Die Ausrüstung und Bewaffnung Österreich-Ungarns im Vergleich zu den anderen teilnehmenden Armeen.

Mit Russland gab es m.W. nach kein Bündnis oder sonstige Verpflichtung Russlands für Serbien militärisch einzutreten.
 
Mir ist aufgefallen, dass sowohl in der deutschen, als auch in der internationalen Literatur Österreich-Ungarn eher stiefmütterlich behandelt wird.
Zuweilen sieht es schon danach aus. Ich las gerade in einem Buch über die Geschichte des Funks in der Fliegerei:

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verfügte England über zwei Luftschiffe und sechzehn Flugzeuge, die mit Bordfunksystemen ausgestattet waren; Frankreich besaß einige Flugzeuge, die mit Funkgeräten ausgestattet waren; Deutschland hatte eine beträchtliche Anzahl von Funkgeräten für Flugzeuge vorbereitet, von denen einige auf Luftschiffen installiert wurden, während die meisten davon darauf warteten, in Flugzeugen installiert zu werden. In Italien waren keine Funkgeräte dauerhaft in Flugzeugen und Luftschiffen montiert.

Es fehlen Angaben zu Österreich-Ungarn und Russland.

Österreich-Ungarn war nämlich mW bei Kriegsausbruch technologisch den anderen mindestens in einem Bereich etwas voraus: Die Radiotelegrafie-gestützte Artillerie-Feuerleitung mittels Flugzeug, bei den K.u.k Luftfahrtruppen auch Radioschießen genannt.
Sie übten das schon vor dem Krieg und setzten es als erste im Januar 1915 vor Gorlice ein.
Dabei kamen Sender im Flugzeug zum Einsatz, jedoch keine Empfänger. Am Boden gab es einen Empfänger und man kommunizierte über Zeichen mit ausgelegten Tüchern zum Flugzeug, um z.B. ein "Verstanden" mitzuteilen.
Die k.u.k. Luftfahrtruppe - Die Entstehung, der Aufbau und die Organisation der österreichisch-ungarischen Heeresluftwaffe 1912-1918

Eigentlich hatten die Luftfahrtruppen mit dem Lohner Pfeilflieger und der Etrich Taube auch hervorragende eigene Aufklärungsflugzeuge, doch den Pfeilflieger modifizierte das Militär bis zur Fluguntüchtigkeit und einem Startverbot im Sommer 1914. Was wiederum zeigt, dass sich zum Können und Wollen manchmal eine unverständliche Misswirtschaft/Schlamperei in der Militärverwaltung und der Industrie gesellte.
Online Archiv Zeitschrift Flugsport Jahresausgabe 1914
Abschnitt: Betrachtungen über die Luftschiffahrt in Oesterreich-Ungarn
sowie: Die österreichische Armee ohne Flugzeuge
Wer gewisse Erscheinungen in unserem Kriegswesen seit einiger Zeit aufmerksam verfolgt hat, wird die Nachricht nicht als eine durchaus unerwartete betrachtet haben. Fast die gesamte Militärtechnik zeigt seit längerer Zeit in organisatorischer und rein technischer Beziehung ein so eigenartiges Experimentieren, Lavieren und Konfusionieren, daß auch der Mißerfolg auf dem Gebiete des Militärflugwesens nur in das System hineinpaßt.
 
In Österreich-Ungarn standen im Vergleich zu den anderen Großmächten die Ausrüstung und Aufrüstung der k.u.k. Streitkräfte noch zusätzliche Hindernisse im Weg. Der Dualismus.

Das ist ein wichtiger Einwand, den ich vertiefen möchte. Das vor allem, weil Diskussionen über die Leistungsfähigkeit und damit auch antizipierte militärische Überlegenheit von Armeen, sich häufig auf das Thema Quantität und Qualität von "Hardware" beschränken.

Läßt man mal die komplexen ökonomischen, politischen und sozialen Voraussetzung - als Grundlage für eine Kriegsführung - komplett außen vor, dann sind es vor allem die "soften" Faktoren, die die "Kampfkraft" (vgl. Creveld) einer Armee definieren.

Das umfaßt zum einen die strategischen Planungen, die operativen Doktrinen und die taktischen Umsetzungen. Aspekte, die beispielswiese im WW2 die Überlegenheit der Wehrmacht in Frankreich und im Anfang in der UdSSR begründeten.

Das letztere, die taktische Umsetzung, fußt dann auch maßgeblich auf dem System der "Auftragstaktik". Und setzt Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere voraus, die ein "Verständnis" der militärischen Situation haben und über den Willen zur Initiative verfügen.

Das ist ein entscheidender Faktor, der bis heute darüber entscheidet, wie erfolgreich eine Armee agiert. Und an diesem Punkt scheitert nicht selten eine Armee, wie es Kokosin (S. 205ff) bereits 1998 für die russische Armee als zentrales Problem beschreibt.

Ergo: Die Nutzung der "Hardware" ist nur so erfolgreich wie es die "Software" zuläßt. Einen höheren Grad an letaler Wirkung bedeutet nicht automatisch, dass der Einsatz dieser Waffen automatisch zu einem höheren "Erfolg" bei der Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln, sprich Krieg, führt.

Kokošin, Andrej A. (1998): Soviet strategic thought, 1917-91. Cambridge, Mass., London: The MIT Press
 
In dem Buch von Afflerbach ist eine Aufstellung, welches Land wieviel Geld pro Soldat investiert hat (Ausrüstung etc).
Ich meine, Deutschland stand dort mit dem Wert 3.000 und Österreich mit dem Wert 1.200. Ich habe mir leider nur die Zahlen und nicht die Währung etc gemerkt. Aber man kann hier schon den qualitativen Unterschied feststellen.
 
