste und sicherlich nicht dazu beigetragen hat, die lokale Landwirtschaft konkurrenzfähiger zu machen.

Das sind aber alles Probleme, die sich nicht ohne weiteres aus der der Wirtschaftskrise herleiten lassen, sondern Erscheinungen, die mit der technologischen Gesamtentwicklung, der Entwicklung der Infrastruktur, eigener Erbrechtstraditionen und im Fall Ostpreußens dem politischen Klima zwischen dem Reich und Polen zusammen hingen.
Letztendlich dürfte die Bauernschaft i.d.R. durch die Weltwirtschaftskrise faktisch sogar kurzfristig entlastet worden sein, weil die Meisten Staaten ja zunächst mal versuchten sich davor abzuschotten, in dem sie Handels- und Zollbarrieren aufbauten, was mindestens theoretisch i.d.R. auf eine Stärkung der Binnennachfrage hinausläuft.
Der Wertverfall der Reichsmark gegenüber Pfund und Dollar nach dem ersten Weltkrieg und der Kursentwicklung in der zwischenkriegszeit, dürfte Lebensmittelimporte aus den USA und den britischen Kolonien ohnehin tendenziell unatraktiver gemacht haben, als das im Hinblick auf den Vorkriegszustand der Fall gewesen sein wird.

Was das Handwerk betrifft, so konnten Handwerksbetriebe von den unmittelbaren Schwankungen der Weltkonjunktur nur dann wirtschaftlich wirklich hart getroffen sein, wenn zu ihrer üblichen Kundschaft größere Fabrikbesitzer, direkt in der Großindustrie beschäftige Angestellte oder Industriearbeiter gehörten, deren Zahlungsfähigkeit dadurch direkt beeinträchtigt werden konnte.
Wessen Handwerksbetrieb abseits davon im ländlicheren raum operierierte, hatte davon sicherlich keine plötzlichen Nachfrageeinbrüche zu erwarten, sondern der sah sich eher im Allgemeinen dem Ausbau der Binneninfrastruktur geschuldet mitunter in einem schärfer werdenden Verdrängungswettbewerb mit der Großindustrie.
Auch das wiederrum, ist ähnlich wie beim Bauerntum, aber der Gesamtentwicklung wirtschaftlicher Zusammenhänge und keineswegs zyklischen Konjunktureinbrüchen geschuldet gewesen.


Was sich im Bereich der Beamtenschaft bewegte, musste sicherlich vergleichen mit dem Kaiserreich und seinen obrigkeitlichen Gesellschaftstraditionen mitunter einen Statusverlust hinnehmen und mitunter auch wirtschaftliche Einbußen, war als Staatsdiener aber in der regel nicht vom Absturz in die komplette soziale Perspektivlosigkeit bedroht.

Die einzige größere Gruppe, der NSDAP-Wähler, die das wirklich mit relativ großer Härte treffen konnte, dürften die Angestellten gewesen sein, jedenfalls, sofern in Unternehmungen oder Umfeldern tätig, die mit den umfassenderen überrregionalen Wirtschaftsstrukturen im engeren Zusammenhang standen.


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Insofern, was die wirtschaftliche Komponente angeht, mag es sein, dass weite Teile von Hitlers Anhängerschaft von ihrer wirtschaftlichen Lage frustriert waren.
Auf die Kernklientel aus dem bäuerlichen und weiten Teilen des handwerklichen Millieus dürfte das aber nicht zutreffen, weil deren wirtschaftliche Bedrohungslage in Teilen vielleicht sogar sehr real war, aber aus Entwicklungen herrührte, die mit bloßen konjunkturschwankungen wenig zu tun hatten, sondern wesentlich tiefer gingen.

Bei den Angestellten und Teilen der Handwerker dürfte die Konjunkturschwankung eine Rolle gespielt haben, bei beiden Gruppen und der Beamtenschaft zusammen sicherlich auch eher diffuse Ängste vor sozialem Abstieg, die mitunter nicht ohne weiteres begründet waren.

