Verteidigung des deutschen Kolonialismus von Bruce Gilley

Arnaud28

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Kolonialismus ist ein schwieriges Thema, es war in der Vergangeheit zu häufig Spielball von unterschiedlichen Interessen. War die Sicht auf den deutschen Kolonialismus nach dem ersten Weltkrieg romantisch verklärend, war sie später häufig ein politischer Kampfbegriff linker Kreise. So argumentierten DDR und Sowjetunion überraschend häufig gegen den Kolonialismus im Westen. Die Debatte hatte ihren objektiven Charakter verloren.

Der Amerikaner Bruce Gilley hat in der Zeitschrift "Third World quarterly" einen Artikel über die deutsche Kolonialherrschaft geschrieben. Sein Fazit, die deutsche Kolonialherrschaft war nicht schlimmer als die anderer Staaten und hat sogar in vielen Bereichen den Ländern genützt.

In Buchform sind die Thesen unter dem Titel "Verteidigung des deutschen Kolonialismus" erschienen.
In der Welt ist ein Interview zum Thema mit Jürgen Zimmerer erschienen. Mit Zimmerer hat man sich aber keinen Gefallen getan als Experten, ist er doch in der Vergangenheit selber mit nicht haltbaren Thesen aufgefallen, wie etwa der Gleichsetzung von Holocaust und Kolonialtaten. Zimmerer musste dann selber stark zurückrudern.
Kolonialismus: Wie verrechnet man versklavte Menschen mit Brunnen? - WELT
 
Viel weiß ich nicht über die deutsche Kolonialgeschichte.
In den deutschen Kolonien lebten wenige Deutsche. In Deutsch-Südwest mal gerade 15.000, in Togo 500. Die Kolonien waren wirtschaftlich nicht sehr ertragreich; ich glaube lediglich Togo hat einen geringen Gewinn erwirtschaftet.
Gegenüber de Afrikanern hat man sich als "Herr" aufgeführt. Ein gewisser Carl Peters beispielsweise ging äußerst brutal mit der einheimischen schwarzen Bevölkerung um. Seine unfreiwillige Geliebte und deren Liebhaber ließ Peters aufhängen und anschließend deren Heimatdörfer den Erdboden gleichmachen. Deshalb wurde er auch Hänge-Peters genannt. Nicht gerade schmeichelhaft.
Die Bevölkerung reagierte mit einem Aufstand. Bebel führte im Reichstag dazu aus: "Wenn Ihre Kolonialpolitik solche Folgen gebiert", dann haben Sie alle Ursache, so rasch als möglich dem ganzen Afrika den Rücken zu kehren und Ihre Zivilisations- und Kulturarbeit hier in Deutschland zu vollenden."
 
Interessant ist, dass in dem genannten Buch viele positive Beispiele enthalten sind. Und es wohl eine ganze Reihe positiver Erinnerungen in den Ländern an die deutsche Kolonialpolitik gibt. Ich würde das Buch um sich umfassend zu informieren durchaus empfehlen.
 
Habe gerade mit dem Buch angefangen, so wurde durch kluges Verhalten deutscher Gouverneure kriegerische Konflikte zwischen Volksgruppen in den Kolonien verhindert. Man erforschte intensiv die dortige Kultur. So sind Grundlagen über die dortigen Sprachen und die Kultur erstmals wissenschaftlich erfasst worden. So haben mehrere deutsche Wissenschaftler aus der Zeit vor Ort einen sehr guten Ruf. Andere Kolonialmächte hätten den Deutschen im Vergleich auch die Liberalität vor Ort hoch anerkannt.
Es gab auch in den Kolonien Bewegungen, die nach dem ersten Weltkrieg lieber bei Deutschland bleiben wollten als zu einer anderen Kolonialmacht.
Dann beschreibt er auch Beispiele wie sich das Geschichtsbild gewandelt hat. Das Standardwerk zum Thema Togo ist von Peter Sebald. Die Version aus DDR Zeit verdammte geradezu das Kaiserreich, die überarbeitete Version von 2013 hingegen wäre deutlich ausgewogener. Daran erkennt man, dass Geschichte auch instrumentalisiert wurde.
 
Hast du es schon durchgelesen?
Mir reichen ein paar Rezensionen, um zu wissen, dass ich das Buch nicht lesen will und nicht kaufen werde.
war sie später häufig ein politischer Kampfbegriff linker Kreise.
Ich unterstütze mit meinem Geld keinen AfD-nahen Kolonialrevisionismus.