In dem Buch von Afflerbach ist eine Aufstellung, welches Land wieviel Geld pro Soldat investiert hat (Ausrüstung etc).
Ich meine, Deutschland stand dort mit dem Wert 3.000 und Österreich mit dem Wert 1.200. Ich habe mir leider nur die Zahlen und nicht die Währung etc gemerkt. Aber man kann hier schon den qualitativen Unterschied feststellen.

Könntest du Kapitel oder Seitenzahl benennen?
Ich konnte die Tabelle in meiner digitalen Ausgabe bilsang leider nicht finden.
 
So, jetzt bin ich fündig geworden. Ich hatte auch nach einer tabellarischen Aufstellung gesucht.:)
Gut, vielmehr erfahren wir dort auch nicht, außer das Frankreich 2.600 RM aufgewendet hatte.
 
In dem Buch von Afflerbach ist eine Aufstellung, welches Land wieviel Geld pro Soldat investiert hat (Ausrüstung etc).
Ich meine, Deutschland stand dort mit dem Wert 3.000 und Österreich mit dem Wert 1.200. Ich habe mir leider nur die Zahlen und nicht die Währung etc gemerkt. Aber man kann hier schon den qualitativen Unterschied feststellen.

DR: etwa 3.000
F: 2.600
ÖU: 1.400 RM, durchschnittliche Ausgaben je mobilgemachtem Soldat in den letzten zwölf Vorkriegsjahren.
 
So, jetzt bin ich fündig geworden. Ich hatte auch nach einer tabellarischen Aufstellung gesucht.:)
Gut, vielmehr erfahren wir dort auch nicht, außer das Frankreich 2.600 RM aufgewendet hatte.

Ich kann die Tabelle in der digitallen Ausgabe in dieser Form leider nicht finden.

Mich würde interessieren:

Ist das eine Aufstellung, die sich tatsächlich auf das Landheer beschränkt oder sind die Ausgaben für die jeweiligen Seestreitkräfte darin mit erfasst?
 
Ich kann die Tabelle in der digitallen Ausgabe in dieser Form leider nicht finden.
Ist keine Tabelle. Die Infos stehen im Fließtext.

Außerdem war die k.u.k. Armee sowohl zahlenmäßig als auch von der Ausrüstung her schwächer, als die der anderen Großmächte, die im Sommer 1914 in den Krieg zogen. Ein Gradmesser sind die Militärausgaben. Das Deutsche Reich hatte in den letzten zwölf Vorkriegsjahren etwa 3000 Mark pro mobilgemachten Soldaten ausgegeben, Frankreich 2600 Mark; Österreich-Ungarn hingegen nur 1400 Mark. [Endnote: Storz, Landstreitkräfte, S. 83]​
 
Herzlichen Dank,
es ist richtig, es ist leider keine Tabelle im Buch sondern nur die genannte Passage.
 
Ist keine Tabelle. Die Infos stehen im Fließtext.

Das erklärt, warum ich keine finde, danke.

Außerdem war die k.u.k. Armee sowohl zahlenmäßig als auch von der Ausrüstung her schwächer, als die der anderen Großmächte, die im Sommer 1914 in den Krieg zogen. Ein Gradmesser sind die Militärausgaben. Das Deutsche Reich hatte in den letzten zwölf Vorkriegsjahren etwa 3000 Mark pro mobilgemachten Soldaten ausgegeben, Frankreich 2600 Mark; Österreich-Ungarn hingegen nur 1400 Mark. [Endnote: Storz, Landstreitkräfte, S. 83]

Ich danke!


Ist allerdings schade, dass dabei keine näheren Angaben stehen, wie diese Zahl zustande kommt, in wie fern dass im Bereich Lebenserhaltungskosten/Sold für die Mannschaften einigermaßen bereinigt ist und ob hier auch die Kosten für Fortifikationen, Seestreitkräfte und militärische Bahnlinien, so wie Kolonial- und Auslandsmissionen, Transportkosten etc. eingerechnet sind oder nicht.
 
Das erklärt, warum ich keine finde, danke.



Ich danke!


Ist allerdings schade, dass dabei keine näheren Angaben stehen, wie diese Zahl zustande kommt, in wie fern dass im Bereich Lebenserhaltungskosten/Sold für die Mannschaften einigermaßen bereinigt ist und ob hier auch die Kosten für Fortifikationen, Seestreitkräfte und militärische Bahnlinien, so wie Kolonial- und Auslandsmissionen, Transportkosten etc. eingerechnet sind oder nicht.
Deshalb habe ich die Endnote (Storz, Landstreitkräfte) mit aufgeführt.
 
Ich kann die Tabelle in der digitallen Ausgabe in dieser Form leider nicht finden.

Mich würde interessieren:

Ist das eine Aufstellung, die sich tatsächlich auf das Landheer beschränkt oder sind die Ausgaben für die jeweiligen Seestreitkräfte darin mit erfasst?

:D Missverständnis. ich habe doch geschrieben, das ich auch eine tabellarische Aufstellung gesucht hatte.

Ja, lediglich Auskunft war Deutschland, Österreich-Ungarn und Frankreich ausgegeben hatten. Klar ist, das ÖU eben nicht gleichen Mittel zur Verfügung gehabt hatte und man muss natürlich auch die unterschiedliche Größe der Heere berücksichtigen.
 
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