Dezidierte radikalnationalistische Motivationen wird man zudem in den unmittelbaren Grenzgebieten erwarten dürfen, deren traditioneller landschaftlicher Zusammenhang durch die grenzziehungen des Versailler Vertrags in größerem Stil beeinträchtigt hat, mit realen Auswirkungen auf die lokale Lebenswirklichkeit, was das Wirtschaftliche und Soziale betrifft.

Darunter dürften jedenfalls Ostpreußen, die "Grenzmark" und Schlesien zu rechnen sein, gegebenenfalls auch Schleswig-Holstein.
Sicherlich auch Hinterpommern, sofern ein größerer wirtschaftlicher Zusammenhang mit Ostpreußen noch fortbestand, der durch den polnischen Korridor erschwert wurde (sonst lagen die Absatzgebiete der landwirtschaftlich geprägten ostelbischen Gebiete ja ohnehin eher im Westen, so dass es von der Absatzsseite her ein geringeres Problem dargestellt haben dürfte).
 
II.

Ich würde zusammenfassend meinen, dass die realen Auswirkungen der Wirtschaftskrise an und für sich relativ wenig zum politischen Erfolg der NSDAP beigetragen haben dürften.

Was etwas dazu beigetragen hat, waren reale Entwicklungen der gesamtwirtschaftlichen Lage, die ältere und weniger konkurrenzfähigere Berufsstände bzw. deren Angehörige realiter wirtschaftlich gefährdeten, die aber mit der Wirtschaftskrise selbst in keinem engeren Zusammenhang standen.
In dieser Hinsicht half Hitler sicherlich, dass sich im Gegensatz zum Katholischen Millieu das Protestantische Milleu in Ostelbien und dem übrigen Norddeutschland niemals schichtübergreifens solidarisch organiserte, sondern die konvervativen/reaktionären Parteiungen auf der protestantischen Seite (DVP/DNVP) sich weitgehend an die besitzenden Schichten und alten Eliten des Kaiserreiches richteten, wohingegen sie kaum sozialpolitische Vorstellungen entwickelten.
Dadurch und durch das Fehlen von Schwerindustriellens Regionen und damit auch der Grundlage für eine kommunistische oder sozialdemokratische Politik, fehlte in diesen Gebieten eine organiserende Gegenmacht und die Parteibindung vor dem Auftreten der NSDAP da bei den unteren Schichten eher gering gewesen sein mag.

Die dortige Wählerschaft hatte ein Interesse an der Behebung eigener wirtschaftlicher Probleme. Aber die waren gar nicht Kriesen- sondern entwicklungsbedingt, insofern lag die Lösung aus Sicht dieser Wählerklientel vermutlich weniger in vermeintlichen Sozialversprechungen, sondern in einer dezidiert antimodernen, im Hinblick auf die Landwirtschaft protektierenden und im Hinblick auf die Industrie einschränkenden Politik.

Schaut man sich mal die Wahlergebnisse von 1924 und 1928 an, wird die regionale Problematik Ostelbiens, ausnehmlich des recht stark industriellen Schlesiens bereits an den Wahlergebnissen der DNVP deutlich und das besonders in Pommern und Schlesien:

Reichstagswahl Dezember 1924 – Wikipedia
Reichstagswahl 1928 – Wikipedia

Fragen wir uns an dieser Stelle einfach mal, warum man denn in Zeiten in denen es wirtschaftlich einigermaßen lief, ausgerechnet die DNVP, die ja bevor die NSDAP eine ernstzunehmende Kraft wurde die Rechtsaußenpartei der Weimarer Republik war?
Die Problemtik der Grenzziehungen allein kann es nicht gewesen sein, denn wenn das allein das Wählen rechtsextremer oder jedenfalls radikal rechter Parteien an und für sich herbeiführen würde, hätte eine solche Partei auch in Oberschlesien und im Rheinland (Ostoberschlesien, Hultschiner Ländchen, Kreis Namslau, Eupen-Malmedy, Saargebiet bis 1935, Französische Besatzung bis 1929) einiges an Gewicht haben müssen.
Kam aber so nicht zustande.