AfD und deutsche Kolonialzeit: Danke für die Unterdrückung!
AfD: Schamhafter Versuch, den Kolonialismus zu rehabilitieren
Der neue Kolonialrevisionismus der AfD - Rosa-Luxemburg-Stiftung
 
Was vielleicht in diesen Dunstkreis gehört: die vielen Straßennamen, die nach Deutschen benannt sind, in Windhuk, die aber zuletzt abgeschafft wurden oder noch werden. Selbst den Bismarck wollen sie als einen Kolonialisten als Namensgeber entfernen. Früher (nach 1945) soll es sogar einen Goebbels-Platz gegeben haben, der ist wohl schon einige Zeit verschwunden; Genaueres weiß ich jedoch nicht. Ich vermute aber, dass hinter diesen Namen nicht etwa eine "dankbare indigene Bevölkerung" steckt, sondern die Nachfahren der deutschen Kolonialisten in Namibia.
 
Interessant ist, dass in dem genannten Buch viele positive Beispiele enthalten sind. Und es wohl eine ganze Reihe positiver Erinnerungen in den Ländern an die deutsche Kolonialpolitik gibt. Ich würde das Buch um sich umfassend zu informieren durchaus empfehlen.

Da habe ich so meine Zweifel. In der Tat ein komplexes Thema, das in den Imperialismus, vor allem in den "Scrambel for Africa" und in die Phase einer sich dynamisierenden Globalisierung der großen Handelsnationen fiel.

Aber auch gekennzeichnet war durch eine überbordende Arroganz des Westens gegenüber den "rükständigen" Völkern außerhalb des Westens, wie bei Langewiesche: Der gewaltsame Lehrer. ausgeführt. Und bei Rebekka Habermas in "Skandal in Togo" beispielhaft illustriert.

Ansonsten gibt es eine sehr umfangreiche Literatur, die sich mit dem Kolonialismus/Imperilaismus beschäftigt. Das meiste wurde bereits in einzelnen Threads zum Thema "Imperialismus und Kolonien" schon zitiert.

Barth, Boris (1995): Die deutsche Hochfinanz und die Imperialismen. Banken und Aussenpolitik vor 1914. Stuttgart: Steiner (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, Bd. 61).
Berman, Nina; Mühlhahn, Klaus; Nganang, Patrice (Hg.) (2018): German colonialism revisited. African, Asian, and Oceanic experiences. 1. Aufl. Ann Arbor: The University of Michigan Press
Conrad, Sebastian (2008): Deutsche Kolonialgeschichte. Originalausg. München: Verlag C.H. Beck
Conrad, Sebastian (2010): Globalisierung und Nation im Deutschen Kaiserreich. 2. Aufl. München: Beck.
Davis, Mike (2017): Late Victorian holocausts. El Niño famines and the making of the Third World. 1. Aufl. London, New York: Verso.
Friedrichsmeyer, Sara.; Lennox, Sara.; Zantop, Susanne. (1998): The Imperialist Imagination: German Colonialism and Its Legacy. Ann Arbor: University of Michigan Press.
Fröhlich, Michael (1994): Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880 - 1914. 1. Aufl. München: dtv
Gann, Lewis Henry; Duignan, Peter (1975): Colonialism in Africa. The Economics of Colonialism. Cambridge: Cambridge University Press
Gründer, Horst (2012): Geschichte der deutschen Kolonien. 6., überarb. und erw. Aufl. Paderborn: Schöningh
Gründer, Horst; Graichen, Gisela (2005): Deutsche Kolonien. Traum und Trauma. Unter Mitarbeit von Holger Dietrich. 2. Auflage. Berlin: Ullstein
Habermas, Rebekka (2016): Skandal in Togo. Ein Kapitel deutscher Kolonialherrschaft. Frankfurt am Main: S. Fischer.
Hobsbawm, Eric John (1989): Das imperiale Zeitalter. 1875 - 1914. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag.
Hobson, Rolf (2004): Maritimer Imperialismus. Seemachtideologie, seestrategisches Denken und der Tirpitzplan, 1875-1914. München: R. Oldenbourg
Iriye, Akira; Osterhammel, Jürgen (Hg.) (2012): Geschichte der Welt. 1870-1945. Weltmärkte und Weltkriege. Herausgegeben von Emily S. Rosenberg. München: Verlag C.H. Beck.
Klein, Thoralf; Schumacher, Frank (Hg.) (2006): Kolonialkriege. Militärische Gewalt im Zeichen des Imperialismus. 1. Aufl. Hamburg: Hamburger Edition.
Knoll, Arthur J.; Hiery, Hermann (2010): The German colonial experience. Select documents on German rule in Africa, China, and the Pacific 1884-1914. Lanham, Md.: University Press of America.
Kundrus, Birthe (2003): Moderne Imperialisten. Das Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien. Köln, Weimar, Wien: Böhlau.
Kundrus, Birthe (2003): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus. Frankfurt am Main: Campus-Verl.

