Guten Tag in die Runde,
zunächst möchte ich die vielen engagierten Diskutanten und den Moderator dieses interessanten Forums grüßen und mich kurz vorstellen. Als Hobbyist interessiere ich mich für die Grundlagen unserer Gesellschaft und spüre darum seit einiger Zeit u.a. den Römern im unwegsamen Westfalen nach.
Zu Kneblinghausen habe ich aufgrund einiger Fakten eine ganz andere Geschichte ersonnen. Dazu gibt es u.a. auch hier im Forum schon Hinweise, die auf einen möglichen, viel wichtigeren römischen Standort ganz in der Nähe von Kneblinghausen verweisen. In diesem Zusammen würden sich viele der diskutierten Besonderheiten des Römerlagers Kneblinghausen erklären lassen.
Der zweite Standort ist schon mal in älteren Threads genannt worden: Das ist Hemmmern, ganze 5,2 km NW von Kneblinghausen entfernt.
Der von späteren Straßen umlaufene Ortskern von Hemmern hat einen mit Kneblinhausen II in Proportionen und Winkel identischen Grundriss, dessen via praetoria genau auf der wegen Taleinschnitten und Felsabbrüchen möglichen Bleihandelsstrecke aus dem Raum Brilon zu einem möglichen Hafen bei Lippstadt liegt. Zudem verweist der Verlauf des alten Haarwegs auf der Wasserscheide genau auf die porta principalis dextra von der der „Alte Hellweg“ als innerörtliche via principalis zu einer markanten Ecke für die porta principalis sinistra führt. Die das fragliche Areal umlaufenden Straßen sind alt (vor 1836 angelegt) und verlaufen seither meist, bis auf einige Änderungen auf gleicher Trasse.
Hemmern liegt als Kreuzung von 5 alten Verbindungswegen an der Spitzen Warte, von wo der Blick über die ganze Haarstrecke bis Wickede, Lippstadt und Anröchte und auch Anreppen reicht und hier am höchsten Punkt der Haar auf der einzigen Quelle, der Gosse, einem Zufluss der Alme. Die Quelle im Ort (Im „Römerlager Hemmern“) ist sicher ein Unikum, aber bedenkt man, wie wichtig die Versorgung der Zugtiere nach dem Aufstieg über die ansonsten trockene Wasserscheiden ist, ergibt die Quelle im Ort die totale Kontrolle über die von West nach NO und O und von S und SW nach N führenden Wege. Dass die Römer zu den dafür nötigen Bauwerken fähig gewesen wären, ist hinreichend belegt.
Mir drängt sich so ein möglicher Ablauf sehr plastischer auf: Die Vorteile von Hemmern gegenüber dem Standort Kneblinghausen dürften den Römern schon kurz nach dem Bau der Wallanlage Kneblinghausen II (!) aufgefallen sein. So stellte sich ihnen ein vollständig errichtetes Lager mit allen Innenbauten etc. als eine Fehlplanung dar, ein Bauwerk am falschen Platz. So fassten sie den Entschluss zum Umzug und errichteten kurz nach dem Rohbau des Lagers Kneblinghausen II die Grundlagen für ein Kastell in Hemmern. Mit fortschreitendem Bau verlagerte sich die Besatzung zum neuen Standort und die am alten Ort verbleibende Sicherungstruppe wurde soweit reduziert, dass die volle Länge der Holz-Erde-Mauer nicht zu sichern gewesen wäre. Darum wurde der Wall um das Lager von Kneblinghausen II zu I verkleinert. Zudem bauten die Römer die Holz-Erde-Mauer sukzessive ab und verbrachten die mit handwerklichem Aufwand erstellten Pfosten und Balken zum neuen Standort. Daher sind in Kneblinghausen keine Pfostenlöcher mehr zu finden, denn die Pfosten wurden 5,2 km weiter NO gebraucht und dort zu einem fast identischen Kastell neu zusammengesetzt. Mit der Nähe des neuen Standorts ist auch die extrem geringe Funddichte in Kneblinghausen zu begründen: Abfälle fielen in der Kürze nicht in so großem Maß an, dass sie bei den wenigen Grabungen gefunden worden wären und jedes noch so kleine Gut von Wert konnte zum neuen Standort verbracht werden. Für die letzten Reste fanden dann die Barbaren noch Verwendung.