Wenn wir uns über wirtschaftliche Aspekte unterhalten, dann mögen diese beiden Wahlergebnisse Ausdruck dessen sein, dass der gesamtwirtschaftliche Aufschwung der Konjunktur in der Mitte der 1920er Jahre im Osten, außer bei der schlesischen Industrie, in der Form überhaupt nicht ankam, weil die Abhängigkeit der ländlicheren Regionen von der Schwankung der industriellen und finanzwirtschaftlichen Konjunkturzyklen eher gering war und sich der wirtschftliche Niedergang eher aus der sukzessiven Erweiterung des Marktes herleitete.

Insofern mag man mitunter auch die Erfolge der DNVP lange vor Beginn der Weltwirtschaftskrise im Osten, als Indikator für wirtschaftliche Probleme betrachten, die sich ggf. durch den Zusammenbruch des Kreditmarktes noch ein Stück weiter verschärften, im Kern aber vorhanden waren.

Schaut man sich neben dem sich Zeitgleich mit dem Aufstieg der NSDAP vollziehenden Bedeutungsverlust der DNVP, die Sache dahingehend an, dass die NSDAP weitgehend die Positionen der DNVP im Osten übernahm, und zwar mutmaßlich deshalb, weil sie ähnliche Inhalte im Bezug auf Wirtschaft bot, durch ihren Charakter als schichtübergreifende Partei und rassistisch ausgestalteten Sozialversprechungen aber weit integrativeren Charakter hatte, als die DNVP, erscheit der Wahlerfolg der NSDAP von 1930 gar nicht mehr so erdrutschartig.

Die NSDAP gewann im Vergleich zur vorausgegangenen Wahl 15,7 % hinzu.
Zeitgleich verlor aber die DNVP 7,3% und die DVP 4,2% im Vergleich zu den vorrangegangenen Wahlen von 1928.

Insofern sieht der Wahlerfolg der NSDAP da zwar auf den ersten Blick gewaltig aus, verdeckt aber, dass es sich dabei weitgehend um radikalisierung von übergelaufenen Wählern der DVP und der DNVP gehandelt haben dürfte, während das rechte zuweilen demokratieskeptische Parteienspekturm an und für sich, aber nur um die 4% an Wählerstimmen dazu gewann, wenn man die Gewinne der NSDAP gegen die Verluste von DVP und DNVP aufrechnet.
Was also den Zeitraum vom Beginn der Krise bis zur Wahl von 1930 betrifft, ist zu verzeichnen, dass, die NSDAP der DNVP ihre Positionen abjagte, was sich auch darin niederschlägt, dass die NSDAP anno 1930 den Wahlkreis Ostpreußen gewinnen konnte und die DNVP Pommern hier zwar noch behaupten konnte, aber nur noch mit 24,8% Im Gegensatz zu 41,6% in 1928 und ehemals stolzen 49,1% in 1924.

Die Wahlen vom Juli 1932 waren dann in der Tat erdrutschaftig, weil das rezidiert rechte Parteienspektrum selbst abzüglich der weiteren Verluste von DVP, DNVP und CSVD dabei 13,2% dazu gewann.
Dabei sei allerdings vermerkt, das von den größeren etablierten Parteien das Zentrum 0,9%, die KPD 1,2% dazu gewann die SPD 2,9% und die DStP 2,8% einbüßte.
Der Stimmverlust der etablierten größeren Parteien, die nicht zum dezidiert rechten Spektrum gehörten, belief sich damit in Summa auf 3,6%.

Dabei wird vor allem eines deutlich:
Der Erdrutschartige Wahlsieg der NSDAP im Sommer 1932 fällt, was die Verlustseite angeht, vor allem mit einer veritablen Krise der Klein- und Regionalparteien zusammen, die bei dieser Wahl an die 9% Punkte einbüßten.