Kuß, Susanne (2006): Kriegsführung ohne hemmende Kulturschranken: . Die deutschen Kolonialkriege in Südwestafrika (1904-1907) und Ostafrika (1905-1908). In: Thoralf Klein und Frank Schumacher (Hg.): Kolonialkriege. Militärische Gewalt im Zeichen des Imperialismus. 1. Aufl. Hamburg: Hamburger Edition, S. 206–245.
Laak, Dirk van (2004): Imperiale Infrastruktur. Deutsche Planungen für eine Erschließung Afrikas 1880 bis 1960. Paderborn, München, Wien, Zürich: Ferdinand Schöningh.
Langewiesche, Dieter (2019): Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne. München: Verlag C.H. Beck
Mühlhahn, Klaus (2000): Herrschaft und Widerstand in der "Musterkolonie" Kiautschou. Interaktionen zwischen China und Deutschland 1897-1914. München: Oldenbourg
Naranch, Bradley; Eley, Geoff (Hg.) (2014): German colonialism in a global age. Durham: Duke University Press
Neitzel, Sönke (2000): Weltmacht oder Untergang. Die Weltreichslehre im Zeitalter des Imperialismus. Paderborn, München, Wiens, Zürich: Schöningh.
Osterhammel, Jürgen (2010): Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. 5. Aufl. München: C.H. Beck.
Osterhammel, Jürgen; Jansen, Jan C. (2012): Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen. München: Beck. .
Owen, Roger; Sutcliffe, Bob (Hg.) (1972): Studies in the theory of imperialism. London: Longman
Pakenham, Thomas (2015): The Scramble For Africa. London: Abacus.
Perraudin, Michael; Zimmerer, Jürgen (Hg.) (2011): German colonialism and national identity. 1. Aufl. New York: Routledge
Reinhard, Wolfgang (2016): Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415-2015: C.H.Beck
Retallack, James N. (Hg.) (2008): Imperial Germany, 1871-1918. Oxford, New York: Oxford University Press
Schinzinger, Francesca (1984): Die Kolonien und das Deutsche Reich. Die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Besitzungen in Übersee. Wiesbaden: Steiner
Smith, Woodruff D. (1978): German Colonial Empire. Chapel Hill: The University of North Carolina Press.
Smith, Woodruff D. (1982): European imperialism in the nineteenth and twentieth centuries. Chicago: Nelson-Hall.
Speitkamp, Winfried (2014): Deutsche Kolonialgeschichte. Auflage. Ditzingen: Reclam, Philipp
Wehler, Hans-Ulrich (Hg.) (1970): Imperialismus. 1. Aufl. Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch
 
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Eine Ergänzung:

Susanne Kuß: Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen

Waren die Deutschen in ihren Kolonialkriegen besonders gewalttätig? Ist bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Völkermord bewusst als militärische Mittel eingeplant worden? In ihrer großen empirischen Untersuchung zum Boxerkrieg in China 1900/01, dem Herero- und Namakrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904-07 sowie dem Majimajikrieg 1905-08 in Deutsch-Ostafrika zeigt die Autorin, dass Form und Ausmaß der Gewalt in jenen Kriegen aus der Situation vor Ort erwachsen sind. Es entwickelte sich jeweils eine eigene, nicht vorhersehbare Dynamik. Damit liefert sie einen eigenständigen Beitrag zur Genozid-Forschung.
 
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Kolonialismus ist ein schwieriges Thema, es war in der Vergangeheit zu häufig Spielball von unterschiedlichen Interessen. War die Sicht auf den deutschen Kolonialismus nach dem ersten Weltkrieg romantisch verklärend, war sie später häufig ein politischer Kampfbegriff linker Kreise. So argumentierten DDR und Sowjetunion überraschend häufig gegen den Kolonialismus im Westen. Die Debatte hatte ihren objektiven Charakter verloren.