Im Gegensatz zu Kneblinghausen blieb Hemmern nach dem Abzug der Besatzung bewohnt, denn die Wallanlage gab Sicherheit und die Quelle war für Bewohner, Pferde und Vieh wichtig. Geblieben sind die Grundstücksgrenzen innen der Wallanlage, die Wege führten knapp um den Wall und um den engen, den Verkehr behindernden Ort herum. Darum steht die Kapelle St. Anna auch außerhalb an einer Kreuzung der umlaufenden Wege und nicht im Zentrum, denn die bis heute orthogonal angelegte Bebauung um das Praetoriums war schon vor der Christianisierung angeeignet, aufgeteilt und vergeben. Hemmern blieb bewohnt: die Wälle sind nur noch im NO zu erahnen, Bauwerke überbaut, weiterverwendet. Römische Artefakte sind aus Hemmern nicht belegt. Auch hier könnte die römische Geschichte von Hemmern kurz geblieben sein und ab 9 n.Chr. ganz anderen Verlauf genommen haben.
Aber würde in Hemmern eine römische Provenienz bestätigt, würde damit ein römisches Ensemble auftauchen, dass die W-O verlaufende Haarstrecke bis Haarbrück vor der Weser, die N-S Bleihandelsroute mit der SW reichenden Verbindungen über Kneblinghausen nach Lahnau Dorla und Waldgirmes umfasst. Vielleicht lassen sich aus der Logik der Anlage Schlüsse auf die strategischen Ziele der Okkupationspolitik ziehen, denn Hemmern und auch das ins Abseits geratene Kneblinghausen liegen an strategisch entscheidender Stelle, von der verschiedenste Vorstöße nach Germania Magna ausgehen konnten.
Vielleicht sind detailliertere Grabungen in Kneblinghausen obsolet. Denn würde ein Fund in Hemmern die augenscheinlichen Hinweise bestätigen, liegt wegen der Beziehungen und Ähnlichkeiten der Orte der Ablauf der Geschichte für Kneblinghausen auf der Hand.
Ich bin ganz gespannt auf Eure fachliche Beurteilung dieser Hypothese und Grüße alle Aktiven in diesem Forum.
zunächst möchte ich die vielen engagierten Diskutanten und den Moderator dieses interessanten Forums grüßen und mich kurz vorstellen. Als Hobbyist interessiere ich mich für die Grundlagen unserer Gesellschaft und spüre darum seit einiger Zeit u.a. den Römern im unwegsamen Westfalen nach.
Zu Kneblinghausen habe ich aufgrund einiger Fakten eine ganz andere Geschichte ersonnen. Dazu gibt es u.a. auch hier im Forum schon Hinweise, die auf einen möglichen, viel wichtigeren römischen Standort ganz in der Nähe von Kneblinghausen verweisen. In diesem Zusammen würden sich viele der diskutierten Besonderheiten des Römerlagers Kneblinghausen erklären lassen.
Der zweite Standort ist schon mal in älteren Threads genannt worden: Das ist Hemmmern, ganze 5,2 km NW von Kneblinghausen entfernt.
Der von späteren Straßen umlaufene Ortskern von Hemmern hat einen mit Kneblinhausen II in Proportionen und Winkel identischen Grundriss, dessen via praetoria genau auf der wegen Taleinschnitten und Felsabbrüchen möglichen Bleihandelsstrecke aus dem Raum Brilon zu einem möglichen Hafen bei Lippstadt liegt. Zudem verweist der Verlauf des alten Haarwegs auf der Wasserscheide genau auf die porta principalis dextra von der der „Alte Hellweg“ als innerörtliche via principalis zu einer markanten Ecke für die porta principalis sinistra führt. Die das fragliche Areal umlaufenden Straßen sind alt (vor 1836 angelegt) und verlaufen seither meist, bis auf einige Änderungen auf gleicher Trasse.
Hemmern liegt als Kreuzung von 5 alten Verbindungswegen an der Spitzen Warte, von wo der Blick über die ganze Haarstrecke bis Wickede, Lippstadt und Anröchte und auch Anreppen reicht und hier am höchsten Punkt der Haar auf der einzigen Quelle, der Gosse, einem Zufluss der Alme. Die Quelle im Ort (Im „Römerlager Hemmern“) ist sicher ein Unikum, aber bedenkt man, wie wichtig die Versorgung der Zugtiere nach dem Aufstieg über die ansonsten trockene Wasserscheiden ist, ergibt die Quelle im Ort die totale Kontrolle über die von West nach NO und O und von S und SW nach N führenden Wege. Dass die Römer zu den dafür nötigen Bauwerken fähig gewesen wären, ist hinreichend belegt.