Insofern, lässt sich für 1930 weder ein erdrutschartiger Zugewinn der rechten Parteien insgesamt im quantitativen Sinne konstatieren, noch sich der Erdrutschsieg der NSDAP vom Sommer 1932 mit einem dezidierten Vertrauensverlust der etablierten größeren Parteien erklären.
Die SPD verlor bei den Wahlen 1930 5,8% und bei den Wahlen im Sommer 1932 nochmal 2,9%. Das Zentrum gewann 1932 0,9% bei vormalig 0,3% Verlust.
Die beiden wichtigsten demokratischen Parteien mit dem Potential tatsächlich Regierungen anzuführen, verloren von vor dem Beginn der Krise bis zum Höhepunt der Popularität der NSDAP unter den Bedingungen freier Wahlen
etwa 8,2 % an Wählerzustimmung.

Wenn man sich auf die Periode der unmittelbaren Rezession und der zusammenbruchsartigen Erscheinungen nach dem Börsencrash, also auf die Periode bis zu den Wahlen vom September 1930 bezieht, verloren beide Parteien in disem Zeitraum 6,1%.

Insgesamt wird man an Hand der Konsolidierungder Zentrumspartei auch unter den Bedingungen von 1932 und dem deutlich geringeren Verlust der SPD in der Periode von 1930-1932 im Vergleich zur Periode davor, feststellen können, dass was sich im Hinblick auf Vertrauensverlust betreffs der beiden großen demokratischen Parteien abspielte en gros bereits bei den Wahlen 1930 gelaufen war.
Zwar verloren beide Parteien auch Ende 1932 nochmal leicht, aber nicht im überproportionalen signifikanten Ausmaß.
Der einzige außerordentliche Verlust dieser beiden Parteien lag bei der SPD im Zeitraum von 1928-1930 und mag neben der Depression auch an einer Umorientierung von Wechselwählern liegen, die SPD hatte zuvor im 1928 im Vergleich zur vorrangegangenen Wahl von 1924 3,8% dazu gewonnen.

Die SPD erreichte, wenn man es über einen längeren Zeitraum betrachten will, bei den letzten Wahlen in 1924 26% der Stimmen, bei den Wahlen, selbst im Sommer 1932 kam sie noch auf 21,6%

Wenn man das Zwischenhoch von 1928 mal ausblendet hatte die SPD bei den Wahlen von 1930 gegenüber dem Stand von 1924 lediglich 1,5% an Stimmanteil verloren und im Sommer 1932 4,4%

Das ist dann natürlich schon deutlich merkbar, aber ein katastrophenhafter Einbruch sieht anders aus.
Das Zentrum entwickelte sich im gleichen zeitraum von 17,3 auf 15,7%, war also insgesamt auf niedrigerem Niveau etwas stabiler.

Wer massiv abstürzte, waren zum einen die Regional- und Kleinparteien, so wie Parteien mit teilweise oder vollständiger liberaler Ausrichtung.
Insofern würde ich im Hinblick auf die Zugewinne der NSDAP von 1932 eine ideologische Krise des wirtschaftlichen Liberalismus und eine Krise individueller Sonderinteressern in Form der Kleinparteien konstatieren.

Letzterem mag die NSDAP insofern entegegen gekommen sein, dass sie im Gegensatz zur DNVP keine dezidiert preußisch-protestantische Veranstaltung war und somit in Landesteilen, die aus historischen gründen eher preußen-skeptisch waren, etwa in den hannoveranischen Wahlkreisen konservative und rechte Wählergruppen binden konnte, an die die DNVP mit ihrem preußisch-wilhelminischen Klientelismus nicht herankommen konnte.
 
Dann kommen wir zur Rückfrage zurück:
Wenn Hitler von den Deutschen gewünscht war, warum wählten sie ihn dann nicht mehrheitlich?

Diese Antwort hast Du dir doch selbst in deinen letzten Ausführungen gegeben.
Die Parteienzersplitterungen und die teilweise Wählerbindung an Klein-und Kleinstparteien liessen einfach keine absoluten Mehrheiten zu.
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