Sepiola
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Siehe Zitat wenige Beiträge oben:Laut Bildunterschrift handelt es sich um die Weltkarte des Ptolemaios im Codex Seragliensis. Dieser Codex Seragliensis wurde im 13. Jh. von Maximos Planudes geschrieben. Dabei handelt es sich um eine Kopie der Geographike Hyphegesis von Ptolemäus. Ich habe aber nicht so richtig verstanden, ob die Karte die Kopie einer antiken Karte ist oder ob diese Karte von Planudes originär geschaffen worden ist.
In seiner detaillierten Konstruktionsanleitung Geogr. 1,24 entwirft er zwei Varianten, eine eigentliche Kegelprojektion mit geraden Meridianen (sog. 1. ptolemäische Projektion), und eine modifizierte Kegelprojektion mit gekrümmten Meridianen, welche dem Erscheinungsbild der Kugel noch näher kommt (sog. 2. ptolemäische Projektion).
Ptolemaios gibt eine genaue Konstruktionsanleitung. Der Zeichner muss "nur" die Koordinaten der Anleitung gemäß auf eine Karte übertragen.
Das haben Zeichner bereits in der Antike gemacht, nur ist keine dieser Karten erhalten. (Erhalten ist nur eine Notiz eines frühen Zeichners, der sich "Ingenieur Agathodaimon aus Alexandria" nennt).
Die Karten im Codex Seragliensis wurden also nicht kopiert, sondern quasi "originär" nach den Angaben des Ptolemaios gezeichnet, es dürfte aber schon Vorlagen gegeben haben:
Die Malerei wurde im Streiflicht unter der Stereolupe genau untersucht, um das Vorgehen bei der Anlage und beim Kolorieren der Karten zu ermitteln. Eine wesentliche Frage war dabei, ob die Karten von einer anderen, älteren Vorlage abgepaust oder nachgezeichnet wurden. Beim Pausen müssten eingedrückte Linienkonturen oder Nadelstiche vorhanden sein. Derartige Pausspuren waren nirgends erkennbar. Vielmehr sind die Koordinaten entsprechend den Tabellen des Ptolemaios mit kleinen Kreuzchen oder Punkten auf den Karten eingetragen und auf dieser Grundlage die Grundzüge der Karten festgelegt. Allerdings lassen sich nicht alle Charakteristika der Karten aus den Koordinaten errechnen: So sind für die Ländergrenzen, die Flussläufe, teilweise auch die Küstenlinien nur wenige Messpunkte in den Tabellen angegeben. Ihr Verlauf auf den Karten des Seragliensis ähnelt aber sehr stark dem in der annähernd gleichzeitigen Kopie der Geographie, dem Codex Urbinas Graecus 82. Die Zeichner hatten also sehr wahrscheinlich auch bildliche Vorlagen, die sie allerdings nicht durch Pausen kopierten, sondern nur als visuelle Hilfen für die nicht ausmessbaren topographischen Charakteristika benutzten.
https://www.researchgate.net/profil...ex-GI-57-eine-kodikologische-Beschreibung.pdf