Der Amerikaner Bruce Gilley hat in der Zeitschrift "Third World quarterly" einen Artikel über die deutsche Kolonialherrschaft geschrieben. Sein Fazit, die deutsche Kolonialherrschaft war nicht schlimmer als die anderer Staaten und hat sogar in vielen Bereichen den Ländern genützt.

In Buchform sind die Thesen unter dem Titel "Verteidigung des deutschen Kolonialismus" erschienen.
In der Welt ist ein Interview zum Thema mit Jürgen Zimmerer erschienen. Mit Zimmerer hat man sich aber keinen Gefallen getan als Experten, ist er doch in der Vergangenheit selber mit nicht haltbaren Thesen aufgefallen, wie etwa der Gleichsetzung von Holocaust und Kolonialtaten. Zimmerer musste dann selber stark zurückrudern.
Kolonialismus: Wie verrechnet man versklavte Menschen mit Brunnen? - WELT

Gib doch mal die Quelle an, wo Zimmerer stark zurückrudern musste.
 
Hallo,
ich möchte nicht falsch verstanden werden, die Thematik ist schwierig.
Koloniale Verbrechen sind ebenso wie der Holocaust nicht entschuldbar.
Die These, dass koloniale Verbrechen gleichzusetzen sind mit dem Holocaust sind schwierig.
Zimmerer hatte ja unter dem spekulativen Titel hierzu ein Buch veröffentlicht: Von Windhuk nach Auschwitz?

So schreibt Götz Aly:
Ich sehe darin zunächst den Versuch von Leuten, die zum Thema Kolonialismus arbeiten, sich mit der Decolonize-Bewegung beschäftigen und auch öffentliche Kampagnen führen, an Wichtigkeit zu gewinnen und die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – und ich halte diese Versuche definitiv für falsch.
Es gab eigene Verbrechen, die in der Zeit des Kolonialismus stattgefunden haben. Die Deutschen haben auch von anderen Kolonialmächten gelernt. Aber es hat keine flächendeckende Ermordung von ganzen Bevölkerungen gegeben, die sozusagen anlasslos war. Juden sollten als Juden, weil sie Juden waren, ausgerottet werden.

In Afrika und bei verschiedenen Strafexpeditionen ging es immerhin darum, Gegenwehr niederzuschlagen. Das ist eine andere Situation. Niemals ist daran gedacht worden, ganze Bevölkerungen einfach nur deswegen auszulöschen, weil sie einer bestimmten Gruppe oder einer bestimmten Religion oder Ethnie angehörten.
Götz Aly - "Es gibt nichts, das deckungsgleich mit dem Holocaust wäre"

Es gibt zu diesem Thema ja auch einiges an Literatur:
Pascal Grosse: What Does German Colonialism Have to Do with National Socialism? A Conceptual Framework. In: Eric Ames, Marcia Klotz, Lora Wildenthal (Hrsg.): Germany’s Colonial Pasts. Lincoln 2005, S. 115–134;
Birthe Kundrus: Kontinuitäten, Parallelen, Rezeptionen. Überlegungen zur „Kolonialisierung“ des Nationalsozialismus. In: Werkstattgeschichte 43. 2006, S. 45–62;
Brithe Kundrus: Von den Herero zum Holocaust? Einige Bemerkungen zur aktuellen Debatte. In: Mittelweg 2005, S. 82–91; Birthe Kundrus: Von Windhoek nach Nürnberg? Koloniale „Mischehenverbote“ und die nationalsozialistische Rassengesetzgebung. In: Dies. (Hrsg.): „Phantasiereiche“. Der deutsche Kolonialismus aus kulturgeschichtlicher Perspektive. Frankfurt 2003, S. 110–131;
Gesine Krüger: Kriegsbewältigung und Geschichtsbewusstsein. Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkrieges in Namibia 1904 bis 1907. Göttingen 1999, S. 62–69; Steffen Klävers: Decolonizing Auschwitz? Komparativ-postkoloniale Ansätze in der Holocaustforschung. Berlin 2019.
 
Ich empfehle diese Debatte sich mal anzuhören:

https://www.swr.de/swr2/leben-und-g...caust-gedenken-swr2-forum-2022-01-18-100.html

Hier diskutieren:
Prof. Dr. Norbert Frei, Historiker, Universität Jena
Prof. Dr. Sybille Steinbacher, Historikerin, Universität Frankfurt a.M. und Direktorin des Fritz Bauer Instituts
Prof. Dr. Jürgen Zimmerer, Historiker, Universität Hamburg und Leiter der „Forschungsstelle Hamburgs (post-)koloniales Erbe"
 
Früher (nach 1945) soll es sogar einen Goebbels-Platz gegeben haben, der ist wohl schon einige Zeit verschwunden; Genaueres weiß ich jedoch nicht. Ich vermute aber, dass hinter diesen Namen nicht etwa eine steckt, sondern die Nachfahren der deutschen Kolonialisten in Namibia.

