Die Migration der Hugenotten in Preußen,
inwiefern war dies vorteilhaft (oder nachteilhaft) für folgende 3 Gruppen:
Ludwig XIV.
Hugenotten
Kurfürst Friedrich Wilhelm I.
Ich würde Dir empfehlen, mal unter "Hugenotten(kriege)", "Bartholomäusnacht", "Edikt von Nantes", zu gooogeln, falls du es nicht schon getan hast.
Als Ludwig XIV. 1685 das Edikt von Nantes widerrief, hat er langfristig objektiv gesehen sich selbst und Frankreich geschadet, indem er äußerst leistungsfähige, gut ausgebildete Steuerzahler in die Emigration trieb, die im Prinzip loyal zum König und patriotisch gesinnte Franzosen waren. Diese wurden in ihren neuen Heimatländern in Preußen oder Hessen-Kassel noch loyaler zur neuen Heimat und begeisterte Hessen oder Preußen, aber die französische Sprache und Kultur pflegten die Hugenotten auch in der Emigration weiter oft mehrere Generationen lang. Theodor Fontane preußischer Abkömmling von Hugenotten schreibt in seiner Autobiographie "Meine Kinderjahre", dass im Hause Fontane französisch gesprochen wurde, bis zum Debakel von Jena und Auerstedt, als Napoleon die preußische Armee so vernichtend schlug, dass Preußen gr0ßes Glück hatte, nicht ganz von der Landkarte zu verschwinden. Aus preußischem Patriotismus heraus sprach man bei Fontanes dann deutsch, blieb aber zweisprachig.
In Preußen und Hessen-Kassel fanden die Hugenotten freundliche Aufnahme. Sie brachten Kapital, Innovationen, Know How mit und natürlich ihre kulturellen Traditionen.
In Hessen bekamen Hugenotten und ihre Nachfahren viele Vergünstigungen. Sie wurden von Einquartierungen und Aushebungen befreit, was teilweise für Ärger bei der alteingesessenen Bevölkerung sorgte. Insgesamt haben sich die Hugenotten schnell in ihren neuen Heimatländern integriert, und sie wurden auch dort sehr leistungsfähige, loyale und gut ausgebildete Steuerzahler, deren Nachfahren sich auf vielen Gebieten auszeichneten. Es waren junge Damen der Kasseler Gesellschaft, viele mit hugenottischen Wurzeln, die zwei schüchternen Brüdern aus Hanau, ausgebildete Juristen die Märchen erzählten, die Wilhelm und Jakob Grimm sammelten und dabei die moderne Volkskunde und Germanistik begründeten. In der Wirtschaft, Verwaltung und beim Militär, aber auch in der Wissenschaft spielten Hugenotten und ihre Nachfahren in Preußen und Hessen eine bedeutende Rolle. Marthe de Ruculle, erzog zwei preußische Könige, Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Heinrich de la Motte Fouqué war General und Freund von Friedrich dem Großen. Simon Du Rhy wurde der bedeutendste Architekt Hessens und einige der Bauten aus dem 18. Jahrhundert, die Kassel seinen Charme geben und die den Feuersturm des 2. Weltkriegs überdauerten, wurden von ihm erbaut.
Dieser kurze Exkurs in die Kulturgeschichte macht klar, dass Preußen oder Hessen nichts besseres passieren konnte, als die Einwanderung von leistungsfähigen, gut ausgebildeten, motivierten Fachkräften und Steuerzahlern, die Know How vor allem im Textilgewerbe mitbrachten und die auch noch die "richtige" (reformierte) Konfession hatten.
Die Hugenotten fanden freundliche Aufnahme und überaus günstige Bedingungen und Anreize, und sie dankten es ihren Gastländern mit großer Loyalität und Engagement. Also sozusagen eine "win-win-Situation für die Hugenotten.
Für Frankreich war es ein Verlust, es verlor ganz unnötig wertvolles Humankapital und Know How, und es verlor nicht nur die Hugenotten, sondern auch ihre Nachkommen. In beiden Weltkriegen zeichneten sich deutsche Offiziere und Generale aus, die wohl auf französischer Seite gekämpft hätten, hätte Ludwig XIV. nicht das Edikt von Nantes widerrufen. Insgesamt wird man sicher feststellen müssen, dass das Edikt von Nantes ein Fehler war, der Frankreich wertvolles Humankapital und Know How kostete, das nach Preußen, in die Niederlande, nach Hessen abwanderte, ins feindliche Lager abwanderte.