Mir drängt sich so ein möglicher Ablauf sehr plastischer auf: Die Vorteile von Hemmern gegenüber dem Standort Kneblinghausen dürften den Römern schon kurz nach dem Bau der Wallanlage Kneblinghausen II (!) aufgefallen sein. So stellte sich ihnen ein vollständig errichtetes Lager mit allen Innenbauten etc. als eine Fehlplanung dar, ein Bauwerk am falschen Platz. So fassten sie den Entschluss zum Umzug und errichteten kurz nach dem Rohbau des Lagers Kneblinghausen II die Grundlagen für ein Kastell in Hemmern. Mit fortschreitendem Bau verlagerte sich die Besatzung zum neuen Standort und die am alten Ort verbleibende Sicherungstruppe wurde soweit reduziert, dass die volle Länge der Holz-Erde-Mauer nicht zu sichern gewesen wäre. Darum wurde der Wall um das Lager von Kneblinghausen II zu I verkleinert. Zudem bauten die Römer die Holz-Erde-Mauer sukzessive ab und verbrachten die mit handwerklichem Aufwand erstellten Pfosten und Balken zum neuen Standort. Daher sind in Kneblinghausen keine Pfostenlöcher mehr zu finden, denn die Pfosten wurden 5,2 km weiter NO gebraucht und dort zu einem fast identischen Kastell neu zusammengesetzt. Mit der Nähe des neuen Standorts ist auch die extrem geringe Funddichte in Kneblinghausen zu begründen: Abfälle fielen in der Kürze nicht in so großem Maß an, dass sie bei den wenigen Grabungen gefunden worden wären und jedes noch so kleine Gut von Wert konnte zum neuen Standort verbracht werden. Für die letzten Reste fanden dann die Barbaren noch Verwendung.
Im Gegensatz zu Kneblinghausen blieb Hemmern nach dem Abzug der Besatzung bewohnt, denn die Wallanlage gab Sicherheit und die Quelle war für Bewohner, Pferde und Vieh wichtig. Geblieben sind die Grundstücksgrenzen innen der Wallanlage, die Wege führten knapp um den Wall und um den engen, den Verkehr behindernden Ort herum. Darum steht die Kapelle St. Anna auch außerhalb an einer Kreuzung der umlaufenden Wege und nicht im Zentrum, denn die bis heute orthogonal angelegte Bebauung um das Praetoriums war schon vor der Christianisierung angeeignet, aufgeteilt und vergeben. Hemmern blieb bewohnt: die Wälle sind nur noch im NO zu erahnen, Bauwerke überbaut, weiterverwendet. Römische Artefakte sind aus Hemmern nicht belegt. Auch hier könnte die römische Geschichte von Hemmern kurz geblieben sein und ab 9 n.Chr. ganz anderen Verlauf genommen haben.
Aber würde in Hemmern eine römische Provenienz bestätigt, würde damit ein römisches Ensemble auftauchen, dass die W-O verlaufende Haarstrecke bis Haarbrück vor der Weser, die N-S Bleihandelsroute mit der SW reichenden Verbindungen über Kneblinghausen nach Lahnau Dorla und Waldgirmes umfasst. Vielleicht lassen sich aus der Logik der Anlage Schlüsse auf die strategischen Ziele der Okkupationspolitik ziehen, denn Hemmern und auch das ins Abseits geratene Kneblinghausen liegen an strategisch entscheidender Stelle, von der verschiedenste Vorstöße nach Germania Magna ausgehen konnten.
Vielleicht sind detailliertere Grabungen in Kneblinghausen obsolet. Denn würde ein Fund in Hemmern die augenscheinlichen Hinweise bestätigen, liegt wegen der Beziehungen und Ähnlichkeiten der Orte der Ablauf der Geschichte für Kneblinghausen auf der Hand.
Ich bin ganz gespannt auf Eure fachliche Beurteilung dieser Hypothese und Grüße alle Aktiven in diesem Forum.
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