Es gab einen Karl Goebbels in der Kolonialverwaltung von Deutsch-Südwestafrika. Der Platz könnte nach dem benannt sein. Was aber vermutlich auch nicht durch die "dankbare indigene Bevölkerung" angeleiert wurde...

Goebbels, Karl - Archivführer Deutsche Kolonialgeschichte

Dabei sind mWn die Nambia-Deutschen überwiegend, sagen wir mal vorsichtig, nicht grade progressiv eingestellt. (Daher, wer weiß, vielleicht wollte da wirklich jemand Joseph Sabberschnautze "ehren"...) Als anekdotische "Evidenz" (neben Medienberichterstattung): Ein Bekannter von mir ist vor Jahren nach Namibia ausgewandert, hat dort eine schwarze Frau geheiratet und eine Familie gegründet. Wenn ich das richtig erinnere, wollte bzw will der mit der deutschen Minderheit (aus diesem Grund) nicht wirklich was zu tun haben. Ist allerdings einige Jahre her, das ich Kontakt hatte.

Deutscher geht’s nicht - Panorama - Gesellschaft - Tagesspiegel

Zu den angeblich so guten Erinnerungen an die Kolonialzeit: Suchet, und ihr werdet finden, steht in der Bibel. Stimmt auch hier, für ein paar wenige Punkte. So hat die deutsche (und später britische) Kolonialverwaltung im heutigen Tansania (früher Deutsch-Ostafrika) den Gebrauch des Swahili forciert, verbreitet und standardisiert. Das geschah natürlich nicht zum Wohle der Einheimischen, sondern um die Kolonie effektiv verwalten (& ausbeuten) zu können. Dennoch sehen zumindest manche Tansanier es so, dass es dem heutigen Staat Tansania zum Vorteil gerreicht und eine Grundlage für die heutige, eigene Verwaltung ist. Ohne, wohlgemerkt, deswegen fröhlich zu rufen "Wir wollen deutsche N**** seien!"; dafür sind dann doch die Erinnerungen an Leute wie den Hänge-Peters ua noch zu gut... respektive schlecht...
 
Es gab einen Karl Goebbels in der Kolonialverwaltung von Deutsch-Südwestafrika. Der Platz könnte nach dem benannt sein. Was aber vermutlich auch nicht durch die "dankbare indigene Bevölkerung" angeleiert wurde...

Goebbels, Karl - Archivführer Deutsche Kolonialgeschichte
Der Mann war Assessor, also noch nicht einmal beamtet. Also ein ganz kleines Rädchen in der Kolonialverwaltung.

Bislang können wir aber nur darüber spekulieren, ob es überhaupt jemals einen Goebbels-Platz in Namibia gegeben hat.
 
Früher (nach 1945) soll es sogar einen Goebbels-Platz gegeben haben, der ist wohl schon einige Zeit verschwunden;
Halte ich für ausgeschlossen. 1934 wurde der Leiter der NSDAP des Landes verwiesen, die NSDAP und die Hitlerjugend verboten.
Vielmehr wurde später oft die in Windhoek bestehende Göring-Straße, benannt nach Heinrich Ernst Göring – Wikipedia , mit dem Hermann in Verbindung gebracht und auch gleich noch eine Goebbels-Straße oder -Platz dazu erfunden.
Die Göring-Straße heißt seit 1990 Daniel Munamava Street.
List of renamed places in Namibia - Wikipedia
 
Vielmehr wurde später oft die in Windhoek bestehende Göring-Straße, benannt nach Heinrich Ernst Göring – Wikipedia , mit dem Hermann in Verbindung gebracht und auch gleich noch eine Goebbels-Straße oder -Platz dazu erfunden.
Die Göring-Straße heißt seit 1990 Daniel Munamava Street.
List of renamed places in Namibia - Wikipedia
Interessant. Meine Information hatte ich aus einem Spiegel-Artikel von vor ca. 30 Jahren, im Netz hatte ich auf die Schnelle nichts dazu gefunden, und daher halte ich meine Aussage nicht aufrecht. So ist also auch der Bismarck schon aus dem Straßenverzeichnis verschwunden.
 
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